So, meine Lieben, heute war der zweite Mediationstermin, bei dem die Unterhaltsberechnung stattfand. Was soll ich sagen - ich war meine Excel-Tabelle ja schon mit meiner Anwältin durchgegangen, also war mehr oder weniger keine Überraschung für mich zu erwarten. Meine Frau tat völlig erstaunt und schockiert, dass auch nach der Scheidung noch ein Anspruch auf Ehegattenunterhalt bestehen kann. Mittlerweile denke ich, wenn sie sich so ahnungslos gibt, dann aber doch alles zu ihren Gunsten auslegt, dass sie einfach Theater spielt. Damit sie als die Wohlwollende erscheint. Es kam am Ende ein Unterhaltsanspruch von knapp 2000 Euro heraus. Wisst ihr, ich habe im Monat keine 2000 Euro übrig. Vielleicht mal 200. Dann hat der Mediator an den beiden größten Stellhebeln geschraubt - (1) Anrechnung meines Jahresbonus aus dem Jahr 2020, den es in 2021 nicht nochmal geben wird, (2) Gewinnschätzung für 2021 als Grundlage für meine Frau, da die vergangenen drei Jahre nicht repräsentativ sind. Dann könnte ich mit viel gutem Zureden bei 1500 im Monat herauskommen. Die habe ich auch nicht.
Auf die Frage, wie man mit so einer Situation umgeht, schlug der Mediator vor, die Berechnung auf Basis der tatsächlichen monatlichen Einnahmen und Ausgaben durchzuführen, um näher an der Realität zu sein. Davon will meine Frau nichts wissen. Warum? Weil bei der Berechnung, bei der ich 1500 Unterhalt zahle, selber monatlich einige Hundert ins Minus wandere, kommt bei ihr ein Plus von fast 1000 Euro heraus. Ich finde das ungerecht. Ja, 1500 Euro kommen bei der gesetzlichen Berechnung des Unterhalts heraus. Aber ich finde, es können nicht beide gut leben (Ziel Mediation, dachte ich...), wenn der Unterhaltspflichtige (eigentlich Gutverdiener!) Mitte des Monats kein Geld mehr übrig hat und der Unterhaltsempfänger - der überdies der Verursacher der ganzen Misere ist - monatlich Geld anspart.
Beim Abendessen (heute übrigens das letzte Mal, morgen bin ich erstmals allein) dann wieder das so unglaubwürdige Erstaunen bei meiner Frau: Hättest du gedacht, dass die Gesetzeslage da so nachteilig für dich sein kann?. Ich entgegnete, wenn ihr das Unbehagen bereite, könne sie problemlos von der Gesetzeslage abweichen, es sei ihre Entscheidung. Warum sollte ich? - Weil du der Person gegenüber, die du vielleicht nicht mehr liebst, Respekt entgegenbringen kannst. Kein Verständnis erkennbar. Im übrigen finde sie, ich komme gerade wieder so unsympathisch rüber. Ich möchte jetzt in dieser Situation gar nicht besonders sympathisch rüberkommen, entgegne ich. Du willst doch was von mir!, ihre Reaktion.
Irgendwie ist bei dieser Frau die Freund/Feind-Erkennung auf einmal kaputt gegangen. Wie kann man so skrupellos sein zu jemandem, mit dem man die letzten 13,5 Jahre jeden Tag verbracht hat?
Sie hat jetzt große Unruhe, weil sie bald ihren Umzug und ihre neuen Möbel bezahlen muss und keinen Cent hat. Deshalb will sie von mir jetzt irgendwelche Vereinbarungen, dass ich ihr jetzt nur den Kindesunterhalt zahle, aber dafür sofort. Für mich hängen die ganzen anderen Punkte (Verfahren mit Wohnungstausch, Kredite, überlassene Wohnung, ...) eng mit dem Unterhaltsthema zusammen. Ich will eine gesamthafte Betrachtung, weil ich dort ja quasi in Vorleistung gegangen bin. Sieht meine Frau anders. Meine Anwältin hat mir auch geraten, keine Salamischeibchen-Taktik zu akzeptieren. Aber sonst stehen die Zeichen komplett auf Konfrontation. Aber ehrlich, was bleibt mir anderes übrig?
Ich dachte die ersten 2 Wochen nach der Trennung, die schlimmsten Tage meines bisherigen Lebens zu erleben. Aber ich muss sagen, dieser Tage setzt nochmal eins drauf. Haus leergeräumt, in den leeren Kinderzimmern lieblos zurückgelassene Spielsachen-Reste... ich sortiere sie ein wenig und jede Figur, jede Spielkarte löst Dolchstiche ins Herz aus. Das ganze wertvolle Spielzeug und solches, mit dem die Kinder jetzt gerade am liebsten spielen, hat sie mitgenommen. Die Kinder, die häufig weinen und sagen, wir sollen nicht über den Umzug reden! Und obendrauf auf diese Trostlosigkeit dann das Mediationsergebnis mit meiner Frau, die gar nicht darüber nachdenkt, woher ich das Geld für ihren Unterhalt holen soll... es ist eben ihr Anspruch...!
Wenigstens hat sich während ich schreibe mein süßer kleiner Hund an meinen Fuß gekuschelt. Das gibt etwas menschliche Wärme (Ironie!). Aber auch der Hund ist ja morgen weg.
03.12.2020 20:37 •
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