Hallo zusammen,
ich bin erst vor zwei Wochen offiziell single und möchte hier mich auskotzen und vielleicht auch um Meinungen bitten.
Ich (M37) war seit 13 Jahren mit meiner (Ex)Frau (W31) zusammen. Wir lernten uns sehr jung kennen, ich war ihr erster richtiger Partner und sie hatte auch ihr erstes Mal mit mir. Am Anfang war es eher kein großes Verliebtsein, doch die Zuneigung wuchs über Zeit und Jahre und wir liebten uns bis zum Ende sehr stark. Wir hatten bis zur finalen Krise noch viel Körperkontakt und gekuschelt – lediglich das S. fiel auf 1x pro Woche / 1x alle zwei Wochen. Es war mit der Zeit eingeschlafen und langweilig geworden – Veränderungen hierbei wollte sie aber nicht. Wir hatten über die Jahre kaum Streit, weil sie ein eher konfliktscheuer Mensch (ängstlich vermeidender Charakter würde ich sagen) ist und wir beide immer Kompromisse fanden, wenn wir unterschiedlicher Meinung waren. Generell ist sie ein recht stiller Mensch, der nicht viel von ihren Gedanken preisgibt. Wir reisten viel um die Welt, jedes Jahr ein anderes Land und waren inzwischen auf fast jedem Kontinent, auch teilten wir viele Hobbies (Gleitschirmfliegen, Wandern, Outdoor-Sport etc.)
Wir zogen erst nach knapp 9 Jahren wirklich glücklicher Beziehung zusammen (weil wir beide noch studierten und uns beruflich einpendeln mussten) und ich merkte, dass der Alltag jetzt schnell Einzug fand. Wir unternahmen natürlich weiterhin viele Dinge, aber abends machte meist nun jeder sein eigenes Ding. Ich war oft am PC und sie vor dem Fernseher oder Smartphone. Wir hatten unsere Rituale zu jeder Jahreszeit, doch nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass sie ihren Stiefel zu arg durchdrückte und ich entsprechend einiges wegstecken musste. Beispielsweise backte ich alle zwei Wochen einen Kuchen für uns – wenn sie dann mal (selten) einen backte, war es meist für ihre Kollegen in der Firma. Oder wir gingen einmal im Monat zum Essen – doch irgendwann musste ich dem nachlaufen und auch sagte sie dann teilweise Dinge wie: „Ich war doch erst letzte Woche mit Kollegen/Freunden essen. Ich muss nicht schon wieder…“. Oft kam die Initiative von mir, etwas zu unternehmen.
Doch ich liebte sie mit unseren Fehlern und nach 3 Jahren zusammenwohnen, machte ich ihr einen Antrag. Sie sagte sofort Ja und ein Jahr später standen wir beim Standesamt mit Freunden und Familie. Wir flogen recht bald in die Flitterwochen und als wir zurück nach Hause kamen, merkte ich, dass der Alltag schnell wieder Einzug fand. Mir fehlte der nächste Schritt – ich wollte nicht die nächsten Jahrzehnte ins Jahr hineinleben, wieder irgendein Land besuchen und ohne persönliche Fortschritte die Jahre verstreichen lassen. Ich wollte in unserer Liebe einen Schritt weitergehen und beschloss nach 6 Monaten Ehe sie auf das Thema Kinder anzusprechen. Ich wollte immer Kinder und das wusste sie - nur haben wir es selten konkret angesprochen. Ziemlich zu Beginn der Beziehung äußerte sie sich, dass sie auf jeden Fall Kinder möchte. Ich redete jedoch oft nur im Konjunktiv („Wenn wir mal Kinder haben…“ oder „wir brauchen eine größere Wohnung, wenn ein Kind kommen würde…“) und sie äußerte sich eigentlich nie dazu. Manchmal hatte ich das seltsames Gefühl, dass sie Dinge vor mir verheimlichte, was sie aber niemals zugab. Zum Beispiel wollte sie mir nie ihr Monatsgehalt ganz verraten (sie verdient recht gut bei einem großen Automobilhersteller) und sagte dann meist auf meine Frage: „Ich verdiene etwas mehr als du“. Auch bemerkte ich kurz vor und kurz nach der Eheschließung, dass sie nachts im Bett am Handy war und mit jemandem schrieb, wenn sie dachte, ich schlafe. Darauf angesprochen, mit wem sie um halb 2 Uhr nachts schreibt, sagte sie nur „Ich musste etwas in die Freundesgruppe“ schreiben. Dies bemerkte ich öfter, wenn ich nachts zufällig wach wurde und ihr Handylicht im Bett sah. Ich glaubte ihr nicht wirklich, aber wollte ihr Handy auch nicht inspizieren und das Vertrauen auf die Probe stellen.
Als ich sie nach einem halben Jahr Ehe auf das Thema Kinder ansprach, brach sie sofort in Tränen aus. Ich wusste nicht was los ist und sie äußerte ihre Bedenken mit wenigen Worten (da sie keine große Sprecherin ist). Ich versuchte sie dabei ernst zu nehmen, vertrat aber auch meinen Standpunkt. Sie zog alle Register: „Angst vor der Geburt und eventuellen Verletzungen“, „Angst vor der Verantwortung“, „Angst keine Zeit mehr für Freunde zu haben“, „Angst vor der Schwangerschaft allgemein“. Ich bekräftigte meinen Kinderwunsch nochmal und bot ihr an, weiterhin mit Freunden etwas zu unternehmen, während ich mich um das Kind kümmern könnte. Doch sie blieb stur und versuchte weitere schwache Argumente gegen Kinder aus ihrem Ärmel zu ziehen. Und dann fing es auch an, dass sie die Beziehung an die Wand fuhr. Ich bemerkte sehr schnell, dass irgendetwas gar nicht stimmte, konnte es jedoch nicht benennen und beobachtete erstmal.
Sie kapselte sich immer stärker ab, zuerst überhaupt keinen S. mehr, dann kein Kuscheln. Als ich einmal zu ihr aufs Sofa kam, um mit ihr zu kuscheln, sah ich ihren Gesichtsausdruck: Er zeigte „Abscheu“ und als müsste sie meine Nähe nun irgendwie ertragen. ich war geschockt und vor den Kopf gestoßen… So etwas hatte ich in all den Jahren nie an ihr gesehen. Mit zunehmender Zeit hatte sie immer mehr andere Dinge zu tun und gar keine Zeit mehr für mich. Ich versuchte mehrmals mit ihr zu sprechen, aber sie sagte nur Dinge wie „Ich habe momentan halt einfach viel zu tun“ oder „ich habe doch früher auch so viel andere Dinge gemacht“. In mir kam Panik auf, da ich wusste, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Auf die Frage, warum der S. komplett ausbleibt, sagte sie mir „Ich habe Angst, dass du Kond. zerschneidest, um mich heimlich zu schwängern“. Ich suchte immer wieder das Gespräch und nach einigen Wochen, bot ich ihr an, die Ehe ohne Kinder weiter zu führen. Ich habe mich durch die Heirat für sie entschieden und möchte weiterhin mit ihr zusammenbleiben. Doch sie hörte nicht. Inzwischen war sie durchschnittlich 6 Tage die Woche unterwegs, kam fast nur noch zum Schlafen in die Wohnung. Manchmal war sie auch über Nacht weg. Die Stimmung war über Monate permanent gespannt, Gespräche brachten nichts und ich zog für eine Woche zu meinem Vater, um die Situation etwas zu entspannen. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich war oft alleine Zuhause, weinte und war mit den Gedanken nur bei unserer plötzlich zerbröckelnden Beziehung und Ehe. Gespräche mit ihr führten immer ins Leere. Dann kam unser erster Hochzeitstag – sie vergaß ihn, blieb die Nacht auf unseren Hochzeitstag bei einer Freundin und kam dann erst abends nach Hause. Aufgelöst suchte ich wieder das Gespräch mit ihr, woraufhin sie mir beichtete, dass sie keinerlei Gefühle mehr für mich hätte und deshalb auch keine Nähe mehr zulassen kann. Dieser Kindergedanke hat innerlich so in ihr gearbeitet, dass sie sich von mir komplett abgewandt hat. Sie versuchte wohl dagegen anzukämpfen, doch die Liebe verschwand vollständig von ihrer Seite.
Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer und ich hätte die Warnsignale sehen und mehr Grenzen setzen müssen. Auch hätte ich mit ihr konkreter sprechen müssen. Doch ich glaube bis heute ihren angegebenen Trennungsgrund nicht ganz. Seit der Trennung vor zwei Wochen ist sie wieder regelmäßig Zuhause und wirkt entspannter. Ich bin aktuell auf Wohnungssuche, weil ich nur noch raus möchte – sie scheint kaum Trennungsschmerzen zu spüren und geht vergnügt ihren Weg. Ich denke die Scheidung wird dann im nächsten Frühjahr sein. Doch ich fühle mich wütend und belogen.
Danke für eure Aufmerksamkeit
07.08.2024 11:00 •
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