Hallo Taleja,
schöne Sch... alles im Moment. Ich war ziemlich in der gleichen Situation damals. Bei meinem Sohn wurde 3 Monate vor der endgültigen Trennung eine schwere Erkrankung diagnostiziert, die erhebliche lebenslange Umstellungen mit sich brachte. Ich war also gerade dabei, mich seelisch damit abzufinden, kein vollkommen gesundes Kind mehr zu haben, als dann der nächste Hammer kam. Und ich saß dann nach der Trennung auch da mit dem kranken Kind, einem gesunden, das aber auch nicht immer zurückstecken wollte ( verständlicherweise) und sah die Trümmer meines Lebens vor mir. Ich musste jede Nacht zwei Mal aufstehen wegen meinem Sohn, ab sofort Schulfahrten begleiten, zu jedem Fußballtraining mit, sprich: ich war von jetzt auf gleich rund um die Uhr gefordert und musste parallel verkraften, dass mein Mann jahrelang fremd gegangen ist . An manchen Tagen war ich so fertig dass ich noch vor den Kindern ins Bett gegangen bin. Dazu kam dann noch, dass mein Sohn langsam vorpubertär rebellisch wurde und mich schon als gesundes Kind Nerven gekostet hätte. Ihr Sohn verkauft Süßigkeiten im Bus gewinnbringend, das ist nicht erlaubt, Ihr Sohn kickt seine Schulbrote auf dem Schulhof rum, das geht so nicht , Ihr Sohn stört den Unterricht und muss sich jetzt jede Stunde von jedem Lehrer unterschreiben lassen, dass er sich gut benommen hat, Ihr Sohn kippelt im Unterricht dermaßen mit dem Stuhl, dass schon eine Lehne zu Bruch ging....blabla....und diesen Mist muss man sich dann noch zusätzlich anhören wo man denkt Leute, habt ihr keine anderen Probleme ?.
Zudem fuhr mehrmals auf dem Schulhof ein Krankenwagen mit Blaulicht vor wegen meinem Sohn und während des Fußballtrainings kippte er manchmal um. Mir gegenüber war er in der Pubertät oft launisch und reizbar . Und während ich dabei war, das Leben meines Sohnes wieder täglich zu retten, hatte der Ex ein richtig lustiges entspanntes Leben mit seiner Neuen. Ach, wie herzig . Zunächst zogen sie in eine Wohnung direkt neben derjenigen, in der mein Ex und ich die ersten ,wunderschönen Jahre miteinander verbrachten, dann kaufte man sich zusammen ein großens Haus mit Garten ( sie kaufte es und er durfte gegen kleines Geld mit einziehen), jedes Wochenende Party und eitel Sonnenschein. Die Kinder waren in dem schönen Haus eher unerwünscht, da die Neue nicht so für Kinder zu haben war und generell gar nicht ab konnte, wenn der Vater was mit seinen Kindern machte. Die anfängliche Einschleim-Phase bei den Kindern war dann auch sehr schnell vorbei. Das hatte zur Folge,dass die Kinder immer ungerner zu ihrem Vater gingen und die Besuche seltener wurden und ich somit immer mehr Verantwortung hatte. Zudem konnte der Vater die Krankheit seines SOhnes nicht richtig handeln, überwiegend war er so übervorsichtig dass mein Sohn genervt war, ein anderes Mal musste ich meinen Sohn in der Notfallklinik abholen, weil er zu unvorsichtig war. Aber ansonsten hatte der Ex ein prima Leben: er konnte jede Nacht durchschlafen, seiner Karriere nachgehen und jedes Wochenende lustige Partys feiern, diverse Vereinstätigkeiten ausüben...etc.
In so einer Situation stehst du als Frau einfach vor der Wahl: man wird eine verbitterte, auf Rache sinnende Ex-Frau, die jeden Fußtritt des Ex argwöhnisch betrachtet und aus diesem Loch auch lange nicht mehr rauskommt. Ich kann dir sagen, ich stand mit einem Fuß schon auf dieser Seite. Und hätte es meine Kinder nicht gegeben, stünde ich wohl heute immer noch da. Ich finde das auch total nachvollziehbar, weil es einfach SCHREIEND UNGERECHT ist. Aber ich habe es damals geschafft, mir recht schnell einen Ruck zu geben und meinen Kindern zuliebe das Bestmögliche rauszuholen. Ich habe also umgedacht und mir gesagt: Du hast das Privileg, deine Kinder so nah begleiten zu dürfen, niemand redet dir in deinen Erziehungsstil rein, du kannst fast alles allein nach deinen Vorstellungen entscheiden- mach was draus. Und ich machte es glaube ich gut. Und- wie ich schon mehrfach schrieb- ernte ich heute die Früchte meiner damaligen Entscheidung. Mein Sohn und ich haben einen sehr engen Kontakt, treffen uns oft, lachen ganz viel zusammen, fahren zusammen in Urlaub, meine Tochter hat ihr Studium in Nullkommanix durchgezogen und verdient in ihrem Job so gut, dass sie ihre Mutter zu Urlauben und essen gehen einladen kann. Sie hat zwei Jahre 600 km weit weg gearbeitet aber kam dann wieder zurück in die Heimat- hauptsächlich wegen mir, sagte sie. Weil sie mich so vermisst hat. Bruder und Schwester verstehen sich auch blendend- machen nächsten Monat auch zusammen Urlaub. Der Vater ist bei alldem außen vor geblieben. Die Kinder haben ein distanziertes Verhältnis zu ihm. Treffen sich wohl ein Mal im Monat, aber müssen dann immer irgendein Event vorher planen, weil einfach so treffen und mal quatschen mit ihm nicht gut geht. Er hat einfach so entscheidende Entwicklungsschritte verpasst, dass er immer noch von den Freunden spricht, die er zuletzt ( also vor 15 Jahren) mitgekriegt hat und schon längst nicht mehr zum Freundeskreis der Kinder zählen. Auch die entscheidenden Schritte im Leben der Kinder- Schulabschluss, Ausbildung, Studium, Bewerbungsmarathon hat er nicht begleitet. Somit bleibt er im Leben seiner Kinder leider nur eine Randfigur. Und ich denke, er wird sich oft fragen, ob es das nun alles Wert war ?
Taleja, auch wenn es im Moment irrsinnig schwer ist: versuche die Nerven zu behalten, konzentrier dich nur auf dich und deine Kiddies, gesteh dir Fehler bei der Erziehung zu, dein Jüngster wird kein verhaltensgestörter soziopath werden nur weil er mal tglich 2 statt 1 Stunde am PC zockt- aber für dich ist eine Stunde mehr Ruhe vielleicht Gold wert. Und hör auf, auf deinen Ex zu zählen. Erwarte von dem GAR NICHTS. Verlass dich nur auf dich selber. Dann kannst du auch nicht enttäuscht werden.
25.09.2019 05:16 •
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