Hallo zusammen
Ich bin jemand, dem es sehr gut tut, nach einer schweren Geschichte mit anderen zu sprechen und mich auszutauschen. Mich interessiert sehr, was anonyme Personen von meiner Geschichte halten und bin offen für jegliche Tipps. Versuche es kurz zu machen (sehe im nachhinein, gelang mir wohl nicht).
Ich, w37 war nun gut 3 Jahre mit meinem Freund zusammen. Das erste Jahr war extrem schön und ich dachte, dass ich mit diesem Mann alt werden möchte und war sehr glücklich (beidseitig). Danach zeigte sich immer mehr, dass er viele psychische Probleme hatte (leichte Depressionen, Verdrängung, Bindungsängste, S., etc). Mir viel z.B. früh auf, dass er beim S. nie zum Abschluss kam, was für einen Mann doch eher ungewöhnlich ist. Er habe das Problem seit er 20 ist (jetzt 33). Er weiss die Ursache nicht, vermutet, dass er Angst vor einer Schwangerschaft hat (ich nehme die Pille, wir haben zu Beginn bis zum HIV Test zusätzlich mit Gummi verhütet) und wir haben das nie hinbekommen (S. war trotzdem schön für beide aber für mich immer mit komischem Nachgeschmack wegen der Geschichte). Wenn wir uns ernsthaft über uns oder ihn unterhalten haben, hat er lange sich in eine Embriostellung - also Beine anziehen und seitlich hinlegen hingelegt und nichts mehr gesagt. Es falle ihm extrem schwer, sich zu öffnen und über persönliche Dinge zu sprechen, ich glaube er hatte Angst davor, Angst ihn ihm selbst zu grübeln und Sachen zu entdecken, die er nicht entdecken will (so sagte er mir das). Naja wie gesagt, das erste Jahr genossen wir in vollen Züge, hatten Spass, haben uns vertraut und die Beziehung aufgebaut. Wir hatten nie viel Zeit füreinander, haben uns max 1-2x die Woche gesehen aber das war gegenseitig (Weiterbildungen, etc.).
Nach einem Jahr kam von ihm immer weniger (Gefühlsmässig). Er wollte mich trotz mehr Zeit, die wir hatten, nicht mehr treffen, er brauchte seinen Freiraum (den ich ihm immer gewährte) und umarmte / küsste mich immer weniger. Es ist nicht meine erste Beziehung ich kenne dieses Verhalten nur aus dem Grund, dass die Gefühle abflauen. Er meinte jedoch immer, dies sei auf seine psychischen Probleme zurückzuführen und da ich nicht eine Person bin, die jemanden, wenn er eine schwierige Zeit hat, verlässt, stand ich zu ihm und versuchte zu helfen, Abstand zu gewähren und für mich an der Beziehung und an mir zu arbeiten. Es kam ein Jahr mit einigen schönen Zeiten aber auch mit viel Traurigkeit meinerseits. Er verhielt sich immer so, wie wenn ich ihm sehr wenig bedeute und alles andere wichtiger ist (wie gesagt, bei einem gesunden Menschen, hätte das so für mich keinen Sinn gemacht aber in seinem Falle blieb ich und erhoffte mir so sehr, dass er es packt und wieder der alte wird).
Die letzten 8 Monate hatten wir keinen S. mehr (seinerseits) - auch das schob er auf seine Depression (habe in diversen Foren gelesen, dies sei normal. ). Er konnte mich auch nicht mehr gross küssen und umarmen, er sagte, er könne bei niemandem (nicht nur bei mir) etwas spüren und sei nur noch eine Hülle. Naja, ihr könnt euch vorstellen, keine einfache Zeit. Ich stand nach wie vor hinter ihm - ging aber mittlerweile zu einer Psychologin, weil es mich fertig machte. Es ging mir schlecht, es ging ihm schlecht. Ich wusste, so kann es nicht weitergehen, ich zerstöre mich mit dieser destruktiven Beziehung. Problem nur, ich liebte diesen Menschen mit all seinen Fehlern (er ist so herzensgut, er bemüht sich, kann aber nicht, schwer zu beschreiben, ist einfach wirklich ein liebenswerter Mensch, witzig, hilfsbereit, etc - nur hald mit psychischen Problemen).
Vor 4 Tagen hat er mich verlassen. Er wollte das nicht in dem Sinne, hat aber endlich mit mir reflektiert - dass er Panik hat, dass er Nähe zu mir nie mehr hinbekommt, dass er Angst hat, einfach beziehungsunfähig zu sein, dass ich so viel mehr verdient hätte, er sehe, wie ich alles gebe und er merke, wie er nichts zurückgeben kann - auch wenn er so sehr will. Ich wusste, jetzt oder nie, ich hätte ihn noch lange nicht aus eigener Kraft verlassen können, doch nun warf er mir eine Möglichkeit hin, die ich packte. Wir haben uns dann getrennt - mit viel weinen und Trauer.
Am späten Abend habe ich ihm geschrieben, ich hielt den Gedanken nicht aus, die Beziehung zu verlieren UND ihn als Menschen. Ich weiss und bin auch froh, haben wir die Beziehung beendet (nützt natürlich bezüglich Traurigkeit nichts) aber ich weiss auch, dass ich ihn einfach als Menschen liebe und nicht verlieren will. Wir haben uns seit dem viel per sms geschrieben, ausgetauscht, zusammen getrauert, uns bestärkt, dass wenn wir es schaffen, eine Freundschaft aufzubauen, wir so viel mehr von dem hätten. Wir leben ja seit 8 Monaten wie Freunde (ohne S., viel Zärtlichkeiten und so) und dass wenn jetzt dieser Druck endlich weg ist (von meiner Seite - Zärtlichekeit und S., von seiner Seite - ich muss ihr das geben), schaffen wir es vielleicht, wirklich einfach den anderen als Menschen - als Freund so zu nehmen wie er ist.
Wir werden uns nächsten Samstag treffen. Für mich ist es nach einer Beziehung erfahrungsgemäss wichig, nochmals zu reflektieren, darüber zu sprechen, damit ich abschliessen kann. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht glaube, dass man einfach Freunde bleiben kann nach einer Beziehung, man muss eine Freundschaft neu aufbauen und darum ist es für mich wichtig, zuerst wirklich mit ihm noch als Ex-Freund zu sprechen und abzuschliessen, bevor ich ihn als neuen Freund betrachten kann.
Soweit meine Gedanken, was meint ihr dazu, bin echt gespannt über konstruktives Feedback.
Danke lg Liome
06.07.2017 11:03 •
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