Zitat von Waris07: wir werden es sicherlich spätestens am Montag in einem ganz Carlos- like ausführlichen und wortgewaltigen Bericht erfahren.
Oje, da hat die Wüstenblume die Latte für den armen Carlos aber verdammt hoch gelegt... ich geb mir Mühe, aber wehe ihr beschwert hinterher es wäre zu blumig geschrieben!
Ich sagte ja bereits... es war ein rundum netter Abend für uns alle 4 (!). Ich war zwar im Grunde überzeugt davon, aber mir ist das Herz trotzdem bis zum Hals geschlagen, als ich mich zum Lokal aufgemacht habe. Ehrlichweise hatte ich seit Jahren nicht mehr solches Lampenfieber. Ich muss wohl an meinem Coolness-Faktor arbeiten.
Wir kamen alle 4 getrennt vom Job bzw der Schreiner von zuhause. Ich bin absichtlich ein paar Minuten später gekommen, weil ich nicht wie bestellt und nicht abgeholt dort warten wollte. Miss K kam wie immer zu spät. Als ich ankam, saßen Frau und Schreiner schon einträchtig nebeneinander und nach dem obligatorischen Begrüßungs-Bussi mit ihr und Handschlag mit angedeuteter Umarmung mit ihm habe ich mich (ganz bescheiden) ihm gegenüber und nicht zu meiner Frau gesetzt. Der Anfang der Unterhaltung war etwas stockend... er ziemlich bemüht die Speisekarte auswendig zu lernen, meine Frau bemüht ein Gespräch in Gang zu bekommen und ich bemüht mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Bis Miss K kam und alles aufgemischt hat. Dass sie meine Bitte nach dezenter Kleidung erhört hatte, war schon ein Wunder. Sofern man Hosenanzüge in XL bei realer Konfektionsgröße S noch als dezent durchgehen lassen kann. Sie hat sich ohne weiteren Gruß auf ihren Platz fallen lassen, rings um sich diverse Wollgegenstände verteilt, ist dann aufgesprungen meine Frau zu umarmen, mir einen Knuff in die Rippen zu geben und hat dann dem Schreiner ihre Hand wie zum Handkuss hingehalten. Danach hat sie den Smalltalk gekapert. Also eigentlich waren meine Frau und ich abgemeldet, da sie konstant quer über den Tisch dem Schreine ungefragtes gesagt und ungesagtes gefragt hat bis ihr Mitteilungs- und Wissensdurst gestillt war. Danach war auch nix mehr an Nervosität am Tisch zu spüren. Ach, was soll ich sagen... ich finde sie einfach wunderbar. Sie ist eigentlich so unangepasst aber sie hat trotzdem Gespür für Situationen und genau germerkt, dass sie als Eisbrecher gebraucht wurde. Und vor allem, sie schert sich einen Dreck, was andere von ihr denken und ist sich nicht zu schade auch mal blöd angeschaut zu werden.
Wir haben uns dann im weiteren Verlauf über Gott und die Welt unterhalten. Ich musste allerdings darum kämpfen Miss Kontaktsperre Belagerung des Schreiners zu durchbrechen. Die beiden haben sich sehr angeregt über ihre Kunstprojekte unterhalten, Miss K macht ja so etwas gewöhnungsbedürftige Pop-Art Videos/Clips, die offensichtlich in Korea populär sind (also nicht ihre, sondern generell). Und der Schreiner, muss ich zugeben, war echt in seinem Element, wenn er von seinen Projekten erzählt hat. Er ist ja sonst sehr ruhig, aber da ging er wirklich aus sich raus. Also die beiden hätten sehr gut eine tollen Abend ohne mich und meine Frau verbringen können. Irgendwann konnte ich ihren Redefluss dann auf meine Frau umlenken und habe mich mit ihm unterhalten können. Wir sind schon in vielen Dingen auf einer Wellenlänge, ich finde aber dass er Dinge immer irgendwie mit angezogener Handbremse und etwas halblebig macht. Mir steht nicht zu, darüber zu urteilen, aber es fällt mir einfach auf. Diesbezüglich sind wir dann schon grundsätzlich anders. Wir haben beide die Beziehung zu meiner Frau sorgfältig ausgeklammert, bis Miss K mal wieder mit einem Cringe-Moment zugeschlagen hat.
Sie hat urplötzlich (und wirklich gefühlt ohne jeden Anlass) so laut in die Runde gefragt, dass man es fast am Nachbartisch hätte hören können, ob wir drei eigentlich nicht zusammen wohnen wollten. Wir Männer würden beide meine Frau doch lieben und könnten uns ja anscheinend gut leiden. Sie würde nicht verstehen, warum wir dann nicht auch zusammenleben oder zumindest gemeinsam Dinge unternehmen. Meiner Frau ist kurzzeitig das Gesicht etwas entglitten und es gab betretenes Schweigen. Und guess what, wer völlig unerwartet als erster was gesagt hat? Der Schreiner. Auf seine bedächtige Art meinte er, dass er im Augenblick so ganz glücklich ist. Er braucht seinen eigenen Rückzugsort und sein kleines Atelier. Meine Frau meinte recht brüsk, dass das auf absehbare Zeit kein Thema wäre und ich habe erklärt, dass wir es langsam zu dritt angehen lassen und mal schauen, was die Zukunft diesbezüglich so bringt. Der letzte Teil hat meiner Frau nicht so wirklich gepasst, aber der Schreiner hat mir direkt zugestimmt. Ich habe Miss K angemerkt, dass sie noch 1000 Fragen dazu hatte, aber nach einer Weile hat meine Frau dann Miss K abgewürgt, bevor es zu intim wurde. Miss K wollte nämlich noch wissen, ob wir Männer nicht gegenseitig auf uns eifersüchtig wären und ob sich der Schreiner nicht ausgeschlossen fühlen würde. Die zweite Frage blieb unbeantwortet im Raum stehen, auf die erste habe ich erklärt, wie das bei mir mit der Eifersucht und den Symbolen/Ritualen aussieht. Nachdem Miss K ihn nicht von der Angel gelassen hat, hat der Schreiner sich dazu durchgerungen, dass er nicht eifersüchtig, aber etwas neidisch auf die viele Zeit wäre, die wir miteinander verbringen würden. Aber er hätte ja gekauft, wie beschrieben und sich damit arrangiert. Er wolle da auch keinesfalls einen Keil zwischen uns treiben.
Im Großen und Ganzen war es das, was wir über die 3er-Beziehung gesprochen haben. Für mich hat das gepasst und ich war froh, dass Miss K nicht noch tiefer gebohrt hat. Der Rest verlief echt nett, wobei die Kunst im Mittelpunkt stand und wir dann auch ziemlich lang über den Punkt der möglichen Monetarisierung gesprochen hatten (den, oh Wunder, ich aufgebracht hatte). Miss K geht Monetarisierung am Allerwertesten vorbei aber dem Schreiner war der Punkt schon wichtig. Sein Wunschtraum wäre selbstständiger Künstler und Kunstschreiner zu sein, statt in einem Betrieb als Schreiner in Voll- oder Teilzeit zu arbeiten. Aber ich habe ja schon erzählt, dass seine erste Unternehmung komplett in die Hose ging und eine erneute Selbständigkeit sowohl an den Banken als auch an seiner fehlende Begabung oder Begeisterung für Betriebswirtschaft und Steueraspekte scheitert. Ich verwette meinen Kopf darauf, dass mich Miss K spätestens bis Ende der Woche fragen wird, warum wir da nicht einspringen und ihm das ermöglichen. Ihr Seitenblick war am Freitag eindeutig.
Wir haben übrigens am Ende ausgemacht, dass wir uns häufiger mal zu dritt, viert oder fünft treffen wollen und der Schreiner hat gefragt, ob wir nicht an einer Silverster-Party teilnehmen wollen, auf die er plant zu gehen. Das mit den Treffen machen wir auf jeden Fall regelmäßiger.
Der einzige Portwein-Moment kam bei der Verabschiedung. Die beiden gingen als erste und zusammen. Was mir dabei einen kleinen Stich versetzt hat: Ich habe ihnen natürlich hinterhergeschaut und gesehen wie meine Frau sofort hinter der Tür seine Hand gegriffen hat. Wahrscheinlich dachte sie, dass es nicht mehr zu sehen gewesen wäre. War es aber. Miss K hat es auch gesehen und wie sparsam ich geschaut habe. All ihre Unangepasstheit und Provokation zu Trotz, sie hat schon Einfühlungsvermögen. Sie hat mich angeschaut und gesagt, dass wir noch ins Hotel gehen. Sie hätte das gerade so entschieden. Dann genossen wir ganz normales Vanilla das erste mal seit unserem ersten Date überhaupt. Es war richtig schön und irgendwie perfekt passend, um den Portwein-Moment ganz weit weg zu rücken.
Meine Frau hat dann Samstag mein Gefühl bestätigt. Sie und der Schreiner fanden den Abend richtig gut. Er fährt voll auf Miss K und ihre Art ab und auch meine Frau war kein bisschen sauer trotz Miss Kontaktsperre impertinenter Fragerei. Und er finde mich total sympathisch (sic) .Beide sind der Meinung, dass wir uns ab jetzt häufiger treffen sollten. Meine Frau war richtig gut drauf am Samstag... und ihr wisst ja: Happy wife, happy life!