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Ausmisten Wegwerf-Challenge 2024

A
Zitat von thegirlnextdoor:
.... man fühlt sich einfach so gut, wenn man was weggearbeitet hat und alles heller, klarer und schöner ist.
Bei mir wirkt sich das direkt aufs seelische Befinden aus.
Ich verstehe deswegen alles, was Arnika beschreibt, sehr gut.

Du weißt ja nicht, wie mein Wohnzimmer grad aussieht Aber ja, das ist ein innerer Prozess, der auch bei mir lange dauerte. In jüngeren Jahren stieg auch noch öfters über Wäscheberge drüber. Da dachte ich dann auch noch, eine zweite Wäschetonne löst das Problem.

Weil ich einfach irgendwie nicht raffte, dass nicht die Lagerung, sondern die vielen (billigen) Fetzen das Problem sind. Ich bin weder faul, blöd noch unorganisiert, aber das checkte ich einfach nicht. Oder wollte es nicht checken, an sich hab ich ja kein Problem mit logischem Denken. Da haben mich wohl die eine Angst oder falsche ungesunde Glaubenssätze daran gehindert, das Einfachste zu erkennen, was ganz korrekt vor meiner Nase lag: Ich habe zu viele Dinge und jeder Mensch kann nur eine gewisse Anzahl von Dingen betreuen. Ab irgendeinem Punkt geht das Häferl dann über und man ertrinkt und erstickt in dem Plunder.

Das redet man sich dann noch irgendwie schön, wirft mal was weg, häuft aber weiterhin lauter Krempel an, woraufhin man in eine größere Wohnung zieht und neue Lagermöglichkeiten ersinnt - bis das Häferl wieder übergeht. In meinem Fall gerade noch nicht, noch konnte ich es verstauen. Lag aber wohl auch daran, dass ich im Lockdown ausmistete und weit weniger Spontankäufe machte.

Und irgendwann hat nach jahrelangem inneren Prozess einfach dann doch die Logik gewonnen, dass soviel Krempel zu besitzen einfach Sch… ist, jeden einzelnen Tag das Leben erschwert und alles, und zwar wirklich alles, komplizierter, zeitaufwendiger und unschöner macht.

Hat eh lang genug gedauert, bis ich das raffte. War natürlich auch mit anderen Dingen beschäftigt. Aber eigentlich ist es, wie wenn man mit einem platten Reifen weiterfährt, weil man es eilig hat. Irgendwie kann man sich mit dem ewigen Holpern arrangieren, aber flüssig läuft die Karre nicht.

Und jetzt werfe ich vor allem ein Haufen Zeug weg, das andere Ausmistaktionen dann doch noch überlebt hatte. Weil ich’s seit dem immer noch nicht gebraucht habe und mich, überspitzt formuliert, damit nur in einer dumpfen erdrückenden Staubwolke sitzen lässt.

Wozu? In meinem Alter hat man schon so vieles losgelassen, Menschen, Ambitionen, Wünsche - und das oft ganz problemlos - da kommts mir auf eine alte Tasche oder ausgelatschte Schuhe echt nicht mehr an. Hat sich halt alles überdauert. Die lösen nur negative Gefühle aus und stehlen mir Zeit, Platz, Nerven, Wohlgefühl und klare saubere Luft.

Viele kommen eh zum selben Schluss, halt nicht unbedingt zeitgleich mit uns. Vielleicht erst in ein paar Jahren. Und manche halt nie. Aber das ist dann auch ok. Dann ist einem die permanente Krempel-Betreuung halt so wichtig, dass man sein ganzes Leben um den Plunder herum arrangieren will. Wem das soviel Freude macht, wieso auch nicht. Mir macht’s halt keine Freude. Gar so schön und lebenswichtig ist mein Krempel echt nicht

20.01.2024 08:01 • x 4 #1096


A
Hahahahaa! Jetzt hab ich grad in einer übersehenen Tasche einen „Liebes-Vertrag“ gefunden, den ein Ex aufgesetzt hat. Ich war Mitte zwanzig damals, er gut 20 Jahre älter. Eine „Constitution“, um das Miteinander „zu harmonisieren“. Da stehen - immerhin lieb formuliert - so Sachen drin (10 Punkte), dass täglicher S. vorausgesetzt wird, aber man ihn auch mal verschieben kann, wenn man (ich) das ganz ganz lieb mache. Oder dass man (ich) die nassen Handtücher aufhängen darf, aber eben nicht unbedingt muss. Aber sollte.

Alter Schwede Was mir damals mit dem eingefallen ist

Ein gutes Beispiel dafür, dass man Vergangenes durchaus lachend und sich wundernd verabschieden kann.

Die Tasche, ein Geschenk von ihm, flog inkl. „Vertrag“ auch gleich in den Müll. Ist ja nicht so, als würde mich die an die supertolle Love-Story meines Lebens erinnern

Der Morgen beginnt erheiternd!

20.01.2024 08:35 • x 7 #1097


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Ausmisten Wegwerf-Challenge 2024

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T
@Arnika haha, das mit dem Liebesvertrag ist ja echt gut Ach wie schade, dass ich solche Sachen nicht mehr habe... das fände ich jetzt, 15-20 Jahre später auch erheiternd!
Na freue ich mich mal mit über deinen Fund, mich hat das jetzt auch gut amüsiert.

Und ¡Ay, carramba! Wie sehr du damit hier ins Schwarze getroffen hast... aber wirklich voll!

Zitat von Arnika:
In jüngeren Jahren stieg auch noch öfters über Wäscheberge drüber. Da dachte ich dann auch noch, eine zweite Wäschetonne löst das Problem.

Zitat von Arnika:
Da haben mich wohl die eine Angst oder falsche ungesunde Glaubenssätze daran gehindert, das Einfachste zu erkennen, was ganz korrekt vor meiner Nase lag: Ich habe zu viele Dinge und jeder Mensch kann nur eine gewisse Anzahl von Dingen betreuen. Ab irgendeinem Punkt geht das Häferl dann über und man ertrinkt und erstickt in dem Plunder.

Zitat von Arnika:
Das redet man sich dann noch irgendwie schön, wirft mal was weg, häuft aber weiterhin lauter Krempel an, woraufhin man in eine größere Wohnung zieht und neue Lagermöglichkeiten ersinnt - bis das Häferl wieder übergeht.



Ja, die Erkenntnisse von denen du schreibst, die kamen bei mir jetzt auch recht spät... allerdings, besser jetzt als gar nicht.
Aber tatsächlich, genau so wie du beschrieben hast... so läuft es, und ist es auch bei mir/uns gelaufen...

20.01.2024 08:59 • x 1 #1098


T
Einer, der sich über meine innere Entwicklung freuen würde, ist mein Vater. Der war absoluter Minimalist und sah es immer mit großer Besorgnis, wie vollgerümpelt unsere Wohnung war...
Falls es ein Jenseits gibt, schaut er jetzt vielleicht zu und freut sich, dass ich es ab jetzt anders mache. Die Vorstellung finde ich ganz schön. (Er fehlt mir nämlich leider immer noch mehr als ich sagen kann.....)

20.01.2024 09:03 • x 5 #1099


A
@thegirlnextdoor Ich glaub, das Phänomen ist sehr vielen bekannt.
Man kann sich schließlich nicht über alles Gedanken machen, was man nebenbei so tut. Ich zB war ja mit Aktionen wie einer „Love-Constitution“ beschäftigt

Und stelle zumindest fest, das Problem mit den Handtüchern hätten wir ein paar Jahre später nicht mehr gehabt

Man ändert sich eben, kommt immer wieder auf neue Erkenntnisse drauf. Und das ist auch gut so.

20.01.2024 09:07 • x 1 #1100


A
Zitat von thegirlnextdoor:
Einer, der sich über meine innere Entwicklung freuen würde, ist mein Vater. Der war absoluter Minimalist und sah es immer mit großer Besorgnis, ...

Ich drück dich! Er wird ganz stolz auf sein Töcherl runtergucken! Dass sich seine Gene und Erziehung jetzt doch noch durchgesetzt haben

20.01.2024 09:09 • x 3 #1101


T
Zitat von Arnika:
Ich drück dich! Er wird ganz stolz auf sein Töcherl runtergucken! Dass sich seine Gene und Erziehung jetzt doch noch durchgesetzt haben ...

Das ist aber lieb, vielen Dank.

20.01.2024 09:12 • x 1 #1102


Z
Zitat von Falkenmädchen:
Wollte noch was anregen, habt ihr schon mal überlegt eine kleine Tauschbörse einzurichten?


Geht nur, wenn man Lust hat sich mit den ausrangierten Sachen weiter zu beschäftigen.
Ich war da radikal. Alles was bei ebay Kleinanzeigen unter 50Euro bringt kam in den Müll oder wurde verschenkt. Verschenken hieß, da waren Kleinmöbel mit drunter, einen Tag nach draußen stellen. Was dann nicht weg war, kam weg. Was neues soll mir gar nichts in die Wohnung kommen. Außer eine Truhe. Als Ersatz für einen Schrank, der längst entsorgt ist.

Ich lasse nach. Ringe zurzeit mit allem, was evtl. weg könnte, doch stehe noch nicht100% dahinter.
Hab z.B. auch einen klemmenden Locher. Allerdings loche ich vielleicht ein/zweimal im Jahr ein/zwei Blätter. Dafür einen Neuen kaufen? Zur Not habe ich noch eine Lochzange zum nachhelfen.

Die Sache mit dem Werkzeugkasten. Da sind einige Sachen doppelt. Jahrzehnte alt. Doch heute bekommt man selbst für mehr Geld nicht mehr diese Qualität. Die Unternehmen lassen sämtlichst nach. Ob bei Klamotten, bei Lochern.
Letzter Versuch war eine Handharke gewesen, für teures Geld von einer Markenfirma. Einmal an einer Wurzel hängen geblieben und das Ding war in zwei Teilen zerlegt. Da hat die billige Woolworth Harke mehr ausgehalten.

20.01.2024 10:09 • x 5 #1103


A
@thegirlnextdoor Was es für uns vermutlich leichter macht als für @Falkenmädchen, und wenn sie sich Mädchen nennt, wird sie wohl in ihren 20ern sein, dass wir ja bereits wissen können, dass wir das Allermeiste von dem Plunder, den man so hortet, eben nicht (mehr) braucht. Ich hab ja nicht ohne Grund in einer Handtasche aus dem Alter einen Wisch gefunden, an den ich mich nicht mal mehr erinnern konnte. Die hab ich also in zwanzig Jahren nicht wirklich benutzt und bin somit schon rein aus jahrelange Erfahrung klüger als vorher

Irgendwann stellt sie vielleicht fest, dass 50% ihrer Mietausgaben, Möbelanschaffungs- und Reinigungskosten das Lagern verstaubter unnützer meist billiger Altware frisst, wie bei vielen übrigens. Und trennt sich in 20 Jahren von dem Plunder, den sie heute hat und bis dahin noch horten wird. Das wird noch eine ganze Menge Oder sie verdient sehr viel Geld und kann sich die immer größer werdenden Ausgaben locker leisten. Gibt ja auch Lagerräume zu mieten und so. Oder versifft komplett und das ist mit 40 (und vielleicht noch kleinen Kindern) eben nicht mehr so charmant wie mit 20. Sie wirds ja sehen, wieviel von den Zeug ihr in 20 Jahren das Leben tatsächlich vereinfacht und versüßt haben und welche Antworten sie dann darauf finden wird. Muss ja nicht heute sein.

Ich sah es ja auch erst langsam ein, und habe eben im Lauf der Jahre immer konsequentere Schlüsse daraus gezogen. In den zwanzigern war ich aber noch nicht so weit, und die Zeit war auch eine andere. Wäre zwar auch kein Fehler gewesen, das Licht wäre mir schon früher aufgegangen. Aber besser jetzt als mit 80 einen Oberschenkelhalsbruch riskieren, weil man dann immer noch über haufenweise staubigen unnützen uralten Plunder aus einem eigentlich längst vergangenen Lebensabschnitt stolpert.

20.01.2024 10:48 • x 1 #1104


CocosPool
Zitat von Zaungast:
Ich lasse nach. Ringe zurzeit mit allem, was evtl. weg könnte, doch stehe noch nicht100% dahinter.

Wenns mir so geht lasse die Teile erstmal in Ruhe unter der Voraussetzung das in dieser Kategorie schon richtig ausgedünnt wurde. Einige Zeit später gehe ich genau diese Sammlung nochmal durch, und siehe da, dann fällt plötzlich leichter, das Teil weg zu werfen.
(Bei mir war es die Nagellack Sammlung)

Allerdings ist mir aufgefallen, das es ein regelrechtes Hochgefühl bei mir auslöst, etwas zu entsorgen wo es richtig wehtut. Der Moment wo sich die Hand dann doch über der Mülltüte öffnet ist äusserst befriedigend

20.01.2024 10:48 • x 2 #1105


A
Zitat von Zaungast:
Ich lasse nach. Ringe zurzeit mit allem, was evtl. weg könnte, doch stehe noch nicht100% dahinter.

Sei gnädig mit dir. Werkzeug musst du ja nicht rexen, vielleicht hast du später mal einen Rappel.

Ich finde grad wieder Kleidung einfach, weil die wird ja ohnehin schäbig, unbequem oder unangebracht mit der Zeit.

Hab grad zwei Ballkleider ausgemistet. Waren mal echt schön. Nur: Ich war damit das letzte Mal vor zwanzig Jahren auf einem Ball. Ich mag Bälle nicht besonders. Und wenn es mich trotzdem mal wieder in den Fingern jucken sollte, würd ich auch nicht mit den ollen Dingern dort antanzen.

Vielleicht suchst du dir auch eine andere Kategorie, die weniger „eherne“ Qualitätswerte verkörpert. Wie wärs mit einem Ersatzknopf?

20.01.2024 10:59 • x 2 #1106


T
Zitat von Arnika:
und wenn sie sich Mädchen nennt, wird sie wohl in ihren 20ern sein,

Laut Profil ü50
Aber, Hand aufs Herz... steckt in uns allen nicht immer noch was von den Mädels, die wir mal waren..?

20.01.2024 11:06 • x 2 #1107


A
Zitat von Zaungast:
Ich war da radikal.

Du bringst da aber was in einem Satz auf den Punkt.
Radikal kommt von Radix, lat. für Wurzel, bedeutet also: Das Übel an der Wurzel packen.

Mit einem erkannten Übel schaselt man eben nicht lang rum.

20.01.2024 11:08 • x 2 #1108


A
Zitat von thegirlnextdoor:
Laut Profil ü50 Aber, Hand aufs Herz... steckt in uns allen nicht immer noch was von den Mädels, die wir mal waren..? ...

Oho, da lag ich wohl etwas daneben. Aber Leben ist Veränderung, egal in welchem Alter

20.01.2024 11:10 • x 1 #1109


A
Zitat von thegirlnextdoor:
steckt in uns allen nicht immer noch was von den Mädels, die wir mal waren..?

Vor mir liegt grad eine College-Tasche mit Kurt Cobain drauf
Ob ich die nicht einfach wo vergessen sollte? Die jungen Mädels laufen ja ohnehin grad 1:1 rum wie ich Ende der 90er

20.01.2024 11:16 • x 3 #1110


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