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Authentizität in der Anonymität

Funkenline
Zitat von Brennessl:
und ja, heute kann ich gut umsetzen was ich damals gelernt habe, eben bei mir zu bleiben, meine grenzen zu ziehen und meine ...

Aber kann man das nicht auch auf konstruktive Weise lernen? Braucht es dazu das Affärenleid?

Was du, liebe @Brennessl, hier beschreibst, klingt für mich eher nach gebranntes Kind scheut das Feuer.

14.04.2024 12:54 • x 1 #91


alleswirdbesser
Mir stoßt es wirklich sehr unangenehm auf, wie Affären hier teilweise glorifiziert werden. Habt ihr, die das für den richtigen Weg halten, hier die Threads gelesen. wo User schreiben, die frisch mit dem Fremdgehen ihrer Partner konfrontiert wurden? Ist das wirklich so gut und richtig diesen Weg zu gehen und keinen anderen? Gibt es keine Möglichkeit anders an sich zu arbeiten als unbedingt Menschen zu verletzen, teilweise für eine Zeitlang kaputt zu machen, die man einst zum Partner gewählt hat? Oder Teil eines Dreiecks zu werden, weil man der Meinung ist, der Betrogener ginge einen selbst nichts an, als Single dürfte man alles tun, ohne Rücksicht auf jemanden. Ich persönlich kann das nicht verstehen.
Zitat von Brennessl:
davor hab ich mich in diversen beziehungen selbst verloren, der gebundene (für eine konventionelle) beziehung unerreichbare mann hat mich gelehrt, die schönen momente zu genießen, mich nicht festzukrallen und zu klammern und mein leben nicht so emotional abhängig von männern zu machen.

Ich persönlich habe dafür keine Affäre gebraucht, zwar schwere Trennungen, die wirklich eine Herausforderung waren, aber ich habe niemanden hintergangen, belogen und betrogen, um ein „besserer“ Mensch, was meine Vorstellung davon wäre in Bezug auf Beziehungen, zu werden. Auch als Single hätte ich nie bei einem Betrug mitgemacht und dabei mitgewirkt eine Partnerschaft zu zerstören, egal was der Afferenführer erzählt hätte.

14.04.2024 13:25 • x 4 #92


A


Authentizität in der Anonymität

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L
Mein früherer Expartner hat mich mit einer Arbeitskollegin damals betrogen, als wir unser gemeinsames Kind verloren hatten. Ich weiß, wie sich das anfühlt und auch mich triggern manche Dinge heute noch.
Ich habe zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass ich verbittert und voller Hass nur noch durchs Leben gehen werde. Dass ich nicht vertrauen und nicht verzeihen kann.


Nur ist mittlerweile eine ganze Zeit vergangen und ich kann anders damit umgehen. Ich lerne heute noch ständig dazu, neue Sichtweisen zu diesem Thema und auch Milde und Mitgefühl für die, die Liebeskummer haben. Aus welchen Gründen auch immer dieser besteht.
Ich bin seit langer Zeit wieder hier aufgeschlagen, weil auch ich aktuell Liebeskummer habe. Der Grund ist ein Mann, der mich fast ein Jahr als seine Affäre hatte, von der ich nicht wusste, dass ich eine bin. Es kam heraus und ich habe seitdem so viele verschiedene Gefühle in mir, die ich gerne verstehen ubd sortieren möchte.

Ich habe den Kontakt abgebrochen und versuche nun zu verstehen, welche Dynamiken dahinter stecken können. Auf allen Seiten dieser sog. Dreiecke.
Ich möchte verstehen und lernen und sensibilisieren, trauern und abschließen. Das meine ich ganz wertfrei.
Ich möchte nicht mit dem Finger auf andere zeigen und ich möchte diesen Finger auch nicht gezeigt bekommen.

14.04.2024 13:42 • x 4 #93


alleswirdbesser
Zitat von Brennessl:
noch am rande: die zweite wahl ist man nur wenn man sich so fühlt.

Ich hätte da auch einen Gedanken: welche Wahl hat ein Fremdgeher, der sich nicht trennen und in seiner eventuell unglücklichen Ehe, zumindest aus seiner Sicht, verharren möchte? Entweder zahlt er für gewisse Dienste oder er sucht nach einer Affärenfrau, die seinen trostlosen Alltag verschönert. So gesehen hat er gar keine Wahl, denn kaum jemand möchte regelmäßig ins Bord. gehen und dort ausspannen. Als Single hat man genau diese Wahl, man kann wählen und sich niemandem zur Verfügung stellen, der auf eine Affäre angewiesen ist.

Ich war ja zeitlang im OD unterwegs, da hat man tatsächlich mehr Möglichkeiten ein Teil des Dreiecks zu werden (oft ohne es zu wissen) als eine Beziehung zwischen zwei Singles einzugehen. So viele gebundene Männer und sicher auch Frauen versuchen dort ihr Glück. Und machen diese Portale unbrauchbar für Singles, die keine Affäre führen möchten.

14.04.2024 14:12 • #94


Funkenline
Zitat von alleswirdbesser:
Ich hätte da auch einen Gedanken: welche Wahl hat ein Fremdgeher, der sich nicht trennen und in seiner eventuell unglücklichen Ehe, zumindest aus seiner Sicht, verharren möchte? Entweder zahlt er für gewisse Dienste oder er sucht nach einer Affärenfrau, die seinen trostlosen Alltag verschönert. So gesehen hat er ...

Der Fremdgeher hätte doch aber eine Wahl: sich zu trennen oder in seiner Beziehung zu bleiben. Was er will, ist aber beides: den Kuchen essen und behalten. Klar, Singles sollten ihre Finger von gebundenen Menschen lassen, aber den Fremdgeher würde ich hier keinesfalls aus seiner Verantwortung lassen.

Diese Diskussion wurde aber schon tausendfach in diesem Forum geführt und je nach Positionierung im Dreieck auch unterschiedlich ausgelegt.

Was das OD betrifft, kann ich deine Erfahrungen nur bestätigen. Das ist auch für mich keine Option mehr.

14.04.2024 14:40 • #95


Brennessl
Zitat von Funkenline:
Aber kann man das nicht auch auf konstruktive Weise lernen? Braucht es dazu das Affärenleid?


es gibt auch affairen ohne leid, so eine war meine und gerade deswegen habe ich vielleicht so viel für mich mitnehmen können. so gesehen war es für mich konstruktiv.

Zitat von Funkenline:
Was du, liebe , hier beschreibst, klingt für mich eher nach gebranntes Kind scheut das Feuer.


ich war damals auch ein gebranntes kind, hab durch gewisse umstände davor nicht mehr daran geglaubt, dass eine richtige beziehung funktionieren kann, genau in diesem moment traf ich diesen mann.


Zitat von alleswirdbesser:
Mir stoßt es wirklich sehr unangenehm auf, wie Affären hier teilweise glorifiziert werden.


fallst du mich damit ansprichst, ich glorifiziere nichts, ich erzähle was war. wenn das unangenehm aufstößt tut es mir leid, ich weiß das thema ist heikel.

Zitat von alleswirdbesser:
Ist das wirklich so gut und richtig diesen Weg zu gehen und keinen anderen?


sicher gibt es andere wege, das war eben meiner damals. ich hab ehrlich gesagt nicht viel nachgedacht und erst im nachhinein verstanden was mir die geschichte gebracht hat.

Zitat von alleswirdbesser:
Auch als Single hätte ich nie bei einem Betrug mitgemacht und dabei mitgewirkt eine Partnerschaft zu zerstören, egal was der Afferenführer erzählt hätte.


ich für meinen teil habe keine beziehung zerstört, er ist immer noch mit seiner frau verheiratet. eine geliebte hat er aber mit sicherheit auch wieder, denn das ist seine art zu leben, das hat er damals offen zugegeben.

er hat mir von anfang an gesagt was sache ist und mich nicht belogen.

affairen sind nicht immer gleich.

14.04.2024 15:27 • x 2 #96


alleswirdbesser
Zitat von Brennessl:
affairen sind nicht immer gleich.

Das stimmt natürlich.

Meinst du seiner Frau würde das nichts ausmachen quasi ihr ganzes Eheleben lang betrogen zu werden? Gehört sie zu den Frauen , die beide Augen zudrücken, die Ohren verschließen und lieber nichts davon wissen wollen?

Ich glaube ich würde ein Single Leben der Gesellschaft eines notorischen Fremdgängers bevorzugen, egal ob EF oder AF. Denn menschlich ist er nicht jemand, den ich respektieren könnte.

14.04.2024 15:53 • x 1 #97


S
@Brennessl
Zitat von Brennessl:
es gibt auch affairen ohne leid, so eine war meine und gerade deswegen habe ich vielleicht so viel für mich mitnehmen können. so gesehen war es für mich konstruktiv

Ohne Leid für alle 3?

14.04.2024 16:09 • #98


Brennessl
Zitat von alleswirdbesser:
Meinst du seiner Frau würde das nichts ausmachen quasi ihr ganzes Eheleben lang betrogen zu werden? Gehört sie zu den Frauen , die beide Augen zudrücken, die Ohren verschließen und lieber nichts davon wissen wollen?


ich weiß es gar nicht, alles möglich. er hat immer betont, dass ich mir wegen seiner ehefrau keine gadanken machen soll. so hab ich sie ausgeblendet.

dass ich dafür keinen preis bekommen ist klar, stolz bin ich auch nicht drauf (genauso wenig wie ich es bereue) , aber anders wäre es nicht gegangen.


Zitat von alleswirdbesser:
Ich glaube ich würde ein Single Leben der Gesellschaft eines notorischen Fremdgängers bevorzugen, egal ob EF oder AF. Denn menschlich ist er nicht jemand, den ich respektieren könnte.


versteh ich.

ich war total verliebt und hab auch da nicht hingesehen. das hätte mir den spaß wohl verdorben.


heute würde ich das wahrscheinlich nicht mehr so leben können.

14.04.2024 16:15 • x 1 #99


Brennessl
Zitat von SchlittenEngel:
@Brennessl Ohne Leid für alle 3?


ja das ist möglich.

14.04.2024 16:18 • #100


Ema
Zitat von alleswirdbesser:
Meinst du seiner Frau würde das nichts ausmachen quasi ihr ganzes Eheleben lang betrogen zu werden? Gehört sie zu den Frauen , die beide Augen zudrücken, die Ohren verschließen und lieber nichts davon wissen wollen?

Wenn dieser Mann - so wie beschrieben - ein notorischer Fremdgänger ist, der sich immer irgendeine Affäre hält, dann müsste es an ein Wunder grenzen, wenn seine Frau nie etwas davon mitbekommen hätte.

Ich kenne einige Ehen, die so funktionieren: Er (fast immer ist es der Mann) geht dauernd fremd und sie schaut weg. Sie weiß meistens nicht alles, will es auch nicht wissen, aber sie weiß in der Regel genug.
Das ist ein Arrangement, das ich persönlich auch nicht verstehe.
Aber die Leute, die das so handhaben, haben ihre Gründe dafür.

14.04.2024 17:45 • x 2 #101


Feel_free
@Funkenline

Nun, ich sinniere gerne über Authentizität.
Und über andere Dinge.
Ich wähle, worüber ich sinnieren mag...
Welches ich als mein Hauptthema oder Thema für einen Thread erachte, das entscheide ich gerne autonom

Mein Bindungsthema habe ich auf dem Schirm.
Aber nicht vollumfänglich gelöst.

Meiner Erfahrung nach, und nicht nur meiner Erfahrung nach, kann man in Affären durchaus gesündere Verhaltensweisen erlernen, erlangen, als jene, die man zuvor hatte.

Destruktive Bindungserfahrungen haben nicht vereinzelte Glaubenssätze im Gepäck, sondern zumeist tief verankerte Glaubenssysteme.
Diese ändern sich nicht per Fingerschnipp oder kognitiver Entscheidung.
Dies ist ein Prozess.
Daher kann ich mit Deinem Eingangssatz auch nicht mitgehen, wo Du kühn behauptest, dass das Äußern von Bedürfnissen bei einem Affärenpartner keinerlei Lerneffekt hat.
Natürlich hat es die bzw. kann es diese haben.

Deine Geschichte ist mit meiner nicht identisch.
Keine ist besser, schlechter, einfacher, schwieriger, etc.
Sie sind anders.
Und jeder Mensch löst seine Geschichte in seinem Tempo und auf seinem individuellen Weg.

14.04.2024 19:44 • x 1 #102


Blanca
Zitat von Feel_free:
Natürlich wissen gute Freunde / Bekannte davon. Niemand verurteilt mich.

Ich finde es überhaupt nicht so natürlich, daß man Freunden und Bekannten von seiner Affäre erzählt. In meinem Umfeld würden die meisten davon beispielsweise überhaupt nichts hören, geschweige denn nähere Details wissen wollen.

Ich selbst täte mich umgekehrt auch schwer damit. Eine einzige Ausnahme bestätigte vor Jahren mal die Regel. Doch selbst das würde ich mir heute nicht mehr geben.

Zitat von Feel_free:
Dennoch kann ich nicht wirklich öffentlich machen, dass ich eine Affäre lebe.

Warum solltest Du das überhaupt wollen oder gar müssen? Affären mit einem gebundenen Menschen werden doch normalerweise diskret geführt, wenn dessen Beziehung nicht ausdrücklich als offen vereinbart ist. Wen außer den Affärenführern sollte das was angehen (vom Betrogenen mal abgesehen, aber der wird doch bewußt gar nicht erst gefragt)?

Zitat von Feel_free:
Würde ich voll und ganz hinter der Affäre stehen, könnte ich mich outen damit.

Nein, würdest Du voll und ganz hinter der Affäre stehen, könntest Du sie fröhlich, leicht, locker nach Lust und Laune genießen und als Dein kleines, süßes Geheimnis sehen, das Dir die anderen so gar nicht zugetraut hätten. Um eine Affäre zu führen, muß man nämlich vor allem eins sein: Resilient im Sinne von skrupellos!

Ansonsten ist Drama doch vorprogrammiert.

Zitat von Feel_free:
Aber auch über die Tatsache, dass ich den Schutz der Anonymität nutze, darüber in den Austausch zu kommen.
Würde ich öffentlich gerade wohl nicht machen.

Siehe oben - wozu solltest Du das wollen? Funktioniert doch auch anonym wunderbar.

Zitat von Feel_free:
Was sind eure Gedanken und Erfahrungen dazu?
Wie wichtig ist euch Authentizität?

Ich bin der Meinung, daß Intimes intim bleiben sollte. Das hat für mich nichts mit fehlender Authenzität zu tun. Abgesehen von jenen Menschen, die es mit mir führen dürfen, geht mein S. schlicht niemand irgendwas an. Ich sehe mich da überhaupt nicht auskunftspflichtig.

Zudem bin ich nicht verantwortlich für das Bild, das andere sich von mir machen. Ich lüge niemand offen ins Gesicht. Aber ich rotze auch niemand da rein, ob ich mal einen ONS, eine Affäre oder eine F+ mit jemand habe oder hatte. Eben das ist doch der Unterschied zu Festbeziehungen: Man braucht sich nicht dazu zu bekennen, sie bleiben im Schatten und man schweigt und genießt (sofern man sich sowas leistet).

Zitat von Feel_free:
Ist das Bedürfnis nach Bindung höher als das nach Authentizität?

Das eine hat für mich wenig mit dem anderen zu tun. Eins weiß ich: Eine indiskrete Affäre fände ich als Affärenführer wenig authentisch, um nicht zu sagen: illoyal. Insofern würde umgekehrt ein Schuh daraus.

14.04.2024 20:51 • x 3 #103


Blanca
Zitat von Feel_free:
Themen wie Wahrhaftigkeit, Authentizität, Kongruenz, Werten, innerer Freiheit uvm.

Vielleicht magst Du Dir an einem ruhigen Tag mal diesen Thread zu Gemüte führen:
sehnsucht-nach-affaere-mir-fehlt-meine-zweite-haelfte-t39649.html

Die TE führt seit seit 2009 eine Affäre (immer noch derselbe Liebhaber) und ist gleichzeitig zufriedene Ehefrau; ihr Gatte und auch das soziale Umfeld der beiden wissen nichts davon. Sie macht das alles mit sich selbst und eben hier im Forum aus.

Das Thema Authentizität kam in diesem Thread mehrmals zur Sprache, denn eben deren Fehlen wurde ihr wiederholt von Antwortenden vorgeworfen. Vielleicht helfen ihre Antworten Dir irgendwie weiter, in welcher Form auch immer (und sei es nur zur Abschreckung).

14.04.2024 21:08 • #104


ElGatoRojo
Zitat von Blanca:
Um eine Affäre zu führen, muß man nämlich vor allem eins sein: Resilient im Sinne von skrupellos! Ansonsten ist Drama doch vorprogrammiert.

Sie versucht ja in Art der Quadratur des Krerises diese Konsequenz gedanklich-ethisch zu vermeiden. Ist aber logischerweise vergebliche Liebesmüh. Deswegen ist dieser ganze thread wie das Schaumbad der Kleopatra

14.04.2024 21:21 • x 4 #105


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