Beichten weil es gerade passen würde ?

Hallo zusammen,

vor zwei Monaten bin ich meiner Frau bei einer Affäre auf die Schliche gekommen.
Sie beichtete zunächst S. und Küsse, zwei Wochen später den S. mit eben jenem.
Seitdem leidet sie sehr unter ihrem schlechten Gewissen, der Scham, der Reue. Sie hat erst nach dem erwischen realisiert was sie getan hat, das glaube ich ihr.
Wir sind in Therapie und nun stellt sich raus, dass sie vermutlich noch depressive Episoden hat.
Vor 10 Jahren, während einer schlimmen Krise, befand sie sich in Reha, auch dort gab es S. und wie ich nun erfuhr, auch küsse.
Ich selbst war damals der Überzeugung, dass dort mehr war und in den Folgejahren schwer verunsichert und belastet. Wir haben diese erste Situation nie aufgearbeitet.

Nun haben wir uns dazu entschlossen zu arbeiten, zu reden, ehrlich zu sein Ende offen.

Ich selbst hatte leider Gottes vor vier Jahren auch eine Affäre, die nie aufflog. Ich bereue sie sehr und wollte schon oft beichten. Ich lebe seit langem mit dieser Last, habe mir auch eingeredet, dass ich gesprochen habe und nicht gehört wurde uvm.
Sie selbst sagt, sie würde es wissen wollen, wenn es andersherum auch so gewesen wäre.

Ich bin nun hin und her gerissen auch zu beichten und auch bereit die Konsequenzen zu tragen. Aber ist das aktuell richtig. will ich nur mein Gewissen erleichtern. die Gunst der Stunde nutzen, weil es jetzt einfacher ist.
Es ist jetzt wieder präsenter und ihr Fehler hat meinen zurück geholt.

Bitte keine Ausführungen, wie kaputt wir beide und die Beziehung ist. das wissen wir selbst.

Es wäre nur fair, wenn Du beichten würdest. Ansonsten bleibst Du in einer Position, die Dir meiner Meinung nach nicht zusteht.

Zitat von Verwirrt1e34:

Seitdem leidet sie sehr unter ihrem schlechten Gewissen, der Scham, der Reue.

Damit lässt Du sie alleine, obwohl Du genau das gleiche empfinden solltest (und anscheinend ja auch empfindest).

Zitat von Verwirrt1e34:

Nun haben wir uns dazu entschlossen zu arbeiten, zu reden, ehrlich zu sein Ende offen.

Wenn Ihr Euch dazu entschlossen habt, dann gehört Deine Affäre auch thematisiert, sonst kannst Du das mit der Ehrlichkeit gleich knicken.

Ihr befindet Euch in einem geschützten Raum, habt durch die Therapie eine Moderation - wann, wenn nicht jetzt solltest Du das erzählen? Du kannst Dich doch nicht mit reiner Weste darstellen, wenn Du weißt, dass sie nicht ganz so sauber ist?

Um zu einem Ergebnis auf Augenhöhe zu kommen bei der Entscheidung, ob Ihr die Ehe weiterführen wollt oder nicht, müsst Ihr den gleichen Kenntnisstand haben. Alles andere ist Quark.

Zitat von Verwirrt1e34:

Ich bin nun hin und her gerissen auch zu beichten und auch bereit die Konsequenzen zu tragen

Hallo Verwirrt,

da ihr beide eine Therapie zusammen macht: Sag es! Alle Fakten auf den Tisch, wie deine Frau es auch getan hat jetzt.

Eine Therapie hat nur Erfolg, wenn wirklich alles ausgepackt wird.

Da die Therapie mit euch ja auch mit einer neutralen Person geführt wird, wird sie mit Sicherheit euch in eine gute Richtung bringen, zusammen doch noch eine gute und ehrliche Ehe führen zu können.

Also, mach reinen Tisch, wie deine Frau.

Zitat von Verwirrt1e34:

Hallo zusammen, vor zwei Monaten bin ich meiner Frau bei einer Affäre auf die Schliche gekommen. Sie beichtete zunächst S. und Küsse, zwei Wochen später den S. mit eben jenem. Seitdem leidet sie sehr unter ihrem schlechten Gewissen, der Scham, der Reue. Sie hat erst nach dem erwischen realisiert was sie ...

wenn ihr beide schon fremd geschlafen habt, stellt sich die Frage nach dem Sinn einer Therapie
Offensichtlich habt ihr Euch ja schon ganz schön voneinander entfert und habt beide
das Bedürfniss nach anderen 6ualpartnern
Ihr könntet auch alternativ Eure Beziehung öffnen


was soll denn in der Therapie geklärt werden ?
was hält Euch zusammen ? Kinder ? Wohneigentum ? Liebe ? Verbundenheit ? Vertrautheit ?

Keine Ausführungen darüber wie kaputt ihr seid? Fällt schwer. Denn das ist ja Grundlage.
Aber gut, dann versuche ich nur auf Deinen Part einzugehen. Ist ja auch genug da.

Du hattest ne Affäre unter der Du scheinbar nicht so gelitten hast, dass Dein Verhalten sie im Nachgang auffliegen liess.
Du hast jahrelang Deinen Mund gehalten. Und jetzt lässt Du sie leiden. Statt sie in den Arm zu nehmen und zu sagen: Schatz, ich bin keinen Deut besser als Du. Wir beide haben Fehler gemacht. Den gleichen. Du weißt nur bisher nichts von meinem. Dazu braucht es weder einen geschützten Raum a la Mediator/Therapeut. Sondern Euch beide in einen Raum und dann ein paar sehr anstrengende, emotionale Stunden und Tage. Dazu braucht es Verständnis, Empathie. Mitgefühl. Mut. Von Liebe will ich gar nicht reden.
Doch sie jetzt alleine leiden zu lassen? Ist ne Sauerei.

Also. Auf den Tisch damit. Willst Du nen Neustart? Weitermachen? Dann räumt mit all den kleine und großen Lebenslügen auf. Beide. Macht Euch naggisch. Übertragen und im Wortsinn. Nur wenn man den anderen wirklich kennt, sich zeigt, hat man Chance auf ne langfristige Perspektive. Ohne Lügen, Versteckspiele und Heimlichkeiten, die absolut keine sein sollten. Wenn man es denn ersnt meint miteinander und dem Anderen.

Wenn sie Dir noch iwas wert ist, dann beichtest Du. Nicht nur weil es gerade passt, sondern weil es fair wäre. Weil ihr dann wieder auf (ner wahrlich bescheidenen) Augenhöhe seid. Und ne Chance habt Euch wiederzufinden.

Zitat von Verwirrt1e34:

Ich bin nun hin und her gerissen auch zu beichten und auch bereit die Konsequenzen zu tragen.

Schwierig. Vom fairness Standpunkt und Ehrlichkeit würde ich sagen ja.
Beziehungstechnisch... schwierig...
Denn ich sehe vor allem eins: Sie wird die Geschichte umdrehen.

Sie wird ihre Affäre legalisieren, dadurch, dass du vor Jahren auch eine hattest. Und da sehe ich das Problem.
Es wird kein Wir haben beide Fehler gemacht.

Ich kann mich täuschen, sodass beide aufwachen und an ihrer Beziehung arbeiten.
Aber wie gesagt, ich denke sie wird die Geschichte umdrehen und durch dein Geständnis ihre Affäre klein reden, obwohl sie zu dem Zeitpunkt ihrer Affäre gar nicht wusste, dass du damals eine hattest.

Bleibt zu hoffen, dass ihr beide einsichtig seid.

Zitat von Verwirrt1e34:

Ich bin nun hin und her gerissen auch zu beichten und auch bereit die Konsequenzen zu tragen. Aber ist das aktuell richtig. will ich nur mein Gewissen erleichtern. die Gunst der Stunde nutzen, weil es jetzt einfacher ist.
Es ist jetzt wieder präsenter und ihr Fehler hat meinen zurück geholt.

Es gibt ja die Argumentation, dass man einmalige Ausrutscher nicht beichten sollte, um eine an sich gute Beziehung/ Ehe nicht unnötig zu belasten.

Das ist hier ja nicht der Fall. Die Ehe ist ja schwer belastet. Und es könnte sie im Gegenteil entlasten, wenn sie nicht die einzige ist, die sich unverzeihliches zu schulden hat kommen lassen.
Im Gegenteil, ich würde mich, glaube ich, winden vor Scham, wenn ich sehe, wie sie mit der Ehrlichkeit und dem schlechten Gewissen ringt, und ich als Saubermann großzügig über Verzeihen oder nicht Verzeihen entscheiden würde. Total absurde Situation.

Plus, es ist eine Möglichkeit Augenhöhe wieder herzustellen, und ganz anders, von einem Standpunkt des gegenseitigen Verständnisses auf eure Fehler zu schauen.
Und vor allem darauf zu schauen, was euch verbindet. Ihr habt scheinbar beide in belasteten Situationen blöde Lösungsstrategieen gefunden, das könnt ihr euch jetzt gemeinsam anschauen. Offenbar verbindet euch aber ja trotzdem sehr viel, wenn ihr den Weg trotzdem weiter gegangen seid, und euch nicht der Illusion hingegeben habt, dass es mit dem AP ja bestimmt soooooo viel toller und einfacher wird.

Also ja, ich denke in dem Fall, auf JEDEN Fall beichten.

Zitat von Odette:

Es würde schlichtweg Augenhöhe herstellen, denn der TE ist hier nicht unschuldig bzw das Opfer von Betrug.

Opfer von Betrug sind hier beide. Seine Frau weiß es halt nur noch nicht.
Das Ding ist folgendes:

Zitat von Verwirrt1e34:

vor zwei Monaten bin ich meiner Frau bei einer Affäre auf die Schliche gekommen.

Wäre sie so ehrlich gewesen und hätte es gebeichtet? Ich glaube nicht. Sie hat es nur gebeichtet, weil es aufgeflogen ist.
Das erkennt man deutlich an der Salami-Taktik seiner Frau, siehe:

Zitat von Verwirrt1e34:

Sie beichtete zunächst S. und Küsse, zwei Wochen später den S. mit eben jenem.

Sie hätte auch weiterhin den Mund gehalten, wenn es nicht aufgeflogen wäre.

Damit will ich nicht sagen, dass er besser seinen Mund hält, sondern das man es eben im Hinterkopf haben sollte, wenn sie anfängt die Geschichte umzudrehen.

Zu dem Thema kaputt: ich kenne eine handvoll Paare, die wirklich ihr Leben lang zusammen waren und bei denen man im Alter sagt, was für ein tolles Paar sie seien und was für eine große Liebe da sei.
Bei mindestens vieren davon weiß ich, dass es irgendwann in all den Jahren auch zu Ausrutschern gekommen ist, meist auf beiden Seiten.

Ihr habt es jetzt in der Hand, eure Beziehung zu retten mit Offenheit auf beiden Seiten, damit andere das später auch mal über euch sagen können! Nutzt die Chance

Zitat von Verwirrt1e34:

Ich selbst hatte leider Gottes vor vier Jahren auch eine Affäre, die nie aufflog. Ich bereue sie sehr und wollte schon oft beichten. Ich lebe seit langem mit dieser Last, habe mir auch eingeredet, dass ich gesprochen habe und nicht gehört wurde uvm.
Sie selbst sagt, sie würde es wissen wollen, wenn es andersherum auch so gewesen wäre.

Zitat von Verwirrt1e34:

Ich bin nun hin und her gerissen auch zu beichten und auch bereit die Konsequenzen zu tragen. Aber ist das aktuell richtig. will ich nur mein Gewissen erleichtern. die Gunst der Stunde nutzen, weil es jetzt einfacher ist.
Es ist jetzt wieder präsenter und ihr Fehler hat meinen zurück geholt.

Lieber TE,

Ich rate dir ebenfalls zu beichten und die Karten auf den Tisch zu legen. Du würdest nicht nur dir selbst sondern euch beiden einen Gefallen tun. Es erleichtert euch beide und es wird zukünftig keine bessere Möglichkeit dazu geben.
Ihr habt euch dazu entschieden dieser Ehe eine Chance zu geben und eure Themen, dazu gehört die Untreue, aufzuarbeiten.

Zum einen glaube ich das es für deine Frau unter anderem auch eine Entlastung sein kann zu wissen das nicht nur sie alleine innerhalb der Beziehung schwerwiegende Fehler begangen hat. Zum anderen ist es auch für dich endlich die Möglichkeit deine Last los zu werden. Den das dieses Geheimnis dich belastet merkst du selbst und letztendlich belastet es indirekt vielleicht auch dein Nähegefühl zu deiner Frau, den es steht irgendwie immer zwischen euch.
Wenn ihr also an einem kompletten Remake/Ehe 2.0 arbeitet, dann bitte richtig und fair. Dann arbeitet daran die Themen an denen ihr gescheitert seid anzuschauen, auch wenn es schmerzt, und daran zu wachsen.
Du schreibst du bist diese Affäre eingegangen, weil du dich trotz Versuchen nicht gehört gefühlt hast. Das ist eben auch ein wichtiger Punkt an den gearbeitet werden sollte. Eine Kommunikationskultur zu etablieren in der beide Partner gehört werden und das Risiko der Flucht ins Außen stark minimieren. Gegenseitig aufarbeiten und verstehen was euch beide ins Außen treibt, ob ihr die Beziehung so gestalten könnt das dies eben nicht mehr passiert oder ob ihr gemeinsam vlt. Andere Beziehungsmodelle versuchen wollt.
Du weißt das sie es wissen wollen würde, du weißt sie kämpft gerade gegen eine Selbstgeißelung die ihr sehr zu schaffen macht und du weißt das du selbst ebenfalls solche Fehler begangen hast. Fass dir Mut und berichte, es kann schmerzen auf beiden Seiten, aber es bietet eben auch die Chance endlich mit allem aufzuräumen und befreit auf eine gemeinsame Zukunft hinzuarbeiten.

Meiner Meinung nach geht es hier nicht um eine Beichte, zur Erleichterung des Gewissens.
Es soll wohl eine Art Gleichstand hergestellt werden.