Bei jedem Streit spricht er von Trennung

Mein Lebenspartner und ich sind seit 1995 ein Paar, also seit 25 Jahren. Da wir 240km auseinander gewohnt hatten, sind wir am Anfang immer abwechselnd am Wochenende gependelt. Nach einer Vollsperrung der Autobahn, habe ich versucht in seiner Stadt eine Arbeit zu finden, um zu ihm zu ziehen. Das ist auch gelungen und so bin ich Ende 2000 zu ihm gezogen. So im Nachhinein betrachtet, war das vielleicht nicht so gut, denn wir lebten sehr beengt. Meine Möbel mussten alle auf den Speicher. Mein Lebenspartner hatte zuvor noch nie mit jem. zusammengelebt. Ich weiß nicht, was er sich von diesem Schritt erwartet hat. Für mich war das ein völlig normaler Schritt und ich war sehr glücklich, daß es geklappt hatte.

Mein neuer Job war sehr stressig und ich wollte mit meinem Partner darüber reden, ihm meine Probleme erzählen. Wollte, daß er einfach zuhört. Als Reaktion bekam ich Ratschläge und allgemeine Weisheiten. Damit konnte ich nichts anfangen und irgedwann habe ich es gelassen, zu erzählen.

Private Dinge, die ich ihm erzählt hatte, hat er einfach weiter erzählt an alle möglichen andere Leute. Das hat mir nicht gefallen. Ich hab ihm das gesagt, aber er hat es immer wieder gemacht. Also hab ich keine privaten Dinge mehr preisgegeben.

So gab es noch einiges, was mich sehr verletzt hat (ich will jetzt hier keinen Roman schreiben).

Die Situation wurde schlimmer für mich, bei einem Streit 2006 habe ich dann A. zu ihm gesagt, was ich vorher schon oft für mich gedacht hatte. Denn es waren immer in meinen Augen Nichtigkeiten, um die es dabei ging.

2007 bin ich dann augezogen. Seitdem ist die Situation dann so:
Wir treffen uns am Wochenende zu gemeinsamen Aktivitäten.
Wir gehen zusammen in Urlaub.
Wir helfen uns gegenseitig.
Es gibt aber keinerlei Zärtlichkeit und Zuneigungsbekundungen, Umarmung oder so. Was mir sehr fehlt.
Trotzdem ist und war er grundlos eifersüchtig. Wie passt das zusammen?
Mein Lebensparter kann aus den nichtigsten Gründen (aus meiner Sicht) hoch gehen wie eine Rakete und aggressiv rumbrüllen. Dann trennt er sich immer von mir.
Nach diesen Trennungen habe ich immer angerufen und versucht, die Trennung zu vermeiden. Er ist auch immer darauf eingegangen.
Er gibt mir dann immer das Gefühl, er macht ja so viel für mich und ich mache gar nichts.

Jetzt ist am Sonntag wieder das Gleiche passiert, er hat sich wegen einem Missverständnis ungeheuer aufgeführt. Das ist wie wenn ein Überdruckventil hochgeht. Es sind schlimme Worte gefallen und das Ganze hat sich immer weiter gesteigert. Diemal habe ich auch zurückgeschrien. Ich fühle mich bei diesen Ausbrüchen immer so hilflos und kann gar nicht damit umgehen. Ich bin mehr so harmoniesüchtig. Da ich mich so gar nicht wehren konnte, wie vor den Kopf gestoßen war und das Ganze auch gar nicht verstehen konnte, ist mir wieder A. herausgerutscht. Ich habe mich entschuldigt.

Mein Partner sagte mit meinem ersten A. hätte ich die ganze Beziehung zerstört und wir trennen uns jetzt.
Er hat mich rausgeschmissen und ich bin dann gegangen.
Seitdem haben wir keinen Konakt mehr und ich habe diesmal nicht angerufen und gebettelt. Stattdessen habe ich mit zwei Freunden telefoniert, die mir geraten haben, erst mal abzuwarten. Die Gründe für diesen Ausbruch fanden ie ebenfalls nichtig und haben das Ganze auch nicht verstehen können. Da ich ja nicht hier geboren bin, habe ich nicht so viele enge Freunde, ich war ja die ganze Zeit in der Paarbeziehung.

Ich weiß nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll, da mir trotz allem die Partnerschaft wichtig ist. Ich hätte gern Rat und Hilfe.

Liebe Te, herzlich willkommen. Ich möchte es wirklich verstehen. Was ist dir in dieser Partnerschaft, von der ja keine Rede sein kann, wichtig? Was gefällt dir noch an ihm? Ihr lebt jetzt seit über 10 Jahren nur so nebenher, wie Brüderchen und Schwesterchen. Was gibt dir das? Kennst du es nicht anders, und deswegen bleibst du an etwas hängen, was für beide Teile nur frustrierend ist? Das ganze ist über Jahre schon so eingefahren, dass jemand von außen helfen müsste. Die Frage ist ja auch, in wieweit er da mitzieht? Will er das überhaupt? Denn sonst wird das alles nichts. Entweder beide arbeiten an der Beziehung oder ihr lebt, besser vegetiert, beide so weiter vor euch hin. Glücklich bist du doch schon lange nicht mehr. Was sagt er denn?

Zitat von Gomera:

da mir trotz allem die Partnerschaft wichtig ist.

Und wo, bitte, ist das eine Partnerschaft, das ist ja nicht mal ne Beziehung - das ist im allerhöchstens Umgang mit Bekannten

Eure Partnerschaft erscheint mir sehr zweckmäßig, da lese ich nichts von Liebe, Romantik, Sechs.
Es scheint, als seid ihr gebunden um nicht alleine zu sein.
Immerhin seid ihr schon lange zusammen, aber Zeit hat keine Qualität als solche.

Ich sehe enorme Defizite in den Basics, das rächt sich immer.

Ein gemeinsamer Nestbau hat nie stattgefunden, das ist immer schlecht, denn ein Einzug in einen vorhandenen Haushalt hat immer einen Gast-Charakter und im Streit gerne einen Eindringlings-Charakter.
Es gibt kein unser, das die Basis für ein Zusamnenleben ist.
In all den Jahren hättet ihr ja längst ein neues Heim finden und Deine Möbel vom Speicher holen können.
Warum habt ihr diese Grundsatz-Sache eines gemeinsamen Heims nie geklärt?

Du hast damals einen neuen Job begonnen und fühltest Dich mit Deinen Sorgen bei ihm nicht gut aufgehoben. Das ist schlecht, denn Verständnis und liebevolle Kommunikation, Aufmunterung und echte Emphatie machen eine Bindung ja gerade aus.
Das Witererzählen intimer Dinge ist ein absolutes no go, ich persönlich beende Beziehungen sofort, wenn diese rote Linie überschritten wird.
Loyalität und Vertrauen sind für mich z.B. nicht verhandelbar, wenn ich einem Menschen ernsthaft sagen muss, dass bestimmte Dinge bitte vertraulich sind, dann ist es für mich der falsche Mensch.

TE, Du hast in euren Streitereien und Trennungen immer zurückgerudert, das bleibt nicht ohne Folgen.
Auch jetzt geht er davon aus, dass Du Dich wieder brav annähert um um Vergebung bittest.
Das tut ihr schon ewig, das werdet ihr wohl auch weiterhin tun.

Wie gesagt, eure Beziehung klingt sachlich, ohne Leidenschaft, Sechs und gemeinsame Basis, aber ihr haltet daran fest.
Ich frage mich nur, warum?

Dieses Verhalten klingt ein wenig nach MIR. Leider reagiere ich auch so auf Streits und Auseinandersetzungen und mein Partner versucht alles wieder gut zu machen. Ich wäre dazu leider nicht in der Lage. Ich habe mich die letzen Wochen vermehrt damit auseinander gesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich eine Beziehungsstörung habe. Ich stoße Menschen, welche mir emotional zu nahe kommen weg. Umarmungen ect. fallen mir ebenfalls schwer. Vllt. kannst du dich diesbezüglich einfach mal belesen, vllt. trifft es auch auf deinen Partner zu. Oftmals liegen die Ursachen für solche Störungen in der Kindheit....

Ich denke jetzt auch schon die ganzen letzten Tage über alles nach. An so einer Situation sind immer Beide schuld und ich möchte gerne verstehen.
Das mit dem gemeinsamen Nestbau hat mir zu denken gegeben. Ja, ich habe mich als Gast gefühlt. Mein Lebenspartner hat sein Haus als Hobby, es ist ein altes Haus. Er hat immer daran gearbeitet, die ganzen Jahre, es selbst unterkellert und alle Umbauten selbst gemacht (er ist Bauingenieur). Ich habe die ganze Zeit in Unordnung und einer Baustelle gelebt. Er wäre nie mit mir woanders hingezogen, deshalb habe ich auch nie an sowas gedacht. Ich glaube, daß mit dem Eindringling trifft es gut. Ich glaube, so könnte er es empfunden haben. Ich dagegen, fand es schön zusammen zu wohnen. Diese Einsicht hilft mir ein wenig.
1997 war ich schwanger, leider war das Kind mongoloid. Als ich ihm die Schwangerschaft mitteilte, war seine Frage: Bin ich auch wirklich der Vater? Das hat mich damals schon schwer gestört, aber ich war noch sehr verliebt. Ich habe mich dann dafür entschieden, das Kind nicht zu bekommen. Da wird die Geburt eingeleitet und man muss es dann bekommen. Das war sehr schwer für mich, da hat er mir aber sehr geholfen und war in der Klinik im selben Zimmer und hat mich unterstützt. Ich habe das Kind dann auf dem Klo bekommen, weil kein Pflegepersonal da war. Da wo ich herkomme wird sehr stark Fasching gefeiert und es war Faschingsdienstag.
Was ich sehr an ihm schätze, daß er sehr fürsorglich sein kann. Das ist er auch heute noch, wenn ich krank bin oder so.
Ich überlege auch, ob ich einfach Angst vor dem Alleinsein habe. Ich war schon mal 5 Jahre allein und habe mich da gar nicht wohlgefühlt.
Aber die Antworten helfen mir, ich will mich jetzt damit auseinandersetzen.

Zitat von Gomera:

Ich war schon mal 5 Jahre allein und habe mich da gar nicht wohlgefühlt.

du wirst die nächsten Jahre, wie die Jahre zuvor mit dir leben. Wenn du dich mit dir nicht wohlfühlst, wie soll das dann ein Partner richten?

Liebe TE

Zitat von Gomera:

Ich überlege auch, ob ich einfach Angst vor dem Alleinsein habe. Ich war schon mal 5 Jahre allein und habe mich da gar nicht wohlgefühlt.

Ich fange mal damit an. Kein Mensch dieser Welt kann dich glücklich machen. Das musst du schon alleine hinkriegen. Du bist die einzige Person, mit der du dein Leben lang zusammen bleibst. Wenn du nicht gut zu dir bist, dich liebst, respektierst und dich wohlfühlst, wer dann?

Und zu deiner Beziehung - die ist tot. Und nein, sicher nicht, weil du ihn A. genannt hast. Eine Partnerschaft funktioniert nur dann, wenn sich beide auch darum bemühen. Und das sehe ich bei euch nicht.

Wie es mir geht mit dieser neuen Haltung und Entscheidung? Ich weiß es noch nicht genau. Es ist zumindestens so, daß ich mir eingestehe, daß ich mit der Situation nicht glücklich bin. So will ich nicht weiterleben, wenn, dann muss sich da was ändern. Es hat mir schon viel geholfen, hier die vielen Tipps zu lesen. Ich habe z.B. auch einen 10 Seiten langen Brief geschrieben, aber nicht abgeschickt. Beim Schreiben ist mir einiges klar geworden. Ich glaube, daß er nach dem Zuckerbrot und Peitsche Prinzip handet. Wenn ich nicht spure, wird sich halt getrennt. Wahrscheinlich weiß er genau, daß ich davor Angst habe. Ich werde jetzt einfach weiter abwarten und nicht ! anrufen. Ich beherrsche mich.

Zitat von Gomera:

daß ich davor Angst habe. I

Geh der Angst auf den Grund, gerne auch mit professioneller Unterstützung