Hallo!
Ich bin Marie und hatte bis vor 16 Tagen eine Affäre.
Wir kennen uns seit 4,5 Jahren, davon waren wir 4 Jahre Kollegen. Ich habe damals den Job gewechselt, er war mein direkter Kollege. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, unser erstes Gespräch werde ich nie vergessen und er auch nicht. Komischerweise können wir uns beide noch genau daran erinnern und waren uns einig, dass es sich damals schon so vertraut angefühlt hatte. Ansonsten war aber nichts, wir waren gute Kollegen, hatten Spaß und ab und an haben wir uns auch mal nach der Arbeit geschrieben. Mehr nicht.
Ich war damals verheiratet, mit dem Jobwechsel kam die Krise. Mein Ex war ein schwieriger Charakter und unter Alk. verbal sehr verletzend.
Nach 8 Jahren ohne S. ist es dann passiert. Ich hatte eine Affäre mit einem Kollegen (nicht der AM um den es jetzt geht). Und ich hatte kein schlechtes Gewissen! Ich konnte nicht mehr, mein Selbstwert war im Keller, ich hatte Angst sobald mein Ex getrunken hatte, ich war ziemlich dick und nicht glücklich. Nach außen war ich aber die fröhliche und hilfsbereite Marie. Er (Affäre) hat mir damals einfach gut getan.
Kurzum, die Affäre lief, ich habe abgenommen und wieder angefangen mich mit mir zu beschäftigen und je besser es mir ging um so klarer wurde mir, dass es so nicht weiter gehen kann und wird. Nach einem Jahr Affäre ist es dann aufgeflogen, letztendlich war es da schon egal, wir schliefen schon getrennt, jeder machte sein Ding und ansonsten nicht viel. Mir fehlte nur der Mut für den letzten Schritt.
Nachdem es aufgeflogen war hat es noch zwei Monate gedauert, dann bin ich ausgezogen. Mein Ex wollte die Trennung nicht, obwohl er von der Affäre wusste, für ihn hätte alles so weiter gehen können. Aber nicht für mich.
Die Affäre lief weiter, ich habe irgendwann das Haus übernommen und die Scheidung eingereicht. Keine leichte Zeit, vor allem die finanziellen Entscheidungen haben mir Kraft gekostet, und die Affäre auch. Nachdem alles was meinen Ex anging geklärt war, wollte ich auch die Affäre geklärt haben. Ergebnis: Ende, er blieb bei seiner Freundin.
Es hat mich damals ziemlich verletzt, obwohl ich immer wusste, dass es für ihn nicht mehr ist und dass es niemals funktionieren würde. Heute sind wir tatsächlich Freunde, einfach war es nicht dahin zu kommen, aber wir haben es geschafft. Ich bin ihm inzwischen auch dankbar, ohne ihn wäre ich bestimmt noch länger in der Ehe geblieben.
Zurück zum AM, in den 2 Jahren in denen die Affäre mit dem anderen Kollegen lief, haben wir uns auch angefreundet. Wir haben auch mal privat geredet, er wusste von der Trennung vom EM und wir haben darüber gesprochen. Als sein Vater starb, haben wir oft und ewig geredet und er hat oft gesagt, wie sehr ich ihm damals geholfen habe.
Sein Sohn hat sich damals geoutet und hat geheiratet. Er hatte Anfangs Probleme damit. Ich habe es ihm angemerkt, dass was nicht passt. Er hat es mir dann erzählt und wieder haben wir viel darüber geredet. Es war immer leicht und ganz selbstverständlich und es war schön für ihn da sein zu können.
Nach dem Affärenende gings mir anfangs nicht so gut, er hat das damals sofort gemerkt und wollte wissen was los ist. Hab damals nur gesagt, dass ich für jemanden die Zweitfrau gemacht hab. Er meinte nur, mach das nicht mehr. Und hat mich in den Arm genommen.
Die Wochen danach waren komisch, er fing an mich immer mal wie zufällig zu berühren, irgendwann haben wir uns nach einer Geschäftsreise mal umarmt, ab dem Tag haben wir uns dann immer so begrüßt. Mir ist klar aufgefallen, dass es anders ist, aber da ich doch noch bisschen an der Affäre hing und er absolut tabu war (weil verheiratet) hab ich es ignoriert. Ich hab mir eingeredet, dass ich mir das nur einrede, weil ich frisch getrennt bin und dass er sich da gar nichts dabei denkt. Ich weiß das noch, weil ich mit Beginn der Trennung vom EM angefangen habe ein Videotagebuch zu führen. Da war er oft Thema. Das ganze zufällige Berühren wurde mehr, plötzlich standen wir öfter Arm in Arm nebeneinander (wenn niemand im Büro war). Haben uns in die Augen geschaut, mal kurz gestreichelt etc. wie es halt im Büro so ging. Alles im Rahmen aber trotzdem viel mehr als unter Kollegen ok. Gesagt hat keiner von uns was. Anfang Januar kam er Montags nicht auf Arbeit, ohne was zu schreiben. Am nächsten Tag kam er wieder und er sah richtig mies aus. Ich wusste sofort, dass es was mit uns zu tun hat. Keine Umarmung und angeschaut hat er mich auch nicht. In der Pause hat er gesprochen, erst hat er gesagt, dass doch zwischen uns was ist, mehr als Kollegen (hab ich bestätigt) und dass er seiner Frau am WE gesagt hat, dass er sich in mich verliebt hat und mit mir zusammen sein möchte. Gefolgt sind lange Gespräche und er ist doch geblieben. Ich war wie überfahren und wusste nicht, was ich sagen soll. Wir haben uns paar Tage später nach der Arbeit zum Reden getroffen, seine Frau wusste es. Wir haben stundenlang geredet, über alles, mit dem Ergebnis, dass es schade aber nicht zu ändern ist. Weil ich eine Hexe bin, habe ich zu ihm gesagt, dass ich es schade finde, weil ich jetzt nie erfahren werde, wie er küsst. Daraufhin hat er mich in die Arme genommen und wir haben geknutscht. Es war ok, aber nicht mehr. S. mit ihm, konnte ich mir damals nicht vorstellen, er war zu nett, es ging einfach nicht in meinem Kopf (ich hab immer versucht meine Gefühle für ihn zu hinterfragen, auch mit solchen Gedanken). Nach dem Abschlussgespräch sind wir auf Abstand gegangen, aber nach paar Wochen war es wieder wie vorher. Dann wieder Gespräch, dass es so nicht geht und dass er seine Frau noch liebt, wieder Abstand, etc. jedesmal mit langem Abschlussgespräch und knutschen zum Abschied. So ging es 8 Monate hin und her und die Berührungen wurden immer enger und intensiver. Im Mai bekam ich ein Jobangebot, er wusste es und war sicher, dass ich den Job bekomme. War auch so, ich kündige und es war klar, dass das das Ende ist. Wir haben uns wieder zum Gespräch getroffen, ewig geredet und beide viel geweint, es war furchtbar. Zum Abschied haben wir wieder geknutscht und diesmal war es schön. Als er gefahren ist, konnten wir beide nicht mehr, wir hatten uns für immer verabschiedet, weil eine Freundschaft nicht geht (seine Frau käme nicht mit klar) und eine Affäre kommt für uns beide nicht in Frage. Ich hatte Urlaub bis zum Start vom neuen Job und war froh, dass ich Zeit zum verarbeiten hatte. Nach 4 Tagen schrieb er mir, wir telefonierten die ganze Nacht (er war auf Geschäftsreise) und ab dem Tag ging es von vorne los. Wir telefonierten fast täglich, meistens mehrmals, über Wochen hinweg. Er war oft unterwegs, da haben wir Nachts stunden gefacetimed. Und irgendwann kam er zu mir nach Hause. Erst war es komisch, dann vertraut wie immer und wir haben geredet und geredet. Und irgendwann haben wir nur noch geknutscht. Ich war so unfassbar glücklich, dass er da war, als wäre jetzt alles am richtigen Platz. Aber er ging natürlich wieder. Wir haben weiter telefoniert und geschrieben und nach 3 Wochen kam er wieder vorbei. Es war klar, dass wir im Bett landen. Er hat mich hoch getragen, an der Tür hab ich ihn angehalten und gefragt, ob er sich ganz sicher ist, dass er das möchte, wenn er über die Schwelle tritt, dann ist es vorbei. Er hat mich wieder hochgehoben und über die Schwelle getragen. (Bis zu dem Tag wusste ich nicht, dass ich doch romantisch veranlagt bin. Ich war komplett überfordert, weil es so filmreif war, viel zu schön um wahr zu sein.) Die nächsten Monate gingen so weiter, stundenlange Telefonate (seine Frau arbeitet Schicht, somit konnten wir früh ewig telefonieren, Schlaf war unwichtig), zusammen am Telefon ins Bad, frühstücken etc., manchmal haben wir uns einfach nur angeschaut und geschwiegen, oder er hat für mich Gitarre gespielt. Ich hab noch nie mit einem Mann so viel geredet, er hat mir viel aus seiner Vergangenheit erzählt und ich ihm. Wir haben über alles gesprochen, was uns beschäftigt hat, auch über uns. Er hat auch gesagt, dass er nicht zu recht kommt, mit der Lügerei und dass er nicht weiß, warum er das macht. Nur den Absprung haben wir nicht geschafft. Meistens wurde es nach solchen Gesprächen noch intensiver. Ich weiß, viele bekommen hier schon Brechreiz, wenn sie von Seelenverwandschaft lesen, angefühlt hat es sich trotzdem so. So bald wir uns in die Augen geschaut haben, waren alle guten Vorsätze vergessen. Es hat sich richtig angefühlt, obwohl es das nicht war und wir waren uns dessen bewusst. Dachte ich, er war sich doch nicht so bewusst. Vor 16 Tagen ist es aufgeflogen, seine Sportuhr hat meinen Namen angezeigt. Seine EF hat meine Nummer abgeschrieben und ihn zu Rede gestellt. Die Wochen davor hatten wir uns oft gesehen, irgendwann musste es auffallen. War es auch. Sie hat an dem Abend nach und nach alles erfahren. Ich weiß das, weil ich alle 15 Minuten einen Anruf von ihr bekam, beschimpft, beleidigt und bedroht wurde. Ich hätte nicht rangehen müssen, aber ich wollte ihn schützen, sonst hätte er es alleine abbekommen und ich wollte wohl auch hören, was sie mir zu sagen hat. Ich habs verdient. Irgendwann war Ruhe, am nächsten Tag kam nur noch ein Anruf ihr und die Info dass er bleibt. Von ihm hab ich nichts gehört, so bald er was gesagt hat, hat sie ihm den Mund verboten. Am nächsten Tag hat er mich angerufen, sich entschuldigt und erzählt. Er will das wieder hinbekommen und ihm ist jetzt erst klar, was er da gemacht hat. Und dass er mich nicht verarscht hat und ob er mir je das Gefühl gegeben hat, dass es anders sein könnte. Ihm war tatsächlich nicht klar, dass es für mich auch komisch ist, wenn er sagt, er hätte mich jetzt gerne im Arm und liegt im Ehebett usw. natürlich habe ich auf mehr gehofft. Nachdem wir beide nur noch am weinen waren, haben wir ausgemacht, dass wir am nächsten Tag noch mal telefonieren. Ich wollte mich ordentlich verabschieden. Haben wir auch versucht, ich weiß nicht mal mehr was wir alles gesagt haben, am Ende haben wir beide geheult, dann hat er gesagt: ich leg jetzt auf, ok. und weg war er. Das wars!
Ich komm nicht drauf klar und meine Gedanken drehen durch. Ich weiß, es war nicht ok seiner Frau gegenüber, es war nicht ok mir gegenüber und ihm gehts auch nicht besser. Ich mach mir Vorwürfe und ich mach mir Sorgen um ihn. In meinem Kopf hüpft es hin und her. Nachdem ich mich in den letzten Jahren viel mit mir selbst beschäftigt und gelernt hab, mich auch selbst zu hinterfragen, ist es noch schlimmer. Ich komme zu keinem Ergebnis. Ich kann es nicht einfach anhaken. Aber ich muss!
Nur wie, wenn die Hoffnung nicht die Klappe hält, egal wie ich versuche sie zum Schweigen zu bringen.
Das ist meine Story, sehr lange, ich weiß und ich hoffe es hilft schon, dass ich es mal los bin.
Urteilt wenn ihr möchtet, vielleicht hilft mir ein Perspektivenwechsel.
Vielleicht hat jemand einen Tip für mich, wie ich meinen Kopf wieder klar bekomme?
Ich finde kein Ventil.
Bitte entschuldigt falls ich nicht schnell antworte oder so, ich arbeite ziemlich lange im Moment und Abends bin ich platt.
Ich Danke fürs "zuhören"!
05.04.2021 22:21 •
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