Ich finde es unheimlich schwer, Deine Fragen zu beantworten. Insbesondere, weil man in seiner eigenen Situation steckt und sich automatisch fragt, was man selbst dabei empfinden würde bzw. empfunden hätte. Die Antworten sind da wohl eher subjektiv, oder?
Dein Schwiegervater wollte Dich mit Sicherheit gern wiedersehen. Schließlich warst Du lange Zeit Teil seines Lebens. Auch er wird auf die eine oder andere Weise trauern.
Zitat von Joshu:Was war das jetzt? Wieso fühlt sich das so merkwürdig harmonisch an?
Zitat von Joshu:Auch das wir zusammen Weihnachten feiern, fühlte sich da ganz normal an.
Das finde ich gefährlich. Deine jetzige Situation ist für Dich noch nicht normal, sondern ein Ausnahmezustand. Immer noch sind es die letzten 20 Jahre, die sich als normal anfühlen. Weil Du es noch so gewohnt bist und auch viel zu wenig Zeit hattest, Dich umzugewöhnen.
Zitat von Joshu:Nein, bitte es hat nichts mit Hoffnung zu tun, ich bin nur selbst überrascht, was ich gerade in dem Moment fühle, nämlich Erleichterung.
Ich glaube Dir nicht, dass Du keine Hoffnung mehr hast. Es mag keine 'bewusste Hoffnung' sein. Vielleicht ist Hoffnung auch nicht das richtige Wort. Ich versuche es mal anders -- Deine Seele ist schwer verletzt. Und jeder Deiner Handlungen, auch das Verrichten von ganz alltäglichen Dingen, sind unter anderem auch Versuche Deiner Seele, wieder Normalität herzustellen. Aber das will einfach nicht gelingen. Nichts scheint wirklich und langfristig zu helfen. Nichts ist mehr wie es war, alles ist anders und neu.
Aber das Alte, die Gewohnheit, die so lange andauerte, könnte sofort helfen. Das Alte wieder zu bekommen, würde die Probleme, die da waren, nicht in Luft auflösen. Deine Seele jedoch könnte sich in die bequeme Hängematte der Gewohnheit legen und der akute Schmerz wäre zunächst weg.
Hätte Deine Seele Hände, würde sie jede Gelegenheit ergreifen, die Heilung verspricht. Und dann ist sie da, die Gelegenheit. Und Deine Seele greift mit vollen Händen zu. Weihnachten, das Fest der Liebe, mit der Familie zu verbringen. Das gute Gefühl von Gewohntem, von Normalität. Nur ein Bruchstück der Zeit, in der noch alles gut zu sein schien, zurück in Dein jetziges Leben holen zu können, wirkt schon jetzt beruhigend.
Aber es ist nicht die Realität. Und vor allem ist es von kurzer Dauer. Wenn die Feiertage vorbei sind, wirst Du mit viel Wucht wieder in die jetzige Situation katapultiert und das stelle ich mir schlimm vor.
Ich selbst habe mir schon so oft vorgestellt, dass mein Mann mit der Idee kommt, Weihnachten zusammen zu verbringen. Und der erste Impuls ist, sofort zuzugreifen. Aber das wäre nur eine Illusion, ist nicht mehr mein reales Leben. In meinem realen Leben bin ich kein Paar mehr. Und in diesem neuen Leben musste und muss ich noch durch so viele Situationen, die ich in den vergangenen 20 Jahren mit ihm durchlebt habe. Sollte ich das wirklich aufschieben, indem ich mir noch einmal die Illusion erschaffe, dass dieses aktuelle Leben nur ein kurzer Irrweg auf dem Weg zurück zum 'uns' ist?
Wie gesagt, das ist sehr subjektiv geschrieben, aus meiner Situation heraus. Aber vielleicht kannst Du davon doch etwas mitnehmen?