Zitat von williams:Raupen, Schmetterlinge, sich häutende Schlangen - interessante Metaphern, die leider hier nicht greifen.
na - langsam. Es ist ja nur eine Metapher, kenie Metonymie, die in sachlicher Beziehung zum Bezeichneten stehen muss - bei ener Metapher wird der Ausdruck ja lediglich zum Bild aus seinem eigentlich Bedeutungszusammenhang heraus für das, was gemeint ist.
Und da darf man den biologischen Determinismus durchaus vernachlässigen, den es natürlich bei der Schlange gibt, es genügt, wenn man erkennt, was gemeint ist, was das Bild zeigen soll: Dass man sich von einer Altlast trennt - darunter verstehe ich um Gottes Willen nicht den Partner, sondern eine bestimmte Vorstellung vom Partner von der Ehe, die nicht mehr greift - trennen muss, die einmal sehr wichtig, schützend, für das Heraustreten ins Leben fördernd war, und die jetzt aber verbraucht ist, eine Last geworden ist, die man noch traditionell mit sich herumträgt, die man aber ablegen sollte, um darunter eine neue Haut vorzufinden, eine neue Vorstellung, einen neuen Lebensentwurf.
So verstehe ich das. Und das gefällt mir deshalb besser, weil zwischen den Wesen mit der alten und neuen Haut wertungsmäßig keine Vorstellung von besser oder schlechter, häßlicher und schöner, sowas entsteht, wie bei der Vorstellung von der Raupe und dem Schmetterling. Ich glaube nicht, mich von meiner Frau trennen zu müssen, um fliegen zu können!
Aber es funktionierte einfach nicht mehr zusammen, unsere Vorstellungen zusammen, unser gemeinsames Wertesystem, das war einfach nicht mehr kongruent, wir haben uns nicht gut getan, wir fühlen uns beide schlecht behandelt, landäufig gesagt: Wir verstanden uns nicht mehr. Wir waren uns gegenseitig wie eine alte Haut, die mal etwas sehr Schönes wichtiges war, aber jetzt nicht mehr. Jetzt nicht mehr. Ja, so passt die Metapher ganz wunderbar, finde ich.
Und damit @küstenperle:
Du stellst interessante Fragen. Ich möchte sie versuchen ,zu beantworten, so gut ich kann.
Zitat von Küstenperle:Hat Deine Frau Dir jemals eine konkrete Antwort gegeben, warum sie die Trennung will?
Nicht nur eine, es hat sich auch in der Hinsicht viel verändert, nach vielen Streitigkeiten, Eheberatung, auch freundlichen Gesprächen gab es ganz unterschiedliche Hinsichten. Für mich war es jedenfalls so, dass meine Frau sehr weit von mir entfernt schien, keine Nähe mehr zuließ. Immer ein Stück mehr. Es gab meiner Meinung nach einen konkreten Anlaß, deshalb bin ich geneigt, dass auf einen Tag und eine Uhrzeit festzumachen, wann es richtig losging, ziemlich genau vor drei Jahren. Meine Frau bestreitet allerdings auch das.
Ja, was sagt sie. Für mich sehr Widersprüchliches, mal so mal. Am Anfang war es so, dass es gar nichts mit mir zu tun hätte, sie habe sich mit ihrem Körper nicht wohlgefühlt, ihr ging es auch - sagt sie -gesundheitlich nicht so gut, und das habe sich dann auch in Abwehr mir gegenüber geäußert. Dann habe sie körperliche Zärtlichkeiten von mir vermisst, gleichzeitig - sage ich jetzt - aber immer alles abgeblockt, was von mir kam. Wir haben ein Spiel gespielt: Uns mails geschrieben, was wir an uns mögen, was wir gerne zusammen machen würden, da kamen von ihr unglaublich romantische Dinge, eine Nacht am Strand, Tanzen auf einer Dachterrasse einer bekannten Cocktailbar im 20. Stock... gleichzeitig war sie im Umgang mit mir aber völlig abweisend, so dass mir das sehr traumtänzerisch vorkam. Vielleicht hätte ich sie einfach mal zu einer Cocktailbar entführen sollen, aber wenn die Stimmung so dauergereizt ist, ich konnte mir das nicht vorstellen. Und dann kamen ganz viele Vorhaltungen, sehr aggressiv, mir wurden Dinge vorgehalten, die ich vor 10 Jahren mal gemacht habe, ein Wutausbruch im Urlaub, als ich rausgegangen bin und erst nach 2 Stunden wiederkam.... Und dann irgendwann schrieb sie mir, dass es total traurig wäre, aber sie sei mit mir nicht mehr glücklich.
Zitat von Küstenperle:Falls es der Klassiker ist (und der einzige der gilt, die Gefühle sind weg und kommen auch nicht wieder), dann ist das eine einsame Zeit gewesen für Deine Frau. Vie
Da scheinst Du mir selbst ein wenig angetriggert zu sein, Frau Perle. Das war auch für mich eine sehr einsame Zeit. Aber so etwas hätte meine Frau nie gesagt und ich auch nicht. Gefühle kommen, gehen und kommen wieder. Natürlich ist das Verliebtsein die notwendige Bedingung für das Zustandekommen einer glücklichen Liebesbeziehung, aber nach vielen Jahren wandelt sich das so oft, das Gefühl füreinander, im Laufe der Entwicklung. Wir hatten durchaus auch Durststrecken früher in unserer Ehe - und haben uns auch wieder neu ineinander verliebt. Vor 8 Jahren war ich vielleicht mehr in meine Frau verliebt als am Anfang.
Zitat von Küstenperle:Wobei Männer, wie ich glaube, eher nur dann gehen, wenn eine andere Dame ins Spiel kommt.
Interessant. Aber das entspricht durchaus auch meiner Erfahrung. Ich wäre ja auch nicht gegangen. Und ich weiß nicht, wenn mit einer anderen Frau da etwas Ernstes passiert wäre, ob ich da nicht gegangen wäre. Ja, da muss ich mich an die eigene Nase packen.
Zitat von Küstenperle:Du hattest vor einiger Zeit hier schreibend eine Art Erkenntnis, dass die Hoffnung eben doch noch einen großen Teil Deines jetzigen Lebens ausmacht (nachdem Du das seitenweise vehement verneint hast). Ist ja jetzt nix schlechtes. Ist nur hinderlich beim emotionalen abnabeln.
Nein. ich denke nicht. Man darf ruhig die Hoffnung zulassen, wenn einem das guttut. Sofern man akzeptiert, dass die Ehe, die Beziehung, so wie sie war, jetzt vorbei ist, und sich dennoch weiter und neu der Welt öffnet. Wenn einem dieses Gefühl, vielleicht irgendwann aber nach einer persönlichen Entwicklungsphase in welcher Art auch immer wieder näherzukommen, Trost spendet, dann ist das völlig in Ordnung. Ich habe immer noch einen Rest Hoffnung, und mache dennoch viele neue Sachen, hab zwei Musikprojekte, viel Sport, treffe Menschen, neue und alte Freunde, auch neue Frauenbekanntschaften. Ja, auch das. Ohne dass ich mir vorstellen kann, ernsthaft nach einer neuen Beziehung zu suchen. Aber ich mag mich auch nicht verschließen.
Zitat von Küstenperle:Hast Du immer noch das Gefühl, dass sich ehemalige Bekannte und Freunde weniger bei Dir melden, als es vorher der Fall war?
Interessant, dass Du das erwähnst. Nein, es hat sich geändert. Die Zeit der vielen Gesellschaften, Partys, Essen, die wir hier oft bei uns hatten, ist erst einmal vorbei. Allein als Gastgeber mag ich das nicht. Aber die Menschen, die mir wirklich wichtig sind, die melden sich auch bei mir. Alte Freunde, auch neue Freunde. Ich denke, ich bin ganz gut vernetzt, ja.
Das ist so der aktuelle Stand bei mir....
Immer noch nicht heimisch, kein bisschen, im neuen Leben. aber es geht irgendwie weiter. Unerbittlich, mit immer noch vielen traurigen Momenten, etwas rastlos und - vor allem innerlich - ruhelos, aber manchmal durchaus auch spannend, ja.