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Aus nach 33 Jahren Ehe wegen einer Jüngeren

T
Hallo Zusammen,
ich habe gerade eben spontan dieses Forum entdeckt, obwohl ich sowas noch nie gemacht habe und muss mir den Schmerz einfach mal von der Seele schreiben. Jetzt zu mir in Kurzform: Ich werde bald 61 Jahre bin verheiratet und habe 3 erwachsene Kinder und 3 Enkelkinder. Mein Mann ist 55 Jahre und wir sind seit 38 Jahren zusammen, davon 33 verheiratet. Wir haben uns immer sehr gut verstanden vieles unternommen, da wir vieles gemeinsam haben, vor ein paar Jahren haben wir uns ein Motorrad gekauft ,mit dem wir viele Touren und Reisen unternommen haben. Wir haben die Fahrten immer sehr genossen und wir haben es geliebt. Sind in all den Jahren durch Höhen und Tiefen immer gemeinsam gegangen und haben alles geschafft, haben ein schönes Haus wo er viel Eigenarbeit und Liebe gesteckt hat, drei tolle Kinder und drei wunderbare kleine Enkelkinder.

Dann hat er sich plötzlich im Oktober letzten Jahres verändert wurde ruhiger, zog sich zurück dabei muss ich sagen das er seit unserer Beziehung nie viel geredet hat er schon es auf die Arbeit und ich glaubte ihn. Im Januar würde es immer auffälliger und fragte ihn, er meinte es wäre nichts ausser viel Arbeit und er wäre halt müde, schlief angeblich am Fernseher ein oder kam spät und Bett und drehte sich zur Seite. Dann verkündete er mit im April plötzlich von einem Tag auf den Anderen er wolle ausziehen, sein bisheriges Leben mit mir sei zu langweilig er wollte was erleben Spass haben und mit mir ginge das nicht mehr er würde mich nicht mehr lieben. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg, das er uns keine Chance mehr gab und dabei ist es geblieben. Habe alles versucht aber ich kam nicht mehr ran habe gefragt ob da schon jemand wäre was er immer wieder hoch und heilig mit und den Kindern gegenüber vehement abstritt.

Nun kam mir der Zufall zu Hilfe und ich habe herausgefunden das er schon seit Monaten eine Beziehung mit einer Kollegin hat die 20 Jahre jünger ist, da kann ich natürlich nicht mithalten. Sie ist auch verheiratet lebt getrennt, der Mann ist Alk. hat sie geschlagen und sie hat noch ein 6jähriges Kind. Jetzt weiss ich auch warum er die Zeit immer er um 12/ 1 Uhr nach Hause kam oder garnicht da er noch bei Freunden gewesen wäre was getrunken hätte und er könne nicht mehr fahren. Er zieht demnächst aus und will mit ihr zusammenziehen wenn das Kind sie an ihn gewöhnt hat. Ich verstehe die Welt nicht mehr das er nochmal von vorne anfangen will mit so einem kleinen Kind, da er doch frei sein wollte, er lässt uns als Familie hinter sich und sagt das wüsste er aber könnte nichts machen. Sie umgarnt ihn natürlich gibt ihm das Gefühl begehrt zu sein und alles Andere kommt ja noch hinzu. Er meinte gestern zu mir sie hätte ihm gesagt, seit sie bei ihm arbeiten würde, er ist ihr Chef hätte sie schon Gefühle gehabt und hätte dich verliebt, das Leuchten dabei in seinen Augen, ich hätte k. .Können.

Mir geht's zur Zeit sehr schlecht kann nicht schlafen noch essen heule unentwegt und stehe fassungslos vor den Trümmern meines Lebens das ich mit ihm leben wollte. Entschuldigt für die lange Schreinerei, aber ich musste es einfach mal rauslassen.

09.05.2020 11:07 • x 8 #1


VictoriaSiempre
Hallo Tami,

Willkommen im Club, in dem niemand Mitglied sein möchte.

Ich fürchte, im Moment kann Dich nichts und niemand wirklich trösten. Es ist schrecklich, wenn das Leben, so wie man es kannte, völlig unvermittelt den Bach runtergeht. Das kann man sich nicht schön reden (später aber sehr wohl schöne Seiten daran entdecken. Soweit bist Du jedoch noch nicht).

An Deiner Stelle würde ich so schnell wie möglich einen guten Fachanwalt für Familienrecht aufsuchen und mich beraten lassen. Jedenfalls, wenn es Klärungsbedarf gibt: Unterhalt, gemeinsame Immobilien, Zugewinn. Oder habt Ihr einen Ehevertrag, in dem alles geregelt ist? Sicher Dir Unterlagen (Kontoauszüge, Verträge, Versicherungen) etc. Das alles heißt NICHT, dass Du gleich die Scheidung einreichen sollst; Dein Nochmann muss davon gar nichts erfahren.

Für mich habe ich jedoch festgestellt, dass es einfacher ist, wenn wenigstens die Sachebene geklärt ist; mit den emotionalen Auswirkungen hast Du genug zu tun.

Hol Dir Unterstützung, wo immer Du sie bekommen kannst. Das ist im Moment aufgrund der Corona-Beschränkungen ein wenig schwierig, aber auch Telefonate oder Schreiben (im Familien-/Freundeskreis oder hier im Forum) kann ein wenig helfen.

Dein Nochmann scheint in der Midlife-Crisis zu stecken. Ihr ward sehr jung, als Ihr ein Paar wurdet; möglicherweise hat er das Gefühl, etwas verpasst zu haben - was keine Entschuldigung sein soll!

Na, wünschen wir ihm doch mal viel Spaß mit der deutlich jüngeren Kollegin, einem relativ kleinem Kind (Hurra, er darf noch einmal eine Pubertät miterleben. Mit dann 65, kann man sich schöneres vorstellen? ) und dem prügelnden alk.abhängigen Nochmann der Angebeteten. Man muss auch gönnen können...

Ich wünsche Dir alles Gute!

09.05.2020 11:35 • x 8 #2


A


Aus nach 33 Jahren Ehe wegen einer Jüngeren

x 3


T
Hallo Vitoria, danke für deine lieben Worte, es tut gut nicht alleine zu sein. Das finanzielle und das mit dem Haus ist geklärt, er möchte ja das es mir gutgeht, schliesslich wären wir ja lange zusammen gewesen. Meine Tochter mit Familie zieht mit ein und ich unters Dach dort ist eine kleine Wohnung. Aber der Gedanke daran belogen und betrogen zu sein, ich war auf einem guten Weg, aber das da jetzt doch jemand ist hat mich wieder auf Stufe 0 gesetzt

09.05.2020 11:51 • x 3 #3


E
Willkommen hier, lies dich in Ruhe durchs Forum. Es hilft nicht alleine zu sein...und von uns gibt es eine Menge hier...

09.05.2020 12:31 • x 2 #4


T
Hallo Engerling, ja das mache ich auf jeden Fall. Danke

09.05.2020 12:55 • x 1 #5


VictoriaSiempre
Zitat von Tami:
er möchte ja das es mir gutgeht, schliesslich wären wir ja lange zusammen gewesen.

Dein Wort in Gottes Gehörgang... ich hoffe, Ihr habt das rechtssicher schriftlich geklärt.

Aus eigener Erfahrung und wenn Du hier querliest: Die Versprechen, dass man(n) dafür sorgen werde, dass es einem immer gut geht, sind oft dem schlechten Gewissen geschuldet. Das verblasst jedoch früher oder später - klar, es gibt immer Ausnahmen - und oft genug macht auch die Next Druck, die es nicht einsehen mag, dass Geld für Altlasten ausgegeben wird.

Schlimmstes Szenario: Er wird noch einmal Vater. Die Neue ist ja nun noch jung genug. Dann entsteht ein weiterer Erbanspruch (zu recht). Will sagen - verlass Dich auf gar keinen Fall auf Versprechungen!

Da haben schon zu viele hier (Männlein wie Weiblein) auf Sand gebaut.

Ich will Dir keine Angst machen oder Dich noch mehr belasten; Deine Situation ist schlimm genug. Aber er ist nicht mehr Dein Freund (Partner eh nicht mehr) und Du musst zusehen, dass Du für Dich sorgst. Je früher Du das machst, desto besser.

Wenn das alles schon passiert ist, super. Schön, dass Deine Tochter mit ihrer Familie einzieht, dann bist Du nicht alleine.

09.05.2020 13:00 • x 13 #6


Gorch_Fock
Hey Tami, das ist ja schön, dass er nach all den Jahren will das es Dir gut geht. Du weisst - wie gefühlt fast alle Frauen bei Trennungen - wahrscheinlich nicht was Dir wirklich zu steht. Mach Dir noch mal folgendes klar: Er will sich gerade ein neues Leben aufbauen. Wo fließt da das Geld hin? Richtig, nicht zu Dir.
So wie es klingt ist er Selbständig. Gerade dort ist es schwierig, alles zahlenmäßig zu erfassen.
Lass Dich nicht für dumm verkaufen, liebe Tami. Und es wäre auch mal eine gute Methode Deinen ach so abgeklärten Mann mal ein bisschen aus der Reserve zu locken. In dem Du mal etwas tust, was Du die letzten 38 Jahre nicht getan hast. Mal an Dich zu denken. Und ich garantiere Dir noch was: Mit der Langweiligkeit von Dir ist es schnell vorbei.
Mach mal Kopien von den letzten Einkommenssteuerbescheiden und seiner Buchführung und am Montag dann Erstberatungstermin beim guten Anwalt für FamRecht. Und wenn alles so ist wie er sagt, ist ja alles in Butter. Nur glaube ich nicht dran.
Allein der Versorgungsausgleich für 33 Jahre ist schon sehr ordentlich und muss genau berechnet werden.

09.05.2020 13:11 • x 8 #7


Carolinga
Hallo Tami!
Auch ich bin Mitglied in dem Club, in dem keiner sein möchte...

Zitat von Tami:
Mir geht's zur Zeit sehr schlecht kann nicht schlafen noch essen heule unentwegt und stehe fassungslos vor den Trümmern meines Lebens das ich mit ihm leben wollte.

Das alles kenne ich auch, aber vertrau der Zeit und deiner Stärke, die du vielleicht gerade nicht abrufen kannst, die aber in dir steckt.
Sie kommt wieder und es wird besser. Versprochen!
Sei geduldig mit dir und mit Abstand wirst du klarer werden.
Das Gefühl ausgetauscht zu werden, lässt einen klein erscheinen und fühlt sich erstmal als große Demütigung an...
Zieh Kraft aus deinen Kindern, Enkelkindern und Familie. Lege den Schwerpunkt auf dich und versuche dann klug zu agieren, wie dein neuer Lebensweg aussehen könnte.
Es sind viele einzelne Fragmente zurzeit, aber du wirst nach einiger Zeit feststellen, sie formen sich zu einem Neuen zusammen.
Noch ist es nicht freiwillig, denn dein Mann hat darüber bestimmt, das sich dein Leben von jetzt an ändern wird.
Aber auch daraus kann man Neues entstehen lassen und es kann sich eine neue Version von dir selbst daraus entwickeln.
Gib dir Zeit und beginne dann zu handeln. Für dich und für dein Leben!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Glück dafür!

09.05.2020 17:14 • x 6 #8


B
Hallo Tami,

auch ich habe die Mitgliedschaft in diesem Club am 16.03.20 gewonnen.

Es ist die schwerste Zeit in meinem Leben. Leider geht es mir auch noch nicht besser.
Jetzt gerade wandelt Lieschen Müller (so nenne ich seine Neue) in meinen Fussstapfen in unserem Feriendomizil.
Sie lernt dort meine Schwiegereltern kennen, die scheinbar, Menschen nach Jahrzehnten innerhalb kürzester Zeit einfach austauschen können. Eine weitere schwere Enttäuschung.

Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe für Dich, dass es bei Dir mit der Verarbeitung schneller geht als bei vielen hier.

Bleib stark und tue Dir Gutes (gutes Essen, Ruhe aber auch gute Gespräche, Sonne, Spaziergänge usw)

Herzliche Grüße
Bayside

09.05.2020 17:53 • x 6 #9


B
Liebe Tami!
Erst einmal eine dicke virtuelle Umarmung.
Gute Tipps hast du bekommen und diese musst du so schnell wie möglich umsetzen. Verlasse dich ja nicht auf seine Worte,dann bist du nämlich verlassen. Ich weiß,dir wird durch den Kopf gehen: Ich kenne ihn doch,er will das es mir gut geht! * Ähmm, sorry hättest du vor wenigen Wochen geglaubt,dass dein feiner Nochehemann dich auf so schäbige Weise betrügen und hintergehen wird*. Siehste du erkennst ihn inzwischen genauso wenig wie einen Wildfremden. Sichere alles und lasse dir wahrscheinlich noch aus bisher schlechten Gewissen dir gegenüber von ihm alles schriftlich am besten notariell überschreiben. Denn,wenn seine Neue tatsächlich evtl Mal ein Kind von ihm bekommen sollte ist dies genauso erbberechtigt wie eure gemeinsamen Kinder. Also Vorsicht!
Ansonsten ist dein Leben nicht vorbei sondern nur anders. Versuche Dinge zu machen die immer warten mussten. Ich werde,wenn es die Gesundheit zu lässt den Jakobsweg gehen.
Dauert nur noch 3 Jahre dann bin ich 60 und höre zu arbeiten auf.

09.05.2020 18:27 • x 5 #10


E
Liebe @tami, es tut mir von Herzen leid, was Dir passieren musste. Leider ist Deine Geschichte alles andere als selten - deshalb rate auch ich Dir, wie meine Vorgänger, Deine Versorgung nicht auf den guten Willen Deines Nochmannes zu bauen. Trotz der Trauer, Wut und Enttäuschung musst Du bedenken, dass Dein Leben jetzt nicht zu dem sprichwörtlichen 'Scherbenhaufen' wird, wie es sich wahrscheinlich gerade anfühlt, sondern die schöne Zeit, die ihr auch hattet bleibt Dir - und vor allem Deine tollen Kinder und Enkelkinder, die Dir ja offensichtlich sehr nah sind. Das spricht für Dich! Versuche auch Leidensgenossinnen bei Dir in der Gegend zu finden.
Mir hat es sehr gut getan, mich mit anderen geschiedenen Frauen auszutauschen - es tat herrlich gut bei einer Flasche Sekt über die Exe und die Neuen dazu nach herzenslust und bitter böse zu lästern - und ja, an solchen Abenden wurde auch viel gelacht! Aber klar bist Du noch nicht so weit, erst mal erkennen, was da eigentlich gerade passiert ist, weinen, sich trösten lassen, aber auch das 'Formelle' nicht vergessen (Einkommensunterlagen, Anwalt usw.) - das ist wirklich enorm wichtig - Du weißt nicht wie die Next drauf ist - die kann da viel Einfluss ausüben!
Eine ganz große herzliche Umarmung für Dich!

09.05.2020 18:45 • x 5 #11


J
Liebe Tami,
Deine Geschichte zu lesen, hat mich sehr berührt. Ich kann Dir, glaub ich, nachempfinden, wie Du Dich zurzeit fühlen musst. Auch ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum, in dem ich die letzten Wochen täglich lese.
Ich wurde vor drei Wochen von meinem Freund verlassen, von jetzt auf gleich, mit zwei Sätzen. Zwei Sätze für fast 5 Jahre Beziehung.

Seitdem steht gefühlt die Zeit still und es ist keine Sekunde vergangen, an dem ich nicht an ihn denke und an die Beziehung und zwischen Selbstzweifeln, Wut und tiefster Trauer hin und herschleudere und dem Gefühl, die Kontrolle über all diese Gefühle verloren zu haben.
Ich wünsche mir nichts mehr, als endlich frei davon zu sein und wieder ich selbst zu sein!

Am schlimmsten ist für mich das Gefühl, dass ein anderer, der Mann den du geliebt hast, der dich mal liebte, eine Entscheidung getroffen hat und dich damit vor vollendete Tatsachen stellt.
Eine Entscheidung gegen dich.
Und du, wie vom Blitz getroffen, sitzt da mit all diesen Gefühlen und Zuständen und bist gezwungen, damit jetzt umzugehen, weil dir gar nichts anderes übrig bleibt.

Wie kann es sein, dass man sich am Morgen noch nah war, vertraut und ein Team und am Abend ist alles vorbei, du hast keinen Anspruch mehr, du bist eine Fremde, als hätte es die gemeinsame Zeit nicht gegeben, fast schon lästig?!
Wie kann man sich da nicht verraten und verkauft vorkommen? Nicht mehr als gut genug empfunden?
Ich kämpfe mit meinem Selbstwertgefühl seitdem...

Ich habe soviel hier gelesen in den letzten Tagen und muss erkennen, das Verhalten gibt es und kommt leider häufiger vor, als man denkt.
Und es hilft mir hier zu lesen, weil ich merke, nicht allein damit zu stehen..diese Erfahrung haben andere gemacht und machen sie aktuell durch, wie wir...

Eine so lange Zeit mit Ehe, Kindern und Enkeln hatten wir nicht...
Ich wollte da hin mit meinem Freund, er wohl nicht...
Und wir haben auch keine finanziellen Dinge zu klären, das macht es wohl etwas einfacher, aber ich glaube, dass ist auch nicht unbedingt dein größter Schmerz zurzeit, oder?
Ich glaube, dass muss unendlich weh tun und ich wünsche Dir Kraft und die Stärke deiner Familie und Freunde Dir über diese Zeit zu helfen!

Ich für mich bin froh darüber, die Trennung sofort akzeptiert, auch wenn nicht unbedingt verstanden, aber hingenommen zu haben und mich seitdem kein einziges Mal mehr bei ihm gemeldet zu haben.
Schwach bekommt er mich nie wieder zu sehen!
Ich versuche meinen Blick nach vorne zu richten und abzuschließen, das ist wirklich mein Ziel!

Ich wünsche dir Kampfgeist und Kraft!
Und schreib hier weiter, ich glaube es hilft!

09.05.2020 20:16 • x 5 #12


T
Guten Morgen Gorch Fock, danke für deine Nachricht, Kopien von allen wichtigen Unterlagen habe ich schon gemacht und habe auch in der nächsten Woche ein Gespräch beim RE. Die Gedanken hatte ich komischerweise gleich und da wusste ich noch garnichts von der Neuen. Es tut mir gut sich mit euch im Forum auszutauschen, man sieht das es nicht nur mir so geht. Wünsche dir alles Gute

10.05.2020 06:56 • x 3 #13


T
Guten Morgen Bayside, das tut mir leid das es dir immer noch nicht besser geht, mal schauen wie lange es bei mir anhält. Wünsche dir alles Gute

10.05.2020 07:08 • x 2 #14


K
Guten Morgen Tami,
das, was du erlebst, ist worst case und niemand ist auf solch einen Schicksalsschlag vorbereitet. Es gibt auch keine Patentrezepte um das zu verarbeiten. Das ist ein langer Weg. Aber es kann hilfreich sein, die verschiedenen Ebene auseinander zu halten und sie einzeln zu bewältigen. Je besser diese verschiedenen Bereiche auseinander gehalten werden, um so besser wird es mit der Verarbeitung. Ich versuche diese Ebenen mal zu definieren.

1. Die Wohnebene. Dein Mann ist noch nicht ausgezogen? Er will sofort zur Geliebten ziehen? Wohnt er etwa noch mit dir unter einem Dach? Das sollte geändert werden. Es müssten ja fast vier Wochen sein seit dem Geständnis. Es kann zwar hilfreich sein, im Gespräch zu bleiben, aber das ist für ihn einfacher als für dich. Und es geht jetzt nur um DICH. Also setze das durch, was DIR gut tut. Er kann in eine Übergangsbleibe gehen, das ist gut für die Demut und er spürt dann, was er sich selber genommen hat.
Er wird vermutlich so schnell wie möglich zu seiner Geliebten ziehen. Das schadet nicht, denn dann holt ihn auch schnell die Realität ein. Die Affäre geht seit Oktober, da ist der erste Hormonschub verbraucht, jetzt ist die Beziehung fragiler geworden. Sie bekommt zwar Aufwind durch den Willen zusammen zu leben, aber die Realität einer Wohnung mit Kind, der Verlust des schönen Hauses und die enormen Schuldgefühle dir gegenüber wirken sich auch auf die Hormonproduktion aus. Es ist alles weniger farbig, realistischer, kälter. Der Alltag muss erlernt werden und er wird mit 55 wenig von dem aufgeben wollen, was für ihn normal war. Das belastet die neue Beziehung sehr und es ist gut, wenn das schnell für ihn sichtbar wird. Da es dir gar nicht gut tut, daran beteiligt zu werden, verbitte dir jede Schilderung und lass ihn damit allein. Treffen möglichst an neutralem Ort und mit dem Ziel, ein oder zwei Sachthemen zu erläutern. Und wenn er dann irgendwann mal das Thema darauf bringt, dass sein neues Leben auch nicht Sahne ist, weißt du, welche Stunde geschlagen hat und kannst ihm sagen, ob ein Neuanfang für dich noch in Frage käme oder völlig ausgeschlossen ist. Das entscheidet du alleine. Das braucht aber etwas Zeit.

2. Die Sachebene. Das hast du schon begonnen. Anwalt einschalten, Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich (Rentenansprüche) einschätzen lassen. Das können erhebliche Summen sein und die sollte er bald erfahren. Diese Summen können dir auch eine gewisse Sicherheit bieten, wobei ein Krieg ums Geld zwar trennende Komponenten hat (deine Gefühle für ihn also abschwächen), aber meistens tun sie auch dem nicht gut, der gewinnt. Es gibt bessere Lösungen.

3. Der Blick auf die Beziehung Er ist augenblicklich völlig verstellt durch den Betrug. Aber dazu gehört auch das:

Zitat:
Wir haben uns immer sehr gut verstanden vieles unternommen, da wir vieles gemeinsam haben, vor ein paar Jahren haben wir uns ein Motorrad gekauft ,mit dem wir viele Touren und Reisen unternommen haben. Wir haben die Fahrten immer sehr genossen und wir haben es geliebt. Sind in all den Jahren durch Höhen und Tiefen immer gemeinsam gegangen und haben alles geschafft, haben ein schönes Haus wo er viel Eigenarbeit und Liebe gesteckt hat, drei tolle Kinder und drei wunderbare kleine Enkelkinder.


Das alles ist nicht weg. Es ist nicht auf Null gesetzt durch seinen Ausbruch. Das alles gehört zu dir, deiner persönlichen Geschichte. Und dein Mann spielt darin eine sehr wichtige Rolle. Es gibt zwar im Moment diesen Mann nicht mehr in deinem Leben, aber das ändert nichts daran, dass ihr ein gutes Team ward, euch das Leben gemeinsam angenehm gestaltet habt und euch ehrlich geliebt habt, wenn auch auf immer wieder sich verändernde Weise. Es ist auf Dauer gut für dich, wenn du all das gemeinsam Erlebte in einen sehr großen farbigen Karton packen könntest. Den kannst du in den Keller bringen, wenn er dich bei der Bewältigung der Trennung stört. Aber den kannst du dir jederzeit wieder anschauen. Der ist nicht weg und den nimmt dir auch keiner weg. Eure Beziehung ist nicht gescheitert, sondern sie ist beendet. Gescheitert ist nur der Plan, dass sie lebenslang dauern sollte. Das ist aber heute (durch den Wegfall aller historischen Säulen, die eine Ehe automatisch unauflöslich machten) sowieso ein Ideal, das man als Maßstab nicht mehr anlegen sollte. Es ist wunderbar, wenn es gelingt, aber man kann es nicht nur erarbeiten. Es ist auch Geschenk.

Der Karton aber mit dem wunderbaren gemeinsamen Leben gehört dir. Immer wenn dir danach ist und es nicht allzu weh tut, kannst du ihn ins Wohnzimmer holen und darin stöbern.

4. Der Blick auf die Trennung. Ja, das ist wirklich eine eigene Ebene und es tut dir gut, diese Ebene auch getrennt von der Beziehung selber anzuschauen, wenn du das mal erfolgreich erarbeiten willst. Du hast zwar den Zustand der Beziehung zu dem Zeitpunkt, an dem er ausgebrochen ist, mitgestaltet und mit erschaffen. Aber das generiert keine Mitschuld an seinem Ausbruch. Sein Ausbruch ist das Ergebnis eines großen Berges an Gedanken, Sehnsüchten, Träumen, Wünschen, Verdrängungen, Irrtümern und Illusionen, die er selber erzeugt hat. Die berühme Mitlifecrisis gibt es. Ich habe sie selber erlebt und es ist ein Hammer, was da in einem vorgeht. Ich war völlig unvorbereitet und mehr oder weniger wehrlos. Aber wenn ein bestimmter Punkt überschritten ist gibt es trotz allen guten Willens kein Zurück mehr (ob er diesen guten Willen aber hatte, weiß ich natürlich nicht). Das fühlt sich für den TÄTER meistens nicht viel besser an als für das OPFER. Der Täter fühlt sich also als Opfer seiner Gefühle. Das ist dem verlassenen Partner gegenüber unfair, aber ein realistisches Gefühl. Aber das ist sein Problem und nicht deines.

Zitat:
Dann hat er sich plötzlich im Oktober letzten Jahres verändert wurde ruhiger, zog sich zurück. Im Januar würde es immer auffälliger und fragte ihn, er meinte es wäre nichts ausser viel Arbeit und er wäre halt müde, schlief angeblich am Fernseher ein oder kam spät und Bett und drehte sich zur Seite.

Dein Mann hat dich also ein halbes Jahr lang belogen. Aus seiner Sicht musste er das tun, weil er natürlich gehofft hat, die Affäre wieder beenden zu können und dann vermutlich bei dir zu bleiben. Wenn es dann trotzdem entdeckt wird, entscheidet sich oft in wenigen Momenten, ob es zum Versuch eines Neuanfangs kommt oder zur Trennung und dem Leben mit der Geliebten. Das kann man meistens nicht steuern, es ist ein Selbstläufer. Alle Beteiligten sind in einer Ausnahmesituation und haben das, was zu tun ist, nie gelernt oder nie geübt. Das ist Neuland und man ist schlecht darin, eine solche Grenzsituation gut zu bewältigen. Das gilt für deinen Mann ebenso wie für dich. ER war allerdings bei der Wortwahl unverschämt und hat dabei keinerlei Rücksicht auf deinen Seelenzustand gelassen.

Zitat:
sein bisheriges Leben mit mir sei zu langweilig er wollte was erleben Spass haben und mit mir ginge das nicht mehr er würde mich nicht mehr lieben.

Diese Ausdrucksweise wirft ein ungutes Licht auf seinen Charakter. Das klingt nach verbrannter Erde und dem Abreißen alles Brücken. Wirklich übel. Er hat offenbar keinen Wert darauf gelegt, von dir verstanden zu werden, sondern er hat dir mit der Formulierung (mit dir keinen Spaß mehr haben zu können) sehr weh getan. Das musste ihm klar sein. Dieser Satz wird dir vermutlich lange in Erinnerung bleiben.
Zitat:
Es zog mir den Boden unter den Füßen weg, das er uns keine Chance mehr gab und dabei ist es geblieben. Habe alles versucht aber ich kam nicht mehr ran habe gefragt ob da schon jemand wäre was er immer wieder hoch und heilig mit und den Kindern gegenüber vehement abstritt. Nun kam mir der Zufall zu Hilfe und ich habe herausgefunden das er schon seit Monaten eine Beziehung mit einer Kollegin hat die 20 Jahre jünger ist, da kann ich natürlich nicht mithalten.

Ich finde übrigens, dass euer oben genanntes Gespräch für ihn die letzte Chance gewesen wäre, dir gegenüber ehrlich zu sein. Es hätte bedeutet, dir noch einen gewissen Respekt zu zollen. Das hat er verspielt und wir werden sehen, ob dir das beim Abschließen vielleicht helfen kann.

Zitat:
Er meinte gestern zu mir, sie hätte ihm gesagt, seit sie bei ihm arbeiten würde, er ist ihr Chef hätte sie schon Gefühle gehabt und hätte dich verliebt, das Leuchten dabei in seinen Augen, ich hätte k. .Können.

Ich hoffe du hast ihm gesagt, er soll dich mit solchen Erkenntnissen verschonen. Es gibt da einen schönen Satz eines ehemaligen Ministerpräsidenten, den man anwenden könnte Einfach mal Fresse halten! Du musst deinen Mann nicht hassen, aber er darf wissen, wo deine Grenzen sind und muss Deutlichkeit aushalten. Denke dabei nur an dich.

5. der Status Quo.
Zitat:
Mir geht's zur Zeit sehr schlecht kann nicht schlafen noch essen heule unentwegt und stehe fassungslos vor den Trümmern meines Lebens das ich mit ihm leben wollte.

Wie lange ist die Offenbarung her? Gibt dir wenigstens 4-6 Wochen, bis du das, was da geschieht, überhaupt an dich mit allen Konsequenzen heran lassen kannst. Und lass dabei nicht zu, dich in einen bodenlosen Strudel hinein ziehen zu lassen. Du fällst tief, aber niemals ins Bodenlose. Es gibt ein Ende des Fallens, es gibt einen festen Boden im Tal, den man irgendwann erreicht und auf dem man wieder handlungsfähig wird. Ich wünsche dir, dass das bald geschieht. Und ich hoffe, ich konnte dir ein paar hilfreiche Gedanken dafür an die Hand geben.

10.05.2020 11:18 • x 15 #15


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