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Aus - Kurz vor der Hochzeit

E
Hallo Ihr!

Nun habe ich einige Beiträge gelesen und bei vielen davon wirklich Gänsehaut bekommen. Ich finde es mutig von Euch, hier die eigene Geschichte zu erzählen und so viel von Euch preiszugeben. Nun habe ich mich dazu durchgerungen, es auch zu tun, denn ich denke, es ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die nachvollziehen können, dass gerade eine Welt in einem zusammenbricht.

Ich bin 34 und habe mit meinem Freund (33) jetzt seit fast 7 Jahren die harmonischste, liebvollste Beziehung, die ich mir vorstellen kann, ich habe noch mit keinem Menschen so viel gelacht, so sehr die gleiche Wellenlänge gehabt, ich war einfach glücklich - und dachte, ihm geht es genauso. Im Freundeskreis galten wir als Traumpaar, unser Hochzeitstermin am 20.7.2002 stand fest, alles war organisiert...

Vor jetzt 8 Wochen (also 3 Monate vor der Hochzeit) fing es an, zu kippen:mein Freund hat exakt in dem Moment, als die Hochzeitseinladungen rausgingen, das Aufgebot bestellt und das Kleid gekauft war, urplötzlich ein komisches Bauchgefühl bekommen und mir mitgeteilt, dass er Angst vor der Hochzeit hat. Es folgten viele Tränen und Verlustangst auf beiden Seiten, dramatische Gespräche und die Hoffnung, dass vielleicht doch noch irgendwas zu retten ist.
Wir hatten uns doch beide so auf die Hochzeit gefreut, konnten es kaum abwarten - und dann wirft er aus heiterem Himmel alles hin. Er hat herzzerreißend geweint und gesagt, dass er unendlich Angst hat, mich jetzt zu verlieren. Erst knüpft er mit einem superromantischen Heiratsantrag ein Band - und dann zerschneidet er es wieder. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch weiß, was für ein Mensch er ist.

Tja, vor 3 Wochen habe ich dann mit vielen Tränen und viel Trauer die Hochzeit abgesagt, weil ich gemerkt habe, dass er viel zu große Angst davor hat und ganz und gar nicht mehr davon überzeugt ist, mich heiraten zu wollen. Ich hatte das Gefühl, ich muss mir selbst das Herz rausreißen. Aber ich dachte, bevor die ganze Beziehung an dem Thema kaputtgeht, opfere ich lieber die Hochzeit, weil ich gehofft habe, dass sein Angstgefühl dann weggeht.

Jetzt ist er alleine für 2 Wochen nach Teneriffa geflüchtet, weil er herausfinden will, was mit ihm los ist. Jedenfalls ist sein Bauchgefühl trotz Absage der Hochzeit nicht besser geworden und ich drehe noch durch, weil ich überhaupt nicht mehr verstehe, was mit ihm los ist. Jetzt hat er doch das, was er will: die Hochzeit findet nicht statt und ich bin ihm trotzdem nicht davongelaufen.
Wenn ich ihn frage, ob er mich liebt, sagt er zwar ja, sonst wäre er ja nicht mehr hier und würde diese schlimme Situation ertragen - aber er sagt dann auch gleich, dass er daran selbst zweifelt, wenn er so einen heftigen Schritt tut und unsere Hochzeit absagt.
Und ich blöde Kuh kämpfe um ihn, versuche ihn mit meinem Optimismus mitzureißen, sage komm schon, dass bekommen wir wieder hin, obwohl ich so verletzt bin, dass ich am liebsten meine Koffer packen würde. Und was tut er:
verkrümelt sich in sein Schneckenhaus und kämpft kein bisschen um mich. Er sagt, er kämpft mit sich und das wäre für unsere Beziehung viel besser - nur davon habe ich momentan gar nichts.

Jetzt am Samstag, also morgen, kommt er von seinem
Selbstfindungstripp-Urlaub zurück und außer einem sehr kühlem Telefonat hatten wir keinen Kontakt während seines Urlaubs. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie groß meine Angst
vor Samstag ist und wie sehr ich mich davor fürchte, dass er sagt, es ist vorbei. Mein Gefühl sagt mir zumindest, dass das so kommen wird.

Ich weiß nicht mehr weiter, bin völlig verzweifelt. Soll/kann ich seiner Liebe noch trauen, wenn er offenbar selbst nicht mehr sicher ist? Sucht er nur krampfhaft nach einem Grund für seine kalten Füße vor der Hochzeit und stellt nur deshalb seine Liebe in Frage? Oder ist seine schon weg? 1000 Fragen drehen sich in meinem Kopf. Kann man so einen Vertrauensbruch wieder kitten oder wird der Stachel ewig zwischen uns sein? Kann man mit einer solchen Geschichte weitermachen, wenn man weiß, wie harmonisch und unkompliziert es vorher war? Ich bin wirklich verzweifelt, weil ich ihn und unsere schöne Beziehung nicht verlieren will - und weiß nicht, ob ich nicht schon verloren habe. Mein Gott, ich war so happy mit ihm und hab Angst, dass es nie wieder so sein wird.
Ich würde so gerne verstehen können, was da gerade unsere Beziehung zerstört...

Liebe Grüße,
Judy11





07.06.2002 10:36 • #1


E
Hallo Judy,

wer weiß. Könntest Du Dir vorstellen, das eine andere Frau im Spiel ist? Mir ist so etwas passiert.
Ich wurde benutzt von einem Beziehungsflüchtling, der seiner Freundin 5 mal den Heiratsantrag abgelehnt hat.
Ich denke, es ist normal, weil das ein sehr großer Schritt ist sich es noch einmal anders zu überlegen.
Wenn ihr ansonsten nicht gestritten habt und viele Gemeinsamkeiten habt, die Zärtlichkeiten usw stimmen hat er vielleicht nur kalte Füße.
Würdest Du mir einen Gefallen tun?
Könntest Du mir verraten, ob Du als Frau noch Dir eine Zukunft vorstellen kannst mit jemand der Dir fünf mal nein
gesagt hat???
Wie alt seit ihr?

Liebe Grüße
Wilde Flocke

07.06.2002 11:55 • #2


A


Aus - Kurz vor der Hochzeit

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E
;D 33 und 34.... das richtige Alter.
War in Eile, hatte es übersehen, sorry...

07.06.2002 11:58 • #3


E
Hallo wilde Flocke,

danke für die Antwort! Natürlich habe ich in Gedanken alle Schreckensszenarien durchgespielt: hat er eine andere? hat er mich nie geliebt? oder hat er festgestellt, dass er gleichgeschlechtlich ist? Also wirklich alles mögliche... Aber ich glaube nicht, dass es etwas davon ist - obwohl es mir fast schon lieber wäre, wenn es so was greifbares wie eine ander Frau wäre. Denn dann wüßte ich wenigstens, was los ist und woran ich bin - und würde nicht so verzweifelt im völlig dunkeln tappen!

Zu Deiner Frage: Nein, ich könnte mir nicht vorstellen, meine Zukunft mit jemandem zu planen, der 5 mal nein zu einem Heiratsantrag sagt. Ich weiß ja jetzt - nach dem ersten Rückzieher meines Freundes - schon nicht mehr, ob ich noch seiner Liebe vertrauen kann.
Aber ich verstehe erst recht nicht, wie man sowas 5 mal fragen kann, wenn man immer wieder einen Korb bekommt. Von meinem Gefühl her ist das so:
entweder ist der Mensch, dem man den Antrag macht, jemand, der überhaupt nicht heiraten will, egal, wie sehr er jemanden liebt. Dann sollte man schweren Herzens lernen, das zu respektieren, wenn man trotzdem mit ihm/ihr zusammenbleiben will.
Oder die Person will prinzipiell heiraten, hat aber Bedenken, ob die oder der, der den Heiratsantrag gemacht hat, überhaupt die/der Richtige ist. Dann würde ich überlegen, ob man nicht nur als Lückenfüller bis was Besseres kommt herhalten soll.
Momentan überlege ich, in welche Kategorie mein Freund passt. liebt er mich und ist er nur kein Typ, der verheiratet sein will? Dann kann ich es mit viel Toleranz vielleicht ertragen. Oder merkt er, dass ich doch nicht die bin, mit der er sein Leben verbringen will bzw. dass seine Liebe zu mir für so einen wichtigen Schritt nicht ausreicht? Dann muss ich gehen, auch wenn es mir das Herz rausreißt, weil ich mich nicht mit lauwarmen Gefühlen abfinden kann, da gehe ich ein...

Liebe Grüße,
Judy11

07.06.2002 14:01 • #4


E
Hallo Judy,

da er Dir einen Antrag gemacht hatte, denke ich solltest Du nicht davon ausgehen, das er generell Angst hatte vor der Eheschließung und aus Liebe zu Dir den Heiratsantrag gemacht hat.

Daher finde ich es wichtig, das wir Frauen besser wenns um sowas geht den passiveren Part übernehmen.
Kannst Du Dir sonst sicher sein, dass er sich nicht dazu bedrängt gefühlt hat?

Ich hoffe, Du hast ihm nicht das Gefühl gegeben, denn dann kannst Du Dir jetzt sicher sein, das er es aus freien Stücken mit Dir wagen wollte.
Warum auch nicht?!
Schließlich seit ihr schon so lange zusammen.
Es sollte mehr sein als Gewohnheit.
Kein Streit, echte Gemeinsamkeiten, wirkliche Zukunftsaussichten, und vor allen Dingen Reife und Erfahrung.
Familiensinn haben. Mit viel Herzlichkeit usw.

Schade, dass sich noch kein Mann gemeldet hat.

Ist das so schlimm, das Mann kalte Füße kriegen kann, bevor es zu spät ist?
Keine Abenteuer mehr, das Finanzielle (einer Frau etwas bieten
zu können) usw...ein Käfig?

Versuche nicht so maßlos enttäuscht zu sein.
Gewöhne Dich an den Gedanken, das sich eigentlich nichts geändert hat.
Wolltet ihr Kinder? Ihr habt noch keins, oder?

Ich habe festgestellt, das ich nicht eines Kindes wegen geheiratet werden wollte.
Ich finde es nicht schön mir vorzustellen, irgendwann könnte er sagen: wäre das Kind nicht gewesen, hätte ich Dich nicht geheiratet!
Warum hast Du Angst gekriegt mich zu heiraten?
Wenn- Fragen sind wichtig, denk nicht zuviel, frage ihn, und hör zu, was er zu sagen hat...

Will er tatsächlich nicht mehr, wer weiß, würde ich an Deiner Stelle versuchen nicht mehr mit ihm zu telefornieren, und wenn er nach hause kommt selbst für ein paar Tage nicht dazu sein.
Habt ihr eine gemeinsame Wohnung?
Vielleicht nutzt er die Chance Dir in Ruhe alles in einem Brief zu erklären, häng ne Nachricht an den Kühlschrank wo Du steckst und bitte ihn um einen Brief, damit ihr besser drüber reden könnt.

Lieben Gruß
Wilde Flocke


07.06.2002 15:32 • #5


E
Hallo Judy,

da er Dir einen Antrag gemacht hatte, denke ich solltest Du nicht davon ausgehen, das er generell Angst hatte vor der Eheschließung und aus Liebe zu Dir den Heiratsantrag gemacht hat.

Daher finde ich es wichtig, das wir Frauen besser wenns um sowas geht den passiveren Part übernehmen.
Kannst Du Dir sonst sicher sein, dass er sich nicht dazu bedrängt gefühlt hat?

Ich hoffe, Du hast ihm nicht das Gefühl gegeben, denn dann kannst Du Dir jetzt sicher sein, das er es aus freien Stücken mit Dir wagen wollte.
Warum auch nicht?!
Schließlich seit ihr schon so lange zusammen.
Es sollte mehr sein als Gewohnheit.
Kein Streit, echte Gemeinsamkeiten, wirkliche Zukunftsaussichten, und vor allen Dingen Reife und Erfahrung.
Familiensinn haben. Mit viel Herzlichkeit usw.

Schade, dass sich noch kein Mann gemeldet hat.

Ist das so schlimm, das Mann kalte Füße kriegen kann, bevor es zu spät ist?
Keine Abenteuer mehr, das Finanzielle (einer Frau etwas bieten
zu können) usw...ein Käfig?

Versuche nicht so maßlos enttäuscht zu sein.
Gewöhne Dich an den Gedanken, das sich eigentlich nichts geändert hat.
Wolltet ihr Kinder? Ihr habt noch keins, oder?

Ich habe festgestellt, das ich nicht eines Kindes wegen geheiratet werden wollte.
Ich finde es nicht schön mir vorzustellen, irgendwann könnte er sagen: wäre das Kind nicht gewesen, hätte ich Dich nicht geheiratet!
Warum hast Du Angst gekriegt mich zu heiraten?
Wenn- Fragen sind wichtig, denk nicht zuviel, frage ihn, und hör zu, was er zu sagen hat...

Will er tatsächlich nicht mehr, wer weiß, würde ich an Deiner Stelle versuchen nicht mehr mit ihm zu telefornieren, und wenn er nach hause kommt selbst für ein paar Tage nicht dazu sein.
Habt ihr eine gemeinsame Wohnung?
Vielleicht nutzt er die Chance Dir in Ruhe alles in einem Brief zu erklären, häng ne Nachricht an den Kühlschrank wo Du steckst und bitte ihn um einen Brief, damit ihr besser drüber reden könnt.

Lieben Gruß
Wilde Flocke


07.06.2002 15:34 • #6


E
Hallo Judy,

meiner Meinung nach steckt was Ernsthaftes hinter den komischen Bauchgefühlen. Bei einem Maßstab, den ich an eine Beziehung anlege, wie Du eure geschildert hast, dürfte es doch nichts schöneres geben, als gemeinsam den Lebensweg zu gehen - eine Heirat ist da dann evtl. eine Konsequenz, muss aber nicht. Jedenfalls kommt mir das plötzliche Bauchgefühl höchst merkwürdig vor. Kann mir niemand erzählen, es wäre erst jetzt gekommen. Nein ! DA WAR SCHON VIEL LÄNGER ETWAS !!! 100%.

Vielleicht ist auch so, dass Du die Beziehung allein AUS DEINER SICHT so wunderbar dargstellt hast. Ich denke, ganz ganz tief in seinem Innersten ist wahrscheinlich etwas, von dem Du nichts ahnst - vielleicht das Gefühl etwas verpasst zu haben, vielleicht Unsicherheit, ob Du die Richtige bist - vielleicht auch schon wirklich mehr oder konkreter.

Willst Du wirklich einen Mann, der sich seiner Gefühle offensichtlich nicht sicher ist - Dir gegenüber ?
Was ist, wenn es doch noch hinhaut u. er in einem Jahr, oder in zwei Jahren wieder Bauchgefühle bekommt ?
Willst Du mit dieser unterschwellig immer vorhandenen Unsicherheit leben ?

Ich könnte es nicht.

Grüsse,
Mathias


08.06.2002 15:48 • #7


E
Hallo Judy,

jetzt ist ja der Samstag schon vorbei und du hast dich noch nicht hier gemeldet. Ich werde dir trotzdem kurz etwas schreiben.

Zunächst frage ich mich, woher nun dein Bauchgefühl kam, dass er sich nach dem Urlaub gegen dich entscheidet. Hatte das einen Grund ?

Ein Problem, was auf jeden Fall auf dich zu kommt wird seine Feststellung sein, dass du ihn offensichtlich mehr liebst und er dich weniger. Er wird das mit dem Argument, dass du die Hochzeit ohne komisches Bauchgefühl wolltest und er nicht, und vielleicht sonstigen Beispielen bekräftigen. Die argumentative Konsequenz dieses Mehr-weniger-Lieben-Vergleiches ist dann immer, dass etwas in der Beziehung nicht stimmen kann.... vielleicht fühlt er sich dann auch noch schlecht, weil er seinen Erwartungen an sich selbst nicht gerecht wird, schließlich hielt er sich ja immer für den tollen Mann, der dir nicht weh tun wird.
Die Frage ist vielleicht, ob dieses Intensitätsungleichgewicht schon eine Weile in eurer Beziehung existiert hat oder ob das erst mit den Hochzeitsvorbereitungen kam. Letzterenfalls könntest ihm auch etwas von den Angstgefühlen nehmen, indem du ihm von deinen Ängsten vor der Hochzeit erzählst.... damit könntest du seine Ängste etwas relativieren, wenn er sich da zu doll reingesteigert hat.

Ob ihr diesen Bruch überwinden könnt ist natürlich kaum zu beurteilen. Die Frage ist hierbei auch, wie verletzt du bist. Wie fühlst du dich damit, dass er dich hängen gelassen hat ?

Liebe Grüße
Susa3

09.06.2002 14:50 • #8


E
Ich bin am Ende, denn es ist tatsächlich das passiert, wovor ich so unendlich Angst hatte: es ist vorbei, er hat unsere Beziehung beendet!
Ich bin jetzt in der Arbeit und versuche krampfhaft, keine Heulkrämpfe zu bekommen. Ich habe Angst, noch völlig durchzudrehen. 6 Wochen vor der Hochzeit! Ich verstehe die Welt nicht mehr...

Am Samstag habe ich ihn vom Flughafen abgeholt und hab am ganzen Körper gezittert, als er aus dem Gate herauskam. Dann war´s erst sehr positiv: er strahlte mich an, küßte mich und wir sind händchenhaltend zum Auto gelaufen, haben miteinander rumgescherzt. Ich habe mich so gefreut und dachte, wir haben noch eine Chance, die Kurve zu kratzen. Kaum waren wir zuhause, sagte er So, jetzt müssen wir mal Tacheles reden und für mich stürzte eine Welt zusammen, weil mir klar war, was nun kommen wird. Sein erster Satz Ich muss gehen - denn Satz werde ich wohl nie mehr aus dem Kopf bekommen...
Kurzfassung:
er weiß, dass er viel um mich und unsere Beziehung kämpfen müsste, um alles wieder auf die Reihe zu bekommen. Genau das will und kann er aber momentan nicht, denn er hat im Urlaub festgestellt, dass seine Liebe wohl nicht mehr so stark ist, dass es für eine Beziehung reichen würde. Er hatte im Urlaub keine Sehnsucht nach mir und sein komisches Bauchgefühl war weg, als er von mir getrennt war. Er hat festgestellt, dass er mit seinen Fußballkumpels in den letzten Monaten mehr Spaß hatte als in unserer Beziehung und dass ihm das zeigt, dass er lieber alleine sein möchte. Er kann nicht mehr und wird in 2 Tagen ausziehen.
Ich bin dann zusammengeklappt und war wohl bewußtlos (mein Gott, sowas ist mir noch nie passiert), jedenfalls hatte er mich aufs Bett getragen und schon den Notarzt angerufen. Er streichelte mir dann so lieb über die Haare, nahm mich in den Arm und sagte mir, dass er so Angst um mich hat.
Zum Abschied hat er mich umarmt, mir alles Liebe für die Zukunft gewünscht und mir für die wunderschönen 7 Jahre gedankt. Er meinte, ich war seine große Liebe, mich trifft keine Schuld am Ende der Beziehung und er beglückwünscht jeden Mann, der mich bekommen wird.

Das ist doch wahnsinn, oder? Wie soll ich diese Sätze je wieder aus dem Kopf bekommen?
Jedes einzelne Wort davon hat mir die Seele aus dem Leib gerissen. Ist das der Mann, der noch vor 10 Wochen um mich herumgesprungen ist und mir sagte, wie stolz er ist, dass ich bald seinen Namen trage? Der Mann, der mir täglich mindestens 3 mails geschrieben hat und mich mit Liebe überhäuft hat?

Ich habe jetzt 2 Nächte bei einer Freundin übernachtet und ihn gebeten, bis heute abend aus der Wohnung zu sein.
Ich weiß, wenn ich heute abend unsere Wohnung wieder betrete, wird er nicht mehr da sein. Der Gedanke bringt mich um...
Ich habe wirklich Angst, heute abend völlig durchzudrehen. Seit Samstag funktioniere ich nur noch - mehr nicht.
Wohin soll ich denn mit meinen ganzen Gefühlen für ihn? Wohin mit meinen Zukunftsträumen? Wir wollten doch in 6 Wochen heiraten und unser ganzes Leben miteinander verbringen!
Wenn es eine chaotische, gefühllose schei. gewesen wäre, könnte ich wenigstens sagen, dass es wohl früher oder später so kommen musste. Aber ich war - anscheinend im Gegensatz zu ihm - so unendlich glücklich, hatte nach 7 Jahren noch richtige Verliebtheitsanfälle und gleichzeitig eine tiefe Liebe für ihn. Er ist der Mann, mit dem ich alt werden wollte, wie soll ich das nur aus meinem Herzen und meinem Kopf bekommen?
Ich habe das Gefühl, er hat mein Leben zerstört, mir völlig den Boden unter den Füßen weggezogen, ich fühle mich so unendlich hilflos und das, nachdem ich sonst dachte, ich wäre eine superpositive Powerfrau...
Ich war heute schon kurz davor, zu kündigen und hier in Stuttgart alles hinzuwerfen. Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich in einem zercrashtem Auto an irgendeinem Baum klebe und ertappe mich bei dem Gedanken dann hättest du´s hinter Dir
Was kann man nur tun, um nicht völlig durchzudrehen?

Danke für Eure Hilfe,
Judy.11

10.06.2002 16:06 • #9


E
Hi Judy,

ich habe am Wochenende Deine Geschichte verfolgt und nun gerade Deine neue Nachricht gelesen. Ich war wirklich gespannt, was sich am Wochenende bei Dir ereignet hat.

Dass sich Dein Freund nun doch zu einer Trennung von Dir entschlossen hat, tut mir wahnsinnig leid für Dich! - Was Du nun durchmachst, kann ich nur allzu gut nachvollziehen, ist es mir ähnlich ergangen. Fur mich trat vor zwei Monaten der Super-GAU ein, ganz plötzlich und unerwartet, hatte ich mit einer plötzlichen Trennung niemals gerechnet.

Mir hat es geholfen, nicht alleine sein zu müssen. Ich zog die ersten Tage unmittelbar nach der Trennung von einer Freundin zur nächsten und blieb dort, wo ich mich gerade wohlfühlte. Alle Leute um mich herum waren sehr verständnisvoll. Ich hatte die Möglichkeit so viel und so oft ich wollte, mit allen über meinen Kummer und mein Leid zu sprechen. Das tat ich auch in aller Ausführlichkeit.
Auch hatte ich sofort begonnen, eine Art Tagebuch zu schreiben. Ich schrieb wie blöd dort alles rein, was mir gerade durch den Kopf ging. Zum Teil war es total wirres Zeug, doch tat es mir in den Augenblicken immer gut.

Ich ging weiterhin arbeiten, was für mich eine gute Ablenkung war. Meine Arbeitskollegen waren alle informiert, so daß sie sehr viel Rücksicht auf mich nahmen und auch sehr lieb zu mir waren.

Als ich schließlich nach einigen Tagen wieder in meine Wohnung zurückkehrte, räumte ich diese tagelang auf und putze sie blitzsauber. Alles was mich an meinen Freund erinnerte, packte ich weg.
Ganz selten mußte ich heulen - das hole ich wohl jetzt gerade nach, zwei Monate nach der Trennung! War mir allerdings damals danach, dann tat ich es, verkroch mich in mein Bett und blieb dort so lange, bis es wieder okay für mich war.

Problematisch war und ist für mich allerdings das Schlafen und Essen. In den ersten 4 Wochen nach der Trennung konnte ich nie länger als 2 bis 4 Stunden pro Nacht schlafen. Um mich nicht im Bett zu quälen, stand ich dann meistens Mitten in der Nacht auf und schrieb wieder all meine Träume und Gedanken auf. Allerdings war ich nach 4 Wochen ziemlich fertig, was man mir auch ansah. Gegessen habe ich in dieser Zeit so gut wie nichts mehr, weshalb mir alle rieten, zum Arzt zu gehen. Der hatte unglaublich viel Verständnis für meine Situation und verschrieb mir Johanniskraut in hochdosierter Form. Ich bin echt kein Fan von Medikamenten, doch hilft es mir mittlerweile nachts 6 Stunden lang durchzuschlafen und auch nun mal wieder gelegentlich etwas zu essen. So fühle ich mich nicht mehr ganz so zitterig.

Ich weiß zwar nicht, was dazu beigetragen hat, daß ich den Schock irgendwie überwunden habe, doch geschah es irgendwann ganz unauffällig. Eines Tages dachte ich mir: Ja, er hat sich tatsächlich von mir getrennt und ich bin nun wieder solo.
Das war zwar ein großer Schritt, doch besser geht es mir seither immer noch nicht. Es geht mir anders schlecht, kämpfe ich nun mit all der Trauer, Wut und Enttäuschung.

Ich wünsche Dir zunächst ganz viel Kraft, die kommenden Tage zu überstehen.

Astrid

10.06.2002 17:09 • #10


E
liebe judy,

ich habe eben eine fette träne geweint, als ich deinen neuen beitrag gelesen habe: verdammte schei., du bist am boden zerstört und wirst sicherlich noch länger brauchen, um über den zustand des funktionieren hinauszukommen.

es tut mir unendlich leid, obwohl ich dich nicht kenne, aber ich weiß um das blei in deinem kopf, herz, magen ...

ich kann dir nur eins sagen (und dabei habe ich eben selbst einen jämmerlichen beitrag ins forum gestellt): du wirst das überleben! es geht vorbei! du wirst irgend wann sehen, wie viel kraft wirklich in dir steckt! es wird dauern, es wird schmerzen ... aber du wirst es schaffen! ich bin verheiratet, wollte dieses jahr ein kind von meinem mann: er sitzt jetzt in einer neuen bude und will frei sein und abstand von mir haben! wenigstens habe ich den vorteil, dass die trennung nicht plötzlich kam: ich konnte mich jetzt fast 1 jahr darauf vorbereiten, und trotzdem hofft man immer wieder, er möge morgens wach werden und denken bin ich denn verrückt geworden? was mache ich für einen mist? zurück zu meiner frau! bist du jemand, dem externe beratung helfen bzw. der das annehmen würde? vielleicht denkst du mal darüber nach ... es ist gut, einen profi in der hinterhand bei der bewältigung dieser trennung zu haben ...

judy, ich denke ganz oft an dich und schicke dir nach stuttgart viel kraft (das bisschen, was ich habe ...) und meine guten gedanken.

c-c-l

11.06.2002 13:24 • #11


E
judy,

ich habe dir gerade eine kurzmitteilung geschrieben, hätte es wohl besser über antworten gemacht?!?!

bitte abrufen!!

gruß, c-c-l

11.06.2002 15:24 • #12


E
Liebe c-c-l,

Danke für Deine lieben Nachrichten - ich bin beeindruckt, wie viel Du geben kannst, nachdem es Dir selbst so schlecht geht! Du scheinst ein rießengroßes Herz zu haben, und -sorry - Dein Mann ist ein Idiot, wenn er das so einfach wegwirft...

Deine Tipps sind supergut, ich habe sie mir gleich ausgedruckt und werde versuchen, sie zu beherzigen - aber mal ehrlich, tust Du das auch? Klar, ich weiß, die Theorie ist oft was ganz anderes als das, was das Herz möchte, aber ich habe das Gefühl, dass Du nach der ganzen Zeit noch sehr auf Deinen Mann baust (und zum Beispiel morgen auf einen Anruf wartest). Wie schaffst Du es, mit ihm zu reden und auf bessere Zeiten zu hoffen, wenn er Dir sagt, dass er nicht mehr weiß, ob er Dich noch liebt?
Ich habe vor 3 Tagen den gleichen Satz gehört (naja, er sagte ich glaube, ich liebe Dich nicht mehr genug für eine Beziehung) und finde, es gibt nichts, was demütigender ist. Wenn konkrete Vorwürfe kämen, dann könnte man wenigstens kämpfen und versuchen, diese Dinge zu verbessern - aber wenn die Liebe verschwindet, ist das der völlige Knock-out, so empfinde zumindest ich das.
Klar, man kann auch versuchen, um die Liebe zu kämpfen, aber ich hätte dann eine rießige Angst, dass das zu einem um Liebe betteln würde und der Partner dann nur aus Mitleid bleibt. Ich werde auch wahnsinnig bei dem Gedanken, dass ich seine Liebe nicht einklagen kann, dass ich nicht sagen kann: Du hast mich bisher 7 wunderschöne Jahre lang bis zum umfallen geliebt und darfst jetzt nicht damit aufhören! Aber Liebe ist ein Geschenk und wenn Du und ich das nicht mehr bekommen, werden wir nichts dagegen tun können...
Schau Dir mal an, was Mathias69 mir geschrieben hat: Willst Du wirklich einen Mann, der sich seiner Gefühle offensichtlich nicht sicher ist - Dir gegenüber? Was ist, wenn es doch noch hinhaut u. er in einem Jahr, oder in zwei Jahren wieder Bauchgefühle bekommt? Willst Du mit dieser unterschwellig immer vorhandenen Unsicherheit leben?
Ich könnte es nicht.
Und das von Susa: Ein Problem, was auf jeden Fall auf dich zu kommt wird seine Feststellung sein, dass du ihn offensichtlich mehr liebst und er dich weniger. Die argumentative Konsequenz dieses Mehr-weniger-Lieben-Vergleiches ist dann immer, dass etwas in der Beziehung nicht stimmen kann....
Sätze, die einen umhauen, aber sie stimmen...
Bislang hatten wir eine relativ ausgewogene Beziehung, naja, er war wohl schon der egoistischere Part, der viel mehr Freiheiten gebraucht hat und die sich dann auch genommen hat, aber ich hatte nie das Gefühl, dass er mich trotz seines Freiheitsdrangs weniger liebte als ich ihn. Ich weiß, dass durch die letzten Tage ein völliges Ungleichgewicht entstanden ist und ich - selbst wenn wir wieder zusammenkämen - nun in der schwachen Position bin und wohl mein Leben lang Angst haben müsste, dass er doch wieder geht. Es tut so weh, einerseits zu hoffen - und andererseits zu wissen, dass es nie mehr so werden kann, wie es mal war.
Die Unschuld und Leichtigkeit meiner (und wohl auch Deiner) Beziehung ist vorbei und wird so nie mehr wieder kommen...

Fühl Dich geknuddelt!
Judy

11.06.2002 17:53 • x 1 #13


E
Hallo Ihr!
Heute ist Tag 9 nach unserer Trennung und meine Gefühle fahren echt Achterbahn. Ich versuche mir in mein Hirn einzuhämmern: es ist vorbei, hoffe nicht, versteh es endlich - und mein Ex bringt sich mit seltsamen Aktionen wieder in Erinnerung...

Gestern kam von einem relativ entfernten Freund von ihm ein Anruf. Nach ein wenig smalltalk erzählte er mir, dass es meinem Ex recht gut geht und er seine Freiheit sehr genießt und mich momentan in keinster Weise vermisst. Oder das zumindest vorgibt, weil seine allzu gute Laune schión sehr aufgesetzt wirkt. Tja, das zu hören tut verdammt weh, aber es läßt einen zumindest nicht wieder hoffen.
Irgendwann rückte er dann aber mit der Sprache heraus:
er ruft eigentlich im Namen meines Ex an, der sich Gedanken macht, ob eine Trennung auf Zeit nicht besser gewesen wäre als der ganz krasse Schritt (den er angeblich nur mir zu Liebe getan hat, damit ich Klarheit habe). Oh Mann, mein Herz schlug Purzelbäume, weil ich dachte, er bereut unsere Trennung schon. Als ich nachfragte, ob sich denn etwa an seinen Gefühlen oder seinem Entschluss was geändert hat, antwortetet sein Freund lapidar: Nö, seine Gefühle für Dich sind nicht wieder stärker geworden und vermissen tut er Dich momentan wohl auch nicht sonderlich - aber das ist momentan so und man weiß ja nie, was in ein paar Wochen ist und er überlegt, ob dann das Zurückkommen bei einer Trennung auf Zeit einfacher wäre, falls er es sich doch noch anders überlegen sollte.
Sein Freund fragte mich dann, ob dieser deal für mich vorstellbar wäre.

Ich war echt entsetzt! Zum einen, weil er nicht selbst anruft, sondern irgendeinen Freund bei mir nachfragen lässt - wie im Kindergarten!
Und zum anderen bin ich extrem unsicher: Er will unsere Beziehung nicht mehr - aber so eine Warmhaltetaktik mit Hintertürchen will er sich dann doch noch offenlassen, oder wie? Oder ist das doch der erste zaghafte Schritt zu uns zurück?
Ich habe dann seinem Freund gesagt, dass ich ihm nur dann, wenn er spürt, dass er mich liebt, gerne Zeit gebe, um wieder zu sich zu kommen und nur dann eine Trennung auf Zeit für mich vorstellbar wäre. Aber ein Warmhalten, damit er´s dann leichter hat, falls er es sich doch noch überlegt, mache ich keinesfalls mit.

Habe ich zu hart reagiert? Habe ich das erste zarte Pflänzchen, das er wieder zwischen uns wachsen lassen will, gleich im Keim zerstört?

Verwirrte Grüße,
Judy.11

17.06.2002 16:57 • #14


E
hallo judy,

du hast durch deine reaktion kein pflänzchen kaputtgemacht ... abgesehen davon ist der anruf wirklich dämlich inszeniert und à la kindergarten. dein ex-freund scheint ziemlich schiss zu haben ....

ich kann mir vorstellen, dass du ihn noch eine ganze zeitlang zurück haben möchtest und irgend wann überhaupt nicht mehr. mir scheint auch, dass du schon jetzt - trotz aller gefühle - etwas abgetörnt bist ... gut so!

eine frage habe ich noch an dich: kannst du jetzt - nach verkraften des 1. schocks - noch immer sagen, dass eure beziehung perfekt war oder hast du mitunter das gefühl, dass es nicht so wahr? diese frage soll dich übrigens nicht subtil manipulieren, ich interessiere mich nur wirklich dafür! du machst auf mich einen sehr stabilen + festorientierten eindruck, er kommt mir aufgrund eurer geschichte etwas labil + anfällig rüber. das würde mich wirklich interessieren.

ich habe übrigens eben ein geschäft angerufen, die gebrauchte möbel abholen kommen und diese für sozialschwache wieder reparieren. das heißt: mein / unser bett wird morgen früh abgeholt, ich werde dann 1 woche auf der couch pennen (ist mir zZ ganz lieb, weil da keine erinnerungen auf mich warten) und dann mein neues bekommen. war ganz stolz auf meinen beherzten anruf, habe danach ein fürchterliches down bekommen und geheult ... jetzt gehts wieder besser: ES IST NUR EIN BETT!!!!

viele liebe grüße, auch an deine katze! (behälst du das sorgerecht?)

c-c-l

18.06.2002 12:52 • #15


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