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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Joshu
Ja!
Und nachdem ich noch mal über ubel Leberwurst´s Beitrag nachgedacht habe:
Ich glaube, Menschen sind so vielschichtig und widersprüchlich, dass niemand jemals den anderen ganz verstehen kann. Wo man sich doch selbst schon oft nicht versteht! Und dann baut man sich das Bild seines Partners zusammen, immer wieder neu, und das entwickelt sich aber immer in Auseinandersetzung mit dem eigenen Horizont, der eigenen Stimmung, wo man eben gerade steht.
Und das soll heißen: Man kann einem Menschen dann bestimmte Handlungsweisen als gut, edel, schlecht oder böse unterstellen, je nach Hinsicht. Und da kommt es auch wirklich auf die eigenen Enscheidung an!
Und ich möchte mich nicht so entscheiden, dass ich meine Frau als schlecht oder böse ansehe, wie auch immer, jedenfalls mir gegenüber, so dass ich den Kontakt abbreche. Nicht nur wegen unseres Sohnes - ich habe die besten Jahre meines Lebens (und das im doppelten Sinn des Wortes!) mit ihr verbracht.
Nicht nur die Anfangszeit, auch die Jahre des Heranwachsen meines Sohnes - wie wunderbar. Eine Familie. So etwas werde ich definitiv nie wieder haben, keine Kinder mehr, keine Familie in dieser engen Form. Und deswegen war das was ganz Einzigartiges. Und wenn ich meine Frau jetzt so völlig fallenlassen würde, dann würde auch diese Erinnerung kaputt gehen. Es ist ja nun doch derselbe Mensch.
Und das will ich nicht. Ist mir auch völlig egal, ob es meiner Frau damit besser oder schlechter geht. Es geht jetzt nur noch um mich:
Und es geht auch nur um mich, wenn ich folgendes mache und mich manche für bescheuert erklären. Ich bastle ein kleine Fotobuch für sie mit den 5 schönsten Bildern von uns und eins mit unserem Sohn zusammen, dazu vier schöne, traurige Abschiedsgedichte von Tucholsky, Rilke, E. E. Cummings und mir und meinen Ehering eingeklebt.
Ein Abshiedsgeschenk. Das will ich tun.

04.10.2018 10:34 • x 3 #106


S
Bescheuert? Nein, aber in einer emotionalen Blase gefangen, die wohl beim Abschied nehmen deinen Schutz bildet.
Gut so! Mach das was dir richtig erscheint. Recht wahrscheinlich ( meine Glaskugel) wirst du in 5 Jahren sagen oh man warum habe das gebastelt, was sollte das? Aber seis drum, dein aktuelles Befinden möchte nicht untätig sein - andere, meist Frauen, gehen zum Frisör, bauen die Wohnung um, lassen sich anziehend fotografieren oder Flirten auf Teufel komm raus.
Du wählst die introvertierte Variante ( ich bin im übrigen, auch so gewesen, habe einen emotionalen Abschiedsbrief geschrieben, habe Hochzeitsbilder und Babybilder zusammen geschnitten.

04.10.2018 13:32 • x 1 #107


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


Joshu
So, es ist schön geworden, das Abschiedsalbum. Eine Art best of marriage von 18 Jahren, schöne Bilder von uns beiden und zum Teil mit unserem Sohn aus glücklichen Zeiten, Urlaub von allem. Jedes dann mit einem Abschiedsgedicht auf der gegenüberliegenden Seite versehen, Zum Abschied auf der Vorderseite, unsere Namen auf die Rückseite draufgeschrieben, darunter kommt mein Ehering.

Ich glaube nicht, dass ich das in 5 Jahren sagen werde, es ist eine angemessen stilvoll-traurige Verabschiedung, finde ich jetzt. Und auch in 5 Jahren wird das nicht anders sein. Mag sein, ich bin wieder zufriedener, die Wogen haben sich geglättet und ich habe gelernt, damit zu leben, schön wäre es. Vielleicht kenne ich einen anderen Menschen, klar, vielleicht verlieb ich mich sogar nochmal, wer weiß das?
Aber ich werde nie mehr so eine Familie haben, ein Kind gemeinsam aufziehen, so eng zusammen leben.
Nie wird es sein, so wie es war. Nie wieder gut.

@mcteapot.
Falls Du das noch liest: Sorry, wegen heute Morgen. Kam sicher sehr schroff rüber.
Bin da sehr empfindlich zur Zeit. Vielleicht siehst Du es mir nach. Würde mich freuen, wenn Du noch weiter hier schreiben mags

04.10.2018 17:07 • x 2 #108


hahawi
Zitat von Joshu:
Nie wird es sein, so wie es war. Nie wieder gut.

Ich fühle da echt mit Dir.
Pass auf Dich auf. Gut.
Und bleib bei Dir selbst. Achte darauf, was Dir gut tut, und noch wichtiger, was Dir Schmerzen bereitet.
Du bist in erster Linie Dir selbst verpflichtet, dann noch Deinem Sohn.
Niemandem sonst!

04.10.2018 17:12 • x 2 #109


K
in fünf Jahren fließt viel Wasser die Weser hinunter (oder in Deinem Fall den Rhein) - was ich irgendwie bemerkenswert finde, Du hast noch nicht ein Wort über Kohle verloren, das was hier ne Menge Männer (und Frauen) umtreibt.
Stundenrund wird dann über Geld lamentiert. Offensichtlich scheint das kein Thema zu sein, oder Du gehörst zu den Leuten über Geld redet man nicht - auch gut.
Was mich ein wenig erschrocken hat, Deine Frau hat nächtelang über den Verlust des Gartens geweint? Puh.
Vielleicht ist das wirklich ein Start in etwas, was sie unwiederbringlich verletzt hat.
Aber auch das, hier und heute ja egal und lange her - all the best und was das Geschenk betrifft, das klingt sehr schön. Auch wenn Deine Frau das alles längst für sich weiß, das was sie alles hinter sich lässt, es ist eine gute Geste. Aber gib sie ohne Erwartungshaltung, wenn es geht.

04.10.2018 17:42 • x 2 #110


M
Zitat von Joshu:
Falls Du das noch liest: Sorry, wegen heute Morgen. Kam sicher sehr schroff rüber.

Danke

04.10.2018 18:51 • x 1 #111


P
Lieber Joshu,

tolle Idee, dein Fotoalbum! Ich finde es gut und richtig so!

Alles Gute für Dich
Pauline

05.10.2018 07:01 • x 1 #112


Joshu
X minus 2 Tage.
Heute Abend werden wir noch einmal zusammen sitzen und Lachsbrote mit Ei essen. Ein allerletztes Mal zusammen. Das ist ein altes Ritual, weil mein Sohn das immer so geliebt hat und damit gerne die Schulwoche beendet und das Wochenende eingeläutet hat.
Fast hätten meine Frau und ich gestern noch mal gestritten, da war, als ich nach Hause kam, etwas Explosives zwischen uns in der Luft, aber das haben wir schnell wieder hinbekommen.
Das Album ist toll geworden. Wunderschöne Erinnerungsbilder für mich. Daneben die Abschiedsgedichte (falls die jemand interessiert, gerne PM an mich, dann schicke ich die zu). Auf der Vorderseite der Titel Zum Abschied auf der Rückseite unserer beider Namen. Darunter habe ich meinen Ehering geklebt - ich möchte ihn nicht behalten. Ich sage ihr, sie solle ihn zu ihrem legen und gut darauf aufpassen. Nein, ich erwarte nichts davon. Kein Resultat, gar nichts. Ich habe ein gleiches Exemplar (natürlich ohne Ring) auch für mich gemacht. Ich kann es aber zur Zeit nicht anschauen.

Nein, über Kohle gibt es keinen Streit. Das interessiert mich überhaupt nicht, und auch meine Frau nicht. Sie und ich sind vernünftig genug, um das Wichtigste nach und nach zu regeln. Ich hab Vorschläge gemacht, meine Frau auch, und jeder von uns war direkt einverstanden. In der Hinsicht wollen wir wirklich nur, dass es dem anderen möglichst gut geht.

Der Garten. Das wäre ein Thema für sich. Nein, es war nicht der Anstoß, es war nur eine Konsequenz der sich schon deutlich entwickelnden Ehe-Katastrophe: Meine Frau hat den Vorschlag gemacht, den Garten abzuschaffen. Unter Tränen. Weil mein Sohn und ich die Lust daran verloren hatten, gab auch Ärger mit dem spießigen Gartenvorstand usw. Ich habe die Gartenarbeit immer nur als Pflicht gesehen, hatte nie Spass daran, nur an den Feiern mit Freunden im Garten oder den Grillabenden mit meiner Frau und meinem Sohn. Das hab ich geliebt. Oh Mann, wenn ich daran denke.Nachher war sie so enttäuscht, wenn wir gar nicht mehr mitwollten, nur noch zum arbeiten war ich da.... Kleines idyllisches Glück. Ist mir damals zuletzt auf den Keks gegangen, wie wünsche ich es mir jetzt zurück! Ist das nicht verrückt!? Sie hat mal gesagt, in glücklicheren Zeiten: Du darfst mir alles wegnehmen, aber nie meinen Garten! Eine Sache, die ich so gerne wieder rückgängig machen würde.

Ich habe neben meiner Arbeit noch ein Zweit-Fernstudium absolviert, sehr erfolgreich sogar, abends wenn mein kleiner Sohn im Bett lag. Wozu? Es hat mir beruflich nichts gebracht. Ich hätte viel mehr Zeit mit meiner Frau allein verbringen können.

Ich mache diese bittere Erfahrung, wie sehr man etwas erst richtig wertschätzen kann, wenn man es verloren hat. Und ist eigentlich sch.gal, ob sie einen anderen Typen hat oder nicht. Es ist so und so vorbei.

Das sind meine Gedanken, die ich heute ab 3.30 Uh hatte. Zu der Zeit ist meine Nacht in der Regel vorbei.

Nie wird es sein, so wie es war. Nie wieder gut. Dennoch mach ich weiter. Ich hab ja auch für mich viel Zeit, kein Garten mehr, kann in der Woche machen, was ich will, hab viel Freizeit, um bei Kräften zu bleiben und die 24 Stunden, die mir am Wochenende mit meinem Sohn bleiben (so lange er noch Lust dazu hat) nett zu gestalten.

Ich mache weiter. Frag nicht, wozu.

05.10.2018 08:09 • #113


hahawi
@Joshu
Hör bloss auf, da jetzt die Schuld bei Dir zu suchen.
Das mit dem Garten ist, wenn ich es richtig verstanden habe, ein schönes Beispiel.
Der Garten war ihr anscheinend sehr wichtig, aber die Pflege hast dann Du übernehmen dürfen.
Mir scheint, Du hast schon immer sehr viel ihr zuliebe getan und hörst noch immer nicht auf damit.

05.10.2018 08:16 • #114


Joshu
Nein, hahawi. Sie hat wesentlich mehr gearbeitet für den Garten als ich. Ich hab mehr die groben Sachen gemacht, eher ein paar Projekte ein paar Mal im Jahr und Rasen mähen, sie die ganze sonstige Gartenarbeit (hat sie auch gern gemacht, ich nicht). Also Das stimmt definitiv nicht.

Ich weiß, nienand ist schuld, und es ist bei mir gerade sehr volatil zwischen Wut-auf-meine-Frau und könnte ich Sachen anders machen.
Ich finde es aber eine völlig normale Reaktion von mir in einer Grenzsituation- dieses Wochenende verbringen wir noch zusammen, und dann ab dann gehen wir getrennte Wege.

05.10.2018 09:02 • #115


hahawi
Dann nehme ich es zurück und behaupte das Gegenteil.

Nein, im Ernst.
Du kommst, für mein Gefühl, sehr demütig und unterwürfig rüber.
Alles ein wenig runterschlucken und nach aussen ja gute Mine zum Spiel machen.
Ich wünsche Dir wirklich, dass da nicht hintennach die grosse Ohrfeige kommt.

05.10.2018 09:17 • x 1 #116


M
Zitat von hahawi:
Das mit dem Garten ist, wenn ich es richtig verstanden habe, ein schönes Beispiel.

Das mit dem Garten ist ein schönes Beispiel, weil wenn sie da viel geweint hat, ihr dieser sehr am Herzen hing. Was Joshu erst auffiel, als es Geschichte wurde.

05.10.2018 09:24 • x 1 #117


hahawi
Die Frage ist vielleicht unpassend, aber was für ein Bett hat Deine Frau in ihrer neuen Wohnung?

05.10.2018 09:29 • #118


H
Zitat von hahawi:
Dann nehme ich es zurück und behaupte das Gegenteil.

Nein, im Ernst.
Du kommst, für mein Gefühl, sehr demütig und unterwürfig rüber.
Alles ein wenig runterschlucken und nach aussen ja gute Mine zum Spiel machen.
Ich wünsche Dir wirklich, dass da nicht hintennach die grosse Ohrfeige kommt.


Nö.
Ein eher seltener Fall von Souveränität und Reife in diesem Forum.

05.10.2018 09:36 • x 3 #119


D
Joshu- coole Aktion mit dem Abschiedsbuch.

Wegen dem Garten und Weiterbildung und so: ich gehe davon aus, dass deine Frau erwachsen war . In diesem Zusammenhang bestand für sie immer die Möglichkeit etwas zu sagen und damit meine ich deutlich und ruhig am Tisch -nicht zwischen Tür und Angel - was Frauen gerne subtil machen.

Ich dachte auch , ich wär ein empathieloser dödel gewesen . Mittlerweile habe ich erkannt, dass meine Frau ihre Zuneigung über materielles ausdrückt und weniger über zwischenmenschliches.
Bespiel unser Sohn: sie Kauf ihm Klamotten , weil sie ihn lieb hat, ist aber nicht in der Lage mit ihm tiefer gehende Gespräche über sorgen, wünsche und Ziele zu führen.

Sowas fällt die aber erst mit mehren Monaten Abstand auf . Jetzt ist es normal zu trauern und zu idealisieren

05.10.2018 09:39 • #120


A


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