Zitat von Taleja:Das mag stimmen. Allerdings wird dann auch mein Job in Frage gestellt, da ich ja eben auch Spätschichten habe. Ich sorge zwar dafür, dass Junior dann nicht den ganzen Nachmittag allein ist, aber ideal ist es natürlich auch nicht.
Seine Anwältin hat den Ruf über Leichen zu gehen , wer weiß was der noch so einfällt.
Du machst von Anfang an den Fehler ( haargenauso wie ich damals ), dass du den Anwälten viel zu viel Einfluss und Macht zusprichst. Gar nix haben die, wirste sehen ! Vor Gericht, bei der Befragung durch die Richter, sind die klitzeklein mit Hut. Die blähen sich nur vor den Mandanten so auf, um irgendwie ihre Kohle zu rechtfertigen. Ob die Anwältin über Leichen geht interessiert den Richter nullkommanull, der geht nur nach Fakten, befragt in einer ersten Anhörung sachlich beide Parteien, alles wird zu Protokoll gegeben und dann wird irgendwann ein Urteil gefällt. Völlig unspektakulär wenn man das Prozedere einmal kennt.
In deinem Fall ließe sich super argumentieren, dass du nach der Trennung alles versucht hast, deinen Lebensunterhalt wieder selbst zu erwirtschaften, dass du aber zwingend auf den besonderen Förderbedarf deines Sohnes Rücksicht nehmen musst und daher jeden Tag Zeitfenster für ihn haben musst, dass die 30-Stunden-Stelle an sich schon zu viel ist, du aber den Ehrgeiz hast, dich selber zu finanzieren. Dass im Einzelhandel keine anderen Verträge als mit zwingender Bereitschaft zu Spät- und Wochenenddiensten zu bekommen sind, weiß auch der Richter und das wird überhaupt kein Problem sein. Argument sollte sein, dass du jeden Tag soundsoviel Stunden für deinen Sohn brauchst und dass dein Ex mit seinen Arbeitszeiten im Falle einer Vollzeittätigkeit deinerseits nicht zuverlässig jedes offene Zeitfenster abdecken kann und der Kleine dadurch auch komplett aus seinem Rhythmus kommen würde.
Zudem würde ich einklagen, dass der Ex zu Unrecht und nur aus dem Grund, sich aus der finanziellen Verantwortung zu stehlen, einen schlechter bezahlten Job im Trennungsjahr angenommen hat. Dass die körperlichen Anstrengungen, die eine Schichtarbeit zwangsweise nach sich zieht, auch schon die letzten 20 Jahre gegeben waren, er aber nie den Schritt in eine Nicht-Schichtarbeit erwogen hat. Möglicherweise erbringt er ein Attest eines Arztes, der detailliert und nachvollziehbar erklärt, dass es unumgänglich war, genau JETZT einen anderen Job zu suchen, aber so einen Arzt musst du erstmal finden, der dir genau so ein Attest ausstellt. Die meisten scheuen vor sowas zurück. Und wenn er die Möglichkeit hätte, mit Leichtigkeit ein solches vorzulegen, dann hätte deine Anwältin das schon seit einem halben Jahr auf dem Tisch, glaube mir.
Ich sage dir mal, was seine tolle Pitbull-Anwältin und er haben: Schiss ! Die wissen ganz genau, dass du da gewisse Trümpfe in der Hand hast, die du aber bislang noch nicht ausgespielt hast. Ansonsten kämen nicht andauernd so einschüchternde Schreiben. Wenn die zu 100% sicher wären, dass du in deiner Lage mit dem Kleinen dazu verpflichtet bist, auch jetzt schon Vollzeit zu arbeiten und wenn die sicher wären, dass er zu 100% mit seinem Jobwechsel durchkommt vor Gericht, dann wären die ganz ganz ruhig. Kann ich dir aus Erfahrung sagen: sobald Anwäte sich ganz sicher sind, ein Ding zu gewinnen, lehnen sie sich genüsslich zurück und lassen die Gegenseite voll auflaufen. Da kommen dann keine solchen Schreiben. Die sind ruhig, grinsen und genießen dann ihren Sieg vor Gericht, während die Gegenseit sich aufreibt. Ganz genauso war es bei mir. Eine unverschämte Forderung nach der anderen, die mich damals schlaflose Nächte gekostet hatten . Ich solle wieder in einem genauso gut bezahlten Job wie früher arbeiten, das sei doch leicht für jemanden wie mich, ich hätte mich ja jahrelang auf der Krankheit meines Sohnes ausgeruht, was ja gar nicht nötig gewesen sei, da er, der tolle Vorzeige-Papa, doch alles im Griff gehabt habe, wir seien ja schon seit 12 Jahren getrennt und daher dürfe man quasi nur 6 Ehejahre rechnen und somit bekäme ich gar keinen nachehelichen Unterhalt...
Was tat mein Anwalt? Wenig ! Das regte mich damals total auf, ich hätte es am liebsten gehabt, er würde eine Attacke nach der anderen fahren und mit gleicher Münze heimzahlen. Er sagte nur vertrauen Sie mir, warten Sie ab. Naja, das Ende vom Lied kennen die meisten ja hier: Ex ist mit Pauken und Trompeten vor Gericht untergegangen, ich habe alles bekommen was ich wollte und sogar noch mehr.
Taleja, ich kann dir nur wirklich nochmal ans Herz legen: ich weiß das ganz genau, wie sehr man sich wünscht, endlich Ruhe zu haben, den Ex abzuschließen, sein Leben wieder aufzubauen, keine Aufregung mehr wegen den Sch.. Briefen der Gegenseite zu haben und ich habe damals auch einen Augenblick gehabt, wo ich alles hinschmeißen wollte, auf das nahezu unverschämte Angebot des Ex eingehen wollte nur um Ruhe zu haben. Heute kann sich sagen: ich bin soooooooo froh, dass ich die 2 Jahre die es gedauert hat, durchgehalten habe. Dadurch kann ich mir heute den Luxus erlauben, nur noch Jobs anzunehmen, die ich gerne machen möchte, genug Zeit für meine Kinder zu haben und durch das finanzielle Polster ein ausgeglichener, zumindest finanziell sorgenfreier Mensch zu sein.