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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Joshu
Zitat von StillAlive:
Sie scheint auch nicht loslassen zu können, wenn sie weiterhin die Nähe zu dir sucht. Eher als guten und vertrauten Freund, oder ist da doch noch mehr..


Ehrlich gesagt beschäftige ich mich gar nicht so sehr damit, was in ihr vorgeht. Das ist ihre Sache und ich will mir nicht den Kopf darüber zermartern, was sie will! Nicht mehr. Wie ich schon mehrfach geschrieben habe: Im Gegenwartshorizont kommen wir nicht wieder zusammen und alles was hinter der Gegenwart lauert, ist hinter meinem momentanen Universum, daher für mich nicht relevant.

Ich verstehe jeden, der nachdem wie seine Beziehung gelaufen ist, Distanz zu seiner Ex sucht, weil es für ihn besser ist - aber das ist eine individuelle Entscheidung. Für mich ist das nicht nötig - es macht nichts schlimmer, wenn ich meine Frau ab und zu treffe. Nehmt mir das einfach mal ab!

Zitat von StillAlive:
Warum glaubst du nicht mit genügend zeitlichem Abstand das Kapitel abzuschließen und wieder glücklich sein zu können?


Da sind jetzt aber zwei unterschiedliche Dinge mit einem und verknüpft: Natürlich habe ich noch die Hoffnung, irgendwann hinter dem Horizont wieder vielleicht glücklich oder zumindest im Frieden und im reinen mit mir zu sein.

Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich erstens meine Ehe nicht als Kapitel ansehe, das waren 20 Jahre, die beste Zeit meines Lebens, eine Familie, einen Sohn ins Leben geführt - das werde ich nie wieder haben, das ist die Zeit meines Lebens gewesen, die mich nach meiner Kindheit am meisten geprägt hat, die schönste Zeit auf jeden Fall. Deswegen ist das kein Kapitel gewesen sondern das war mein Leben - ein ganzes Buch, und was jetzt noch kommen kann, sind Nachträge, Ergänzungen, schöne Essays vielleicht -

Vielleicht werde ich also lernen können, damit gut klarzukommen, so dass ich wieder offen bin für schöne Seiten des Lebens,
vielleicht so etwas wie eine Synthesis herstellen für die vielen schönen Zeiten meiner Ehe, meiner Familie und dem Schlamassel, als es zu Ende ging - aber abschließen? Das werde ich dann, wenn ich sterbe. Eher nicht. Das wäre völlig absurd!

03.12.2018 10:01 • x 4 #436


hahawi
@Joshu
Du bist schon eine besondere Nummer!
Und das meine ich uneingeschränkt positiv.

03.12.2018 10:10 • x 4 #437


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


Joshu
Grazie! Nehm ich auch wirklich als Kompliment.....

03.12.2018 10:18 • x 2 #438


Rheinländer
@Joshu

Zitat von Joshu:
Vielleicht werde ich also lernen können, damit gut klarzukommen, so dass ich wieder offen bin für schöne Seiten des Lebens,
vielleicht so etwas wie eine Synthesis herstellen für die vielen schönen Zeiten meiner Ehe, meiner Familie und dem Schlamassel, als es zu Ende ging - aber abschließen? Das werde ich dann, wenn ich sterbe. Eher nicht. Das wäre völlig absurd!

Tja, als ich das gelesen habe musste ich direkt an mich denken.
WURDE vor 4 Jahren nach 30 Jahren Paar sein getrennt und bin jetzt seit einem Jahr wieder sehr glücklich mit meiner neuen Partnerin. Hätte ich vor geraumer Zeit überhaupt nicht für möglich gehalten, doch Gott sei Dank, kommt es meistens anders als gedacht. Soweit so gut.
Ich sehe das aber genauso wie Joshu. Trotz der neuen und sehr intensiven Liebe, ist da immer noch dieses tiefe Unverständnis, Enttäuschung für das was vor vier Jahren geschah. Ich kann nicht eine Zeit die mehr als mein halbes Leben ausmacht und zwei Kinder hervorbrachte, so einfach abschließen. Diese Zeit wird immer einen festen Platz in meinem Leben und in meinem Herzen haben. Abschließen kann ich wohl auch erst damit, wenn mein Herz aufhört zu schlagen.
Nur damit kein falsches Bild entsteht. Ich liebe meine Ex wahrlich nicht mehr und dieses Gefühl dominiert auch nicht meinen Alltag, doch tritt es immer mal wieder plötzlich hervor.
Ich kann sehr gut damit leben und ich finde das gehört auch zu mir, da es Teil meines Lebens ist.
Ob ich jetzt ebenso eine besondere Nummer bin, vermag ich nicht zu sagen.
Ich frage mich vielmehr, wie groß müsste mein Verdrängungsmechanismus sein, sollte ich nicht so empfinden.
In diesem Sinne euch einen schönen Feierabend.

03.12.2018 16:15 • x 9 #439


hahawi
@Rheinländer
Hallo.
Habe mir gerade Deinen Strang durchgelesen.
Fein, das Du Dich da so fein weiterentwickelt hast.
Wäre fein, wenn Du vielleicht nochmal einUpdate schreiben könntest, kann vielen hier Mut geben.
Weiter noch alles Gute.

03.12.2018 17:31 • x 3 #440


S
Hallo Rheinländer,

Danke für deinen Beitrag. Er macht denjenigen Mut, die noch weiter am Anfang des Weges stehen.

Ich bin 41 Jahre alt und war mit meiner Ex 20 Jahre zusammen. Das ist fast die Hälfte meines Lebens. Wir haben gemeinsam 2 Kinder.

Diese Zeit wird auch mir für immer in Erinnerung bleiben. Alles was danach kommen wir, wird nicht mehr wie früher sein - anders, aber wahrscheinlich nicht schlechter.

Was mir zu denken gibt ist, dass ein Grundrauschen zurückbleibt. Auch andere haben schon davon berichtet. Es wird einen wohl nie in Ruhe lassen, auch wenn man lernt entspannter damit umzugehen.

03.12.2018 21:10 • x 2 #441


Joshu
Danke Dir, Rheinländer wie ich.
Das macht Mut und entspricht aus einer geänderten Hinsicht aufgrund Deiner neuen Lebenssituation, die sich ja offenbar sehr zum Guten gewendet hat, genau dem, was ich meinte.

03.12.2018 21:57 • x 2 #442


A
Zitat von Joshu:
Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich erstens meine Ehe nicht als Kapitel ansehe, das waren 20 Jahre, die beste Zeit meines Lebens, eine Familie, einen Sohn ins Leben geführt - das werde ich nie wieder haben, das ist die Zeit meines Lebens gewesen, die mich nach meiner Kindheit am meisten geprägt hat, die schönste Zeit auf jeden Fall. Deswegen ist das kein Kapitel gewesen sondern das war mein Leben - ein ganzes Buch, und was jetzt noch kommen kann, sind Nachträge, Ergänzungen, schöne Essays vielleicht -

Vielleicht werde ich also lernen können, damit gut klarzukommen, so dass ich wieder offen bin für schöne Seiten des Lebens,
vielleicht so etwas wie eine Synthesis herstellen für die vielen schönen Zeiten meiner Ehe, meiner Familie und dem Schlamassel, als es zu Ende ging - aber abschließen? Das werde ich dann, wenn ich sterbe. Eher nicht. Das wäre völlig absurd!


Lieber Joshu, ich hüpfe hier mal rein und hoffe, das ist okay. Ich lese bei dir von Anfang an mit. Wie oft dachte und denke ich, der Mann schreibt so treffend und bringt das alles SO auf den Punkt, was du denkst, was du fühlst, wie es früher war, wie anders es heute ist. Die Stelle z. B., wie entsetzlich es ist, nach 18 Jahren voller Leben nun in die dunkle Wohnung ohne Leben kommen zu müssen, alles mögliche zu unternehmen, und trotzdem das alles als so sinnlos zu sehen, dass das frühere Leben dein Leben war, auch wenn es nicht mehr gut lief. Auch das von mir Zitierte spricht mir aus dem Herzen. Du bereicherst das Forum ungemein, und ich bin mir auch sicher, du hilfst damit sehr vielen.

Mir geht es 6,5 Jahren nach meiner Trennung inzwischen wieder gut, aber es war verdammt schlimm, es war ein sehr langer und schrecklicher Weg. Wir waren 11 Jahre zusammen, die große Liebe, wir hatten keine Kinder, waren nicht verheiratet, aber es war gefühlt wie eine Ehe. Wir haben beide sehr lange gefühlt und gedacht, wir sind es füreinander, für immer. Wie so viele hier... Es ist vorbei, es gab kein Zurück, keine zweite Chance. Es lief nicht mehr, es gab verschiedene Probleme irgendwann Obwohl ich es nach einem Jahr des Zweifelns und des Auseinanderdriftens damals ausgesprochen habe, dass es so nicht mehr weitergeht, war auch ich es, die dann dachte, ihn doch wieder zu wollen, nachdem er ausgezogen war und sich hier in unserer gemeinsamen Wohnung, in der ich heute noch lebe, meine persönliche Hölle auftat. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Aber das gehört nicht hier her, es ist dein Faden.

Ich bewundere es, wie stark du bist, dass du ohne Hilfe klar kommst, bei mir ging damals nichts mehr. Sicherlich auch, weil wir symbiotisch waren und ich emotional abhängig war. Zusammenfassend, seit 6,5 Jahren, ist da kein Mann gewesen, der es wert wäre, von ihm zu berichten. Ich habe sehr lange für die Verarbeitung gebraucht, auch heute werde ich ab und an noch wehmütig, traurig, melancholisch, aber zum Glück reißt es mich nicht mehr in die Tiefe, es ist eben so, wie es ist, und das alles wird schon seinen Grund haben.

Ich finde es auch schlimm, wie anders die heutige Welt ist, wie extrem hart das Single-Leben heutzutage ist, erst recht wenn man schon älter ist... Ich war hier lange nicht mehr aktiv, und habe immer wieder bei dir gelesen, und eben dachte ich, so, schreib jetzt endlich mal. Also, Danke für deine reifen, tiefsinnigen Einblicke in deine Welt, lieber Joshu, Danke für deine schönen und passenden Metaphern und Bilder. Ich hoffe, du schreibst hier immer weiter. Alles Gute von Herzen für dich! Und auch für euch anderen, die ihr auch hier schreibt, ich kann euch SO GUT verstehen!

04.12.2018 11:30 • x 9 #443


Joshu
X plus 64.

Weihnachten rückt näher. Keine Spur von Besinnlichkeit. Ich scheue alles, was irgendwie nach Vorweihnachtszeit riecht. Mach einen Bogen um die Weihnachtsmärkte, keinen Schmuck in der Wohnung - erstaunlicherweise habe ich auch noch kein Mal Last christmas dieses Jahr hören müssen, die Vermeidungsstrategie scheint auch unbewusst zu funktionieren.

Weihnachts-Besinnlichkeit bringt zwangsläufig die Stimmung an vergangene Familienidyllen mit sich. Sonst duftete alles hier fast ständig nach Weihnachtsgebäck aus unserem Backofen, jetzt ist es höchstens mal die Pizza, die mein Sohn am Wochenende in den Ofen schiebt.

Bin völlig grinchmäßig drauf dieses Jahr. Wohl kein Wunder. Es ist aber auch genug Alltagschaos zu bewältigen, dass eine solche Stimmung nicht entfernt aufkommen kann. Dass ich mich morgen um das Weihnachtsmenue kümmern werde - ich koche Heiligabend immer - und wir an dem Tag wieder als Familienrelikt zusammen setzten werden - ich kann das noch gar nicht richtig an mich heranlassen. Ist aber auch gut so.

Immerhin, am Wochenende war viel los, aber es war auch eine schöne Zeit. Ein intensiver Aikido-Lehrgang mit 6 Stunden Training, Samstag Abend dann auf der Party Gitarre spielen und singen bis in die Nacht hinein. Und für ein paar Stunden ist der ganze Mist vergessen - wenn er mich auch ab nächsten Morgen zwangsläufig wieder einholt.

Möge die Woche beginnen.

10.12.2018 09:29 • x 1 #444


EmmaPee
Und wie geht es Dir mit all dem? Bist Du noch im Überlebensmodus oder geht bei Dir schon wieder etwas mehr?

10.12.2018 23:40 • #445


Joshu
Zitat von EmmaPee:
Und wie geht es Dir mit all dem? Bist Du noch im Überlebensmodus oder geht bei Dir schon wieder etwas mehr?



Mal so mal so....
Unter´m Strich komm ich ganz gut zurecht im Augenblick. Ja, es gibt auch Momente, die ich richtig genießen kann, wie zum Beispiel den Aikido Lehrgang und das intensive Musizieren am Wochenende bis in die Nacht mit vielen wunderbaren Menschen.

Ich schaffe es wirklich ganz gut, vieles auszublenden, wie ich schon beschrieb, keine Gedanken an die Zukunft, nur einen Horizont von sechs Wochen zu überblicken, auf Sicht fahren. Das hilft wirklich. Und tatsächlich gibt es auch die eine oder andere Überraschung von Freunden, die sich bei mir plötzlich melden, die ich schon abgeschrieben hatte.

Und überraschend ist auch, wenn meine Frau nach ihrem Berlinwochenende bei einer Freundin mich heute morgen anruft und eine Viertelstunde mit mir recht aufgeräumt plaudert, fast vergnügt. Das ist interessant, wenn ich bedenke, dass unsere Gespräche in den letzen zwei Jahren fast immer nur knapp waren, unerfreulich, frostig, wortarm.

Merkwürdig zu sehen, was passiert, wenn der Druck raus ist. Aber das sind für den Augenblick ja erstmal nicht so schlechte Nachrichten.

Überlebensmodus mit leichtem Goldrand, würde ich sagen.

Vielleicht ein kleines Atemholen vor dem nächsten Kapitel. Weiß gerade nicht, ob aus dem Buch eine Tragödie oder eine Komödie wird.

11.12.2018 11:36 • x 3 #446


unbel-Leberwurst
Zitat von Joshu:
Aber das sind für den Augenblick ja erstmal nicht so schlechte Nachrichten.


Bei Dir hört man noch oft heraus, dass Du Dir doch noch Hoffnungen machst...

11.12.2018 12:49 • x 2 #447


Joshu
Zitat von unbel Leberwurst:
Bei Dir hört man noch oft heraus, dass Du Dir doch noch Hoffnungen machst...


Ja, danke für den Beitrag, aber genau mit der Antwort hab ich gerechnet.
Da versuch ich in vielen Sätzen zu erklären, warum und wie ich mich von dem Prinzip Hoffnung verabschiedet habe und es dadurch schaffe, mehr Gegenwart zu erleben, auch wieder schöne und angenehme Dinge wahrzunehmen, wozu das letzte Wochenende gehört, und ja klar, auch das angenehme Gespräch mit meiner Frau - und das heißt es gleich wieder, ich mache mir Hoffnungen.

Sorry, aber darauf gehe ich jetzt nicht mehr ein sondern verweise darauf, was ich oben zu Hoffnung geschrieben habe.

11.12.2018 17:34 • x 1 #448


unbel-Leberwurst
Grins.
Die Formulierung für den Augenblick lässt aber doch nur die naheliegende Vermutung zu, dass es später gerne anders (=mehr) sein darf...

11.12.2018 17:45 • x 1 #449


S
Zitat von unbel Leberwurst:

Bei Dir hört man noch oft heraus, dass Du Dir doch noch Hoffnungen machst...


Das ist das perfide an der Hoffnung, auch wenn man es abstreiten- die Hoffnung ist nicht belehrbar und nicht rational.
Na klar,ich glaube Joshu das er sich keine Hoffnung macht, machen möchte, aber das heisst nicht, dass diese nicht mehr da ist.

11.12.2018 17:47 • x 3 #450


A


x 4




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