Zitat von MissLilly: Tja so unterschiedlich kann man empfinden bzw. sich angesprochen fühlen ...
Ich finde die Tante einfach nur lächerlich ...
Also ich finde, die Ausführungen von Frau Mittermeier schon hilfreich. Besonders, als ich meine Affäre verarbeiten musste, und mich somit als Betrügerin mit meiner eigenen Schuld konfrontiert sah. Da hat sie mich mit ihren Vorträgen sehr entlastet. Aber heute bin ich ein paar Schritte weiter. Dabei hat mir auch das Buch geholfen Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest.
Die Mittermeier geht ja davon aus, dass Monogamie ein künstliches, von außen übergestülptes Konstrukt ist. So ganz falsch liegt sie damit ja nicht, denn die Ehe und der Begriff Liebe, wie wir ihn verwenden, ist ja ein Kulturgut, das sich erst in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. Die Liebesheirat ist ja noch gar nicht so lange üblich und in manchen Kulturen immernoch nicht selbstverständlich. Ehe hatte und hat viel Funktionen. Sie soll Familiendynastien vergrößern und absichern, Friedensverträge zwischen verfeindeten Ländern ermöglichen, und Wohlstand erhalten. Dazu wurden Ehen in früheren Zeiten gerne arrangiert und werden sie bis heute, z.B. in China.
Der Liebesbegriff ist da etwas sehr theoretisches. Was Verliebtheit ist, wissen wir alle. Das ist der Hormonrausch, der emotionale Overflow der ersten Jahre. Der ist evolutionsbedingt dazu da, Paare zusammen zu bringen, um Nachwuchs zu zeugen und zu gebären. Leider hält dieser Rausch aber nur ein paar Monate bis Jahre. Danch sollte sich dann die Liebe und Ehe anschließen. Sie wurde erfunden, um der Erziehung der Kinder einen geschützten Rahmen zu liefern. Mutti sollte dabei den Haushalt und Herd versorgen und Papi das Geld ranschaffen. Soweit so gut. Leider aber sind Frauen inzwischen auch materiell unabhängig und nicht mehr auf das Konstrukt der Ehe angewiesen, um ihre Kinder großzuziehen. Und Papis wollen und wollten wahrscheinlich schon immer sich hin und wieder dieser Verantwortung entziehen. Damit sie das aber nicht zu oft tun, kam die Moral ins Spiel. Betrügen tut man nicht! Steht ja schon im Alten Testament und ist Teil der 10 Gebote.
Je moderner und komplizierter unsere Welt wird, um so weniger greifen aber solche einfachen Antworten.
Was mir dann geholfen hat, ist der Blick auf mich selbst und die Desillusionierung des Liebesbegriffs. Was soll ein Partner für mich sein und warum? Und da kam dann das von mir genannte Buch ins Spiel. Mein Partner soll mich natürlich lieben aber nicht nur das. Er soll mich erhalten, meinen Lebensstil ermöglichen und mein bester Freund sein. Er soll mich absichern, verstehen und auch noch S. befriedigen. Das alles passt natürlich auf Dauer nur schwer zusammen. Und ich habe da leider eine Erwartungshaltung entwickelt, die kein Mann dieser Welt erfüllen kann. Deshalb tat mir der AM ja auch vorrübergehend so gut.
Was ich aber übersehen habe, ist die Möglichkeit, mir meine Bedürfinsse zu einem großen Teil selbst zu erfüllen. Mich also selbst zu lieben, mich zu entwickeln, mich zu achten und mir eine sichere Lebensgrundlage selbst zu schaffen. Sogar Sinnlichkeit kann ich inzwischen ganz für mich alleine ausleben. Meinen Mann nehme ich aber gerne mit hinzu. Er ist meine perfekte Ergänzung aber eben nur eine Ergänzung. Ich habe meine Erwartungen an ihn drastisch entschlackt und somit unsere Ehe und Beziehung weitgehend entlasten können. So entstand überhaupt erst wieder der Raum, damit unsere ziemlich vertrocknete Liebe wieder wachsen konnte.
Liebe ist für mich heute in erster Linie eine Entscheidung. Nämlich die, unsere Zeit gemeinsam und exklusiv zu verbringen. Aber auch Gefühle sind inzwischen wieder da. Natürlich nicht die rauschhaften, extatischen Gefühle der Affäre oder ersten Verliebtheit. Es sind eher ruhige, stille Glücksgefühle. Das Gefühl, zusammen zu gehören, verbunden zu sein. Die Gewissheit, einen Menschen für hoffentlich den Rest meines Lebens an meiner Seite zu haben, der mich ergänzt und hält. Der mir aber nicht gehört und dem ich nicht alles abverlangen darf und muss. Weil ich eben selbst auch für mich da sein kann und will. Weil ich eben meine Selbstliebe wieder gefunden habe, die für mich das wichtigste überhaupt ist.
So macht dann sogar Monogamie wieder Spaß. Und eine Affäre brauche ich sicher nie wieder. Die brachte nämlich nichts als Ärger, tiefen Kummer und Verletzung. Auf allen 3 Seiten des Dreiecks übrigens. Sowas braucht kein Mensch.