Hallo liebe Community,
ich bin neu hier und erhoffe mir einen Rat und/oder Einschätzung der Lage aus neutraler Sicht.
Ich versuche mich kurz zu halten, aber es wird vermutlich doch etwas länger werden.
Ende November 2024 hat sich mein Freund von mir getrennt, er ist 29, ich bin 28.
Wir waren fast 6 Jahre zusammen, er war meine erste Beziehung und meine große Liebe.
Zumindest dachte ich immer, er wäre der Richtige. Ich wollte mit ihm den Rest meines Lebens verbringen.
Wir waren von Anfang an sehr verschieden was Ansichten und Interessen angeht.
Trotzdem hatten wir immer eine sehr starke Anziehung und haben uns sehr geliebt.
2019 sind wir zusammengekommen und sind nach wenigen Monaten für mein Erasmussemester zusammengezogen. Das war damals in Griechenland, er kommt von dort und auch ich habe Wurzeln dort,
bin aber in Deutschland aufgewachsen. Daher sind wir auch vor dem kulturellen Hintergrund sehr verschieden.
2020 mussten wir uns räumlich trennen, da mein Auslandssemester endete und er durch Corona nicht sofort mit nach Deutschland kommen konnte. Nach dem Lockdown kam er im Sommer 2020 und wollte sich mit mir hier in DE ein Leben aufbauen. Mein Traum war eigentlich, auch schon vor unserer Beziehung, später mal in Griechenland zu leben. Allerdings habe ich seine Argumentation nachvollziehen können (es ist noch immer schwer dort, für junge Leute eine Arbeit zu finden) und hätte mich auch mit regelmäßigen Urlauben in GR begnügt.
Nun kam er zu einer Zeit her, in der es durch die Pandemie natürlich auch für ihn in einem fremden Land nicht einfach war. Allerdings hat er bis heute nicht richtig Deutsch gelernt, bis auf die einfachsten Sätze.
Dies führte dazu, dass er bis jetzt keine so tollen Jobs abbekam und ich mich außerdem für ihn verantwortlich fühlte und alles für ihn übernahm. Ich begleitete ihn zu Arztterminen, zu Behördenterminen, kümmerte mich um Briefe etc. Ich habe es immer gern gemacht, aber mit der Hoffnung, dass er mit der Zeit selbstständiger wird.
Er wollte relativ schnell in eine Wohnung ziehen, was sich schwierig gestaltete, da wir beide wenig verdienen bzw. er zeitweise ganz arbeitslos war. Zu Beginn kamen wir in einer gesonderten Wohnung in meinem Elternhaus unter, aber er fühlte sich sehr unwohl.
Ungefähr ein Dreivierteljahr lebte er in einer WG, danach konnten wir ein Jahr zur Untermiete die Wohnung einer Freundin beziehen.
Danach waren wir zwangsweise wieder ein Jahr im Elternhaus und es wurde immer schlimmer.
Schließlich fand ich zu 10/2023 eine Wohnung in der Nähe. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings so ausgelaugt von der Situation vorher (Freund hatte den Großteil des Jahres 2023 keine Arbeit, ich arbeitete, hatte Uni und er half mir Null im Haushalt), dass ich für 1-2 Monate allein sein wollte.
Habe dann aber für ihn die neue Wohnung gestrichen (er mittlerweile Vollzeitjob seit 09/2023, ich Teilzeit und Uni), mich um Internet, Strom etc. gekümmert und Möbel gesucht. Im Februar 2024 zog er dann ein und wollte, dass ich sofort mitkomme.
Er wollte nach all den Jahren endlich mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung leben. Alles davor zählte nicht, weil es nicht unsere Wohnung war. Ich wollte es schon gerne, aber brauchte auch die Zeit für mich, die ich mir zuvor nicht nehmen konnte.
Ich muss dazu sagen, dass ich ein sehr zögerlicher Mensch bin, der zu viel zerdenkt und oft den Schritt nicht wagt aus Angst vor Veränderung. Ich habe auch schon in der Wohnung zur Untermiete nicht dauerhaft gewohnt, weil wir eine Katze haben, die in meinem Elternhaus lebt und wir sie nie mitnehmen konnten, weil sie so ans Rausgehen gewöhnt ist. Außerdem ist meine Mutter chronisch krank und alleine und ich wollte auch nebenbei für sie da sein.
Im Januar 2024 hat mein Freund mir eröffnet, dass er in 1-2 Jahren spätestens zurück nach Griechenland muss und dass ich frei entscheiden könnte, was ich machen wollte, aber er könnte nicht mehr auf mich warten. Ich wollte mich beruflich noch umorientieren und schon länger den Studiengang wechseln, habe es aber bisher nicht getan. Seitdem stand ich total unter Druck, denn ich wollte ihn auf keinen Fall verlieren, hätte damit aber dann mein Traumstudium an den Nagel hängen müssen.
Auch er hat noch keinen Abschluss und sagte mir dann, dass ihm das jetzt auch nicht mehr wichtig sei und er nun gerne eine Familie gründen und Kinder kriegen wolle.
Für Griechenland sagte er mir nur, er hätte beruflich viele verschiedene Möglichkeiten.
Wenn ich nachhakte, wollte er mir nichts genaueres sagen. Es spitzte sich dann immer mehr zu, er wollte nur noch über die Zukunft reden, ich machte dicht und traf keine Entscheidung.
Er sagte, ich würde ihn nicht priorisieren. Wir hatten immer weniger Zeit zusammen, arbeiteten beide viel, hatten teilweise konträre Schichten. Ich schlief noch, wenn er die Wohnung verließ und wenn ich von der Arbeit kam, schlief er dann schon. Mittlerweile verbrachte ich 95% meiner Zeit in der gemeinsamen Wohnung, aber hatte noch nicht alle meine Sachen dort.
Er wollte auch, dass unsere Katze mit umzieht, doch hätte sie dann keine Möglichkeit mehr zum Freigang.
Schließlich fragte er mich Anfang November in einem Streit, ob ich mit ihm käme nach Griechenland.
Ich sagte, ich wüsste es nicht. Er war so verletzt, sagte, ich würde mich nicht zu ihm bekennen. Ich müsste ihm einfach vertrauen, dass wir dort schon ein gutes Leben haben würden.
Daraufhin folgten 3 Wochen Pause, in denen wir trotzdem noch redeten.
Mal sagte er mir, er würde schon eher zur Trennung tendieren. Dann wiederum wollte er umziehen in eine neue Wohnung, die in direkter Nähe zu seiner jetzigen Arbeit ist und wollte, dass ich mitkomme.
Bei der Trennung sagte er dazu dann, dass es nur ein Test war, ob ich einem Umzug gleich positiv gegenüberstehen würde. Da ich erst nach ein paar Tagen Bedenkzeit zugestimmt hatte, wäre es dann zu spät gewesen.
Ich hab danach den Fehler gemacht und bin ihm nachgelaufen, hab gebettelt. Um ein klärendes Gespräch gebeten. Er meinte nur, ich soll abschließen. Es wäre endgültig.
Er bat mich um einen Monat Ruhe und ich respektierte das. Wir sprachen den Dezember gar nicht.
Ich brachte ihm allerdings am 31.12. ein Geschenk, das ich für ihn schon vor der Trennung besorgt hatte und nicht sicher war, ob ich es ihm geben sollte. Habe mich dann doch dafür entschieden.
Er war zuhause und wir sprachen kurz. Hatte insgeheim gehofft, dass er nach dem Monat doch wieder anders denkt, doch er erzählte mir, dass er viel nachgedacht hatte und es ihm immer klarer geworden wäre, dass es die richtige Entscheidung war.
Dann erzählte er mir aus seinem Leben und wie gut es ihm jetzt ging. Dass er Spaß hatte.
Es hat mich so verletzt. Habe ihm an dem Abend leider wieder lange WhatsApp-Nachrichten geschickt.
Und es nicht mehr ausgehalten, sodass ich am nächsten Tag nochmal zu ihm bin und ihn dann mehr oder weniger zum Reden gezwungen habe. Ich weiß, wie sch. das war.
Er hat mir daher wohl dann auch sehr verletzende Antworten auf meine Fragen gegeben und das Gespräch auch schnell abgebrochen und mich rausgeworfen.
Ich bin so unendlich verzweifelt. Ich habe einfach mit meinem Verhalten die wichtigste Person in meinem Leben verloren. Mittlerweile habe ich fast alle Hoffnung verloren, aber kann immer noch nicht loslassen.
Ich würde gerne mal eure Meinung hören.
Gibt es noch irgendwie eine Chance, dass wir wieder zueinander finden können?
Hat jemand vielleicht auch ähnliche Erfahrungen gemacht?
Vielen Dank fürs Lesen des doch sehr langen Textes.
Grüße, M.
09.01.2025 15:41 •
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