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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Joshu
Nein, kenne ich nicht. Und ehrlich gesagt, wäre es mir auch viel zu mühsam, und ich hab die Zeit nicht, mich durch über 740 Beiträge zu wühlen.

Davon abgesehen: Was immer da war, mag sein, dass es da bestimmte Muster gab, aber ich glaube definitiv nicht, dass man sihc an den Schicksalen anderer unglücklicher Paare orientieren sollte. Ich habe zum Beispiel gerade erlebt, dass mein bester Freund, Vater meiner beiden Patenkinder, den ich seit Kindheitstagen kenne, sich ein halbes Jahr vor mir von seiner Frau getrennt hat. Und da gibt es auch einige vergleichbare Muster und wir verstehen einander auch gut. Aber es ist immer so eine komplexe Geschichte, es gibt für jedes Paar soviel unterschiedliche Möglichkeiten, abzubiegen, wohin auch immer, dass man das nicht auf seine Situation übertragen kann. Nach einigen Ähnlichkeiten nimmt seine Geschichte jetzt eine völlig andere Richtung als meine.
Und deswegen ist der Ansatz mancher Therapeuten, Krisen-Paare nur als Muster zu sehen, deren Weg sich quasi naturgesetzlich, statistisch quasi determiniert, mit hoher Wahrscheinlichkeit so und so entwickeln wird, weswegen man die und die Konsequenzen ziehen soll, für mich nicht nachvollziehbar. Das nimmt dem Menschen seine Indivdualität, es ist gewissermaßen unmenschlich.

Ich jedenfalls sage als individueller Mensch, der sich zu seiner je eigenen Existenz bekennt: Das lehne ich ab! Und wenn das bedeutet, dass ich mehr leiden muss zugunsten einer einfachen therapeutisch nach welcher Methode auch wie immer legitimierten Lösung, das nehme ich das an! Ich spreche auch aus der Erfahrung meiner eigenen Paartherapie her.

Also nichts für ungut, hahawi: Mir persönlich würde das Lesen dieses Strangs überhaupt nichts bringen.

Ich halte es im übrigen mit LeoTolstoi in Anna Karenina, gleich im ersten Satz des Romans:

Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.

15.11.2018 10:34 • x 1 #391


Joshu
X+40.
Schon vierzig Tage seit dem Auszug meiner Frau.
Und eigentlich immer noch trotz allem Räsonieren, Reden, Tätigkeiten völlig fassungslos, dass es meine Familie nicht mehr gibt.
Heute wäre unser Familenfreitag, den wir seit vielen Jahren als Ritual zusammen verbracht haben, um das Wochenende einzuläuten.
Es ging ganz okay, und dann habe ich versehentlich beim Aufräumen auf dem Schreibtisch ein paar schöne Fotos von meiner Frau und mir aus glücklichen Tagen in die Hände bekommen.... sh...t! Ich komm da nie drüber weg.

16.11.2018 16:51 • x 3 #392


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


P
Geduld... ich weiss dass dir das bewusst ist, ABER, dann in so einem Moment auch wirklich Geduld mit sich HABEN ist ne andere Sache

Der Kopf hat es verstanden, die Seele/das Herz braucht halt seine Zeit um auch dahin zu kommen... es gibt keine Abkürzungen. Ich sage das weil ich selber grad nen guten Tag habe, morgen kann bei mir auch wieder alles anders aus sehen und ich fange an zu weinen und weiss nicht mehr weiter... so ist das halt jetzt, diese neue Realität in der wir alle leben (müssen) Sieh es mal so: Vorher lebten wir in einer Märchenwelt, einer Illusion von der wir dachten sie währe ewig.... Dem war nicht so, wir sind jetzt aufgewacht und angekommen im wirklichen Leben, was jetzt nicht unbedingt nur negativ sein muss. Es ist einfach. Die gute Nachricht ist dass wir schon einen Einfluss drauf haben wie wir uns fühlen, wenn auch nur begrenzt, aber wir können uns einfach bewusst machen dass von jetzt an die kleinen Dinge im Leben wichtiger sind, die kleinen Freuden... klingt blöd, aber ich freu mich z.b. abends auf ne warme Dusche wenn's draussen kalt ist. Dann mach ich mir was leckeres zum Essen, und ruhe mich etwas aus auf der Couch. Gibt im Grunde doch Schlimmeres oder?

Aendert nichts an der Sache klar... aber trotzdem, manchmal hilft es seine Perspektive von aussen neutral zu betrachten und sich versuchen bewusst zu machen dass es doch viel schlimmer sein könnte und man vorher halt verwöhnt von Leben war, und man jetzt einfach auf einen Normalstatus zurückgefahren wurde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

16.11.2018 20:06 • x 5 #393


Mischka
Da kann ich nur zustimmen. Mir ist beim Lesen all eurer Geschichten bewusst geworden, wie dankbar man sein kann (sein muss), wenn man es bei allem Schmerz noch schafft, sich *im Guten* zu trennen und die Trennung miteinander besprechen zu können.

Ich habe jetzt so viel hier gelesen und war teilweise erschüttert, wie Menschen sich verändert haben, die man innig geliebt hat und mit denen man an eine Zukunft bis ans Ende seiner Tage glaubte.

Da mag es ein Trost sein, wenn man auch nach einer Trennung vernünftig mit seinem ehemaligen Partner umgehen kann. Der Schmerz ist trotzdem da, er lässt sich nicht verdrängen. Da hilft nur, ihn anzunehmen und geduldig mit sich selbst zu sein. Zu akzeptieren, dass es die Zeit braucht. Es wird weniger werden - wenn es an der Zeit ist.

16.11.2018 21:57 • x 3 #394


e2b
Was ihr sagt, ist ja letztlich Zeit heilt alle Wunden, aber mit euren Worten klingt es wirklich nach einer brauchbaren Perspektive und nicht nach einer abgedroschen Floskel
Ich persönlich bin aktuell wieder etwas ohnmächtig. Weder positiv, noch negativ gestimmt - vermutlich eher positiv.
Joshu, du wirst sicherlich auch schon festgestellt haben, dass die guten und schlechten Momente in Wellen kommen.
Verlass dich darauf, dass die schlechten Momente den guten immer mehr den Weg frei machen. Es kann sich nochmal hin und her verschieben, aber ganz allmählich werden die guten Momente immer häufiger und die schlechten klingen auch von der Intensität her ab!

17.11.2018 01:39 • x 3 #395


Joshu
Ich danke Euch wie immer für Eure Gedanken, die Ihr mit meinen teilt.

Ein paar Einwände. Die Zeit heilt alle Wunden - nicht. Von allein nicht. Und es ist die Frage, ob wir das überhaupt wollen sollen! Tiefenpsychologisch gesprochen sind wir traumatisiert, und traumatische Erlebnisse lasse sich nie wirklich heilen, sie werden uns ein Leben lang begleiten. Das heißt auch im Umkehrschluss, dass da von alleine gar nix wieder ins Reine kommt, nicht durch das bloße Warten auf das Verrinnen der Zeit. Das kann uns im besten Fall stumm und resigniert und vielleicht abgeschotten und ein wenig selbstzufrieden mit dem bisschen, was uns noch bleibt, machen.

Nein, wir müssen arbeiten, hart arbeiten dafür, damit wir unsere Traumata verwandeln können, in etwas, womit wir leben weiterleben können, im besten Fall wird etwas Schönes daraus, dass irgendwann mal zu einer neuen Kraftquelle wird.

Aber die Zeit heilt alle Wunden. Nichts könnte meiner Meinung nach falscher sein. Richtig ist nur, dass wir die Zeit brauchen, um mit unseren Wunden leben zu lernen.

Dass die Psyche hoch volatil ist, dass gute und schlechte Stimmungen kommen und gehen, das Pendel mal in die eine Richtung heftiger, in die andere weniger heftig ausschlägt, kenne ich natürlich aus meiner Lebenserfahrung und von den Menschen, die mich begleiten. Ich sprechen von meinen guten und schlechten Tag, zur Zeit mehr von meinen schlechten und etwas besseren Tagen.

Und ja, da hilft es ein wenig, den Blick für die kleinen Dinge des Lebens zu bewahren, sich auf eine Dusche zu freuen, die Sonne, die gerade in meiner Stadt reichlich scheint, zu genießen. Das klappt schon noch. Mit der Wunde hat das nur nicht viel zu tun. Es verschafft Atempausen. Und der ruhige Atem ist natürlich wichtig.....

Aber ich weigere mich auch, mein Familienleben, dass ich hatte als Märchenwelt anzusehen, und das jetzt als das Normale. Da halte ich es mit Max Scheler, der geschrieben hat, dass Mensch sein heißt: dieser Art Wirklichkeit ein kräftiges » Nein« entgegenschleudern. (aus der Stellung des Menschen im Kosmos).

Ich will das hier gerade nicht als meine Realität, meinen eigentlichen Zustand anerkennen. Aus meiner Hinsicht war meine Familie die Realität, mit den vielen schönen Tagen, mit den anstrengenden Tagen, mit den Missverständnissen, Streit, mit all der Liebe, die es dort gab.

Und in einer Welt, in der im Sinne Leibnitz und Voltaires Gott es einigermaßen nur zum Besten eingerichtet hätte, sollte es möglich sein, dass Menschen, die einen derartigen Bezug zur Familie oder zu anderen Formen des liebevollen Zusammenseins haben, auch so leben können, ohne dass die zerstörerischen Kräfte in einem drin die Oberhand gewinnen und wir machtlos vor den Trümmern zurückbleiben.

Oder anders gesagt. Nein sagen zum status quo! Lasst uns lernen, die Kraft unserer Traumata zu nutzen, dass wir diese Märchenwelt wieder in die Realität zurückholen!

So, gestern Abend zwei Stunden Aikido-Training ,und jetzt um 10.30 Uhr wieder zwei Stunden Training. Das gehört zu meinen persönlichen Schritten dazu, ein kleines Puzzle-Teil, um mein Trauma zu verwandeln, ebenso wie mein Gitarren-Gesangs-Duo und die Freunde, die mir noch geblieben sind.

17.11.2018 09:45 • x 4 #396


Mia2
Du hast soviel wares geschrieben. Manchmal bleibt die Wunde. Ich glaube für diejenigen, die für ihre Familie gelebt haben, ist das Scheitern manchmal kaum überwindbar. Leider hat man im Alltag, den Blick für das Wichtigste verloren. Und du hast recht,meisten sind Missverständnisse schuld. Wenn ich hier lese, wie Männer so denken, dann merke ich. Oh, da habe ich vielleicht was falsch aufgefasst. Ist schon traurig, ich dachte auch, es ist für immer.

17.11.2018 10:07 • x 1 #397


Joshu
All meine Aufbruch-Worte kommen mir heute wie Schall und Rauch vor.
X plus 2 Millionen oder so.

Alle Freunde verbringen mehr oder weniger nette Familiensonntage. Mein Sohn bei seiner Mutter.

Allein. Heute geht es nur darum, den Tag zu überleben. Ist anstrengend genug.
Das Licht am Ende des Tunnels, was ich manchmal zu sehen glaubte, ist ausgegangen.
Nichts als Dunkelheit.

18.11.2018 16:32 • x 3 #398


L
Hallo Joshu,

das liegt am Sonntag. Die Wochenenden alleine sind am Anfang nicht leicht zu überstehen.

Auch diese trübe Stimmung - dieses auf und ab - alles normal.

Es gibt zwei Möglichkeiten : ablenken, raus gehen, Freunde anrufen usw......
oder es einfach aushalten. Gedanken aufschreiben ......führe ein Tagebuch.

Es wird besser. Es dauert halt.

18.11.2018 16:39 • x 4 #399


Joshu
Wenig Zeit. Viel zu tun. Muss ein kleines dienstliches Seminar vorbereiten, heute Abend Musik-Probe für einen kleinen Auftritt übernächsten Samstag.
Mein Sohn ist recht oft bei mir - weil diese Woche Projektwoche in seinem Fachbereich ist und die Erstis daher ganz frei haben.

Ein wenig turbulent. Aber wahrscheinlich ist das ganz gut.

Ich funktioniere jedenfalls ganz reibungslos. Hört sich zynischer an, als es gemeint ist. Immer noch besser, als zuhause zu bleiben, und die Decke über den Kopf zu ziehen, oder so.

Ein wenig kalt klingt es vielleicht. Das ist okay.

20.11.2018 16:20 • #400


T
Der erste Winter nach einer langen Beziehung und dem Ende der Familie so wie sie war, ist der härteste, behalte das im Hinterkopf! Es ist alles normal was du aktuell durchlebst!

20.11.2018 18:08 • #401


Joshu
Ein Tag voller Termine - wie im übrigen mindestens die nächsten 3 Wochen, beruflich und privat.
Man möchte meine, das sei gut, Ablenkung. Aber das Gefühl ist so stark, nur noch sinnlose Sachen zu machen.
Ich höre jetzt erstmal auf mit dem Schreiben hier, denn ich würde nur immer das Gleich schreiben, wie schon letzte Woche, vor zwei Wochen oder vor drei Wochen.

Wenn ich heute Abend vom Büro und nach ein wenig Sport nach Hause komme, mache ich noch meine Wäsche, und dann muss ich mich noch ein oder zwei Stündchen aushalten, bevor ich ins Bett gehe und morgen der gleiche Mist wieder losgeht. Und übermorgen und überübermorgen und den Tag danach.....

Es ist einfach vorbei.

21.11.2018 15:25 • x 2 #402


C
Zitat von Joshu:
bevor ich ins Bett gehe und morgen der gleiche Mist wieder losgeht. Und übermorgen und überübermorgen und den Tag danach.....


Das ganze nennt sich das Leben

21.11.2018 15:31 • #403


Mia2
Alles Gute und viel Glück.Joshu

21.11.2018 15:34 • x 1 #404


Joshu
Zitat von cassie97:
Das ganze nennt sich das Leben


Nein. Das nennt sich Nicht-Teilhabe am-Leben qua Abgeschiedenheit, Distanz und Unverbunden-Sein.

21.11.2018 16:58 • x 2 #405


A


x 4




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