Hallo liebe Mitstreiter*innen,
ich habe den Absprung aus einer problematischen Fern-Beziehung geschafft und hoffe hier ein wenig auf Erfahrungsberichte und Feedback, um weiterhin standhaft zu bleiben.
Die Trennung ist 6 Tage her, ich habe seine Nummer, Fotos (fast alle) und Chatverläufe gelöscht, sowie Geschenke/Erinnerungen beiseitegestellt. Ich bin auch nicht versucht, ihn zu kontaktieren. Allerdings hat er meine letzte Nachricht, in der ich nach einem Telefonat nochmal schriftlich die Trennung bestätige, nicht mehr reagiert. Das hinterlässt natürlich noch ein Fragezeichen (was er bewusst macht… )…
Ablauf unserer Beziehung (sorry für die Länge!):
Wir haben uns über eine App kennengelernt und dann tagelang telefoniert. Am Telefon waren wir beide ganz angetan voneinander.
Ich hätte gerne ein schnelles Treffen arrangiert. Ihm schien das zu schnell zu gehen – war er noch am Anfang sehr kontaktfreudig, fuhr er im Laufe der Zeit die Kontaktfrequenz runter… betonte aber stets, dass er mich mögen würde (daher von der App auch schon abgemeldet war). Aus Angst, dass er noch nicht bereit sei für eine neue Beziehung, brach ich nach 4 Wochen telefonieren den Kontakt ab, da er nicht bereit war, über ein mögliches Treffen zu sprechen. Unsere Städte liegen btw 500km voneinander entfernt. Ich hatte aber dann so ein schlechtes Gewissen, dass ich mich nach 1-2 Wochen bei ihm wieder meldete, woraufhin er mich kalt abblitzen ließ ; ) Danach hatten wir keinen Kontakt.
6 Monate später hatten wir auf einer anderen App erneut einen Match und kamen ins Gespräch, er schien sich zu freuen. Ich wollte natürlich zeitnah telefonieren, aber er ließ mich wochenlang zappeln und schrieb nur über die App. Ich nahm das auch hin, weil ich überhaupt froh war, dass wir wieder Kontakt hatten und er mir nicht grollte, dass ich den Kontakt vor Monaten beendete. Als ich nach 2 Wochen feststellen musste, dass er sich gar nicht mehr an meinen echten Namen erinnert (gespielt oder echt, who knows), wollte ich den Kontakt erneut einstellen. Das hat sein Interesse wohl geweckt und er wollte unbedingt telefonieren, befand sich zu dem Zeitpunkt auch im Urlaub. Also haben wir bald täglich stundenlang täglich telefoniert und uns super verstanden. Für uns beide war es eine neue schöne Erfahrung, sich kommunikativ so auf einer Wellenlänge zu befinden. Er meinte, dass er sich vor Monaten wegen der laufenden Scheidung noch nicht bereit gefühlt hatte für ein Treffen – nicht, dass er noch an der Ex-Partnerin hängen würde. Es wäre eine schwierige kurze Ehe gewesen und die Scheidung (da mit Ausländerin) sehr aufwändig, was ihn frustrierte… und eben auch eine Angst da ist vor einer erneuten Enttäuschung (lt. seiner Aussage hätte er sich getrennt…).
Gut, wir also wieder im regen telefonischen Kontakt. Ich habe ihm vermittelt, dass mir ein baldiges Treffen wichtig sei, damit wir feststellen können, ob die Chemie auch im realen Leben stimmt. Es wäre für uns beide blöd, wenn wir monatelang telefonieren und es dann beim Treffen nicht funkt. Er gab an, nach dem Urlaub etwa nach 2 Wochen ein Treffen arrangieren zu wollen… das passierte natürlich nicht, da er angeblich zu tun hatte…ich war dann im Urlaub und nach 2 Monaten Telefonkontakt machte ich deutlich, dass es entweder zum Treffen kommt oder für mich sich das Ganze erledigt.
Siehe da, es kam zum Treffen. Und noch viele weitere Treffen kamen dazu. Wir haben uns echt gut verstanden (viel gelacht, die Zeit verging wie im Flug… wir konnten über vieles blind reden…und haben es miteinander sehr genossen) und auch nach dem ersten Treffen verabredet, uns von der App abzumelden. 4 Monate lang hatten wir Kontakt und trafen uns, aber der Herr wollte sich nicht festlegen, ob es für eine Beziehung reicht oder nicht. Das war mir dann nach 4 Monaten zu blöd, sodass ich die Reißleine zog, als er mich immernoch vertröstete mit „er brauche noch mehr Zeit“.
Siehe da, zwei Wochen später war er bereit für die Beziehung.
Ihm wäre klargeworden, dass er mich nicht verlieren möchte und dass es an ihm liege, dass er so gehadert hätte und sich so viele Sorgen mache… Er besuchte dann einen Psychologen, um über seine Ängste zu sprechen (warum er sich nicht einfach fallen lassen könne. z.B.).
Ab da an lief es gut zwischen uns, ich spürte keine Angst mehr seinerseits, sich mit mir zu committen. Er sprach direkt aus, dass er mit mir zusammen sein möchte. Dass er nur mich will… Wir sind beide Ü35 (er Ü40) und wollen beide sesshaft werden, daher waren nach einigen Monaten Beziehung Zusammenziehen und auch Ehe ein Thema – das jetzt alles von ihm forciert.
Nun waren wir bis vor einigen Tagen mittlerweile 1,5 Jahre (inkl. Kennlernzeit) zusammen, aber in den letzten Monaten wurde es mit ihm in der Fernbeziehung immer schwieriger. Fast täglich bekam er Wutausbrüche, war sehr eifersüchtig und brauchte sehr viel Aufmerksamkeit. In der Zwischenzeit haben sich unsere Familien kennengelernt und wir wollten auch in den nächsten Monaten zusammenziehen… allerdings haben mir seine Wutausbrüche immer mehr und mehr Bauchschmerzen bereitet. Zum Psychologen ging er nach 5 Sitzungen auch nicht mehr (der Psychologe hat eher Vorträge gehalten, als auf ihn konkret einzugehen…). Ich bat ihn mehrmals darum, etwas gegen seine Wutausbrüche zu tun. Oft zeigte er sich im Nachhinein einsichtig und entschuldigte sich auch von allein. Manchmal tat er aber beim nächsten Gespräch auch so, als wäre vorher nichts gewesen.
Da die Wutausbrüche weiterhin stattfanden (meistens am Telefon, live habe ich das nur 2-3 mal erlebt – es ist aber nun mal eine Fernbeziehung gewesen), habe ich vor 6 Wochen schlussgemacht. In dem Telefonat, als ich ihm erklärte, dass ich das so nicht mehr kann, fing er an in die Richtung zu argumentieren, dass ich ihn provozieren würde und damit seine Ausbrüche befördere. Ich müsste mehr nachgeben, seinem Willen mehr Folge leisten (alle Fragen detailliert zu meinem Tagesablauf beantworten) und nicht so nachtragend sein. Das Gespräch hat mir gezeigt, dass er nicht an sich arbeiten wird und ich damit auch nicht bereit bin, diese Last weiter auszuhalten. Zumal ich natürlich besorgt bin, welche Ausmaße möglich sind, wenn man erst zusammenlebt.
Richtig Ende war es noch nicht… da er mich um eine neue Chance gebeten hatte… Leider bin ich weich geworden, weil er seine Wutausbrüche auf den aktuellen Stress schob (hatte er auch wirklich…ob es als Ausrede reicht?) … ich sei das Beste, was ihm passiert sei und er möchte unbedingt, dass wir zusammenkommen, zusammenziehen mit allem drum und dran.
Ich wollte nur weitermachen, wenn er sich professionelle Hilfe holt oder wir eine Paarberatung machen, um unsere Kommunikation in Konfliktsituationen zu verbessern (damit er nicht so schnell ausrastet und ich für etwaige Trigger sensibilisiert werde). Er war aber so negativ belastet durch seine Erfahrung mit dem Psychologen, dass er das nicht wollte und darum bat, darauf zu vertrauen, dass er das alleine hinbekommt. Oh man, ich wusste zwar, dass er das alleine nicht hinbekommt, aber ich dachte daran: Wenn er aus Zwang irgendwo hin geht, bringt das auch nichts. Besser, ich gebe ihm jetzt diese Chance, damit er selbst erkennt, dass er prof. Hilfe braucht und es von sich aus dann möchte.
Also hatten wir wieder Kontakt. Und es ging zunächst weiter mit seinen Wutausbrüchen (er nimmt gleich vieles persönlich, sieht sich verletzt und angegriffen, nicht respektvoll behandelt und wird dann laut und regt sich auf – manchmal dient der Wutausbruch um mich „zu bestrafen“, so mein Gefühl), sodass ich mehr und mehr die Lust verlor. Für mich war klar, so wird das nichts. Es ist einfach ambivalent mit ihm: Er bringt so vieles mit, was ich lange in einer Person suchte und endlich fand (Humor, Intellekt, Moral, Treue, Familiensinn, dieselben Interessen und Hobbys) aber gleichzeitig auch K.O. Kriterien hat (Wutausbrüche, geringe Selbstreflexion, starke Eifersucht…).
Als ich ihn darauf ansprach (blöder Zeitpunkt, da am Abend zuvor eine weite Familienverwandte starb, die in einem anderen Land lebte. ), dass wir beide so nicht weitermachen können, schrie er mich am Telefon an, dass es klar war, dass ich keine Frau sei, auf die er sich verlassen könne. Es wäre so klar, dass ich nicht zu ihm stehen würde und ihn einfach verlassen würde…danach legte er auf.
Ich wollte es da noch mit dem Vorschlag versuchen, dass er sich prof. Hilfe holt und noch nicht aufgeben. Also schrieb ich ihm, dass ich ihn nicht im Stich lassen möchte. Es geht nur darum, dass er nicht so mit mir umgehen kann, weil es mich kaputt macht und er dann nichts mehr von mir hätte.
Danach telefonierten wir tagelang nicht und schrieben nur, er schlug vor, dass wir schnell über die Probleme reden. Ich stimmte zu (tatsächlich ließ er mich zappeln… was seiner Art entspricht, nach Konflikten erstmal „unterzutauchen“).
Dann hatten wir unser Gespräch, um die Probleme zu lösen. Tatsächlich machte er mich in diesem Telefonat nur an, sein inneres Kind war tief verletzt und wollte es mir einfach nur heimzahlen. Ich wäre die problematische Person, ich sei egoistisch – da ich ihn auf Beziehungsprobleme auch dann anspreche, wenn er wegen des Ablebens einer verwandten Person leidet, ich könne nicht kommunizieren und wolle mich immer nur beschweren, ohne Lösungen zu suchen. Ich würde mir ganz viel rausnehmen, obwohl ich gar nicht so viel auf den Tisch zu legen hätte (das letzte hat mich natürlich verletzt – da dachte ich mir: ein Mann, der mich so sieht, brauche ich nicht in meinem Leben).
Ich habe mir das alles angehört und konnte kaum etwas dazu sagen (es hätte eh nichts gebracht mit jemand in Rage zu reden).
Durch das Gespräch habe ich nicht mehr die Absicht gehabt, prof. Hilfe vorzuschlagen. Warum sollte ich das auch, wenn er in mir das Problem sieht? Für mich war klar, es hilft nur noch die Trennung.
Am nächsten Morgen haben wir telefoniert und ich wiederholte seine Sicht auf mich, ich hätte nicht viel zu bieten. Daher schlug ich ihm vor, er sucht sich eine andere Frau, die mehr mitbringt. Vielleicht reißt er sich dann mehr zusammen. Ich kann ihn nicht glücklich machen und er mich nicht.
Er wollte sich dann wegen der Aussage erklären (es tat ihm leid, dass ich traurig war…) und meinte, dass er schon gemerkt habe, dass er das Problem sei bzw. vieles falsch verstehen würde…usw., aber das wollte ich alles nicht mehr hören. Ich sagte ihm, dass es für mich vorbei sei und ich keine Zukunft mehr für uns sehe. Dass das ganze durch den Stress für mich nur noch eine platonische Beziehung geworden ist und er, so wie er mich behandelt hat, nicht mehr für mich so wichtig wäre oder der Mann wäre, den ich heiraten wollte. Das hat ihn sehr verletzt (er meinte dann nur: Wie kann das sein? Nur wegen Worte wirst Du so? Es ist doch sonst nichts vorgefallen und Streit gehört dazu…)… Weil sein Chef etwas von ihm wollte, musste er dann auflegen. Er schrieb dann kurz eine SMS, dass es bei ihm länger dauern würde.
Er meldete sich dann 12 Stunden (!) später, weil er wegen Arbeit und einem Kaffee-Date mit einem Onkel nicht konnte und entschuldigte sich für sein spätes Melden. Ich schrieb dann schriftlich, dass ich das nicht mehr erwartet hätte, etwas von ihm noch zu hören und ihm alles Gute wünsche. Wir haben keine gemeinsame Zukunft…und dann Abschied.
Von ihm kam dann außer „Krass“ dann nichts mehr.
Einen Tag später habe ich seine Nummer gelöscht.
Es herrscht also absolute Funkstille. Natürlich frage ich mich, warum er sich nicht richtig von mir verabschiedet hat, aber die Frage sollte ich mir einfach nicht stellen.
Natürlich wünscht sich eine Stimme in mir, er würde sich melden und Einsicht bekunden, er bräuchte prof. Hilfe. Und ja, ihm zuliebe würde ich die Geduld aufbringen, wenn er daran arbeitet (ohne Garantie, dass es unbedingt besser wird).
Andererseits versuche ich vernünftig zu bleiben (nicht zu träumen) und es abzuschließen, wohlwissend, dass so wie es in den letzten Monaten war, keine Basis für eine gesunde Beziehung gibt. Ich bin natürlich nicht perfekt und habe auch meinen Anteil dazu beigetragen – aber im Großen und Ganzen sehe ich die größten Probleme bei ihm, da er seine Päckchen nicht aufgearbeitet hat (Muttersöhnchen, egoistische dominante Tendenzen, misstrauisch, nicht konfliktfähig …). Bevor die „narzisst. Keule“ rausgehauen wird – er findet sich nicht supermäßig toll und hat einen normalen Job.
Ich glaube einfach, er ist etwas verbittert, da er im Leben (und auch beruflich) in seinem Alter gerne woanders wäre und eigentlich auch die Grundqualitäten mitbringt. Aber durch seine Unsicherheit etc. kommt er dann doch nicht so weit.
Ach ja… Wer kennt meine Situation mit solchen Partnern? Was könnt ihr mir sagen, damit ich über die Trennungszeit besser hinwegkomme?
Und wie kann ich mich davor schützen, dass die Zukunftsängste jetzt Überhand nehmen? Bin über 35 und habe natürlich Angst, nicht mehr den richtigen Partner zu finden (und natürlich möchte ich eigene Kinder. )
13.08.2023 11:34 •
x 2 #1