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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

fe16
Zitat von mcteapot:
kommt @fe16
und es gibt auch eine Kölner Runde, die treffen sich regelmässig


Ich komme aus bei Köln

Ja die Kölner Runde gibt es.

02.10.2018 17:20 • x 1 #76


Joshu
X minus 6! Countdown-Akzeleration.
Nachdem viele Umzugskisten verpackt sind ,hatte meine Frau heute morgen gesagt, dass sie wohl ab Anfang nächster Woche in ihrer neuen ausziehen wird. Ist mit Sicherheit besser so, je schneller, je besser.
Sagt mir der Verstand! Meine anderen Rezeptionsbereiche wispern mir zu, dass das jetzt die letzten Tage mit Deiner Frau, Deinem Hund, Deinem Sohn zusammen zuhause sein wird.
Ich war gestern den ganzen Abend unterwegs, hab mit meiner Sängerin für unseren Auftritt nächste Woche geprobt. Um 22.30 Uhr war ich zuhause, da schlief meine Frau schon. Heute wird sie um 10.00 Uhr zu den letzten Arbeiten in ihrer Wohnung fahren. Meinen Sohn fahr ich heute Nachmittag zu seinem neuen Domizil in seiner Studentenstadt, 60 Kilometer von hier. Wir werde zusammen was essen, und dann beginnt dessen neues Leben.

Der Ton zwischen meiner Frau und mir ist freundlich. Wir wollen beide keinen Streit mehr.
Es fühlt sich dennoch ganz und gar beschissen an!
Schönen Feiertag!

03.10.2018 07:54 • x 3 #77


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


P
Ach Joshu, ich leide mit dir! Weiß deine Frau eigentlich, wie viel Liebe du immer noch für sie hast? Warum bringt ihr nicht zusammen den Sohn weg? Das ist doch ein entscheidender Tag auch für Mutter und Sohn? Sie wird es bereuen, nicht dabei gewesen zu sein.

LG Pauline

03.10.2018 10:28 • x 1 #78


EmmaPee
Zitat von Joshu:
Meine anderen Rezeptionsbereiche wispern mir zu, dass das jetzt die letzten Tage mit Deiner Frau, Deinem Hund, Deinem Sohn zusammen zuhause sein wird.


Auch das kann ich so gut nachvollziehen, diesen Wehmut. In der Nacht vor seinem Umzug habe ich am Bett gestanden, ihm beim Schlafen zugesehen. Gedacht: das ist die letzte Nacht, das wirst Du nie wieder haben.

Für mich ist das 'Schluss machen' irgendwie 3 Mal passiert. Als es ausgesprochen wurde, als er die Zusage für seine Wohnung bekam und schließlich der Auszug selbst. Es fühlte sich so an, als würde ich wieder und wieder in den Abgrund gestoßen.

03.10.2018 10:56 • x 3 #79


Joshu
X minus 4! Sonntag ist der Auszugtag.
Ich habe meine Frau heute Vormittag zu ihrer Wohnung gefahren, wo sie die letzten Arbeiten erledigen wird. Tolle Wohnung! Klein natürlich, aber geschmackvoll, ein Riesenbalkon mit Traumaussicht. Ich werde wieder einen Garten haben! sagt sie - und Bäume pflanzen. Wir hatten lange zusammen einen Schrebergarten, sie war immer eine sehr begabte Hobbygärtnerin - ich habe mehr die groben Arbeiten gemacht und natürlich den Grill bedient. Klassische Rollenverteilung in dem Bereich irgendwie.
Wieviel große und kleine Feste haben wir da gefeiert. Als das zeitlich nicht mehr funktioniert hat und wir den Garten abgeben mussten, hat meine Frau nächtelang geweint. Eine der Sachen, die ich gern rückgängig machen würde - das hat meiner Frau soviel bedeutet - ich war nur erleichtert, dass die Last weg war.

a, Pauline, ich denke das weiß sie. Und auch sie will Kontakt zu mir halten, will, dass es auch mir gut geht, den Hund kann ich mir leihen, wann immer ich will und so weiter. Wir haben noch zu dritt die Wohnung meines Sohnnes eingerichtet, haben zusammen gut gearbeitet, waren abends im Biergarten am Studienort, die Wirtin setzte sich zu uns, weil wir so freundlich rüber kamen und plauderten - fühlte sich nochmal an wie eine richtige Familie. Ist gerade mal drei Wochen her.

Nein, es ist besser , wenn ich jetzt unseren Sohn alleine fahre - ist ja erst die Einführung, er kommt Freitag schon wieder und fährt dann Sonntag wieder - am Tag des Auszugs. Wie das dann seid wird - ich weiß es nicht.

Emma: Ja, ist sehr gut möglich, dass ich Samstag Nacht auch mal kurz am Bett meiner Frau stehe. Zumal ich eh selten länger als bis drei oder vier Uhr schlafe.

Es fühlte sich so an, als würde ich wieder und wieder in den Abgrund gestoßen. Ja, nur mit dem Unterschied, dass wir noch am Leben sind, immerhin das noch.

03.10.2018 12:43 • #80


M
Zitat von Joshu:
Eine der Sachen, die ich gern rückgängig machen würde - das hat meiner Frau soviel bedeutet - ich war nur erleichtert, dass die Last weg war...

So ein kleiner Garten ist oft Ausgleich zu Allem, da wird die Seele geheilt. Des einen Last, des Anderen Pfad der Genesung.

Mach kleine Schritte, statt große. Es gibt auch Trennungen, wo man nach Verarbeitung sagen kann, ich habe zwar meinen Partner verloren, doch einen wichtigen Freund gewonnen. Selten, aber auch dies ist möglich!

03.10.2018 12:49 • x 2 #81


Joshu
Zitat von mcteapot:
ach kleine Schritte, statt große. Es gibt auch Trennungen, wo man nach Verarbeitung sagen kann, ich habe zwar meinen Partner verloren, doch einen wichtigen Freund gewonnen. Selten, aber auch dies ist möglich!


Ja, danke, ich versuche es noch. Die Chance, dass das klappt, liegt bei 50 Prozent. Muss heute Abend noch einmal mit meiner Frau sprechen, wenn ich meinen Sohn weggebracht habe. Etwas, was ich ihr noch nie gesagt habe. Einmal Mist gebaut habe, ganz am Anfang unserer Beziehung, vor 21 Jahren, wovon ich dachte, dass es nicht so schlimm sein und für mich behalten habe. Was aber - glaube ich heute - der feine Riß war in der Porzellanschlüssel, unmerklich, der langsam wuchs und nach vielen Jahren die Schüssel zum Zerbrechen gebracht hat. Das ist ein Bild von Scott Fitzgerald. Ich glaube, dass das so passt.
Unsere Ehe ist am Ende, deswegen nicht, aber ich muss es ihr erzählen.
Vielleicht löst das etwas, und wir haben die Basis für so etwas wie Freundschaft.

03.10.2018 13:50 • x 2 #82


Joshu
x minus 3!
Es ist kurz nach 6, ich bin seit 3.15 Uhr wach und sitze jetzt vor dem Computer. In einer knappen Stunde wecke ich meine Frau, dann fahre ich ins Büro. Meine Frau hat Urlaub, wird heute weiter packen und letzte Arbeiten in ihrem neuen Zuhause erledigen:

Ich habe es meiner Frau gesagt, kurz vor dem Schlafengehen, nachdem ich meinen Sohn zu dessen Studienort gefahren habe, mit ihm essen war. Eigentlich fast ne Lappalie, ist so lange her - meine Frau wunderte sich, dass ich das so lang mit mir rumgeschleppt habe. Hat sie nicht weiter berührt. Vielleicht zeigt das auch nur, wie weit sie sich innerlich von mir entfernt hat.

Vielleicht ist es nicht gut - oder für Menschen wie meine Frau und mich - zusammenzuwohnen. Auch wenn es 20 Jahre ist, ganz allmählich ist dadurch die Liebe im Alltagsmüll erdrückt worden. Hab ich auch meiner Frau erzählt. Wie schön, war das erste Jahr, als wir noch nicht zusammengewohnt haben.

Schon ein Jahr, bevor wir zusammen waren, sind wir zusammen ausgegangen. Sie war da in einer unglücklichen on/off-Beziehung, ich hatte ne schräge Affäre mit einer Frau in fester Beziehung. Wir haben viel gesprochen, sind zusammen ins Kino, ins Theater, auf Konzerte, waren aber ein Jahr nur Freunde. Bis es dann - naja zu Karneval 1997 - fast natürlich war, dass wir zusammenkamen. Was war ich glücklich! Die Freude, wenn Sie auf meinen Anrufbeantworter gesprochen hat! Wir haben Nächte durchgemacht, Küssen, S., manchmal nur die ganze Nacht durchgeredet. Als sie das erste Mal aus meinem Bad kam und meinen Bademantel anhatte, wusste ich, dass sie die Richtige war! Wir haben auf der Terrasse ihrer kleinen Wohnung nachts getanzt, sie hat es mir beigebracht, bevor wir dann viele Jahre in einem Tanz-Club waren! Wir haben Eiswein oder Sekt in der Badewanne getrunken, sind viel ausgegangen! Damals wollte ich noch Schriftsteller werden, hab an meinem ersten kleinen Band gearbeitet, davon hab ich ich ihr vorgelesen und mir ihr Urteil angehört - es waren Gedichte. Ich habe zum ersten Mal mit fliegenden Fingern aus einem Kochbuch gekocht, weil ich uns ein schönes Essen machen wollte - und gemerkt, dass ich das richtig gut kann!
Der erste Urlaub mit dem Cabrio, französische Atlantik-Küste runter bis in die Pyrenäen. Rotwein und Picknick am Strand.

Und nun, um es mit den Worten Campinos zu sagen:

Der letzte Sand fällt durch die Uhr
Wir finden beide keine neue Spur
Und zwischen uns ein breiter Fluss
Alles passiert, wie es passieren muss
Die Leichtigkeit so lange her
Die Vergangenheit bedeutet heut nichts mehr
Nichts wichtiges was übrig bleibt
Und jetzt trägst du dieses schwarze Kleid

04.10.2018 05:31 • x 6 #83


Joshu
Ich finde dieses Grins kein bisschen lustig und völlig unangebracht.
Wäre nett, wenn Du mir solche Beiträge ersparst! Danke.

04.10.2018 06:47 • #84


M
Lasse es löschen und tschüß

04.10.2018 06:54 • #85


unbel-Leberwurst
Zitat von Joshu:
ich denke das weiß sie. Und auch sie will Kontakt zu mir halten, will, dass es auch mir gut geht,.


Das ist zwar nett von Deiner Frau, aber geht es Dir denn wirklich gut, wenn Du den Kontakt hältst, solange Du sie liebst?

Sie steht doch nach wie vor nicht wirklich unter Zugzwang, sie weiss ja genau, dass Du sie jederzeit zurücknehmen würdest.
Nebenbei kann sie Dich nämlich mit diesem Kontakt auch noch schön auf der Warmhalteplatte lassen.

Ich verstehe auch nicht ganz wieso Du sie sogar noch zu ihrer neuen Wohnung fährst. Hast Du ihr auch noch geholfen?

04.10.2018 07:18 • #86


K
Zitat von Joshu:
Ich finde dieses Grins kein bisschen lustig und völlig unangebracht.
Wäre nett, wenn Du mir solche Beiträge ersparst! Danke.


Das bezog sich doch auf ihren unromantischen Ex und war für mich eindeutig als Anerkennung für dich gemeint.

Kata, verwundert am Morgen. . .

04.10.2018 07:22 • x 4 #87


P
Lieber Joshu,

Das ist echt romantisch, was du von eurer Beziehung so erzählst. Umso schwerer fällt es, zu glauben, dass das nun zu Ende sein soll. An deinem Quatsch, den du da gemacht haben willst, kann es meiner Meinung nach nicht liegen. Auch nicht am Garten oder an sonstigen Banalitäten.

Viel mehr scheint es mir so zu sein, dass Eure Liebe einfach vom Alltag aufgefressen wurde. Da seid ihr nicht alleine übrigens. So war es in meiner Ehe ja auch und auch da hat es Affären und Fremdflirten gegeben, auf beiden Seiten. Es ist einfach so, dass die Verliebtheit und der Zauber des Anfangs nur ca. 3 Jahre anhält. Danach sinkt der Hormonspiegel wieder in den Normalbereich und die Liebe bröckelt. Das ist gut und richtig so, denn mit der rosa Brille auf der Nase kann man ja nicht dauerhaft leben und vernünftige Entscheidungen treffen. Nicht auszudenken, hätten wir unser Haus in der frischen Verliebtheit gekauft. All der Ärger mit den Banken und dem Bauträger, da hätten wir doch gar nicht den Kopf gehabt, damit umzugehen.

Als dann unsere Liebe bröckelte haben auch wir das vor lauter Alltag erstmal gar nicht gemerkt. Das Kind musste durch die Schulzeit geschleust werden. Die alten Eltern mussten versorgt werden. Die Karriere meines Mannes wollte aufgebaut werden und und und. Als wir dann merkten, dass etwas auf der Strecke verloren gegangen war, war da immer jemand drittes, der diese Lücke füllte. Bei meinem Mann war es eine junge Kollegin, mit der er eine mehrjährige Affäre führte. Ich begnügte mich da noch mit Fremdflirten auf Kirchenfesten und in der Nachbarschaft. Dass mein Mann und ich aber zusammen bleiben würden, daran bestand nie ein Zweifel, bis zuletzt.

Ich denke, der moderne Mensch ist einfach nicht für so eine lange, monogame Verbindung gemacht. Verliebtheit und das wunderschöne Gefühl des Anfangs ist ein Naturphänomen. Es ist schlau eingerichtet, denn es ermöglicht uns eine Bindung überhaupt einzugehen und Kinder zu bekommen. Mit der Pille und dem Kond. hat der liebe Gott dabei wohl nicht gerechnet.

Die Ehe aber ist ein Kulturgut. Gewachsen in einer Zeit, in der Ehe Sicherheit bedeutete. Sicherheit, die für die Brutpflege benötigt wurde. Und was gab es da für Ränkespiele. Arrangierte Ehen, die einige Kaufmannsfamilien gezielt einsetzten, um ihren Einfluss zu vergrößern. Adelsfamilien vermehrten durch die Ehe ihre Ländereien. Könige machten mit ihren Ehen Weltpolitik.

Die Ehe aus Liebe, in ihrer romantischen Form gibt es dagegen erst seit vielleicht 200 Jahren. @Kaetzchen weiß da bestimmt genaueres zu. Mit steigender Lebenserwartung aber bringt uns dieses Lebensmodell an die Grenzen des Machbaren. Und mit der Emanzipation der Frau und ihrer damit einhergehenden finanziellen Unabhängigkeit ist es sozusagen ein neues Naturgesetz, dass ein so künstliches Arrangement wie die Ehe ein Verfallsdatum hat. Steigende Scheidungsraten sind das sichere Zeichen für eine geglückte Emanzipation der Frau. Und steigende Scheidungsraten in der Generation 50+ sind eigentlich eine Folge der gestiegenen Lebenserwartung, dank medizinischen Fortschritts.

Es gibt sie noch, die Ehe, bis dass der Tod sie scheidet. Aber sie stirbt aus. Ist das nun gut oder schlecht? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Mein Mann lebt noch, liegt aber seit Jahren schwer hirngeschädigt im Pflegeheim. Ich denke unsere Ehe wird halten, bis zum Schluss. Auch weil ich noch zu der aussterbenden Generation der Vollzeitmütter gehört habe und meinen Beruf aufgab. Ich liebte meinen Mann - trotz aller Eskapaden! Heute fühle ich mich ihm verpflichtet. Ich besuche ihn jeden Tag im Heim und mache mit ihm Bewegungsübungen, die ich damals von meiner ersten wirklichen Affäre gelernt habe. Er war der Physiotherapeut in der Rehaklinik meines Mannes.

Ich bin jeden Tag bei meinem Mann und rede mit ihm, berühre ihn und alle Pflegekräfte dort halten uns für ein Vorzeigeehepaar. Wir sind und wir waren es nicht! Mein Mann wird mir jeden Tag mehr fremd. Aber ich bleibe bei ihm, trage weiterhin seinen Namen und wohne in seinem Haus. Ist das nun Liebe?

Ich bin abgeschweift, lieber Joshu! Ich denke, der Weg, den ihr beide nun geht, kann ein guter sein. Wenn ihr es schafft - nach einer angemessenen Abstandszeit - Eltern für euren Sohn zu bleiben, vielleicht sogar Freunde, was will man mehr?

Ihr seid beide noch jung und fit genug für neues. Eine neue Liebe, ein neues Abenteuer, neues Glück. Das ist doch ein Geschenk, oder nicht?

Trauere ruhig um eure scheinbar gescheiterte Ehe aber sei auch dankbar für das, was ihr zusammen hattet und immernoch habt: eure gemeinsame Vergangenheit und euren wunderbaren Sohn!

Und dann, mit der Zeit, wirst du lernen, dich auf dein neues Leben zu freuen und es mit beiden Händen zu ergreifen. Ganz bestimmt!

Liebe Grüße
Pauline

04.10.2018 07:23 • x 1 #88


P
Dein Thread fasziniert mich, lieber Joshu! Verzeih mir, dass ich hier nocheinmal meinen Senf dazu gebe.

Ich finde es nämlich sehr schön und bewundernswert, wie du mit der Trennung umgehst. Du trauerst aber du lässt deine Frau in liebevoller Weise gehen. Das finde ich wunderschön!

Selbstverständlich fährst du sie zu ihrer Wohnung und selbstverständlich wirst du auch in Zukunft in freundschaftlicher Weise für sie da sein und ihr helfen, wenn sie um Hilfe bittet. Ihr bleibt natürlich beide die Eltern eures Sohnes und begleitet ihn gemeinsam in seinen neuen, spannenden Lebensabschnitt. So wie ich dich hier lese, habe ich keinen Zweifel, dass euch das gelingen wird.

Ihr verfallt bitte nicht - oder wenn dann nur vorübergehend - in Wut und Hass aufeinander. Vielleicht kommen solche Gefühle, weil sie zur Trauerverarbeitung dazu gehören. Ich hoffe aber, dass sie eure immernoch gute Basis nicht zerstören können. Ihr hattet eine traumhaft schöne Beziehung, jetzt folgt eine traumhaft schöne, wenn auch traurige Trennung!

Besser geht es leider nicht!

Und dazu passt mein Kalenderspruch, den ich gerade mit großer Verwunderung gelesen habe, weil er so gut zu meinen Gedanken heute morgen bzgl. deines Threads passt:

Ein Lächeln ist ein guter Anfang für eine Freundschaft; und es ist bei weitem ihr bestes Ende!

In diesem Sinne, alles Gute für die folgenden 4 Tage! Ab Montag kannst du das Vorzeichen wieder ändern in x+ Tage. Tage der Freundschaft NACH eurer einvernehmlichen Trennung!

LG Pauline

04.10.2018 07:49 • x 2 #89


Joshu
Liebe Pauline,

danke Dir sehr für Deine Nachricht, hab sie zweimal gelesen und werde sie auch nochmal lesen, irgendwann zwischendurch im Büro. Sehr berührend, was Du über Deinen Mann geschrieben hast, tut mir sehr leid, dass er jetzt ein Pflegefall ist, das muss sehr schwer sein für Dich. Ja, ich kenne diese verschieden Stadien der Ehe - die Du ganz wunderbar sozusagen phylogenetisch und ontogentisch beschreibst - also einmal in der Entwicklung der Institution als solcher und dann auch die je eigene Ehe zweier Menschen und ihre Konsequenzen für oder gegen die Entwicklung zweier Individuen.
Ja, die Ehe war viele Jahre ein sehr starre auch machtpolitisch genutztes Instrument, bei der auf die individuellen Bedürfnisse wenig Rücksicht genommen wurde. Liebesbeziehungen, Affären, Mätressen, alles das konnte man - je nach Stand und nach Zeitalter - nebenher halten - wenn nicht die Kirche mit ihrem drohenden Zeigefinger auch das letzte bisschen Freude verboten hatte. Nicht zufällig ist ja die Ehe als Idee wie wir sie kennen - als freie selbstgewählte Verbindung zweier liebender Menschen zur Zeit der Emanzipation des Bürgertums entstanden - Friedrich Schlegels Roman Lucinde von 1799, der dieses Ideal pries, war damals noch ein echter Skandal!
Ja, mit der Freiheit des Menschen für seine Ehe fängt auch dessen Verantwortung an: Die hormongesteuerte Phase hält nicht ewig - das hast Du ja sehr schön beschrieben, und dem ist nichts hinzuzufügen. Aber beide Menschen entwickeln sich weiter, und im Idealfall hilft die Beziehung dabei, sich zu entwickeln, in einem schwierigen und immer wieder fordernden Prozess aus Zusammensein und Loslassen können. Nichts ist schlimmer für die Entwicklung und letztlich für das Glück, als wenn man klammert, von dem Verschmelzungsprozess nicht loskommt. Niemand hat das besser beschrieben als David Schnarch in seiner Psychologie der S. Leidenschaft. (wenn man die zuvielen allzu amerikanischen Beispiele überliest, ich empfehle sehr die dahingehend gekürzte Hörbuchfassung).
Aber ich finde wir haben das gut hinbekommen. Ja, es gab auch bei uns Affären, mit denen wir glaube ich, gut umgehen konnten. Wir haben uns immer viel Freiraum gelassen, hatten unsere eigenen Interessen, unsere eigenen Freunde neben dem gemeinsamen Freundeskreis. Aber immer wieder gab es schöne Momente, wir haben zum Beispiele bis vor drei Jahren noch so tolle Urlaube gehabt ,Wandern in Island, Bootsurlaub in den Masuren, und vieles mehr.
Nur die Abende im Bett mit Kerzen, die gab es irgendwann nicht mehr ,obwohl wir sehr freundlich meistens miteinander waren, kaum gestritten haben.
Aber dann ist etwas aus dem Ruder gelaufen, wir konnten nicht mehr zusammen reden, ach ich weiß nicht. Für mich waren über 18 Jahre trotz aller TIefen, die es auch in einer Ehe gibt, glücklich, ich dachte, wir hätten den Wandel, den eine Ehe mit sich bringt, gut hinbekommen, irgendwann käme auch die Zeit wieder für neues intimes Zusammensein, wenn mein Sohn aus dem Haus ist, haben wir immer gesagt, dann haben wir Zeit für Lagerfeuer am Rhein, wieder Tanzen gehen, Nordlichter sehen in Island. Sachen, die wir gemeinsam machen wollten, wenn wir älter sind.
Und nun ist es so weit. Mein Sohn ist aus dem Haus - aber meine Frau auch. In drei Tagen.
Eine neue Liebe, ein neues Abenteuer, neues Glück. Das ist doch ein Geschenk, oder nicht?

Trauere ruhig um eure scheinbar gescheiterte Ehe aber sei auch dankbar für das, was ihr zusammen hattet und immernoch habt: eure gemeinsame Vergangenheit und euren wunderbaren Sohn!

Und dann, mit der Zeit, wirst du lernen, dich auf dein neues Leben zu freuen und es mit beiden Händen zu ergreifen. Ganz bestimmt!

Die Dankbarkeit empfinde ich manchmal, Pauline, für die Zeit, und für meinen Sohn sowieso. Aber alles andere ist für mich zur Zeit kein Trost, wirklich überhaupt nicht.

PS: Danke auch für Deinen zweiten Beitrag! Gibt es nichts zu entschuldigen, ich lese gern, was Du schreibst. Nur hab ich wirklich manchmal Wut, keinen Hass, und der ist auch ein paarmal rausgekommen, letztes Wochenende zuletzt, aber ein paar Stunden später war dann immer wieder gut. Die Schönheit der Trennung vermag ich aber weiß Gott nicht zu sehen derzeit.
Ich bin unendlich traurig.

04.10.2018 07:50 • #90


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