Ich kann es mittlerweile ganz gut trennen: Er und ich, er und die andere. Dass er glaubt, sich verliebt zu haben, ist eine Sache. Was wir geteilt haben und was er mit ihr nun teilt, sind unterschiedliche Dinge, die man nicht miteinander vergleichen kann.
Das eigentlich Verletzende daran ist das Aussitzen der Probleme, das Schweigen und so tun, als wäre alles in Ordnung, bis dann die andere kam und er plötzlich den Mund aufmachen konnte (notgedrungen).
Mit letzterem bin ich nur sehr schlecht klargekommen und ich glaube, das ist auch der Punkt, der den meisten Betrogenen so zu schaffen macht: Man spürte vielleicht ab und an eine Unzufriedenheit, aber dadurch dass sich der Partner im Großen und Ganzen genauso verhielt wie immer (Liebesbekundungen, Pläne für die nahe Zukunft, der Wunsch Zeit miteinander zu verbringen, der gemeinsame Alltag, schöner S....), ahnte man nicht, was da wirklich in ihm vorgeht und hatte somit auch keinerlei Chance, etwas besser zu machen.
Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Wäre die andere nicht da, könnte man noch etwas versuchen, noch reden und vielleicht sogar füreinander kämpfen, aber für mich war klar, dass ich das nicht kann, weil sie schon da ist und er sie bereits in unser Leben gelassen hat.
Wir haben beide festgestellt, dass wir das eigentliche Problem sehr schnell hätten lösen können, wenn er nur einmal in einer ruhigen Minute gesagt hätte, was ihm auf dem Herzen liegt. Hat er aber nicht und dann war es zu spät, weil das Vertrauen schon gebrochen wurde und sie bereits eine Rolle spielte.
Überaus feige finde ich das Schweigen. Das Stillhalten und die mangelnde Bereitschaft, die Probleme anzupacken. Der fehlende Mut, seine Wünsche und Gefühle zu äußern oder wenigstens anzudeuten und stattdessen so zu tun, als wäre nichts, bis dann eine andere Frau kommt, mit der er sich mal trifft und irgendwann weiß, dass es was werden könnte. Erst dann, wenn die andere Sache schon halbwegs sicher ist, fängt er an zu reden und sich zu entscheiden (oder eben rumzueiern, weil er ja doch noch etwas für mich empfindet).
DAS ist für mich definitiv eine Charakterschwäche und hat mich bei der ganzen Sache am meisten verletzt, weil er mich einfach ins offene Messer laufen ließ.
Ich war ihm nicht wichtig genug, die Sache in Angriff zu nehmen oder wenigstens auf anständige Weise zu beenden. Er war sich selbst am nächsten. Sich bloß nicht dem Problem stellen und dann vielleicht leiden, sondern lieber erstmal ein neues Nest suchen, damit der Wechsel für ihn so warm wie möglich ist.
Mir ist es mittlerweile egal, was er mit ihr tut. Sollen sie meinetwegen glücklich werden bis ans Ende ihres Lebens. Doch die Art wie er mich stehengelassen hat - von jetzt auf gleich - und das harte Schweigen, der schnelle Wechsel und das Schauspiel mir gegenüber, das finde ich charakterlich extrem abstoßend und schlichtweg armselig. Genauso die mangelnde Bereitschaft, sich mit mir auseinanderzusetzen (auf vernünftige Art, da habe ich es ihm sehr leicht gemacht), nachdem schon alles auf den Tisch gekommen ist. Er war einfach plötzlich unerreichbar für mich und ich musste alles alleine auf die Reihe kriegen, obwohl ich ihn vorher nicht genervt habe.
Ich bin weiß Gott keine Heilige, bekomme auch nicht immer den Mund auf oder habe manchmal Angst vor unangenehmen Situationen, aber das, was er gemacht hat, habe ich nach all den Jahren nicht verdient. Verdient habe ich Ehrlichkeit und einen respektvollen Umgang und keinen Ar., womit er mich von heute auf morgen aus seinem Leben kickt und so tut, als hätte es mich nie gegeben.
Das hört sich wahrscheinlich überheblich an, doch das alles sorgt mittlerweile dafür, dass auch ich den Respekt ein wenig vor ihm verloren habe. Ich blicke ein Stück weit auf ihn herab. Nicht, weil er sich getrennt hat und auch nicht, weil ich glaube, ein besserer Mensch zu sein als er, aber wegen der Unart, sich feige davon zu machen, ohne die Konsequenzen tragen zu wollen. Weil er einfach den bequemsten Weg gewählt hat und sich sogar danach noch durch Ignoranz aus der Affäre zieht, nach dem Motto: Wenn ich nicht darüber rede, muss ich auch nicht mehr darüber nachdenken.
Das hört sich alles bestimmt noch sehr wütend an, was ich hier schreibe, aber die Wut ist nach langer Zeit endlich gegangen. Das habe ich durch und war mehr als bitter.
Doch so gut es mir mittlerweile auch schon wieder geht (oder zumindest wesentlich besser), die Enttäuschung bleibt. Die sitzt wirklich tief und macht es mir schwer zu verzeihen. Ich habe gelernt mich damit zu arrangieren und ich kann mich auch an die guten Seiten unserer Beziehung erinnern, doch das Ende wird immer einen faulen Nachgeschmack haben, der mich an seinem guten Charakter, den ich eigentlich sehr geschätzt habe, zweifeln lässt.
15.08.2012 17:55 •
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