Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Ich glaube Dir macht mehr zu schaffen, dass bald alles leer ist, als das sie jetzt noch vorübergehend da ist, oder?

Ja, gut erkant RInah. Natürlich. Ich hab viele Freunde, mache viel - aber bis vor kurzem war bei aller Krise noch Leben in unserer Wohnung. Viel Leben. Und mit meinem Sohn und in Gesellschaft haben wir uns immer gut verstanden. Nur wenn wir zwei allein sind, nicht mehr. Wir haben es nicht mehr hinbekommen. Daher zieht meine Frau jetzt auch aus, da mein Sohn auszieht.

Da mein Sohn eine Zeitlang weg war und meine Frau bei ihren Eltern zwei Wochen im - geplanten -Urlaub, konnte ich das Alleinwohnen schon mal üben. Und das zeitweilige Alleinsein war früher immer sehr erholsam, ich habe das immer gelegentlich für ein paar Tage genossen.

Aber jetzt: Auch wenn ich so lange wie möglich unterwegs bin - das Nachhause kommen in die dunkle, still gewordene Wohnung - vielleicht ist es das härteste was ich je erlebt habe. Ich fühle mich dann wie gestorben. Tot. Leer. Totenstill. Dann muss ich schnell Musik anmachen, Licht, vielleicht auch mal Fernsehen. Dann geht es ein bisschen. Aber es ist krass. Hart. Eine sehr brutale Fallhöhe. Und dann helfen dann auch Freunde nicht.

Vielleicht gewöhn ich mich ja dran im Laufe der Wochen, Monate, Jahre.....

Ist ne Eigentumswohnung, 90 qm.
Ich möcht auf jeden Fall hier vorläufig wohnen bleiben. Mein Sohn wird ja - zumindest vorläufig, ist ja erst 18 - noch an den Wochenenden und in den Semesterferien kommen, dann kann er noch in sein altes Zimmer.
Was in vielleicht einen Jahr ist weiß ich nicht. Groß umbauen, vermieten und wegziehen, einen Untermieter suchen, hier allein bleiben, das weiß ich noch nicht und vermag ich jetzt nicht zu entscheiden.

Phänomenologie der Trennung.
Vielleicht wirkt das zynisch: Aber ich kann hier beschreiben, wie sich die letzte Phase einer Trennung vollzieht.
Tage bis zum Auszug meiner Frau:
x minus 19. Es kann sich der genaue Tag ändern, wird dann von mir angepasst.
Nachdem - ich habe das ja berichtet - die Trennung nach 18 einhalb Ehejahren, 21 Jahren Zusammenlebens jetzt eingeleitet ist, als Höhepunkt einer ca. dreijährigen nicht bewältigten Ehekrise, läuft ab heute der Mietvertrag ihrer Wohnung.

Die letzte Woche hab ich als irgendwie gespenstisch empfunden. Stimmung nicht mal schlecht, trügerische Harmonie. Mein Sohn ist noch da, bevor er auch nächste Woche zum Studium auszieht, fühlte sich fast an wie in einer normalen Familie. Gemeinsames essen, reden, zusammen sitzen - außer natürlich, dass wir in getrennten Zimmern schlafen. Die Vorstellung dass in wenigen Wochen Stille in meiner Wohnung einzieht, einschließlich des Hundes alle weg sind - gespenstisch.

Nachdem meine Frau dann am Wochenende fast ständig unterwegs war, ihre Wohnung einrichten, abends und zum Frühstück immer weg war, weil sie eine Freundin aus Berlin, die lange nicht mehr hier war, getroffen hat, weil das alles nicht abgesprochen war, bin ich noch mal ausgerastet. Hab ihr nochmal Vorwürfe gemacht, dass sie nie um unsere Ehe wirklich gekämpft hätte, dass ich nie eine Chance hatte, noch mal einen Zugang zu ihr zu bekommen, usw. Alles Quatsch. Hab mich später sogar entschuldigt, sie nur gebeten, doch Absprachen zu machen. Sie meint, dass es nichts zu entschuldigen gäbe, sie meine Wut verstehen könne.
Hilft mir auch nicht weiter, aber ich versuche wenigstens immer dahin zurückzukehren - zum besonnenen und ruhigen Handelns und Sprechens.
Samstag hab ich ihr auch gesagt, dass ich auch bitter enttäuscht sei von meiner Schwiegerfamilie, also ihren Eltern vor allem.
Ich hab mich immer sehr gut mit denen verstanden, das war auch meine Familie über 20 Jahre, auf seinem letzten runden Geburtstag vor 3 Jahren hat mein Schwiegervater auf einer Rede gesagt, er könne sich keine besseren Schwiegersöhne vorstellen als seine beiden - und jetzt - nachdem meine Frau dort zwei Wochen verbracht hat und sie längst alles wissen, hat sich nicht einer von denen mal gemeldet, um mit mir zu sprechen. Sie sind sehr resolute Menschen, die überdies wissen, das ich niemals über ihre Tochter abgezogen hätte - ich hätte mich nur so gefreut, wenn sie mal Kontakt zu mir aufgenommen hätten.

Das ist alles so schwer.

Zitat von Joshu:

ich hätte mich nur so gefreut, wenn sie mal Kontakt zu mir aufgenommen

Mein Schwiegervater heute noch Kontakt sucht, meine Schwiegermutter, sind seit 48 Jahren geschieden, hat bis heute keinen Ton zu mir gesagt. Hau Ei drüber, im Notfall halten Eltern einfach zu ihren Kindern, auch wenn die Schwiegerkinder anderes verdient hätten

Zitat von Joshu:

Das ist alles so schwer.

Das ist es und da gibt es auch nichts schön zu reden.

Guten Morgen Joshu,

Ja, die Schwiegereltern......Schade! Ich habe das so nicht kennen gelernt, hätte mich aber auch sehr gekränkt.
Sie wollen ihrer Tochter wohl Solidarität beweisen oder Loyalität. Vielleicht sind sie auch einfach nur unsicher......man kann nur spekulieren und das bringt ja nichts. Auch diese Kröte wirst du schlucken müssen.

Alles Gute weiterhin. Stück für Stück wird es besser werden.

Danke Euch für Eure schnellen Antworten!
@löwenherz: Das hat meine Frau auch gesagt, dass sie verunsichert wären: Aber meine Schwiegermutter speziell ist alles andere als auf den Mund gefallen. Nach ein paar Wochen wenigstens hätte sie mal mit mir sprechen können.
Natürlich halten sie zu ihrer Tochter, und das sollen sie auch. Aber da wir ja nicht im Streit auseinandergehen und wir uns friedlich trennen wollen - und wir uns gut kennen, hätten sie schon mal mit mir reden können. Das hätte uns bestimmt allen gut getan, sie kennen mich doch!

@leberwurst: Weil ich mich trotz allem nach langen schönen Zeiten mit hunderten von wunderbaren Erinnerungen, die ich immer noch habe, auch wenn ich das meiner Frau derzeit nicht zeige, friedlich und sauber trennen möchte. Auch ihr ist das sehr wichtig. Und die Chance zumindest sehe ich noch. Was soll ich tun? Sie rauswerfen in ihre unrenovierte Wohnung? Warum? Sie verschwindet ja nicht über Nacht, hat das länger und allmählich angekündigt und ich war weiß Gott auch nicht glücklich in unserer Ehe in den letzten ca. zweieinhalb Jahren

Zitat von Joshu:

hätten sie schon mal mit mir reden können. Das hätte uns bestimmt allen gut getan, sie kennen mich doch!

noch bist du Ehemann und noch kannst du dies auch ansprechen, bei der richtigen Adresse, weil du bleibst Vater deiner Kinder, bist der Familie somit weiter verbunden, oder nicht?

Zitat von Joshu:

Ich hab mich immer sehr gut mit denen verstanden, das war auch meine Familie über 20 Jahre, auf seinem letzten runden Geburtstag vor 3 Jahren hat mein Schwiegervater auf einer Rede gesagt, er könne sich keine besseren Schwiegersöhne vorstellen als seine beiden - und jetzt - nachdem meine Frau dort zwei Wochen verbracht hat und sie längst alles wissen, hat sich nicht einer von denen mal gemeldet, um mit mir zu sprechen. Sie sind sehr resolute Menschen, die überdies wissen, das ich niemals über ihre Tochter abgezogen hätte - ich hätte mich nur so gefreut, wenn sie mal Kontakt zu mir aufgenommen hätten.

warum sollten sie? sie sind die eltern deiner baldigen ex-frau. ich finde an dem verhalten nichts resolutes, sondern sehe das als normal an. dass du traurig darübr bist ist nicht schlimm. die gefühle haben allesamt ihre daseinberechtigung. aber dass die sich ihrer tochter ggü. solidarisch verhalten ist vollkommen normal und auch richtig und wichtig.

ich glaube bei dir stckt was ganz anderes dahinter, nämlich ein ordentliches ego-problem. nimm mir das nicht krumm, ich mein das nicht böse, ist nämlich auch normal. kennt jeder von uns.

Zitat von Joshu:

Warum? Sie verschwindet ja nicht über Nacht, hat das länger und allmählich angekündigt und ich war weiß Gott auch nicht glücklich in unserer Ehe in den letzten ca. zweieinhalb Jahren

Ich ziehe davor den Hut! Hat in meinen Augen nichts mit Schwäche zu tun. Eher andersrum.
Hier wird versucht eine ordentliche Trennung ohne Krieg und schmutzige Wäsche zu waschen hin zu legen.
Weh tut es so oder so.......

Zitat von Aramis:

warum sollten sie?

Warum nicht. Hat in meinen Augen auch was mit Anstand und Größe zu tun.

Mir sind die Exen meiner Kinder auch an Herz gewachsen und ich habe mich immer zumindest verabschiedet bzw habe heute noch Kontakt. Sie waren teilweise über Jahre auch ein Teil meines Lebens.

Zitat von Löwenherz4:

Warum nicht. Hat in meinen Augen auch was mit Anstand und Größe zu tun.

Mir sind die Exen meiner Kinder auch an Herz gewachsen und ich habe mich immer zumindest verabschiedet bzw habe heute noch Kontakt. Sie waren teilweise über Jahre auch ein Teil meines Lebens.

genauso

ja klar, kann ich das schon verstehen (auch ich habe noch sehr guten kontakt zum vergangenen). aber denke aber, dass joshu sich leichter tun würde, wenn er seine erwartungen runter schraubt. wer erwartet, der wartet.

sind doch alle freie menschen und man kann niemanden dazu zwingen, sich um einen zu kümmern. daher sag ich ja, traurigsein hat sicher seine berechtigung, alles andere aber irgendwie nicht.

vielleicht brauchen sie auch einfach noch ein bisschen. kann ja auch sein.

Das die Eltern zu den Kindern halten ist wohl sehr natürlich - allerdings sollte man dann in guten Zeiten auch nicht die mein Sohnnummer rausholen.

Ich werde versuchen meinen späteren Exschwiegersohn besser zu verstehen.