Hallo zusammen,
hier im Forum bin ich (m, 35) schon auf viele gute Gedanken gestoßen, die mir in vielen Momenten weitergeholfen oder neue Perspektiven eröffnet haben. Allein dafür schon einmal ein liebes Dankeschön!
Nach einer Weile des Mitlesens schreibe ich hier nun meine eigene Geschichte auf. Vor einigen Tagen endete die Beziehung zu meiner Ex-Freundin (w, 34) nach knapp anderthalb Jahren. Wir beide hatten uns über unsere Arbeit kennengelernt und bevor wir zusammengekommen sind auch schon ein gutes Jahr gekannt, wenn auch nur oberflächlich: Mitglieder im selben Team, aber an verschiedenen Standorten. Das änderte sich, als sie letztes Jahr für einige Wochen beruflich in meine Stadt kam. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, stellten fest, dass wir gemeinsame Hobbies, Werte, Vorstellungen und Ziele im Leben haben und lernten uns näher kennen. In der Zeit sind wir uns privat wie beruflich sehr viel nähergekommen als wir uns vorher kannten.
In der Folge wollten wir sehen, wohin der Weg uns führt. Sie ging wieder zurück und ich blieb in meiner Stadt. Trotz der Distanz (450km) trafen wir uns fast jede zweite Woche, skypten fast jeden Tag. Wir unternahmen recht viel, größere Dinge wie kleinere - und verbrachten auch einfach mal Alltag miteinander. Was wir nicht taten, war unsere Beziehung öffentlich zu machen. Sie bat darum, da wir ja zusammen arbeiteten. Entsprechend mochte sie auch nicht Händchenhalten oder Küssen in der Öffentlichkeit. Für mich war das schade, die Gefühle nicht auszuleben, gleichzeitig konnte ich ihren Wunsch auch akzeptieren. Mir war wichtiger, was wir für uns hatten als für andere. Gleichzeitig bemerkten andere, dass wir ein Paar waren und fanden uns süß und gut füreinander.
Damit haderte sie immer mal wieder. Nach drei Monaten in der Beziehung äußerte sie mir gegenüber die Angst, dass sie mich als Ansprechperson im Beruf verlieren könnte, wenn es mit uns nicht funktioniert. Ich versuchte ihr diese Angst zu nehmen, was gefühlt auch gelang. Wochen später traten wir zum ersten Mal offen als Paar auf - wenn auch nach wie vor ohne Händchenhalten oder Küssen.
In dieser Zeit organisierten wir eine längere gemeinsame Dienstreise für den Anfang dieses Jahres. Vier Monate zusammen in einer Wohnung, Pause von der Fernbeziehung. (Wir sind beide nicht so die Fernbeziehungsmenschen, glaube ich.) Doch tatsächlich, es funktionierte. Sie wollte mich fast immer um sich haben. Ihre Stimmung änderte sich zum ersten Mal im Februar und es kamen wieder Zweifel in ihr auf - ob nicht alles eher freundschaftlich ist, was wir haben. Für mich war es nicht nur freundschaftlich und ich sagte klar, dass ich uns als Paar und nicht als Freunde sehe. Sie setze das unter Druck, sagte sie mir. doch statt dass wir es weiter verarbeiten plante sie eine Reise mit mir zu ihren früheren Gasteltern. Sie bestand darauf, dass ich mitkomme und stellte mich ihnen als ihr Freund vor. Gleichzeitig kündigte sie an, mich nicht zu einer Familienfeier nach unserer Rückkehr mitzunehmen, da ich ja nicht ihr Freund sei. Ein Jobangebot in meiner Stadt lehnte sie ab - fragte mich aber, ob ich mir vorstellen könnte, in ihrer Stadt zu leben.
Die restlichen fünf Wochen des Aufenthalts waren wieder sehr harmonisch und wir wurden wieder ein Paar. Nach der Rückkehr bat sie mich, mit meinem Chef über eine flexiblere Home office-Regelung zu reden, damit wir mehr Zeit zusammen verbringen können. Das tat ich. In der Folge sprach sie von einer gemeinsamen Wohnung. Das war im Mai.
Im Juni musste sie dann unerwartet eine neue Wohnung suchen. Die Hauptmieterin ihrer WG meldete Eigenbedarf an und alle Mitbewohnerinnen mussten ausziehen. Sie hatte das tief getroffen, stärker als ich es mir zu dem Zeitpunkt vorstellen konnte. Sie fing an, Wohnungen zu suchen. Sie wollte eine Wohnung für sich allein (damit sie ihre Doktorarbeit fertigstellen kann), dann eine WG mit aktiven Leuten (damit sie stark eingebunden ist), dann wieder eine WG in der sie Ruhe zum arbeiten hat. Zusammenziehen, dafür war es ihr dann doch zu früh. Die Präferenz für die anderen Lösung dagegen wechselte täglich. Irgendwann kam der Punkt, dass sie sagte, sie wolle jetzt endlich mal ankommen. Sie suche was längerfristiges und so. Als ich fragte, wo ich in diesem längerfristigen Plan vorkomme: Wir sind doch eher Freunde. Ich denke, Du bist nicht der Mann fürs Leben. Aufhören mit dem was wir hatten wollte sie dennoch nicht - Unternehmungen, Reden, Kuscheln, S., Nähe. - nur halt eben nicht für ewig. Ihr fehle der letzte Funke - oder die Schmetterlinge. An dem Tag ging ich und sagte, dass ich eine Partnerin suche und ich kein Übergangspartner sein möchte und kann. Die erste Trennung.
Wir hatten allerdings noch gemeinsame Konzertkarten eine Woche später zusammen mit einem (mit mir) befreundeten Paar. Ich wollte nicht absagen, da ich dachte, der Tag wird auch unabhängig von ihr schön (wegen Freunden und Konzert) und sie wollte sowieso nicht absagen. Der Tag war super. Wir kamen uns wieder näher, es entstanden viele Paarbilder von uns (sie wollte, dass ich andere Leute bitte, Bilder von uns zu schießen) und es fühlte sich einfach gut an. In der Folge sagte sie, dass sie nun ihren Umzug vorbereiten werde, dann für eine Woche zu mir in meine Wohnung kommt, wir danach zu ihr fahren, um am Monatsende den Umzug zu machen - und letztlich gemeinsam zu ihren Eltern zu fahren (ich hatte Festivalkarten dort in der Nähe).
In der Woche hier arbeiteten wir gut gemeinsam, unternahmen kleinere Dinge, gestalteten kleinere Sachen in meiner Wohnung um, hingen gemeinsame Bilder auf, etc. Zwischendrin redeten wir auch drüber, wie es ist, die Eltern kennenzulernen und wie die Eltern wohl sind. Da mein Papa bald 70 wird, war auch der Plan, dass sie mit zu meinen Eltern kommt. Am letzten Abend bei mir kam es aber anders: wir lagen im Bett, alles war gepackt, um am nächsten Morgen aufzubrechen, als sie auf einmal sagte, dass sie sich jetzt etwas sicherer ist, dass ich nicht der Mann fürs Leben bin. Wir hätten es ja immerhin probiert und könnten nun Freunde sein. Für mehr fehlt eben der Funke. Trennung 2. Ich willigte ein, bestand aber darauf, nicht im selben Bett zu schlafen (sondern auf der Couch) und die gemeinsamen Bilder abzuhängen. Beides wollte sie nicht. Stattdessen kam sie nach einer halben Stunde und holte mich zurück ins Bett. Sie wisse ja, dass ich auf meiner Seite bliebe - nur blieb sie nicht auf ihrer.
Wir hatten S.. Und viel gekuschelt und eng umschlungen geschlafen. Letzteres fällt mir im Nachhinein am schwersten. Jedenfalls konnten wir am nächsten Tag nicht reden - ich entschloss also, nicht den Umzug mitzumachen, da ich mich sonst zum Affen machen würde. Sie sagte nichts. Erst als sie am Bahnsteig stand, meinte sie, dass ich allgemein nicht richtig hinter ihr stehen würde. Sie fuhr allein nach Hause und machte den Umzug.
Ich führ allein zum Festival. Zwar meldete sie sich noch ein zweimal zuvor, das übliche wie gehts? sowie ein trauriger Smiley, mehr kam glücklicherweise jedoch nicht. Die paar Tage allein (mit Freunden) auf dem Festival taten mir gut. Letzten Sonntag besuchte ich dann noch weitere Freunde in der Gegend als sie mich anschrieb. Sie fragte, wie das Festival war und teilte mir mit, dass sie noch länger in der Gegend bleibe. In dem Moment fühlte ich mich gefestigt und fragte, ob wir uns zu einer Aussprache sehen. Sie sagte ja - bei ihren Eltern. Ich willigte ein.
Naiverweise dachte ich, dass wir uns für eine oder zwei Stunden in einem Café treffen und reden. Stattdessen wurde ich ihrer (total lieben) Familie als ihr Freund vorgestellt und gleich von Eltern und Geschwistern eingebunden. Als sie mir dann abends ihre Heimat zeigte, waren unsere Gespräche erst noch oberflächlich. Irgendwann kam dann tatsächlich von ihr, dass wir das Passierte nicht verdrängen sollten. Das fand ich gut. Also fingen wir an zu reden - genau genommen redete ich und sie schwieg. Am Ende saßen wir am Meer, sie in meinem Arm. Sie fragte, ob ich mir vorstellen könnte, da zu leben. An dem Abend übernachteten wir wieder zusammen.
Am nächsten Morgen sprach ich viel mit ihren Eltern (dies das) und irgendwann kam der Punkt, wann es Essen geben sollte: Mittags oder Abends. Sie sagte ihren Eltern:Abends! Das ist relaxter. Und Wit_and_Wisdom kann ja morgen auch noch fahren. Ihr Papa bot sogar an, ich könne die ganze Woche bleiben - was ich verneinte, da meine Mutter am nächsten Tag Geburtstag feiert. Also blieb ich noch einen Tag. Wir arbeiteten und sie zeigte mir noch mehr von der Gegend. Sie erzählte mir dabei, dass sie wolle sehen, wie ich mit ihren Eltern klarkomme. Am Abend schliefen wir wieder gemeinsam ein.
Am nächsten Morgen besorgten auch noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Mama - sie wollte, dass es von uns beiden kommt. Als ich dann alles ins Auto packte und gerade einsteigen wollte, kam der Satz: Ich möchte noch einmal betonen, was ich vorher schon sagte. Du bist nicht der Mann fürs Leben. Wir haben eine Basis und gemeinsame Ziele und Vorstellungen und alles. Mit 20 würde mir das reichen, aber mit Mitte 30 muss es für mich die Liebe des Lebens sein. Es tut mir Leid, dass ich Dir das immer wieder sagen muss, aber Du lebst in einer Traumwelt und klammerst Dich an jeden Funken Hoffnung. Dann ging sie, um weiterzuarbeiten. Später schrieb sie dann noch, dass sie nicht weiterreden wollte, damit es nicht emotional werde und wir uns im Kreis drehen, weil das was ich sage auf die Gemeinsamkeiten ausgerichtet sei. Stattdessen erwarte sie konstruktive Vorschläge. Also fuhr ich.
Das war letzten Dienstag. An den Tagen danach schrieb sie mir Whatsapp-Nachrichten. Irgendwann auch eine Schlaf-gut-Nachricht, zusammen mit der Frage, ob ich Abstand brauche (sie hätte das Gefühl, wüsste aber nicht genau wieso sie das hat). Ich bejahte das. Seither gab es dann nur noch eine Arbeitsmail am Tag.
Mir fällt gerade das loslassen noch schwer. Klar, es ist noch frisch, aber für mich passen ihre Handlungen und Worte einfach nicht zusammen und würde das gerne verstehen. Ich versuche trotzdem, sie gerade beim Wort zu nehmen (Nicht der Mann fürs Leben) und Abstand zu gewinnen. Und ich bin traurig.
Danke fürs zuhören.
12.08.2018 12:32 •
#1