Hallo Ihr!
Nun habe ich einige Beiträge gelesen und bei vielen davon wirklich Gänsehaut bekommen. Ich finde es mutig von Euch, hier die eigene Geschichte zu erzählen und so viel von Euch preiszugeben. Nun habe ich mich dazu durchgerungen, es auch zu tun, denn ich denke, es ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die nachvollziehen können, dass gerade eine Welt in einem zusammenbricht.
Ich bin 34 und habe mit meinem Freund (33) jetzt seit fast 7 Jahren die harmonischste, liebvollste Beziehung, die ich mir vorstellen kann, ich habe noch mit keinem Menschen so viel gelacht, so sehr die gleiche Wellenlänge gehabt, ich war einfach glücklich - und dachte, ihm geht es genauso. Im Freundeskreis galten wir als Traumpaar, unser Hochzeitstermin am 20.7.2002 stand fest, alles war organisiert...
Vor jetzt 8 Wochen (also 3 Monate vor der Hochzeit) fing es an, zu kippen:mein Freund hat exakt in dem Moment, als die Hochzeitseinladungen rausgingen, das Aufgebot bestellt und das Kleid gekauft war, urplötzlich ein komisches Bauchgefühl bekommen und mir mitgeteilt, dass er Angst vor der Hochzeit hat. Es folgten viele Tränen und Verlustangst auf beiden Seiten, dramatische Gespräche und die Hoffnung, dass vielleicht doch noch irgendwas zu retten ist.
Wir hatten uns doch beide so auf die Hochzeit gefreut, konnten es kaum abwarten - und dann wirft er aus heiterem Himmel alles hin. Er hat herzzerreißend geweint und gesagt, dass er unendlich Angst hat, mich jetzt zu verlieren. Erst knüpft er mit einem superromantischen Heiratsantrag ein Band - und dann zerschneidet er es wieder. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch weiß, was für ein Mensch er ist.
Tja, vor 3 Wochen habe ich dann mit vielen Tränen und viel Trauer die Hochzeit abgesagt, weil ich gemerkt habe, dass er viel zu große Angst davor hat und ganz und gar nicht mehr davon überzeugt ist, mich heiraten zu wollen. Ich hatte das Gefühl, ich muss mir selbst das Herz rausreißen. Aber ich dachte, bevor die ganze Beziehung an dem Thema kaputtgeht, opfere ich lieber die Hochzeit, weil ich gehofft habe, dass sein Angstgefühl dann weggeht.
Jetzt ist er alleine für 2 Wochen nach Teneriffa geflüchtet, weil er herausfinden will, was mit ihm los ist. Jedenfalls ist sein Bauchgefühl trotz Absage der Hochzeit nicht besser geworden und ich drehe noch durch, weil ich überhaupt nicht mehr verstehe, was mit ihm los ist. Jetzt hat er doch das, was er will: die Hochzeit findet nicht statt und ich bin ihm trotzdem nicht davongelaufen.
Wenn ich ihn frage, ob er mich liebt, sagt er zwar ja, sonst wäre er ja nicht mehr hier und würde diese schlimme Situation ertragen - aber er sagt dann auch gleich, dass er daran selbst zweifelt, wenn er so einen heftigen Schritt tut und unsere Hochzeit absagt.
Und ich blöde Kuh kämpfe um ihn, versuche ihn mit meinem Optimismus mitzureißen, sage komm schon, dass bekommen wir wieder hin, obwohl ich so verletzt bin, dass ich am liebsten meine Koffer packen würde. Und was tut er:
verkrümelt sich in sein Schneckenhaus und kämpft kein bisschen um mich. Er sagt, er kämpft mit sich und das wäre für unsere Beziehung viel besser - nur davon habe ich momentan gar nichts.
Jetzt am Samstag, also morgen, kommt er von seinem
Selbstfindungstripp-Urlaub zurück und außer einem sehr kühlem Telefonat hatten wir keinen Kontakt während seines Urlaubs. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie groß meine Angst
vor Samstag ist und wie sehr ich mich davor fürchte, dass er sagt, es ist vorbei. Mein Gefühl sagt mir zumindest, dass das so kommen wird.
Ich weiß nicht mehr weiter, bin völlig verzweifelt. Soll/kann ich seiner Liebe noch trauen, wenn er offenbar selbst nicht mehr sicher ist? Sucht er nur krampfhaft nach einem Grund für seine kalten Füße vor der Hochzeit und stellt nur deshalb seine Liebe in Frage? Oder ist seine schon weg? 1000 Fragen drehen sich in meinem Kopf. Kann man so einen Vertrauensbruch wieder kitten oder wird der Stachel ewig zwischen uns sein? Kann man mit einer solchen Geschichte weitermachen, wenn man weiß, wie harmonisch und unkompliziert es vorher war? Ich bin wirklich verzweifelt, weil ich ihn und unsere schöne Beziehung nicht verlieren will - und weiß nicht, ob ich nicht schon verloren habe. Mein Gott, ich war so happy mit ihm und hab Angst, dass es nie wieder so sein wird.
Ich würde so gerne verstehen können, was da gerade unsere Beziehung zerstört...
Liebe Grüße,
Judy11
07.06.2002 10:36 •
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