Begierde oder Liebe

L
Hallo,

ich will hier auch mal meine Geschichte zum besten geben. Sie gehört sicher nicht zu den schlimmsten in diesem Forum, aber es verwirrt mich sehr.

Ich habe im Frühling eine wunderbare Frau kennengelernt. Die Stärke der gegenseitigen Anziehung hat uns schnell überwältigt, es war sehr leidenschaftlich, die s.uelle Intensität enorm. Dazu kam noch, dass wir uns wunderbar verstanden haben, ähnliche Interessen hatten, denselben Humor und alles in allem auch ausserhalb des Bettes sehr viel Spaß miteinander hatten. In der Anfangsphase gab es einige urlaubsbedingte räumliche Trennungen, in denen wir unsere Sehnsucht nacheinander mittels SMS und Postkarten gestillt haben.

Sie hat mir am Anfang klar gesagt, dass sie Probleme mit Beziehungen hat, und die Tatsache das sie ein freier unabhängiger Mensch ist, hat mich auch angezogen. Nicht weil ich die Herausforderung liebe, sondern weil ich solche Eigenschaften schätze und mich ähnlich eingeschätzt habe. Aber selbst, wenn man so ist, warum sollte man die schöne Zeit nicht einfach geniessen, die man miteinander haben kann? Ich habe mich daher davon nicht abschrecken lassen.

Nach ungefähr zwei Monaten kam dass erste Schlüsselerlebnis als sie bei mir schlief und es ihr emotional extrem schlecht ging. Ich wusste nicht was los war, sie stand ständig auf, setzte sich ins Wohnzimmer, konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag brach sie weinend zusammen. Die Nähe war zuviel für sie. Ich nahm sie in den Arm und redete mit Ihr darüber, sagte ihr was ich für sie empfinde und wie schön es gemeinsam ist. Letzendlich hatte sie sich beruhigt.

Ab dem Zeitpunkt ging es bei uns auf und ab. Aus heiterem Himmel fingen bei Ihr diese emotionalen Kämpfe an, oder besser gesagt in zwei verschiedenen Situationen, die erste war nach einer sehr intensiven Phase des Zusammenseins, die andere war, wenn sie ohne mich und angetrunken oder sonstwie betäubt war (sprich am Ende einer langen Partynacht mit ihren Freundinnen). Diese emotionalen Kämpfe führten dazu, dass sie mich nicht sehen wollte, und wenn sie es doch tat, weil ich zufällig in der Nähe war oder ich mit ihr darüber reden wollte, war sie eiskalt zu mir, hat mich nicht mal angesehen, wollte sich nicht berühren lassen. Eine sehr verletzende Situation für mich. Aber ich habe nicht aufgegeben, weil ich sie wollte. Ich habe sie oft mit schönen Worten überzeugt, und es war danach alles wunderbar bis zum nächsten Ausfall. Mir ging es während solcher Phasen schlecht, ich wurde unsicher, wollte wissen wie es ihr geht, und habe sie nicht komplett in Ruhe gelassen. Ich habe zwar keinen Telefonterror gemacht, aber mich schon einmal am Tag kurz gemeldet. Ich glaube nicht, dass ich geklammert habe, aber es war schon ein gewisses Besitzergreifen.

Der endgültige Crash kam nach 4 Monaten, sie hielt es innerlich nicht mehr aus und trennte sich. Sie war während der ganzen Zeit nicht in der Lage zu artikulieren, was sie wirklich empfindet, sie schien nur zu wissen, dass sie eigentlich keine Beziehung haben will. Dagegen stand alles was zwischen uns war und sie musste sich ständig entscheiden.

Nach der Trennung habe ich sie nochmal zufällig gesehen. Sie hat den Kontakt gesucht, aber nur Smalltalk von sich geben können. Ich war komplett fertig, versuchte aber nach aussen hin cool zu wirken. Ich habe ihr noch gesagt wie schade ich es finde. Ansonsten habe ich sie seitdem in Ruhe gelassen. Sie hatte sich noch zweimal gemeldet. Nach drei Wochen als sie aus einem Urlaub zurückkam, hatte sie das Bedürfnis mir per email mitzuteilen dass sie manche Dinge, die zwischen uns waren vermisst und dies mit keinem anderen Menschen je so sein könnte. Dass sie die s.uelle Intensität vermisst, die sie so noch nie erlebt hat (die Dame ist über dreissig). Und dass es meine Sache sei, wie ich damit umgehe. Es folgte eine nette Antwort von mir mit der Frage, was sie mir eigentlich sagen will. Ihre Antwort war nur, sie wollte ehrlich sein und mir etwas nettes schreiben, aber sie zweifle nicht an der Trennung, denn mit ihrem hin und her hätte es nicht klappen können (diese mail kam mal eben direkt an meinem Geburtstag).

Das war die Kurzform...

Seitdem habe ich erkannt, dass meine Leidenschaft für sie mich blind gemacht hat und ich nicht mehr gesehen habe, dass ich ein eigenständiger Mensch bin, der seinen Weg geht. Und ich habe nicht mehr gesehen, dass es bei ihr ebenfalls so ist. Ich habe ihr nicht genug Raum gelassen, weil sie mir den Eindruck vermittelt hat, dass sie ihre Bedürfnisse nicht äussern kann (selbst wenn sie mich sehen wollte, musste sie solange mit sich kämpfen bis es schon fast Mitternacht war). Meine Begierde hat mich abhängig gemacht. Und dass bin ich immer noch.

Ich weiss aber auch, dass die Sehnsucht, die ich empfinde und empfunden habe nicht s.ueller Natur war, sondern eher eine Sehnsucht danach, sie zu sehen und die Liebe für sie zu spüren. Ich glaube, dass meine Gefühle daher tiefer gehen als körperliche Begierde, aber trotzdem nicht bedingungslos sind.

Ich habe sie jetzt über einen Monat nicht gesehen. Ich würde mich ihr gerne mitteilen, aber ich denke ich muss sie einfach in Ruhe lassen. Momentan wäre ich sowieso in einer unterlegenen Bittsteller-Position, und jede Antwort auf meine Fragen würde in mir neue Fragen aufwerfen. Was hat sie für mich empfunden? Was war eigentlich ihr Problem? Warum kann sie es nicht geniessen mit mir zusammen zu sein, wenn es wie sie sagt soviele Dinge gab, die sie jetzt vermisst, und die sie so noch nie erlebt hat?

Ich hoffe auf einen Weg, eine Möglichkeit mit ihr zusammen zu sein, so dass wir beide glücklich sind, und nichts dazwischen steht, aber ich weiss, dass es zur Zeit nicht möglich ist.

Locke

07.10.2004 18:46 • #1


L
Würde ja doch gerne wenigstens eine Meinung hören

08.10.2004 16:08 • #2


A


Begierde oder Liebe

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E
Hallo Locke,

du scheinst ja ein rechter Quälgeist zu sein. ;D

Über deinen Thread muß ich mir doch erst mal ein paar Gedanken machen, bevor ich dir etwas vernünftiges schreiben kann.

Du sagst, daß du keinen Telefonterror gemacht hast, aber wenn du so quengelst wie hier, dann kann so etwas abschreckend auf Menschen wirken.

Natürlich willst du etwas hören oder lesen und wenn man liebt, dann will man eben schnellstens eine Antwort oder eine Reaktion erfahren. Viele Menschen brauchen aber Zeit zum überlegen und mitunter sind sie sich ihrer Situation gar nicht so recht bewußt.

Sich zu einem gewissen Zeitpunkt wohlzufühlen heißt doch nicht gleich, dass ich eine Beziehung eingehen muß, oder.

Vielleicht sollten sich viel mehr Leute diese Zeit nehmen, bevor sie eine Beziehung eingehen.

Hast du schon mal versucht dich in ihre Situation zu versetzen. Zu hinterfragen, was sie davon abhält, eine Beziehung mit dir einzugehen.

Ich muß ehrlich sagen, daß ich sie schon recht gut verstehen kann.

Irgend etwas schreckt sie und auch wenn der S. gut war und ihr auch so schöne Stunden miteinander verbracht hat, dann habe ich persönlich an einen Partner höhere Ansprüche und wenn ich diese nicht erkennen kann, dann reicht es auch für eine Beziehung nicht.

Aber selbst, wenn man so ist, warum sollte man die schöne Zeit nicht einfach geniessen, die man miteinander haben kann?

Für mich klingt diese Aussage schon fast wie die Lösung.

Kann es nicht sein, daß sie dich genoßen hat und du dich jetzt in sie verliebt hast?

Sie lebt weiter ihre Freiheit, ohne jegliche Verpflichtung.

Auch dies ist eine Lebenform und jeder versucht seinen Weg zu gehen.

Die einen wollen früh heiraten und Kinder haben und die Anderen wollen eben frei sein und denoch auf S., Nähe und gute Unterhaltung nicht verzichten.

Seitdem habe ich erkannt, dass meine Leidenschaft für sie mich blind gemacht hat und ich nicht mehr gesehen habe, dass ich ein eigenständiger Mensch bin, der seinen Weg geht.

Und womögich auch noch bedrängt und eine Entscheidung eingefordert und ihr ein Ultimatum gstellt.

Ich kenne solche Frauen sehr gut und ich habe sie ziehen lassen

Du mußt selber wissen, was gut für dich ist.

Aber diese Frauen sind wie Wildpferde.

Man kann sie zwar einfangen und zähmen aber danach sind sie nicht mehr die wilden Pferde, welche sie einmal waren.

Irgendwann werden sie ruhiger werden aber sie werden immer ihr Temperament und ihre Wildheit ins sich tragen.

Und noch eins, diese Frauen entscheiden, wer, sie wann einfangen darf.

Schneide das Lasso durch und laß sie ziehen.

Entweder sie kommt freiwillig zurück oder nie.

Wie immer du dich auch entscheidest, ich wünsche dir viel Glück dabei.

Gruß








08.10.2004 17:02 • #3


P
Hallo Du,

ich verstehe dich. bei mir hat es 1 jahr gedauert und das ende war sehr ähnlich. bin zu spät draufgekommen, das es menschen gibt die einfach eine bindungsangst haben. es war himmel auf erden, alles hätte gepasst es hat aber nicht ausgereicht.

das ende kam so plötzlich. ich bekam als antwort ich liebe zu viel und muss loslassen können. hmm....wir hatten die gelegenheit uns höchstens 1 x die woche zu sehen, trotzdem war es zu viel. es ist alles zu intensiv und das schafft er nicht.es macht ihm angst

so, jetzt bin ich alleine, verstehe die welt nicht mehr und bin schwer unglücklich da ich nie wieder mit einem menschen das selbe erleben werde. ja, es war intensiv, für mich auch aber ich hatte keine angst.

ob er sich wieder mal melden wird? glaube eher nicht, hoffe aber trotzdem.

dir wünsche ich alles liebe. ...Pepitta

08.10.2004 17:56 • #4


L

Wogul:

Du hast recht in dem Punkt, dass Du sagst, dass sie sich ihrer Situation nicht ganz bewusst war, im Grunde wusste sie gar nichts über ihre Gefühle. Ihr Lieblingssatz war Weiss nicht. Ich habe ihr vielleicht nicht genug Freiraum gelassen, um nachzudenken, aber wie gesagt, von sich aus ist sie selten auf mich zugekommen, sie konnte es nicht, auch wenn sie wollte. Sie hat auch mehrmals gesagt, dass sie es schön findet, wenn ich mich melde oder kurz bei ihr vorbeischaue (wir arbeiten in der selben Gegend). Ich habe ihr auch nie ein Ultimatum gestellt oder sie zu einer Entscheidung gezwungen. Ich habe immer akzeptiert, wenn sie lieber etwas mit ihren Freundinnen oder alleine machen wollte. Nur die Phasen, in denen ich wusste, dass sie mit sich hadert, haben mich enorm unsicher gemacht.

Natürlich muss man nicht gleich eine Beziehung eingehen, aber wenn es schön ist und man die Gemeinsamkeit geniesst, was spricht dann dafür alles abzubrechen?

Ich weiss nicht, was Du mit höheren Ansprüchen meinst, aber sie hat mir mehrmals gesagt, dass ich mich für sie perfekt verhalte, dass sie jeden anderen schon lange vor die Haustür gesetzt hätte. Es war viel zwischen uns, auch von ihrer Seite, da bin ich mir sicher.

Aber vielleicht ist sie ja tatsächlich ein Wildpferd, obwohl ich dass nicht glauben will. Ich habe sie ziehen lassen und melde mich auch nicht mehr bei ihr.


Peppitta:

ich wünsche Dir, dass er merkt was mit ihm los ist und sich ändert. Vorher ist keine glücklichere Beziehung möglich, denke ich. Aber wie verhält man sich demjenigen gegenüber? Ich spüre, dass in mir eine immer stärkere Abneigung meiner Ex gegenüber aufkommt. Ich weiss nicht, was ich tue wenn ich sie mit nem anderen Kerl erwische... (wahrscheinlich siegt die Vernunft, aber ein paar Sprüche wird sie sich anhören müssen)


08.10.2004 19:41 • #5


E
Ich weiss nicht, was Du mit höheren Ansprüchen meinst, aber sie hat mir mehrmals gesagt, dass ich mich für sie perfekt verhalte, dass sie jeden anderen schon lange vor die Haustür gesetzt hätte.

Also für mich wären höhere Ansprüche das Ziel, dass man zusammen zieht, einen Hausstand gründet, eventuell heiratet und unter Umständen sogar Kinder in die Welt setzt.

Natürlich setzt so etwas Liebe vorraus, aber ich kann doch nicht alles auf Liebe aufbauen, oder?

Es gibt die Bauch gesteuerten Menschen und die Kopf gesteuerten und beide haben ihre Vorstellungen und sie sind auch bereit ein gewisses Risiko einzugehen.

Aber die Kopf gesteuerten sichern und wägen ab und sie versuchen jegliches Risiko zu kalkulieren und zu vermeiden.

Perfekt verhalten bedeutet aber nicht perfekt zu sein, oder?

Sie sagt doch selber, daß sie auch bereit wäre jemandem vor die Türe zu setzen, wenn sie das Gefühl hätte, dass er nicht der Richtige wäre.

Komisch, erinnnert mich an eine düstere Vergangenheit.

Die Frau war klasse, die Umstände waren klasse, nur der Typ war noch nicht bereit dazu. ;D

Und so wie ich diese Frauen einschätze, sind die weder beziehungsunfähig noch Borderliner noch sonst irgend etwas.

Sie minimieren lediglich ein Risiko oder sie versuchen es.

Ob man damit weiterkommt, kann ich dir auch nicht schreiben, aber sie können einem verdammt weh tun.

Gruß







08.10.2004 19:55 • #6


L
Ok, zugegeben, borderline wäre eine übertriebene Vermutung... aber beziehungsfähig ist sie ihrer eigenen Aussage entsprechend nicht.

Kann sein, dass ich dass zu melodramatisch sehe. Vielleicht hats am Ende einfach doch nicht so gut gepasst wie angenommen. Jeder hat schliesslich seine eigene Sicht auf die Dinge. Andererseits, die Dinge die sie mir gesagt hat, lassen zumindest nicht vermuten, dass die Gefühle das Problem waren.

08.10.2004 20:43 • #7


E
aber beziehungsfähig ist sie ihrer eigenen Aussage entsprechend nicht.

Aber es wäre dann aber vermeßen zu schreiben oder zu sagen, daß sie grundsätzlich nicht beziehungsfähig ist.





08.10.2004 21:07 • #8


L
Die wenigsten Menschen sind grundsätzlich beziehungsunfähig. Meistens handelt es sich doch dabei um Phasen, die mal länger und mal kürzer dauern können. Kennt man ja auch von sich selbst.

09.10.2004 12:55 • #9


E
[quote author=Locke link=board=allgemeines;num=1097171213;start=7#8 date=10/09/04 um 13:55:03]Die wenigsten Menschen sind grundsätzlich beziehungsunfähig. Meistens handelt es sich doch dabei um Phasen, die mal länger und mal kürzer dauern können. Kennt man ja auch von sich selbst.[/quote]

Da gebe ich dir recht, aber ich wehre mich dagegen, wenn es so Aussagen gibt, wo die Mensche direkt mit Beziehungsunfähigkeit bedacht werden.

Es ist eben alles ein wenig komplizierter geworden und nur weil jemand nicht kann oder will, ist er ja nicht gleich ein borderliner oder beziehungsunfähig.

Aber hier in diesem Forum wird sehr schnell und voreilig mit diesem Argument geworben.

Ist ja auch so schön einfach, bei Anderen Gründe zu finden, als bei sich selber.

Oder man einfach akzeptiert, daß es nicht für eine Beziehung reicht.

Man muß sich doch nicht immer rechtfertigen und erklären, oder?

Klar wäre es fairer aber manchmal hat man eben keine plausible Erklärung für sein Verhalten.

Kennt man doch sicherlich auch von sich selbst, oder?

Früher wurde jeder, wenn er nicht so funktionierte wie die Anderen es erwarteten, für verrückt erklärt.

Heute sind wir alle wahnsinnig. ;D

Sind wir nicht alle ein wenig Bluna? ;D



09.10.2004 13:13 • #10


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