Der blaue Eimer des GatoRojo ist wieder voller kleiner Papierschnipsel. Vier Schuhkartons voller Liebesbriefe geschreddert von seiner Frau an ihn und ihm an sie. Hauptsächlich 1960 und 1961, aber auch spätere. Ebenso etwas Beifang dabei - ein paar Briefe von Leuten zu denen seit Jahrzehnten kein Kontakt mehr besteht oder die inzwischen schon gestorben sind. Die meisten davon mit der Post transportiert, richtig mit Briefmake und so. Die meisten Briefe mit rotem Kugelschreiber und die für sie gerichtet an Fräulein Abc Xyz. Ihr Haushaltsbuch von Anfang der Ehe bleibt aber erhalten - schon aus historischen Gründen.
Porto für die Briefe bis 20 Gramm Gewicht war 20 Pfennig. Bei Liebesbriefen klebte man aber oft 3 Marken zu 7 Pfennig. Über 20 Gramm war 35 Pfennig zu löhnen. Für lumpige weitere 40 Pfennig (später 60 Pfennig) ging der Brief per Eilboten. Das heißt, wenn er beim örtlichen Postamt ankam wurde er nicht erst am nächsten Tag zugestellt, sondern es flitze einer mit dem Motorrad los und brachte den Brief am gleichen Tag vorbei. Das musste manchmal einfach sein. Der GatoRojo hatte zwar ein Festnetztelefon im Elternhaus, seine Sie aber nicht.
Mit seiner Frau war sich der GatoRojo einig, dass diese Briefe natürlich heftig privat sind und letztlich niemanden etwas angehen. Sie hatte schon die Idee, sie im Garten zu verbrennen - aber das ist unzuverlässig und umständlich und wohl auch umweltschädlich. Der GatoRojo ist froh, vor einiger Zeit so um 70 Euro in den kleinen Papiershredder investiert zu haben.
27.10.2024 18:47 •
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