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Bereut der Verlassende irgendwann?

S
Zitat von sadMonkey:
Aber die Frage ist: sieht er mit etwas Abstand vielleicht ein, dass er unnötig verletzend war, ohne Anlass von Seiten des Verlassenen?

Da müsste der Verlassende sich selbst reflektieren. Wann reflektiert man sich selbst ? Häufig nur in Situationen, die mit viel Leid verbunden sind. Etwa bei Krankheit, selbst verlassen werden oder Ähnlichem.

06.12.2022 10:10 • x 2 #61


Unhinged
Zitat von sadMonkey:
Aber die Frage ist: sieht er mit etwas Abstand vielleicht ein, dass er unnötig verletzend war, ohne Anlass von Seiten des Verlassenen?

Ja, das ist mir passiert. Ich wurde verlassen, was ich auch so akzeptiert habe. Kein Hinterherlaufen oder sonstiges. Ich bin da klar. Lediglich die Art und Weise war unterirdisch. Und genau das wurde mir vom Verlasser auch Monate später mitgeteilt, dass er grundsätzlich aus einer Überforderung heraus die Situation nicht besser im Griff hatte. Es war wirklich sehr empathielos und er schämte sich furchtbar für sein Verhalten. Ich habe diese Reue angenommen.

06.12.2022 10:31 • x 3 #62


A


Bereut der Verlassende irgendwann?

x 3


Surico
@Unhinged

Genauso wünsche ich mir das. Ich kann es schon verstehen, dass man in einem so emotionalen Moment eskaliert und Dinge sagt und tut, die einem später leid tun. Und ich finde, das sollte man aber auch nochmal ansprechen und sich dafür entschuldigen. Mein Verlasser möchte weiterhin gerne Freundschaft mit mir. Denkt er denn, ich verzeihe einem Freund so mit mir zu sprechen? Ohne Entschuldigung und klärendes Gespräch?

Leider habe ich bei meinem Noch-Mann das Gefühl, dass er gar nicht kapiert, wie verletzend sein Verhalten und seine Worte waren. Auch der aggressive Ton hat es nicht besser gemacht. Eigentlich merkt man das genau, wann man sich falsch verhält, aber genau das scheint er überhaupt nicht zu spüren.

06.12.2022 14:24 • x 3 #63


Unhinged
@Surico

Ich hatte aber damals ernsthaft nicht mit gerechnet. Manche sind einfach nur froh, dieses Unangenehme hinter sich gebracht zu haben.

Dir wünsche ich, dass da noch Einsicht kommt. Denn es hilft ja wirklich einem selbst. Aber auch wenn nicht, muss man ja auf so etwas wie Lass uns Freunde bleiben nicht eingehen, wenn man den Sinn darin nicht sieht. Mir reicht es, wenn ich diejenige Person nur noch als Erfahrung wahrnehme und nicht mehr als Leidensgrund.

06.12.2022 15:03 • x 1 #64


S
Zitat von Surico:
Mein Verlasser möchte weiterhin gerne Freundschaft mit mir. Denkt er denn, ich verzeihe einem Freund so mit mir zu sprechen?

Ich finde Deinen Hinweis hochinteressant. Denn eins ist tatsächlich klar: Mit einem Freund würde man vmtl. nie so umgehen, wie viele Verlassende mit ihrem langjährigen Partner. Ich verstehe mittlerweile Menschen, die mit einem Freund nix anfangen wollen, weil sie Angst haben, dass eine Beziehung die Freundschaft zerstören könnte. Vielfach tut es das ja tatsächlich.

06.12.2022 15:20 • x 1 #65


S
Zitat von Unhinged:
Ich hatte aber damals ernsthaft nicht mit gerechnet. Manche sind einfach nur froh, dieses Unangenehme hinter sich gebracht zu haben.

Danke, ich persönlich rechne auch nicht mehr damit - selbst wenn ein Kontakt mit etwas Abstand sogar angekündigt wurde.

Für mich ist es auch nur insofern relevant, als dass sich meine Verlassende das tolle Bild, dass sie fast 2 Jahre gezeigt hat und mit der Art und Weise der Trennung etwas zerstört hat noch etwas gerade rücken kann.

Für mich hat das weniger mit Abschluss zu tun. Mir bleibt jede Beziehung als tolle Erfahrung und Zeit für immer in Erinnerung.

Ich finde es auch für die Verlassende schade, wenn die Erinnerung für immer an eine tolle Zeit bleibt, die mit einem sehr bitteren Beigeschmack geendet ist.

06.12.2022 15:34 • x 1 #66


B
Zitat von Surico:
Mein Verlasser möchte weiterhin gerne Freundschaft mit mir. Denkt er denn, ich verzeihe einem Freund so mit mir zu sprechen? Ohne Entschuldigung und klärendes Gespräch?

Ach Gott, diese gnädigen Angebote des Verlassers! Lass uns Freunde bleiben.
Wer verlassen wird, wird mit einer neuen Situation konfrontiert und hat wenig bis keine Einflussmöglichkeiten. Er muss die Entscheidung des Partners einfach akzeptieren. Kommen dann noch ungute und unfaire Verhaltensweisen oben drauf, ist es noch härter.
Und dann kommt das Freundschaftsangebot, sozusagen, das Zuckerkrümelchen, das dem Verlassenen suggerieren soll, dass der Verlasser ja doch noch gerne eine Art von Kontakt haben würde.
Was völlig kontraproduktiv ist, denn keiner kann von einer Liebesbeziehung auf eine freundschaftliche Ebene umsteigen. Das würde ja bedeuten, dass man von jetzt auf gleich eine freundschaftliche Distanz zum Verlasser aufbauen kann, dem man natürlich alles Glück der Welt für seine neue Beziehung wünscht.

Völliger Nonsens und obendrein ist es ein Angebot, das der Verlassene nicht annehmen kann eben wegen der fehlenden Distanz und das oft genug nur so dahingesagt ist.
Denn hat der Verlasser schon Jemand Neues, interessiert er sich für den Verlassenen herzlich wenig. Er will das bloß hinter sich bringen und dann - schwupps - auf zu neuen, grünen Ufern.

Auf so einen Quatsch braucht man nicht einzugehen, denn es ist ohnehin meist nur so dahingesagt, damit auch der Verlasser vor sich selbst nicht so schlecht dasteht. Ich habe dem Verlassenen immerhin eine Freundschaft angeboten, aber der wollte ja nicht ...
Ja, warum wohl. Und damit ist der Verlasser auch wieder fein raus und kann sich bequem in die eigene Tasche lügen.

Trennungen sind immer schwierige Situationen - für beide Seiten. Aber man könnte sie mit ein wenig Anstand und Respekt vor dem Gegenüber aussprechen. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, aber hinterlässt keinen völligen Scherbenhaufen.

Auch wenn der Verlassene momentan glaubt, dass er jetzt grob abserviert wurde, was ja stimmen mag, so begreift so mancher im Lauf der Zeit, dass der Verlasser ihm sogar einen Dienst erwiesen hat. Denn nicht selten bricht der Verlassene irgendwann zu ganz neuen Ufern auf und stellt sein Leben neu auf, was ja auch zu mehr Eigenständigkeit und Selbsterkenntnis führen kann, während der Verlasser nur von einem Nest ins andere hüpft und dann eine Neuauflage einer ganz ähnlichen Beziehug, die er schon hatte, durchlebt. Weiterentwicklung sieht anders aus, aber dafür braucht es manchmal auch einen heilsamen Schock wie eine Trennung.

06.12.2022 15:42 • x 7 #67


Klio
Zitat von Begonie:
Weiterentwicklung sieht anders aus, aber dafür braucht es manchmal auch einen heilsamen Schock wie eine Trennung.

Danke dir für diese wichtigen Worte

06.12.2022 16:11 • x 2 #68


S
Zitat von Begonie:
Trennungen sind immer schwierige Situationen - für beide Seiten. Aber man könnte sie mit ein wenig Anstand und Respekt vor dem Gegenüber aussprechen. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, aber hinterlässt keinen völligen Scherbenhaufen.

Damit ist eigentlich alles gesagt - Danke!

06.12.2022 16:13 • x 1 #69


C
@Surico Wow. Also zum Einen ist das exakt meine Meinung, aber eben auch meine Situation. Warum wird der Mensch, den man ja „ach so sehr liebt“ in den Entscheidungsprozess nicht mit einbezogen und warum folgt der Trauer und Verzweiflung des Verlassenen immer nur herablassendes und fehlende Wertschätzung?
Ich liebe Deinen Kommentar weil er genau beschreibt, wie es mir ergeht und ich mit meiner Erwartung an Fairness gar nicht so alleine bin.

06.12.2022 21:50 • x 1 #70


B
Zitat von CoolZombie:
Warum wird der Mensch, den man ja „ach so sehr liebt“ in den Entscheidungsprozess nicht mit einbezogen


Wie sollte das denn aussehen? Soll der Verlasser seinem Nochpartner sagen, Du ich überlege in letzter Zeit öfters, ob wir uns nicht besser trennen sollten. Was meinst Du denn dazu?

Das ist doch unrealistisch. Der Verlasser hat seine Entscheidung ja längst getroffen, er muss sie nur noch kommunizieren. Er hat also sozusagen eine Art Vorsprung, egal aus welchen Gründen er geht.
Ich habe noch nie von Trennungen gehört, die einvernehmlich verliefen. Das gibt es nur in seltenen Ausnahmefällen.

Und manchmal ist es nicht mal die große Trauer über den Verlust des einst geliebten Menschen und der ach so tollen Beziehung, die ja immer so harmonisch verlief, die so schmerzt, sondern eher das Gefühl der Machtlosigkeit, das über das künftige Leben von einer anderen Person entschieden wird. Es kratzt am Ego, es zerstört Selbstwertgefühl und der Verlassene fühlt sich minderwertig. Er war nicht gut genug.
Bei näherem Hinsehen gab es wohl oft schon Anzeichen, die auf eine baldige Trennung hingedeutet haben, denn der Verlasser trifft so eine Entscheidung ja nicht innerhalb kurzer Zeit, sondern überlegt und hadert schon längere Zeit. Es gärt schon länger in ihm und irgendwann muss er es dann mitteilen.

Für den Verlassenen ist das hart hinzunehmen, eben weil er keine Einflussmöglichkeiten mehr hat. Über ihn wird entschieden.

Es ist übrigens gar nicht so selten, dass gerade der Verlassene zu neuen Ufern aufbricht und irgendwann sagt, wenn er sich nicht getrennt hätte, wäre ich immer noch in meinem alten Leben gefangen. Es kann sich durchaus heraus stellen, dass der Verlassene mehr davon profitiert als umgekehrt.
Trennungen sind immer auch Chancen. Das sollte man bei allem momentanem Schmerz und gekränktem Ego nicht vergessen.

07.12.2022 10:55 • x 5 #71


Surico
Guten Morgen,

Zitat von Begonie:
Wie sollte das denn aussehen? Soll der Verlasser seinem Nochpartner sagen, Du ich überlege in letzter Zeit öfters, ob wir uns nicht besser trennen sollten. Was meinst Du denn dazu?


Ich kann dazu nur sagen, dass ich das für meinen Fall so nicht sehen kann. Mein Noch-Mann sagt jetzt dass er wohl schon Jahre abgeschlossen hat. Natürlich habe ich bemerkt, dass es ihm immer mal nicht gut ging und auf meine Nachfrage, kam immer, es ist alles gut und wird schon wieder. Und dann gab es ja auch noch die guten Phasen, wo wir viel gemeinsam unternommen haben. Wo ich immer dachte, es ist alles gut. Im Nachhinein zu hören, dass es da für ihn nicht so war ist absolut unfair. Er hätte es thematisieren [b]müssen[b]. Es gibt auch Paare, die kämpfen. Und wenn man dann feststellt, es klappt nicht, war aber eine Chance da. Diese Chance hat er mir nicht gegeben.

08.12.2022 07:09 • x 2 #72


S
Zitat von Begonie:
Wie sollte das denn aussehen? Soll der Verlasser seinem Nochpartner sagen, Du ich überlege in letzter Zeit öfters, ob wir uns nicht besser trennen sollten. Was meinst Du denn dazu?

Ja, natürlich!

Genau so!

Ich hätte mir das von meinem NM gewünscht! Man kann doch sagen: Es ist 5 vor 12! Wenn sich jetzt nicht was ändert, werde ich mich trennen!
Und daraufhin können ja dann beide zusammen gucken, ob man noch was retten kann.
Ich finde, dass kann man einer jahrzehntelangen Partnerschaft oder, wenn Kinder dabei sind, der Familie schon zugestehen.... Wenigstens nochmal gucken, ob WIRKLICH alles verloren ist...

08.12.2022 07:16 • x 2 #73


Neboolah
Zitat von SonnenschWein:
Ja, natürlich! Genau so! Ich hätte mir das von meinem NM gewünscht! Man kann doch sagen: Es ist 5 vor 12! Wenn sich jetzt nicht was ändert, werde ...

So sehe ich das auch. Es tut immer weh aber lieber die Wahrheit direkt als der Depp zu sein. Meiner Frau sage ich inzwischen alles sofort, was zumindest unsere Ehe betrifft. Es ist nicht leicht. Hinterlässt auch seine Spuren. Aber so haben wir 2 die Möglichkeit zu schauen ob wir es angehen oder nicht. Das erwarte ich auch von ihr. Wenn jemand mit mir abgeschlossen hat da kann ich dich machen was ich will , es ist zu spät.

Trotzdem glaube ich wenn man das Beste gibt dann gibt es auch manchmal eine Chance nach einer Trennung. Es kommt aber auf die Art und Weise an wie mir mein Herz herausgerissen wurde. Und wie viel später investiert wird um es zu reparieren. Bin z.b. komplett gegen untreue. Würde mir meine Frau sagen sie hat sich verguckt und möchte es mit dem Versuchen. OK dann ist es aus. Aber deutlich besser als zu erfahren die pimpern schon 1 Jahr. Ihr dürft raten bei welcher Konstellation Mann darüber nachdenken würde sie zurück zu nehmen wenn sie eine zweite Chance haben möchte

08.12.2022 11:25 • x 1 #74


E-Claire
Zitat von CoolZombie:
Warum wird der Mensch, den man ja „ach so sehr liebt“ in den Entscheidungsprozess nicht mit einbezogen und warum folgt der Trauer und Verzweiflung des Verlassenen immer nur herablassendes und fehlende Wertschätzung?
Ich liebe Deinen Kommentar weil er genau beschreibt, wie es mir ergeht und ich mit meiner Erwartung an Fairness gar nicht so alleine bin.


Zitat von CoolZombie:
Wie die Reue auf der „Gegenseite“ aussehen könnte, sofern es sie gibt. Danke


Reue und Fairness sind zwei völlig verschiedene Dinge. Fairness bedeutet, daß auch der, der verlassen wurde, sich darüber klar wird, daß dieser einen Anteil am Scheitern der Beziehung getragen hat. Und diese ganze Mär von, aber ich wäre bereit gewesen daran zu arbeiten, wir hatten uns was versprochen etc. In vielerlei Hinsicht ist das reine Augenwischerei.

In ernsten langjährigen Beziehungen, die ursprünglich auf Liebe basiert haben, geht der Verlasser nicht einfach so. Das ist keine Entscheidung, die man leichtfertig fällt oder einfach innerhalb von 5 Minuten. Es ist unwahrscheinlich traurig, aber hin und wieder gehen Beziehungen kaputt, oft nicht in einem bestimmten großen Moment, sondern in vielen kleinen und beide tragen dazu bei.

Dennoch braucht es einen, der das ausspricht. Dazu gehört Mut und eine Portion Verzweiflung und für beides gibt es hinterher nicht mal einen Preis, sondern man ist dann der, der es kaputt gemacht hat. Eigentlich aber ist der Verfasser nur der, der sagt, aber der Kaiser hat doch gar nichts an.

Wenn man es ganz genau betrachtet, dann müssen beide das Ende der Beziehung verantworten, währenddessen der Verfasser eigentlich nur derjenige ist, der es anspricht. Das geht aber natürlich nicht im Wirrwarr der verschiedenen Emotionen wie Verlust, Trauer, Schmerz etc. Da ist es dann einfach zu denken, daß dem Verlasser Schuld zukommt, die es dann eben auch irgendwann zu bereuen gilt.

Ich habe mich mal Jahre später bei jemandem entschuldigt, der mich verlassen (!) hat. Die Beziehung war kaputt beyond repair und vor allem, habe ich permanent etwas gewollt, was in der Beziehung nicht zu haben war. Statt zu gehen, habe ich mich darauf zurück gezogen, man müsste nur daran arbeiten. Als er dann den Stecker zog, war ich völlig bestürzt und fassungslos. Heute kenne ich meine Anteile am Scheitern und kann dafür Verantwortung übernehmen.

Das ist nämlich das Problem der hier immer propagierten Fairness, sie wirkt für und gegen beide!

08.12.2022 13:27 • x 2 #75


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