Hey Irina,
vielen Dank vorweg für deinen aufrüttelnden Worte und die Zeit, die du hier investierst. Ich weiß das zu schätzen.
Meine Intuition sagt mir, er kann mir LEIDER nicht die Beziehung schenken, die ich mir wünsche. Er hat andere Bedürfnisse als ich, er ist mit sich selbst zu sehr beschäftigt und das muss ich akzeptieren.
Es hat keine Wertigkeit, wenn ich das hier schreibe, denn jeder tickt nun mal anders und das ist auch okay. Okay, solange man mit offenen Karten spielt. Das fiel uns, wie euch, allerdings sehr schwer. Meistens war das eher so ein Machtspielchen, er wollte sich keine Schwächen eingestehen und ich hatte irgendwie das komische Gefühl, dass er es als Schwäche ansah, wenn ich nachgab.
Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass er mir mal ganz offen seine Wünsche an die Beziehung oder mich mitgeteilt hat. Immer schwieg er sich aus, oder erklärte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsste, weil alles bestens sei. Er ließ sich da einfach nicht in die Karten gucken, weil er scheinbar kein Vertrauen aufbauen konnte/wollte. Das nagt natürlich nach wie vor an meiner Seele, denn eigentlich werde ich als eine sehr vertrauenswürdige Person beschrieben. Selbst fremde Menschen öffnen sich mir gegenüber sehr schnell. Dachte, dass wäre eine meiner Stärken.
Das Anerkennen der Gründe für das Scheitern unserer Beziehung... Hm, ob das der erste Schritt vom Loslassen ist, ich hoffe es sehr, denn ich möchte ihn loslassen.
Und das nochmals nicht weil ich ihn nicht mehr liebe, aber ich hab mich halt auch lieb und wenn ich im Laufe einer Beziehung ständig leide, kann das einfach nicht richtig sein. So denkt mein Kopf, aber mein Herz trägt den Kummer mit sich und möchte ihn gerne mal abladen. Ich hab ständig sein liebes Gesicht vor Augen, denke an seine innigen Umarmungen... Hm, ich will nicht mehr so denken, weil ich ihn immer und immer wieder schone. Aber das meintest du ja, ist auch nicht der richtige Weg.
Fehlte ihm vielleicht auch die Herausforderung mit mir, weil ich ihm bereit war, alles zu schenken?! Hm, frage ich mich gerade...
Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass mein Ex meine Leichtigkeit beneidet hat. Ich versuch die Dinge nicht so schwer zu nehmen, vor ein paar Jahren war ich auch noch anders, aber er machte aus vielem schon mal nen Drama. Lach!
Hört sich jetzt ein wenig lächerlich an, aber du weißt sicher was gemeint ist.
Ich denke, sein Problem war, dass er mit sich ständig kämpfte. Er verstand vielleicht nicht was in ihm vorging. So hatter er oft Schlafstörungen, pulte oft aus Nervosität an sich herum, konnte sich nicht an Plätzen mit vielen Leuten aufhalten, hatte Angst zu vertrauen und war folglich stets auf der Hut. Er negierte viel, insbesondere Leute, die in seinem Umfeld waren.
Ich stell mir das auf Dauer auch belastend vor, ABER ich hätte dann Rat eingeholt. Er sah dazu aber keine Notwendigkeit.
Wie konntest du akzeptieren, dass er die Dinge lieber mit sich selbst ausmachen wollte?
Ich frag mich was dein Ex damit meinte, dass er erst mal ein richtiger Mann werden müsse, um sich zu öffnen? Mir erschließt sich das noch nicht der Kontext oder Hintergrund. Wie hast du das interpretiert?
Ich hab ebenso wie du schnell gemerkt, dass das keine einfache Bindung ist, ich hatte Vergleiche zu vorherigen Beziehungen, die weit davon abwichen. Früher wurde ich von meinen Partnern eher umgarnt, nun musste ich umgarnen. Ich hab aber zu sehr umgarnt, weil ich mich selbst verloren hab. Meine Bedürfnisse stellte ich hinten an und ihn ließ ich auf mir sich hochstrampeln. Hm, dass das nicht gut gehen konnte, liegt auf der Hand. Aber trotzdem hielt ich an der Beziehung fest, weil ich ihn einfach zu sehr liebte.
Aber wie gesagt, mit 2012 änderte sich mein Verhalten, ich achtete mehr und mehr auf mich. Ich kann dir nicht mal sagen was mein Umdenken bewirkte, es war einfach da, das Gefühl, dass er einfach mehr Stellung beziehen müsste und mir entgegen kommen sollte...
Die Gespräche hätte ich gerne mit meinem Ex geführt, allerdings verschloss er sich dem ggü immer wieder. Nur kurze Unterhaltungen fanden statt, dann blockte er wieder oder kapselte sich sogar ab. Gott, dieses Abkapseln machte mich wahnsinnig.
Ebenso wie du wollte ich doch nichts Unmögliches, ich wollte einfach etwas mehr Sicherheit von seiner Seite. Er gab mir einfach zu wenig Input von sich. Auch verstand ich nie diese Suche nach seiner Berufung, das scheint eine weitere Parallele zu deinem Ex zu sein. Was trieb ihn stetig voran? Hast du das mal hinterfragt?
Das Abkapseln wurde mir seinerseits immer damit erklärt, dass er schon als Kind immer auf sich gestellt war, seine Eltern konnten ihm nicht den Schutz geben, also musste er funktionieren. Er machte alles mit sich aus und entwickelte auch einen Stolz, dass er eben niemanden brauchte.
Was seine Gefühlslage anbelangt, das war sehr ambivalent. Es gab Wochen, da sagte er mir mehrfach am Tag, dass er mich lieben würde und war sehr nähebedürftig. Ja und dann gab es die anderen, wo er mich am langen Arm erfrieren ließ.
Dieser Zwiespalt lässt mich auch an der Trennung festhalten, so schwer es mir fällt, ich möchte nicht im Wochenturnus mal so und mal so behandelt werden. Es gab für mich keinen ersichtlichen Grund weshalb er so in seinen Gefühlen schwankte, denn alltägliche Probleme hat ein jeder von uns.
Hier spielte dann auch oftmals seine passiv-aggressive Art mit hinein, denn entweder er wurde wütend wegen Kleingikeiten, oder aber er entlud seinen Frust in verbalen Attacken mir gegenüber. Wie äußerte sich diese Aggressivität dir gegenüber?
Magst du mir einmal schreiben inwiefern du die Bindung bei der ersten Trennung gefüttert hast? Als er dir eine Freundschaft anbat, wolltest du das dann nicht wahrhaben, oder wie muss ich das verstehen?
Du hast geschrieben, dass es dir sehr schwer fiel, weil er immer wieder den Kontakt suchte, wenn du dich frei gemacht hattest. Wie bekam er das denn mit? Du wirst es ihm ja kaum geschrieben haben.
Man, man, das mit dem genießen der Zweisamkeit kommt mir auch sowas von bekannt vor. Ich empfand es zumindest so, dass er unsere gemeinsame Zeit als anstrengend empfand. Er wirkte so unentspannt. Seine innere Unruhe machte sich dann häufig bemerkbar und mit Fortschreiten der Zeit übertrug sich diese sogar auf mich.
Was die Beständigkeit anbelangte, so wusste ich auch eine ganze Weile immer nicht wann wir uns wiedersehen würden. Klar, man sah sich in schlechten Wochen 1x die Woche, aber wann das passieren würde, entschied zumeistens er. Sag mal hab ich richtig gelesen, dass er sich manchmal wochenlang nicht meldete, obwohl ihr zusammen ward? Wie hat er denn das gerechtfertigt? Wie gesagt, zu Weihnachten hatten wir eine ähnliche Situation, wir hatten da 1 Woche nichts voneinander gehört, dann machte ich den Schritt auf ihn zu. Er empfand sowas als Schwäche.
Wie war das bei euch, wer kam auch wen zu?
Ich frag mich auch oft, ob eine gesunde Frau das alles mit sich machen ließe. Hm, ich bin mir noch nicht schlüssig, denn ich empfinde mich nicht als krank. Ich lebe ein bodenständiges Leben und laut meinen Umfeld bin ich ein ausgeglichener liebevoller Mensch.
Allerdings an meinem Selbstbewusstsein könnte ich durchaus arbeiten, das ist net besonders.
Allerdings denke ich, dass das sehr vielen Menschen so geht.
Mit dem Thema Selbstliebe habe ich nun begonnen, weil ich von mir schon recht viel abverlange. Sei es nun im Beruf als auch im privaten Leben. Ich möchte auf vielen Ebenen erfolgreich sein. Ist natürlich ein Balanceakt und da sollte ich vielleicht ein wenig milder mit mir umgehen. Das habe ich jetzt begonnen und weißt was, es fühlt sich super an!
Alles Liebe