Liebes Forum,
vor ca. einem viertel Jahr habe ich mir hier angemeldet und viel Kraft und positive Energie getankt und hoffe ich konnte / kann es auch an einiger Stelle zurück geben.
Nicht jede Geschichte hat ein Happy End und nicht jeder Partner ist dafür gemacht zu bleiben, aber dennoch kann man seinen eigenen Weg zum Glück finden. Daher würde ich gerne einen Teil meiner Geschichte erzählen und hoffe dass sie vielleicht auch nur einer Person die sie liest, ein wenig Kraft und Mut schenkt.
Ich habe mich in der Mitte des letzten Jahres von meiner langjährigen Beziehung getrennt, in der ich schon seit längerer Zeit nicht mehr glücklich war. Nach langem Entschluss fing ich neu an und renovierte das Haus meiner Großmutter mit Hilfe meiner besten Freunde. Zu dieser Zeit wohnte ich trotz Trennung noch bei meinem Ex Partner und jeden Abend wusste ich, dass Vorwürfe und Beleidigungen an der Tagesordnung standen, aber irgendwie zog ich es durch.
Neben meinen Freunden hatte ich in dieser Zeit große Unterstützung durch meinen Arbeitskollegen mit dem ich sehr viel Zeit verbrachte, da auch er sich gerade getrennt hatte. Nach mehreren Monaten in denen wir uns gegenseitig unterstützt hatten, sei es seelisch, als auch auf der Arbeit oder bei der Renovierung, hat irgendetwas Klick gemacht. Wir übernachteten beieinander, kuschelten und irgendwann schliefen wir miteinander. Alles unverbindlich, freundschaftlich und irgendwie hatte es etwas tröstliches. Nach einiger Zeit wurde es meinem Kollegen zu viel und er speiste mich im Oktober mit den Worten 'ich habe keinen Bock auf Verbindlichkeiten' ziemlich kurz und knapp ab und da ging es auf: mein persönliches schwarzes Loch.
Ich verfiel in eine fiese Depression, wollte nicht essen, nicht alleine sein aber konnte nicht mal weinen. Mir war den ganzen Tag über schlecht und es fühlte sich alles fremd an. Manchmal war ich mir selbst fremd, manchmal war es die Umgebung. Dann in immer kürzeren Abständen überkamen mich Panikattacken, oft wenn ich im Bett lag, manchmal aber sogar auf der Arbeit. Ich hatte Angst vor den Wochenenden, denn da würde sie wieder lauern, die Einsamkeit, die Angst und die Panik. Da ich diesen Zustand so nicht hin nehmen wollte, ging ich zu einer psychiatrischen Heilpraktikerin und redete mir meinen ganzen Kummer von der Seele, all die Dinge die ich bis dato erlebt hatte, von gescheiterten Beziehungen, über familiäre Probleme bis hin zu meinem Kollegen. Es dauerte seine Zeit, aber gegen Ende letzten Jahres ging es mir besser, auch wenn ich an Heiligabend alleine war und total Bridget Jones mäßig mit Torte im Bett lag und theatralisch weinte. Ich arbeite immer noch an mir und manchmal schmecke ich die Angst in meinem Mund, aber es geht jeden Tag aufwärts.
Zurück zu meinem Kollegen. Natürlich hatte er mir mitgeteilt keinen Bock auf mich zu haben, aber ich spürte dass irgendwas nicht stimmte. Auch als ich auf Arbeit war konnte er einfach nicht von mir lassen. Ich kommunizierte oft genug dass er mir nicht gut tat und ich sah dass es ihn verletzte. Er bemühte sich immer mehr um mich, entschuldigte sich für sein Verhalten und fuhr mich sogar zu Therapie. Wir trafen uns wieder und redeten viel miteinander, allerdings nur über allgemeines und selten über uns. Als wir uns nach einiger Zeit wieder annäherten (und ja Gott bewahre, der Geist ist stark das Fleisch ist schwach) flammten die Gefühle erneut auf und ab da an ging dann das 'Spiel los'. Es war ein ständiges auf und ab zwischen Nähe und Distanz. Man nährte sich an und dafür wurde man dann ein paar Tage später wieder auf die lange Bank geschoben, aber kaum waren wir auf Arbeit, konnten wir wieder nicht ohne einander. Natürlich hätte ich diesen Zustand so weiter spinnen können, doch dieses Hin und Her hat mich total ausgelaugt und viel Energie gekostet. Daher sagte ich ihm an Silvester dass ich Gefühle für ihn hätte und er antwortete nichts. Ich zog mich zurück und beschloss diese Beziehung im alten Jahr zu lassen. Nach nicht einmal einer Woche , sagte er mitten in einem Gespräch, dass er mir unbedingt sagen müsste dass er auch Gefühle für mich hätte und ich ihm alles andere als sch. egal wäre. Wir aber dringend reden müssten.
Nun haben wir geredet. Es war ein äußerst trauriges Gespräch, wir haben beide sehr viel geweint, was ich von ihm eigentlich nicht kannte. Er hat sich für all die Momente entschuldigt, in denen er mich absichtlich verletzte nur um mich nicht zu nah an sich ran kommen zu lassen. Das größte Problem was zwischen uns steht ist die Arbeit. Wir wollen beide nicht im Mittelpunkt stehen und haben zudem noch Bedenken, dass wir uns eventuell auf die Nerven gehen könnten wenn wir zusammen sind UND zusammen arbeiten, da wir beide die ähnliche Einstellung zu Nähe und Distanz haben. Beide wissen wir dass wir sehr verletzt sind uns jetzt an diesem Punkt gehen zu lassen und ja, ich bin auch wirklich traurig darüber. Allerdings habe ich in den letzten Jahren oft den Fehler begangen und habe mein persönliches Glück immer von anderen abhängig gemacht, eigentlich ist man allerdings doch sich selbst der wichtigste Partner. Das man einen Menschen vermisst ist völlig normal, genau so wie es normal ist, dass nicht jeder Mensch zum Bleiben bestimmt ist. Manche gehen nur einen Teil des Weges mit uns und wir sollten vielleicht öfter Mal stolz darauf sein für jede schwierige Erfahrung die wir meistern. Eigentlich haben wir doch alles was uns glücklich macht und wenn jemand nicht bei uns bleiben möchte, sollten wir ihn auch nicht dazu überreden wollen. Ich denke wir sind alle wunderbar so wie wir sind und auch wenn wir leiden, wir werden alle irgendwann unsere persönliche Zufriedenheit finden und das wünsche ich jedem einzelnen von euch. Und auch wenn diese Geschichte kein Happy End hat, ist es okay. Denn es gab jemanden in meinem Leben der mich zumindest einen Zeit lang glücklich machte und nun tue ich was mir gut tut und bin dankbar für jede Erfahrung.
Ich wünsche euch weiterhin alles Liebe
23.01.2021 13:05 •
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