Hallo ihr Lieben,
ich versuche die wichtigsten Eckdaten meiner Geschichte nachzuzeichnen, die mich derzeit so sehr runter zieht und traurig macht. Durch das Niederschreiben dieses Textes hoffe ich, dass ich das Chaos in meinem Kopf und in meinem Herzen wenigstens ein Stück weit ordnen kann. Here we go:
Ende August 2012 lernte ich via Internet einen Mann auf einer Website für Sprachaustausch kennen. Er schrieb mich an und teilte mir recht rasch mit, dass er Soldat bei der US-Army sei, sich derzeit im Einsatz befinde und hiervon ein bißchen Ablenkung in Form eines Gespräches suche. Seine offene und ehrliche Art hat mir gut gefallen, sodass ich mich auf das Gespräch einließ.
Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, teilten den gleichen Humor und schienen auf einer Wellenlänge zu sein. Recht schnell wechselten wir zu Skype und chatteten dort weiter, tauschten Fotos aus und nach einigen Tag sprachen wir via Webcam. Der Kontakt wurde in den kommenden zwei Wochen immer intensiver, sodass ich ein wenig enttäuscht war als er mir eröffnete, dass sein Einsatz vorüber sei und er zurück in die USA gehe. Einerseits freute ich mich natürlich sehr, dass er seinen Einsatz unbeschadet überstanden hatte, andererseite befürchtete ich, dass der Kontakt nun abreißen würde - im Grunde rechnete ich fest damit.
Zu meiner Überraschung geschah dies nicht. In unserem letzten Skype Gespräch bat er mich darum ihn nicht zu vergessen und ihn nicht durch einen anderen zu ersetzen. Er versprach sich wieder bei mir zu melden, sobald er in den USA sei und seine Angelegenheiten in Ordnung gebracht habe. Er hielt sich an sein Versprechen und meldete sich wenige Tage nach seiner Ankunft.
In den darauf folgenden Wochen schrieben wir uns täglich mehrere Emails, wir ließen einander sozusagen am Leben des anderen teilnehmen, tauschten Gedanken und Gefühle aus und waren uns emotional sehr, sehr nah. Ich hatte das Gefühl meinen Seelenverwandten gefunden zu haben und ihm schien es ähnlich zu gehen. Ich war glücklich, obwohl ich die Tatsache, dass wir Tausende von Kilometern getrennt waren und uns ausschließlich übers Internet kannten, nie ganz bei Seite schob.
Er erzählte mir von sich und seinem Leben, davon, dass er sich häufig ziemlich einsam fühle und sich nach jemandem sehne, mit dem er sein Leben teilen könne, nach jemande, auf den er sich immer verlassen und bei dem er sich vollkommen fallen lassen könne. Er vertraute mir seine innersten Gedanken, Zweifel und Sorgen an. Er hasse die Einsamkeit der Baracken und die Instabilität, die das Leben als Soldat mit sich bringe. Aus diesem Grund denke er daran, die Army zu verlassen und sich ein ziviles Leben aufzubauen. Allerdings sei das nicht von heute auf morgen zu realisieren, weshalb er Zeit brauche, um über alles nachzudenken und einen Plan zu schmieden. Er sagte mir, dass ihm unser Kontakt dabei helfe den Tag zu überstehen, ich ihm gut tue und er selbst kaum fassen könne wie ihm eine Frau, der er noch nie direkt in die Augen sah, soviel Kraft geben könne. Mir ging es genauso. Er schien mir voll und ganz zu vertrauen und sich aufrichtig für mich als Mensch zu interessieren.
In den Wochen des intensiven Email-Kontaktes habe ich ihn immer mehr in mein Herz geschlossen, in gewisser Weise wurde er Teil meines Alltags und ich erwischte mich immer häufiger dabei wie ich davon träumte mein weiteres Leben mit ihm zu planen. Mir war natürlich klar, dass wir davon meilenweit entfernt waren und ein einziger Windstoß unter Umständen genügen könnte, um unseren Kontakt einzureißen, aber ich zwang mich dazu meine Unsicherheiten nicht in den Mittelpunkt zu stellen und mich entgegen meines sonstigen Naturells nicht von meinem Kopf leiten zu lassen. Wir sprachen oft davon uns 2013 zu treffen, um uns besser kennenzulernen und um herauszufinden, ob es im Leben jenseits des worldwidewebs eine Zukunft oder zumindest eine Chance für uns gäbe.
Etwa im Februar 2013 gingen die Probleme los. Ich hatte aufgrund meines Studiums nicht immer Zeit zum Skypen, wenn er mich darum bat. Ich schlug ihm stattdessen andere Zeitpunkte vor, woraufhin er jedoch meistens beleidigt reagierte. Er unterstellte mir immer häufiger nicht ehrlich mit ihm sein, ich habe sicherlich in der Zwischenzeit jemand anderen gefunden, bringe aber den Mut nicht auf ihm das mitzuteilen. Ich verneinte immer wieder, konnte ihm klar machen, dass er falsch liegt und letztendlich fanden wir trotz mehrerer kleinerer Auseinandersetzungen immer wieder zueinander.
Im März 2013 änderte sich die Stimmung zwischen uns schließlich vollkommen. Ich erkannte ihn kaum wieder. Aus dem liebenswerten, einfühlsamen und verständnisvollem Mann, den ich kennenlernte wurde ein Mann, der mich nicht mehr zu respektieren schien, sondern ausschließlich seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellte. Ich machte ihm klar, dass unserer Kontakt auf solch einer Ebene keinen Bestand haben werde, woraufhin er sagte, dass wir uns nun schon seit Monaten kannten, but we're still in nothing. Dies gefalle ihm ganz und gar nicht.
Vor zwei Wochen brach der Kontakt von einem auf den anderen Tag schließlich ganz ab. Ich machte mir Sorgen und natürlich vermisste ich ihn und unsere Gespräche.
Gestern schließlich fasste ich mir ein Herz und recherchierte im Internet über ihn. Was ich dort erfuhr, schmiss mich regelrecht aus der Bahn. Er hat mich angelogen und betrogen, auf deutsch gesagt: Er hat mich auf ganzer Linie verarscht. Er log mich an was seinen Namen und sein Alter betrifft, außerdem erzählte er mir nichts über seine beiden aus erster Ehe, die nicht bei ihm leben. Weiterhin fand ich heraus, dass er aktuell mit einer deutschen Frauen verheiratet ist, mit der er mit dem gemeinsamen kleinen Kind in den USA lebt.
Ich fühle mich so benutzt und hintergangen, kann kaum glauben was mir widerfahren ist und fühle mich zu allem Überfluss zu unsagbar naiv und dumm. Ich habe ihm über Email mitgeteilt, dass ich herausgefunden habe welches Leben er tatsächlich führt. Ich habe ihn gefragt, warum er mir das angetan hat und weshalb er seine Familie belügt. Irgendwann schlug meine Fassungslosigkeit in Wut um, sodass ich ihn weiterhin als einen verdammten Lügner bezeichnet habe und ihm letztendlich vorgeschlagen habe seine Frau anzurufen, um sie über ihren Ehemann aufzuklären. Das würde ich nie tun, aber das habe ich ihm geschrieben.
Ich bin so verletzt, ich kanns nicht in Worte fassen. In den letzten Jahren habe ich emotional niemanden mehr an mich heran gelassen und nun da ich es einmal zugelassen habe tritt mir der Typ voll ins Herz. Das tut so weh. Warum hat er sich über ein halbes Jahr lang um mich bemüht, wenn doch alles nur Lug und Betrug war, von Anfang an?
Falls jemand von Euch zu meiner Geschichte Bezug nehmen möchte, freue ich mich sehr. Auch über kritische Anmerkungen. Was ich derzeit jedoch nicht benötige, sind nicht-konstruktive Kommentare wie selber schuld oder du warst zu naiv. Das habe ich gestern bereits zu Genüge von Freunden gehört.
Eure derzeit sehr enttäuschte und traurige LottaX
27.03.2013 12:55 •
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