Hallo Johcla,
Zitat:Aber irgendwann muss doch das sturste aller Herzen aufwachen und dies einsehen. Zumal ich mir dessen bewusst bin, was für ein Riesen Idiot er war. bzw. irgendwann war ich die Idiotin, derartiges mit mir machen zu lassen.
Ich hätte da mal eine erste Übung für dich, die du anwenden kannst, wenn du wirklich weiter kommen willst. Wenn du allerdings lieber alles so lassen möchtest, wie es ist, funktioniert die nicht:
Schließe bitte die Augen und stelle dir folgende Szene vor: Dein Ex klingelt an der Tür. Du öffnest und er steht dort, schaut dich reuig an und sagt, dass sein Verhalten fürchterlich war, er alles eingesehen hat, es ihm schlecht geht seit der Trennung und er gerne wieder mit dir zusammen leben möchte. Und dann antwortest du: Tut mir leid, ich trinke gern einen Kaffee mit dir, aber ein Zusammenleben kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich war so ein Idiot, dass ich das alles mit mir habe machen lassen.
Ich gehe davon aus, dass du momentan nicht in der Lage wärest das zu sagen. Aber du hast die Chance es zu üben. Dafür fragst du zunächst NICHT dein Herz, sondern deinen Verstand. Und der weiß, dass du ein Idiot warst, weil du das mit dir hast machen lassen. Und weil du nicht länger ein Idiot sein willst, könntest du ja mal versuchsweise diesen Satz leise vor dich hin sprechen (Tut mir leid.usw.). Es ist ungefährlich, denn dein Ex steht ja nicht wirklich vor der Tür, es geht ja nur um eine im Kopf durchgespielte Szene.
Wenn es dir gelungen ist, diesen Satz irgendwie über die Lippen zu bekommen, könntest du das noch mal laut sagen, vielleicht sogar vor einem Spiegel. Dann stellst du fest, ob du ihn dir selber glauben würdest.
Es können ruhig einige Tage oder Wochen darüber vergehen. Und es wäre sinnvoll, tatsächlich dann auch wieder die ganze Szene durchlaufen zu lassen, von seinem Klingeln bis zum Schließen der Tür. Du wirst dir dabei auch sein Gesicht vorstellen müssen, da musst du durch. Es ist ja alles ungefährlich, denn er ist ja nicht wirklich da, sondern du bist alleine. Es ist eine Übung, die du einfach wieder beenden kannst und alles ist wieder wie vorher. Also steht damit im Zusammenhang
die Entscheidung, ob du WILLST, dass alles so bleibt wie bisher, oder ob du das
ändern willst. Erfahrungsgemäß hast du einen sehr großen Schritt in die gewünschte Richtung geschafft, wenn du dir diesen Satz selber glauben kannst und er dir spontan über die Lippen kommt, wenn die Szene wieder im Kopfkino abläuft.
Solltest du diesen Schritt wirklich geschafft haben, kannst du beginnen, ihm einen Brief zu schreiben, in dem du erklärst, WARUM du das sagen musstest und dass seine Rückkehr zu dir definitiv zu spät gekommen ist. Du kannst darin erklären, wie verletzt du gewesen bist, wie schwer du zurück gefallen bist, als wieder ein Betrug offensichtlich wurde und dass du sogar beim letzten Treffen noch zu ihm zurück gekehrt wärest. Da wollte er das nicht. Und JETZT kannst du es nicht mehr.
Diesen Brief schickst du natürlich nicht, bloß nicht! Sondern du lässt dir etwas damit einfallen, nimmst ihn mit an einen symbolisch wichtigen Ort und verbrennst, vergräbst ihn dort oder du lässt seine Schnipsel im Wind aufs Meer hinaus wehen, oder werweiß wohin.
Das sind zwei starke symbolische Handlungen, an denen du den Weg zum richtigen Abschließen beginnen kannst. Danach fühlst du dich vermutlich anders als jetzt. Es fängt an, in deinem Unterbewusstsein die Möglichkeit sichtbar zu werde, dass ein glückliches Leben ohne ihn möglich ist. Und dann kann man weitere Schritte probieren.
Das Ganze hat viel mit der Kommunikation zwischen Kopf und Herz zu tun. Das limbische System, das wir als HERZ bezeichnen, ist sehr schnell und seine Entscheidungen sind stark. Sie sind vom dem geprägt, was unsere Emotionen, Erfahrungen, Ängste in uns angelegt haben. Der Kopf ist langsamer und richtet sich meistens nach dem, was Limbi uns diktiert. Aber das darf nicht dauerhaft eine Einbahnstraße bleiben. Das Herz muss lernen, dass auch der Kopf sinnvolle Wege kennt, dass auch die Entscheidungen des Kopfes etwas bewirken und verändern können. Die Kommunikation muss also in beide Richtungen in Fluss gebracht werden.
Herzensentscheidungen müssen nicht dauerhaft unwidersprochen bleiben. Zitat:Und doch ist er in meinem Herzen zementiert. Würde ich meine Geschichte bei jemanden anderes lesen, würde ich an dessen Verstand zweifeln (wie ich an meinem). Das ist das Absurde.
Hier hast du den ganzen Widerspruch in einen Satz gegossen. Du brauchst aber nicht an deinem Verstand zu zweifeln, du brauchst deinem Verstand nur etwas mehr Raum geben und die Möglichkeit zulassen, dass er auch mal Recht haben könnte. Änderungen von manifesten Gedanken- und Gefühlswelten können NUR über den Verstand vorgenommen werden, so funktioniert letztlich (unter anderem) eine Verhaltenstherapie. Die Schritte müssen klein genug sein, dass Limbi auch etwas damit anfangen kann. Und dann verändert sich allmählich auch eine scheinbar zementierte Gedankenwelt.
Lass möglichst mal den Gedanken zu, dass das funktionieren könnte. Und wenn du ihn zugelassen hast, kannst du ja mal darüber nachdenken, ob dir eine solche Übung vielleicht helfen könnte. Vielleicht entsteht dann ein Lichtstreif am Horizont.
Und eines wurde hier schon gesagt: Du liebst nicht ihn, sondern du liebst eine Projektion in ihn, die es so in der Realität gar nicht gegeben hat. Denn er hat dir nur die Anteile offenbart, die liebenswert waren, die anderen hat er verborgen gehalten.
Viel Erfolg damit.