hallo liebe c-c-l,
na klar behalte ich das Sorgerecht für meinen supersüßen Kater Robert Redford genannt Robby, den lasse ich mir niemals wegnehmen! :D Ich merke nur, dass er meinen Ex wohl fürchterlich vermisst (an seinen Klamotten schnuppert und dann jammert und so) und das tut mir sooo leid...
Aber da kann ich gleich anfangen, Deine Frage zu beantworten: jetzt, mit ein bisschen mehr Abstand, sehe, ich, dass unsere Beziehung nicht perfekt war. Sie war zwar wirklich harmonisch, unkompliziert und wir waren ein perfekt eingespieltes Team - aber doch meist auf meine Kosten.
Er hat viele Dinge, die ich angestrebt habe, nicht haben wollen und konsequent verneint - dafür hatte er einen heftigen Freiheitsdrang und ich musste akzeptieren, dass er z.T. 4 mal pro Woche mit seinen Fußballkumpels weggegangen ist und den Rest der Woche dann faul auf dem Sofa lag.
Ich habe zum Beispiel 3 (!) Jahre auf meinen Ex eingeredet, bis er endlich auch sein okay gegeben hat, dass wir uns eine Katze anschaffen. Sogar das war ihm zu viel Verantwortung! Seine übliche Begründung für fast alle Veränderungen: da müssen wir ja Verantwortung übernehmen und evtl. Einschränkungen in Kauf nehmen, das nimmt uns die Freiheit, einfach mal ein Wochenende wegzufahren und außerdem : warum sollen wir was ändern, es ging doch bisher auch so ganz gut.
Das waren IMMER seine Killerargumente, bei allen Veränderungen, die ich mir gewünscht habe: bevor wir zusammengezogen sind, bevor wir uns die Katze angeschafft haben, beim Thema Hochzeit, beim Thema Kinder sowieso...
Ich hatte das Gefühl, er fährt ständig mit angezogener Handbremse durchs Leben, hat ständig Angst vor dem Erwachsenwerden und will lebenslänglich im ´Studentenleben verharren. Das war etwas, was mich wahnsinnig gemacht hat... Aber dann kam die Zusage, dass ich eine Katze haben kann, dann der Heiratsantrag und ich dachte hey, er wird erwachsen, jetzt tut sich endlich was - tja, zu früh gefreut...
Du hast mit Deiner Einschätzung recht, ich bin eher straight, habe Ziele und Pläne und habe Lust, neue Dinge im Leben auszuprobieren - und er ist eher der etwas labilere ewige Junge, der Angst vor so vielen Dingen hat.
Was an unserer Beziehung für mich perfekt war, war wohl für mich eher mein Gefühl, das ich für ihn hatte. Ich habe mich trotz all seiner Macken mit ihm so wohlgefühlt, war bereit, ihn so zu akzeptieren, wie er war und habe aus jeder Macke auch etwas Positives ziehen können.
Bsp: es nervte mich, dass er nicht erwachsen werden will - aber seine jungenhafte Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der er durchs Leben gesprungen ist, hat mir dann auf der anderen Seite wieder gut getan. Oder sein heftiger Freiheitsdrang: das ging mir zuweilen mächtig auf den Nerv - aber ich habe es für mich genutzt und gelernt, toleranter zu werden und weniger Klammeraffe, wie ich es in früheren Beziehungen sicher mehr war.
Ich glaube, perfekt waren die letzten Monate vor allem deshalb für mich, weil er meinen Traum in Erfüllung gehen ließ: mein Süßer wurde doch langsam erwachsen und liebt mich so sehr, dass er mich heiraten will. Und in einer Zeit, in der ich mit der Vorfreude auf die Hochzeit und ein gemeinsames Leben quasi auf den Gipfel der Gefühle gestürmt bin - hat er sich ins Tal aufgemacht und mir dann, als er ganz unten und ich fast ganz oben war, mitgeteilt, dass es vorbei ist.
Und ich war die ganze Zeit wohl viel zu glücklich und verliebt, um zu merken, dass er sich schon längst von mir entfernt hat.
Das macht mir gerade am meisten zu schaffen: dass seine Liebe wohl schon länger weniger wurde und er mir weiterhin perfekt vorgespielt hat, wie sehr er sich auf die Hochzeit und unsere Zukunft freut!
Liebe c-c-l, das finde ich richtig gut, dass Du das Bett rauswirfst! Ich schlafe jede Nacht noch auf seinem Bett und das muss ich auch demnächst ändern!
Ich hab übrigens noch einen Tipp für Dich (und alle anderen): das Buch von Doris Wolf Wenn der Partner geht ist echt genial. Es gibt ganz konkrete Tipps, wie man Stück für Stück aus dem fürchterlichen Gefühl herauskommt und es zeigt einem, dass man nicht verrückt ist, so zu empfinden, sondern dass es vielen so geht.
Ich sende Dir ganz liebe Grüße!
Judy
18.06.2002 14:31 •
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