Zitat von Löwin45:Schon alleine die Tatsache, dass es heimlich passiert, dass Lügen erforderlich sind, dass es einfach unehrch ist.
Warum dann nicht offen darüber sprechen? Vielleicht sieht es der Partner ja ähnlich.
Danke Löwin, ich habe deine Antwort auch mit viel Interesse gelesen und würde auf einige Punkte gern nochmal eingehen.
Zitat von Wurstmopped:Kann ich nachvollziehen, jedoch ist die Krux daran, wenn Du betrogen wirst, dann spürst du es. Auch wenn der Betrüger es sehr gut in den Alltag integrieren kann und dir das Gefühl gibt geliebt zu werden.
Ich glaube, dass man es nicht unbedingt spürt. Manche merken das vielleicht, aber nicht alle. Ich habs nicht gemerkt, als jemand, der mir damals und heute sehr wichtig war/ ist, eine andere Frau kennengelernt und sich häufiger mit ihr getroffen hat. Er hat es mir aber irgendwann gesagt und auch erzählt, was die so machten und da sprang mein Eifersuchs-Radar an. Ich bin Sportmuffel, er hatte mir erzählt, dass er mit ihr zusammen Sport macht, da dachte ich auch die passt viel besser zu ihm, da wird er mich eh sitzen lassen und seinen Beteuerungen, dass das nicht der Fall ist, habe ich gar nicht geglaubt. Die beiden haben sich dann irgendwann wieder getrennt, weil die sich doch nicht verstanden haben. Aber ich war erschrocken, wie ich da hochgegangen bin und habe daraus gelernt, dass ich eben doch Verlustängste habe, obwohl ich vorher bestimmt abgestritten hätte, eifersüchtig zu sein. Aber ich bin halt auch nicht über jeden Zweifel erhaben und ich hab dann gesagt, er soll mir das in Zukunft nicht mehr erzählen und gut. Ob er heute noch wen anderes hat oder nicht keine Ahnung und ich will es auch nicht wissen. Genauso ist es aber auch anders herum, er hat auch mal nachgefragt, was ich sonst mache und ich hab was angedeutet, wo ich merkte, jetzt springt er an. Daher erzähle ich heute auch nichts mehr.
Wenn ich jemanden liebe, habe ich auch Verlustängste. Das ist einfach so, die kann ich nicht abschalten. Wie andere Leute ticken, kann ich nur erahnen, ich kann ja niemanden in den Kopf schauen. Aber ich denke, viele Menschen haben Verlustängste und genauso, wie ich damals trotz Beteuerungen nicht geglaubt habe, dass er die andere nicht besser findet, würden bei vielen Menschen rationale Erklärungen bestimmt an Grenzen stoßen. Daher ist es für mich der bessere Weg, bestimmte Informationen gar nicht zu erhalten. Und daraus schlussfolgere ich, dass es vielleicht für andere auch besser ist, manches nicht zu erzählen, weil sie dann auch Ängste hätten, die sie nicht haben müssten und die ich ihnen ersparen möchte. Ich denke wirklich, dass es manchmal besser sein kann, zwar gewisse Informationen nicht zu haben und wenn man es streng sieht belogen zu werden, anstatt die volle Wahrheit zu kennen und mit dieser Wahrheit nicht umgehen zu können (genauso wie ich mit aller Wahrheit auch nicht umgehen kann).
Zitat von Corbian:einen emotionalen Schaden. Das wissen, dass man nicht gut genug war. Das Wissen, dass man einem nicht einmal soviel Respekt entgegenbringen konnte zu sagen, dass an der Beziehung etwas nicht stimmt. Zu Erfahren, dass man einem die Wahrheit und Ehrlichkeit nicht wert war. Zu Wissen, dass der Partner einen nur für einen bestimmten Zweck will und sich den Rest wo anders holt, keine Chance zu bekommen an sich zu arbeiten und vielleicht Fehler in der Partnerschaft berichtigen zu können.
Vielleicht gibt es aber gar keinen Fehler in der Partnerschaft? Vielleicht war die gut so wie sie war und da gab es nichts zu ändern und gibt es auch nicht? Ich finde, dass eine problembelastete Partnerschaft auch eine andere Situation ist. Da läuft etwas nicht gut, aber man arbeitet nicht an den Problemen, sondern flieht durch eine Affäre, eventuell mit dem Gedanken, dann irgendwann ganz aus der Beziehung auszusteigen. Das finde ich auch nicht richtig.
Wenn eine Beziehung nicht gut läuft, dann würde ich die mit meinem heutigen Wissen beenden. Wenn es da häufiger Streit gibt usw., dann würde ich gehen und das nicht mehr ertragen wollen. Aber wenn man mit einer Partnerschaft zufrieden ist, die Beziehung behalten will, da auch nichts verändert werden soll, weil es gut ist wie es ist...dann ist es doch was anderes.Dann verliebt man sich nicht fremd, weil man mit irgendwas unzufrieden ist, sondern weil man einfach ein Mensch ist, der mehrere andere gleichzeitig liebt.
Ich habe früher immer gedacht, mit mir stimmt was nicht, dass ich mich so oft verknalle. Denn es ist wirklich so, dass ich mich aller paar Monate in jemand anderen vergucke. Früher dachte ich, das liegt daran, dass ich in den damaligen Beziehungen unzufrieden war. Irgendwann lernte ich, dass das nicht der Grund ist, sondern dass es auch parallel zu einer glücklichen Beziehung passiert. Es ist ja vermutlich bei jedem so, dass nach einer gewissen Zeit in einer Beziehung die Schmetterlinge weg sind. Man ist nicht ewig verliebt. Wie andere es schaffen, sich dann nicht in jemand anderen zu verlieben, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es mir öfters passiert. Ich war verknallt in den Kfz-Mechaniker, der immer mit mir flirtete und mit dem ich mich dann mal getroffen hatte, der dann feststellte, dass er meine Art nicht mag, ich war verliebt in eine Internetbekanntschaft, die auch nach ein paar Treffen den Abflug machte, ich bin verliebt in die oben beschriebene Person, die ich nun schon mehrere Jahre kenne, wo das Verliebtsein nicht mehr so stark ist, aber noch etwas da.
Ich kann es nicht ändern, es passiert halt. Aber in den allermeisten Fällen kommt nichts dabei heraus. Es ist sehr selten der Fall, dass jemand, an dem ich Interesse habe, auch Interesse an mir hat. Und ich bin da auch vorsichtig mit der Wahrheit geworden. Viele sind sofort wieder weg, wenn man irgendwas sagt oder tut, was gegen ihre Wertvorstellungen verstößt.
...einer hatte mal das Bild vom Leben, dass man immer hart arbeiten muss und dass ich (bin selbstständig) erst gegen 9 Uhr aufstehe und dann versuche, mit wenig Einsatz das Maximale herauszuholen, das passte nicht in seine Welt
...einer hatte mal ein wahnsinniges Problem damit, dass ich mich in seiner Wohnung auf den Fußboden gesetzt hatte anstatt auf den Stuhl kann ich bis heute nicht nachvollziehen was daran schlimm ist
...einige Männer, denen ich ganz offen gesagt habe, dass ich generell eher wenig Lust auf S. habe, taten zwar zunächst so als wäre das ok, brachen dann aber erstaunlich schnell den Kontakt ab
...einigen Männern habe ich gesagt, dass ich auch Freunde habe, mit denen zwar keine Freundschaft + besteht, aber mit denen ich auch mal abends kuschel oder wo man zusammen (ohne S.) beieinander schläft oder mal ein Küsschen verteilt da wurde oft erstmal so getan als wäre es ok und dann haben sie sich nich mehr gemeldet
und da gibt es viele Beispiele.
Ich habe erlebt, dass die meisten Menschen ganz feste Vorstellungen davon haben, wie etwas zu sein hat, wie eine Beziehung sein soll, wie die Frau sein soll, wie man generell zu leben hat. Wertvorstellungen eben oder Gewissen ist ja alles mehr oder weniger anerzogen. Und damit konfrontiert zu werden, dass jemand gegen diese Vorstellungen verstößt, verkraften ganz viele nicht. Das hat auch gar nichts mit schlau oder dumm zu tun, das habe ich durch alle Bildungsschichten hinweg erlebt, dass Menschen nicht über den Rand ihrer Vorstellungen blicken können.
Und dann fragst du dich Was wäre gewesen, wenn ich XY nicht gleich beim zweiten Treffen dieses oder jenes erzählt hätte, was ihn abgeschreckt hat? - oft mag man ja die Leute sehr gern und will die keinesfalls loswerden. Ich wollte die doch nicht verschrecken, sondern kennenlernen. Wenn dann einfach der Kontakt abgebrochen wurde, hat mir das auch sehr weh getan. Wäre derjenige vielleicht in deinem Leben geblieben, wenn du diese oder jene Sache verheimlicht hättest oder erst später erzählt hättest? Zu einem anderen Zeitpunkt, wenn derjenige anders damit umgegangen wäre? Solche Fragen stelle ich mir schon manchmal...
Ich denke nicht, dass absolute Wahrheit immer gut ist.
Ich teile die Ansicht, dass es besser ist, nicht zu heiraten, weil man sich da auch in wirtschaftliche Abhängigkeiten begiebt, die man im Zweifelsfall nicht mehr so einfach hinter sich lassen kann. Ich habe auch keine Kinder. Ich würde nicht sagen, dass es unmöglich ist, mit Kindern mehrere Partner zu haben und dass die Kinder zwangsweise darunter leiden würden, weil Trennungen sind doch heutzutage auch normal, aber ich persönlich plane weder Hochzeit noch Kinder.
Aber ich denke, Wahrheit ist nicht immer positiv und Lügen/ Heimlichkeit sind nicht immer negativ. Das ist auch so eine gesellschaftliche Vorstellung, dass schonungslose Wahrheit immer was Gutes wäre.