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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Joshu
Warum per Definition?

31.01.2019 09:38 • #631


P
Zitat von Joshu:
Warum per Definition?


Nachdem ich mich ein wenig auseinandergesetzt hatte mit dem Thema Midlife Crisis, stellte sich schnell heraus dass dieses Muster welches auch auf meine Frau zutraff anscheinend immer und immer wieder in fast genau dem gleichen Schema auftritt: Klassischerweise sieht derjenige der sich in dieser Krise befindet den Partner halt als Urheber allen Uebels und versucht mit aller Macht sich zu trennen um so seine unerfüllten Wünsche und Träume endlich realisieren zu können. Dementsprechend KANN der Partner nicht gleichzeitig ihr beistehen in dieser schwierigen Phase weil in ihrem Kopf er die Ursache, oder zumindest ein grosser Teil davon ist. Ich hab es trotzdem versucht, und tue es auch immer noch jetzt, auch wenn ich mir damit öfter selbst schade als nütze.

Dabei vergessen diejenigen oft häufig die vielen Jahre die geprägt waren von guten und schlechten Zeiten und einfach unser Leben ausmachten, mit allen Macken und Facetten, etwas was ich niemals eintauschen würde gegen irgend eine ungewisse Zukunft. Sie glaubt halt, das Gras sei grüner auf der anderen Seite. Wie dem auch sei, nützt ja alles nichts, sie muss ihren Weg gehen, sie hat ihn ja selbst gewählt.

31.01.2019 15:23 • x 3 #632


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


T
@paradigma:
Ich teile deine Meinung voll und ganz. Unabhängig von MC, Menopause etc kann man als Verlassener nichts richtig machen wenn der (Ex-)Partner einen selbst als den Ursprung allen Übels ansieht. Und wer glaubt das Gras auf der anderen Seite sei grüner wird dies früher ohnehin ausprobieren.

Jedem Verlassenen kann man nur den Tipp an die Hand geben die Theorie des Übels nicht für sich anzunehmen.

Ich glaube nicht dass die Verlasser die gemeinsame Vergangenheit vergessen. Sie wollen nur keine gemeinsame Zukunft mehr. Oft erkennbar an Aussagen wie war das alles?, was kommt jetzt? etc.

31.01.2019 16:56 • x 2 #633


Joshu
@paradigma: Okay, jetzt verstehe ich, was Du meinst.

Meine Schwierigkeit ist dabei nur die, dass ich es ein wenig zirkelschlüssig sehe, also eine Figur wie die folgende, mal ganz logisch betrachtet:

Wenn jemand in einer Partnerschaft eine Midlife-Crisis hat, dann gehört es zum Wesen dieser Krise, alles an der Beziehung in Frage zu stellen, noch einmal etwas ganz Neues beginnen zu wollen und auch die Beziehung von Grund auf in Frage zu stellen, was auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Trennung impliziert. Die Folge davon ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, das der Partner den anderen verlassen wird, weil er ja in der Midlifecrisis ist. Dieses Verlassenwollen ist aber selbst schon Ursache des ganzen Schlamassels. weil es ja ein Symptom der Midlife-Crisis ist.

Ungefähr klar?
Oder weniger formallogisch ausgedrückt: Wenn man das alles mit dem Etikett Midlife-Crisis überklebt, dann nimmt einem das die Handlungsfähigkeit, Ursache und Wirkung sind alles eins. Das bekommt dann so eine Zwangsläufigkeit.

Natürlich spielt das alles mit rein - bei meiner Frau zum Beispiel, ein bestimmtes Alter auf der körperlichen Seite korreliert mit einem gewissen Stand im Leben, gerade jetzt ist auch die Kindererziehung abgeschlossen, ja natürlich, das ist alles zusammen das Zeitalter der Crisis.
Crisis oder neudeutsch Krise ist der Wortbedeutung nach im Griechischen griechisch krísis = Entscheidung, entscheidende Wendung, hängt zusammen mit dem Verb krínein, kritisieren - und auch kritisieren bedeutet nicht etwas negativ auseinanderpflücken sondern genauer eine prüfende Beurteilung!

Das muss man sich klarmachen, wenn man untersucht, was denn die Krise ist. Das bedeutet keineswegs, dass etwas zwangsläufig den Bach hinuntergehen muss, sondern dass bestimmte Dinge in einer Sackgasse gelaufen sind oder auch nur an einem Endpunkt, und dass es einer Auseinandersetzung damit bedarf, einer sich-selbst-und gemeinsamen Prüfung in der Partnerschaft mit dem Ziel, neue Wege zu finden. Alles ist neu, neue Abenteuer, neue Herausforderungen warten.

Und es bleibt die Frage, warum trotz aller Maßnahmen, Gespräche, Versuchen, Streit, Eheberatung wir das nicht verhindern konnten. Und es lässt sich eben NICHT mit einem einfachen ist-eben-Midlife-Crisis-konnten-nix-machen beantworten. Wir beide jedenfalls haben es nicht hinbekommen. Ich scheue mich zu sagen, wir habe da versagt.

Für mich jedenfalls ist die Frage, warum das offenbar zwangsläufig auf eine Trennung hinauslief. Ich weiß es immer noch nicht.

31.01.2019 18:36 • x 4 #634


P
Ich weiss es auch nicht... Ich weiss nur dass angeblich laut diversen Statistiken (auf die ich hier nicht verweisen werde da ich mich nicht mehr genau erinnere wo ich sie gelesen habe) während einer Midlife Crisis die MEISTEN Ehen in die Brüche gehen, und nur ein ganz kleiner Prozentsatz es tatsächlich schafft das Schiff noch mal um zu drehen...

Ich glaube das, da ich selbst verschiedene Taktiken angewand habe während der Anfangsphase unserer Trennung (die sich jetzt über fast 2 Jahre erstreckt hat) wie z.b. mich selbst komplett anders zu geben als ich mich innerlich gefühlt habe, motiviert, positiv, etwas verrückt, einfach Sachen getan die sie so in dem Moment GAR nicht erwartet hat. Das hat mich wohl teilweise wieder attraktiv für sie gemacht, es hat zumindest funktionniert insoweit dass sie wieder ins Grübeln gekommen ist ob das alles doch die richtige Entscheidung sei usw.

Naja, langer Rede kurzer Sinn, im Endeffekt war dieses Rollenspiel etwas zu viel für mich um auf Dauer aufrecht zu erhalten, und ausserdem hab ich realisiert dass du jemanden der im Grunde seines Seins weg will, Freiheit will vom goldenen Käfig der Ehe wie sie es immer beschrieb, nicht aufhalten kannst. Unsere alte Beziehung ist tot. Jetzt kommt was anderes. Ob mit ihr oder ohne sie. Das eine würde ich mir wünschen (auch wenn da immer noch mehr das Herz spricht als der Verstand) und das andere ist warscheinlicher und muss ich dann halt so oder so akzeptieren und verarbeiten, so wie wir alle hier.

31.01.2019 20:56 • x 2 #635


Joshu
Da es zum Phänomen einer Midlife-Crisis gehört, sein bisheriges Leben und damit vor allem seine Ehe in Frage zu stellen, ist es keine Überraschung, dass dann so viele Ehen scheitern. Hier wird die statistische Aussage tautologisch und somit ohne Erkenntnismehrwert.

Aber sei's drum, Paradigma, vieles von dem, was Du schreibst, ist so ähnlich auch in meine Ehe passiert, inklusive lansamem über zweijährigem Trennungsprozess, eine Agonie ohne realistische Hoffnung.
Tut mir sehr leid für Dich.

31.01.2019 23:46 • x 1 #636


P
@Joshu

Danke.

Schon ironisch, meine Frau hat mir immer gesagt dass sie mir kein Mitleid gibt weil es mir nicht gut tun würde. Es würde mich nicht weiter bringen, sondern nur dazu führen dass ich mich weiter in Selbstmitleid suhle. Dass sich nur was ändert wenn ich es auf die harte Tour lerne.

Recht hat sie schon irgendwie... Trotzdem hab ich ihr immer widersprochen, denn gut tut das Mitleid mir auf jeden Fall. Mir hilft es halt wenn ich das Gefühl habe nicht allein zu sein mit meinen Problemen, dass es anderen auch so geht. Mag eigenartig sein, ist aber so. (Wobei ich das natürlich niemandem wünsche, nicht falsch verstehen)

01.02.2019 08:42 • #637


C
Zitat von Paradigma:
Recht hat sie schon irgendwie... Trotzdem hab ich ihr immer widersprochen, denn gut tut das Mitleid mir auf jeden Fall.


Sie hat aber Recht. Mitleid ist schon angesagt, aber nicht von ihr.

01.02.2019 08:50 • #638


Joshu
Nein, Mitleid bringt einen wirklich nicht weiter in so einer Situation. Mitleid ist, sich den Schmerz des anderen zu eigen zu machen und quasi genauso so destruktive Gefühle zu entwickeln. Was dazu führt, dass man glaubt, den anderen mit runterzuziehen, was dann wiederum seine eigenen destruktiven Gefühle verstärkt, ein Teufelskreis. Das ist nicht gut. Das führt dazu, dass viele Freunde
oder nahestehende Personen oder auch der Partner sich zurückziehen, aus falsch verstandener Solidarität oder so.

Aber leider kennen viele - und offenbar auch Deine Frau nicht, Pardigma - den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl. Und Mitgefühl ist eine wunderbare Sache! Und dies sollte einem doch auch der ehemals geliebte Partner, wenn noch eine Spur von Verbundenheit da ist, geben können.

Mitgefühl ist nämlich das achtsame Wahrnehmen der Stimmung des anderen, aber im Unterschied zu Mitgefühl findet keine Verschmelzung mit dem Ego des anderen, dessen Stimmung statt, sondern in der Achtsamkeit gelingt es, bei sich selbst zu bleiben. Man nimmt also all das wahr, was beim anderen abläuft, alle Regungen, die Botschaft, Untertöne, Signale zwischen den Zeilen, aber lässt sich davon nicht mitreißen. Es sind schwierige Stimmungen, der andere leidet, das tut mir auch leid, aber ich lass davon nicht mitreißen, ich bleibe autonom, ich selbst und stark. Und von dieser Position der Stärkeaus kann ich dann vielleicht - freundschaftlich oder liebevoll oder auch nur vernünftig distanziert - helfen.

Es nützt gar nichts, wenn man sich schwach fühlt, den anderen mit in die Schwäche zu reißen. Und genau das macht -falsch verstandenes - Mitleid im Unterschied zu Mitgefühl.

Migefühl bedeutet aber auch nicht die harte Tour. Das ist ziemlich grausam.

01.02.2019 09:13 • x 2 #639


Joshu
X plus 117

Ich glaube, ich muss nochmal ganz von vorne anfangen. Weil ich - mal wieder - mich voll in einer Sackgasse verrannt habe.
Eine sehr kluge und sehr charmante Frau hat mir gesagt, dass ich dazu neige, Dinge des Herzens ausschließlich mit dem Verstand zu betrachten und sie zurechtzubiegen. Ja, ich kann das gut, schöne Worte finden, wahrscheinlich auch kluge Gedanken, und damit kann ich wohl manchmal auch anderen ganz gut helfen.Weil ich zumindest den Kummer von anderen ganz gut nachfühlen kann, ich glaube, dass ich Mitgefühl habe, nicht ganz dumm binde, und dann gelingt mir der eine oder andere ganz gute Ratschlag oder ein schönes Trostwort. Das zumindest habe ich bei Freunden erlebt.

Warum kann ich mir selbst nicht helfen? Und warum kann ich keine Hilfe annehmen, so dass sie mir WIRKLICH hilft? Weil ich mit meinem Verstand einen Abstand herstelle.
Um mich immer stark zu geben. Wahrscheinlich weil ich Angst vor Schwäche habe und das mit selbst und vor allem anderen gegenüber nicht zugestehen will.

Aber die Wahrheit ist ganz einfach die: Ich bin schwach! Zumindest in Bezug auf mein Verhältnis oder nicht-mehr-Verhältnis zu meiner Getrennt-Frau.
Ich belüge mich nur selbst! Ich lebe seit fast drei Jahren - seit fast drei Jahren - von der Hoffnung, von der kaum vorhandenen, dass es wieder gut würde mit uns. Und das hat sich seit unserer Trennung nicht geändert. Freundschaftliches Verhältnis hin, freundschaftliches Verhältnis her, die Wahrheit ist, dass ich immer noch tief in mir drin darauf warte, dass sie wieder irgendwas schreibt oder sagt, was mir zeigt, dass sie mich noch liebt. Und dass sie irgendwann zu mir zurückkommt ,wie auch immer, muss ja gar nicht räumlich sein.

Das ist irrational und vor allem nicht realistisch. Das weiß ich. Aber ich will mich immerhin nicht länger belügen.

Ja, ich weiß, da ist so viel passiert - aber ich kann es nicht akzeptieren. Ich kann es nicht.
Ich will es ja. Ich wäre gerne wieder innerlich frei oder würde ein bisschen Frieden finden von Freude und Spaß (dass ich mal sehr geliebt habe) will ich derzeit gar nicht schreiben.
Ich führe mein Leben so gut ich kann, mein Sohn bekommt immer gutes Essen von mir und ich wasche seine Wäsche, wir verstehen uns prima, wenn er mich denn besucht, ich tue meinen Job, mache Sport, mache Musik - schreibe.... ja, aber das übertünscht nur meine Schwäche, dass ich es allein nicht wirklich gut hinbekomme.

Ich habe den Kontakt zu meiner Frau auch auf ein Minimum reduziert - aber ich habe meine Riesenenttäuschung bei mir selbst registriert, als sie gesagt hat, dass sie zu einer Fest.Veranstaltung nicht mitkommt, zu der wir seit dem wir uns kennen, seit 21 Jahren, immer hingegangen sind, seitdem wir uns kennen, einmal pro Jahr, weil sie keine Lust hat dieses Jahr.

Nein, ich bin nicht autark. Ich habe nicht die Kraft, sie wirklich loszulassen, ich vermag es nicht.

Das ist meine Schwäche. Jetzt könnt ihr über mich herfallen, wenn Ihr mögt....

01.02.2019 16:44 • x 10 #640


C
Zitat von Joshu:
Das ist meine Schwäche. Jetzt könnt ihr über mich herfallen, wenn Ihr mögt....

Warum?
Es war die ganze Zeit zwischen den Zeilen zu lesen. Deine Formulierungen waren zu sicher, zu souverän, das unterdrückte Gefühl war trotzdem immer irgendwo unter der Oberfläche zu erahnen.

01.02.2019 17:20 • x 1 #641


Mia2
Nein, es wird keiner über dich herfallen. Du hast eine tiefe Trauer in dir, weil dein Lebenskonzept und dein Lebenstraum geplatzt ist. Mir geht es ähnlich. Wir haben gedacht, wir sind angekommen und konnten etwas in uns ruhen. Wir fanden das Leben so schön, und es war unser Traum so alt zu werden. Dann gings kaputt. Wir wissen diesen Verlust können wir nicht mehr ersetzen, das ürsprüngliche Familienleben. Es kann was Neues kommen, kann das alte aber nie ersetzen. Du bist nicht schwach, sondern sehr sensibel und gefühlvoll.

01.02.2019 17:21 • x 2 #642


scallisia
Zitat von Joshu:
X plus 117 Ich glaube, ich muss nochmal ganz von vorne anfangen. Weil ich - mal wieder - mich voll in einer Sackgasse verrannt habe. Eine sehr kluge und sehr charmante Frau hat mir gesagt, dass ich dazu neige, Dinge des Herzens ausschließlich mit dem Verstand zu betrachten und sie zurechtzubiegen. Ja, ich kann das gut, schöne Worte finden, wahrscheinlich auch kluge Gedanken, und damit kann ich wohl manchmal auch anderen ganz gut helfen.Weil ich zumindest den Kummer von anderen ganz gut nachfühlen kann, ich glaube, dass ich Mitgefühl habe, nicht ganz dumm binde, und ...

Ich mag gar nicht über dich herfallen... denn das was du geschrieben hast entspricht exakt dem was ich empfinde.

01.02.2019 18:49 • #643


P
Oh Mann.. ich kann das SO gut nachvollziehen

Das alles was wir hier reden, alles Theorie, schön und gut. Am Ende des Tages, wenn man sich ins leere Bett liegt und die Decke anstarrt, ist wieder was ganz anderes....

Wir suchen hier alle nach Wegen um besser durchs Leben zu kommen in dieser schwierigen Phase und das ist auch gut so und wichtig!

Aber: Glaub nicht dass ich nicht ebenfalls bei der kleinsten Regung meiner Frau aufgeregt bin wie ein kleines Kind und hoffe dass sie irgendwie doch noch etwas für mich empfindet was man als romantische Liebe bezeichnen könnte.

Irgendwie pathetisch...und doch so menschlich. Wie du sagst, sich selbst belügen bringt einen auch nicht wirklich weiter. Eine Fassade, eine Maske aufsetzen, das kann es nicht sein. Obwohl es da diesen Spruch gibt, Fake it till you make it, diese Schauspielerei anderen und sich selbst gegenüber bringt einen laut dieser Grundidee ja dann soweit dass man irgendwann diesen Positivismus annimmt und auf sich selbst überträgt bis man wirklich so IST.

Jetzt laber ich schon wieder, sorry, du hast einfach nur Recht mit dem was du sagst, manchmal kann man seine Schwäche eingestehen ohne wenn und aber.

01.02.2019 19:11 • x 1 #644


Joshu
Ich dank Euch allen wirklich sehr. Jedem und jeder für jedes einzelne Wort.


Zitat von Paradigma:
Das alles was wir hier reden, alles Theorie, schön und gut. Am Ende des Tages, wenn man sich ins leere Bett liegt und die Decke anstarrt, ist wieder was ganz anderes....

01.02.2019 19:29 • x 1 #645


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