Beste Beziehungsform finden offen / geschlossen?

Zitat von carlos7:

Sie kennt meine gefühlstechnische Lage und soll die Entscheidung treffen, die sich für sie am stimmigsten anfühlt.

Na das ist doch mal 'ne Idee!

Tritt sie mal zurück, wenn es Carlos dabei nicht gut geht? Das wäre doch mal spannend.

Zitat von So-What:

Aber ist es nicht verwunderlich, wenn beiden nicht (mehr) gleichermaßen bewusst ist, was sie hauptsächlich verbindet?

Hm... in der Theorie würde ich dir ja zustimmen... aber... ich glaube in der Praxis sieht es einfach oft anders aus.
Mein Mann und ich haben wirklich eine sehr enge emotionale Verbindung, aber ich würde dennoch nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass ihm immer und in jeder Situation exakt und zu 100% bewusst ist, was mir gerade ideell unglaublich wichtig ist. (Und andersherum ebenso...)
Grundsätzliche Dinge, Werte, allgemeine Grenzen oder ganz besondere Vorlieben - das natürlich schon.
Aber ich glaube, wenn man ihn nun fragen würde, was mir an unserer Beziehung heilig ist, was uns so ganz besonders verbindet, da würde er erstmal ein bisschen blöd aus der Wäsche gucken.
Wir sind alle nur Menschen... und nicht jedem ist in jedem Moment alles exakt klar.

Wie gesagt, dass sie nicht weiß, dass es überhaupt eine Bedeutung hat, würde ich ihr auch nicht abkaufen.
Dass ihr aber - in Anbetracht der gemeinsamen Familie, Haus, Existenz - vielleicht die Gravitas nicht bewusst war... das würde ich ihr durchaus abnehmen.
Denn wer weiß, vielleicht fühlt sie selbst sich ihm durch die Familie/Kinder mehr verbunden als durch die akademische Laufbahn..?
Wer sagt, dass sie das exakt genauso sehen muss wie er.. ?

Zitat von FrauDrachin:

Nachtrag 3: ist wieder ein bisschen die Buhmann Geschichte: letztlich bist du dafür zuständig, für deine Grenzen einzustehen. Es ist nicht ihr Job.

Denke das ist das Entscheidende:
Empathie, und dass der Andere von sich aus erkennt wieviel Rücksicht er walten lassen muss... das wäre ideal.
Kann aber nicht jeder, was auch okay ist.

Deswegen muss man selbst für seine Grenzen einstehen - der Andere braucht dann nichts weiter zu tun als zu zeigen, dass er diese eben respektiert.
Man entlässt den anderen dadurch aus der (unfairen) Verantwortung für das eigene Wohl, und überlässt ihm lediglich die Verantwortung für das eigene Handeln (= respektiere ich die Grenze meines Gegenübers oder nicht...?)

Wäre der fairste und reifeste Umgang mit der Thematik.

Zitat von FrauDrachin:

Ich würde sagen, so gut wie niemand kann das in JEDER Situation.

Moment, da ging es um Empathie und Rücksichtnahme... und doch, es gibt Menschen, die manche Hämmer niemals bringen, weil sie empathisch und sensibel sind und es ihnen selbst auch wehtun würde, wenn sie dem anderen weh tun würden.
Andere sind dafür mit der Axt unterwegs.
(Allgemein gesprochen, nicht speziell und ausschließlich auf Carlos Fall bezogen!)

Gedanken lesen kann jedoch keiner, und deswegen bin ich auch absolut nicht davon überzeugt, dass Carlos Frau vollständig bewusst war, wie heilig Carlos die Uni-Thematik ist. Schließlich haben sie gemeinsame Kinder und noch andere Dinge, die sie verbinden.
Wichtig - ja. So extrem wie es für Carlos ist... würde ich jetzt auch nicht unbedingt erwarten, es sei denn sie sprächen nonstop darüber und er würde ihr das immer wieder genau so sagen.

Jetzt, nach dem Coaching Gespräch, weiß sie es auf jeden Fall!
Und nun ist die Frage: wie wird sie damit umgehen?

Ich denke, dass man gerade in einer langjährigen Beziehung nicht zuviel vom anderen erwarten darf. (Wie exakt er die Gefühlswelt des anderen in und auswendig kennen muss etc.)
Rücksichtnahme ja - das schon.
Der wäre genüge getan, wenn sie auf Carlos Wunsch oder Veto hin den Schreiner wieder ausladen würde.

Zitat von thegirlnextdoor:

Deswegen muss man selbst für seine Grenzen einstehen - der Andere braucht dann nichts weiter zu tun als zu zeigen, dass er diese eben respektiert.

Eben.
Carlos hat doch ziemlich klar gesagt, dass es ihm damit nicht gut geht. Sogar nochmal mit Unterstützung eines Coaches. Wieviel benötigt es denn noch, dass seine Frau mal seine Grenze respektiert und mal von sich aus die Idee cancelt? Darf man das nicht erwarten? Das muss ja auch in Zukunft nicht so bleiben, aber jetzt war es einfach mal zu schnell für Carlos. Würde das nicht auch mal verantwortungsbewussten Umgang seiner Frau mit der Beziehung zeigen, als permanent mit dem Kopf durch die Wand?

Zitat von Lotte08:

Wieviel benötigt es denn noch, dass seine Frau mal seine Grenze respektiert und mal von sich aus die Idee cancelt?

Von ihr aus wäre es jetzt längst nicht mehr, nachdem es ja mehrfach vehement betont werden musste.

Zitat von Lotte08:

Darf man das nicht erwarten?

Ich fürchte, erwarten darf man letzten Endes nichts. Außer von sich sich selbst, dass man seine Grenzen und Bedürfnisse klar kommuniziert und vom anderen, dass es das respektiert.
Man kann natürlich immer mehr erwarten. Auch dass der andere anfängt, Gedanken zu lesen. Nur, man könnte dabei enttäuscht werden. Damit sollte man dann besser rechnen.

Hier wäre es gut gewesen wenn Carlos nach dem Gespräch mit der Coachin auf seiner Grenze und seinem Safe Space bestanden hätte und beobachtet hätte ob seine Frau das respektiert.

Wenn er ihr die Entscheidung nun explizit überlassen hat, darf man sich nicht beschweren, wenn sie anders entscheidet.
Ich finde das noch nicht einmal verwerflich - nicht, nach dem Gespräch mit der Coachin und nach Allem, was wir hier geschrieben haben.

Carlos weiß nun bescheid und es wäre ab ihm gewesen, diese Grenze zu setzen/bei dieser Grenze zu bleiben.
Wenn er das nicht tun möchte, kann Frau C. natürlich frei entscheiden ob sie den Schreiner nun mitnehmen will oder nicht.

Es wäre tatsächlich, wie Frau Drachin sagte, sehr interessant gewesen ob sie die Grenze wirklich respektiert hätte, wenn Carlos darauf bestanden hätte.
Das werden wir aber hier nicht mehr erfahren.

Wird sich frühestens beim nächsten Anlass herausstellen.

Zitat von Gast2000:

Ich gehe sogar einen Schritt weiter. Wenn sie trotzdem allem das nicht cancelt, würde das hier wohl niemand
verstehen.

Doch, ich würde das verstehen, auch wenn ich selbst niemals so handeln würde wie sie.

Sie spürt Carlos Schmerz nicht körperlich, hat hier also keinen Grund, sich zu bremsen - und die einzige Grenze, die sie verstehen würde, die Grenze von außen, durch Veto, wird nicht gesetzt.
(Wahrscheinlich trotz Allem irgendwo im Unterbewusstsein aus Angst vor Repressalien/Unmut/Entzug von Liebe in letzter Instanz.)

Insofern tut sie, was Carlos ihr ermöglicht und wobei er nun explizit zugestimmt hat. Indem er sein Veto zurückgenommen hat.

Carlos ist derjenige, der hier quasi einen Fehler macht, nicht seine Frau. Es sei denn das Thema stört ihn nun tatsächlich nicht mehr.
Aber wenn ein erwachsener Mensch sagt es ist mir nun so oder so recht, entscheide du selbst solltest man in der Regel davon ausgehen können, dass es ernst gemeint ist.
Sonst hätte man es anders formulieren müssen.

Zitat von FrauDrachin:

Wo liest du das?

Ich dachte er hätte geschrieben, er wollte ihr die Entscheidung überlassen..?

Also wenn Sie entscheiden darf, dann wird Schreiner nicht mitkommen... da bin ich mir ziemlich sicher... ich vermute Carlos weiß das... nur glaube ich nicht, dass Sie diese Entscheidung aus Rücksicht trifft, sondern weil Sie weiß das C. das erwartet....