Ich danke Euch wie immer für Eure Gedanken, die Ihr mit meinen teilt.
Ein paar Einwände. Die Zeit heilt alle Wunden - nicht. Von allein nicht. Und es ist die Frage, ob wir das überhaupt wollen sollen! Tiefenpsychologisch gesprochen sind wir traumatisiert, und traumatische Erlebnisse lasse sich nie wirklich heilen, sie werden uns ein Leben lang begleiten. Das heißt auch im Umkehrschluss, dass da von alleine gar nix wieder ins Reine kommt, nicht durch das bloße Warten auf das Verrinnen der Zeit. Das kann uns im besten Fall stumm und resigniert und vielleicht abgeschotten und ein wenig selbstzufrieden mit dem bisschen, was uns noch bleibt, machen.
Nein, wir müssen arbeiten, hart arbeiten dafür, damit wir unsere Traumata verwandeln können, in etwas, womit wir leben weiterleben können, im besten Fall wird etwas Schönes daraus, dass irgendwann mal zu einer neuen Kraftquelle wird.
Aber die Zeit heilt alle Wunden. Nichts könnte meiner Meinung nach falscher sein. Richtig ist nur, dass wir die Zeit brauchen, um mit unseren Wunden leben zu lernen.
Dass die Psyche hoch volatil ist, dass gute und schlechte Stimmungen kommen und gehen, das Pendel mal in die eine Richtung heftiger, in die andere weniger heftig ausschlägt, kenne ich natürlich aus meiner Lebenserfahrung und von den Menschen, die mich begleiten. Ich sprechen von meinen guten und schlechten Tag, zur Zeit mehr von meinen schlechten und etwas besseren Tagen.
Und ja, da hilft es ein wenig, den Blick für die kleinen Dinge des Lebens zu bewahren, sich auf eine Dusche zu freuen, die Sonne, die gerade in meiner Stadt reichlich scheint, zu genießen. Das klappt schon noch. Mit der Wunde hat das nur nicht viel zu tun. Es verschafft Atempausen. Und der ruhige Atem ist natürlich wichtig.....
Aber ich weigere mich auch, mein Familienleben, dass ich hatte als Märchenwelt anzusehen, und das jetzt als das Normale. Da halte ich es mit Max Scheler, der geschrieben hat, dass Mensch sein heißt: dieser Art Wirklichkeit ein kräftiges » Nein« entgegenschleudern. (aus der Stellung des Menschen im Kosmos).
Ich will das hier gerade nicht als meine Realität, meinen eigentlichen Zustand anerkennen. Aus meiner Hinsicht war meine Familie die Realität, mit den vielen schönen Tagen, mit den anstrengenden Tagen, mit den Missverständnissen, Streit, mit all der Liebe, die es dort gab.
Und in einer Welt, in der im Sinne Leibnitz und Voltaires Gott es einigermaßen nur zum Besten eingerichtet hätte, sollte es möglich sein, dass Menschen, die einen derartigen Bezug zur Familie oder zu anderen Formen des liebevollen Zusammenseins haben, auch so leben können, ohne dass die zerstörerischen Kräfte in einem drin die Oberhand gewinnen und wir machtlos vor den Trümmern zurückbleiben.
Oder anders gesagt. Nein sagen zum status quo! Lasst uns lernen, die Kraft unserer Traumata zu nutzen, dass wir diese Märchenwelt wieder in die Realität zurückholen!
So, gestern Abend zwei Stunden Aikido-Training ,und jetzt um 10.30 Uhr wieder zwei Stunden Training. Das gehört zu meinen persönlichen Schritten dazu, ein kleines Puzzle-Teil, um mein Trauma zu verwandeln, ebenso wie mein Gitarren-Gesangs-Duo und die Freunde, die mir noch geblieben sind.
17.11.2018 09:45 •
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