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Aus der Sicht einer, die sich getrennt hat

M
Zitat von Shedia_:
Also ein paar Unterschiede in der Kommunikation gibt es ja schon. Mir wurde noch vermittelt, dass man z.B. Wünsche nicht aussprechen darf. Frei unter dem Motto, Kinder die was wollen, kriegen was auf die Bollen. Jungs können sich über solche Sinnsprüche vielleicht leichter hinweg setzen. Außerdem haben Frauen im ...

Ich finde es immer schwierig, wenn Geschlechter pauschal Eigenschaften zugeschrieben werden, die mit dem Geschlecht eigentlich nichts zu tun haben.

Ich habe sowohl im privaten als auch im Beruf auch teilweise mit sehr selbstbewussten Frauen zu tun, die mit beiden Beinen im Leben stehen und sehr wohl deutlich sagen können, was sie wollen und brauchen.

Und ich kenne Männer, die zu beidem nicht in der Lage sind.

Aber auch Frauen, die dazu nicht in der Lage sind und Männer, die es können.

03.05.2024 13:55 • x 1 #61


C
Zitat von Razor_cgn:
@Cabonga1970 Da wären wir wieder bei dem Thema: Warum bringen Schulen den Kindern die Unterschiede zwischen Mann und Frau in Sachen Kommunikation, Neurologie, Physiologie usw. nicht bei? Die Eltern machen es ja augenscheinlich nicht, oder wissen es nicht. Wir waren mal in Sachen Aufklärung auf einem guten Weg, aber ...

in Bayern wurden gerade zwei philosophischen Stunden gestrichen zu Gunsten von Mathe. Hauptsache rechnen wegen Pisa und weil es ums Geld geht. Das ist letzlich das Problem. Die Wirtschaft muss brummen. Ob´s uns mental gut geht - egal

03.05.2024 13:56 • x 3 #62


A


Aus der Sicht einer, die sich getrennt hat

x 3


M
Zitat von Sitamun:
Und ist dein Plan? Mit einem Menschen zu leben der so ist / denkt / handelt? Gruselig. Ich konnte das nicht. Jetzt mag man sagen, dass ich ja 3x brauchte, bis ich beim 4ten Mal ging. Aber ich habe leider jedesmal geglaubt, es ist jetzt zu Ende. Hätte ich so gedacht wie du, wäre ich gleich weg gewesen. Wie geht denn ...



Das Problem, dass hier einige in einer Ehe 2.0 sind und das ganz toll finden und andere sich das nicht vorstellen können haben wir hier doch schon gefühlt 100x in den letzten Wochen durchdiskutiert.

Bitte nicht noch einmal.


Hilft auch der TE in keinster Weise.

03.05.2024 13:58 • #63


C
Zitat von Shedia_:
Ganz bestimmt sogar. Früher glaubte ich, wenn ich eine gute Mutter sein will, muss ich 24/7 für die Kinder da sein. Das wurde mir und vielen Frauen meiner Generation ja auch noch so beigebracht. Ging man arbeiten, so nur dann, wenn die Kinder im Kindergarten oder in der Schule waren, also zwangsläufig nur in ...

Zitat von Martin123:
Ich finde es immer schwierig, wenn Geschlechter pauschal Eigenschaften zugeschrieben werden, die mit dem Geschlecht eigentlich nichts zu tun haben. I...

03.05.2024 13:58 • #64


Kampfschnake
Zitat von Shedia_:
Das wurde mir und vielen Frauen meiner Generation ja auch noch so beigebracht. Ging man arbeiten, so nur dann, wenn die Kinder im Kindergarten oder in der Schule waren, also zwangsläufig nur in Teilzeit. Und danach ging der Alltag sofort weiter: Kinder abholen, einkaufen, kochen, Wäsche machen, putzen und abends dann dem lieben Ehemann die Schlappen vor den Sessel stellen, neues Make Up auflegen und die Dame fatale mimen. Ich übertreibe jetzt mal und so habe ich es nie gehandhabt.

Einsicht ist der erste Schritt usw....

Das was Du beschreibst, war in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts so. So alt bist Du jetzt auch wieder nicht.

Zitat von Shedia_:
Außerdem plädiere ich für andere Öffnungszeiten der Kitas, z.B. auch an Wochenenden und in den Abendstunden.


Du weißt, was in den Kitas so los ist? Sorry für OT. Aber das regt mich auf.

03.05.2024 14:00 • x 2 #65


C
Mir Geb. 1970 wurden Schweigen bei Bedürfnissen beigebracht. Wir bringen unseren Kindern nun bei, dass sie Bedürfnisse äußern sollen. Weinen war mir mehr oder weniger untersagt...

03.05.2024 14:03 • x 2 #66


Sitamun
Zitat von Martin123:
Bitte nicht noch einmal.

Ok, respektiere ich natürlich. Aber dann versuch auch nicht, diesen Thread wieder mit deinen Ausführungen zu kappern. Gleiche Pflicht für alle.

03.05.2024 14:12 • x 3 #67


S
Zitat von Kampfschnake:
Du weißt, was in den Kitas so los ist? Sorry für OT. Aber das regt mich auf.

Ja, ich hab mal ein Jahr in einer ausgeholfen. Ist aber schon Jahre her. Ich weiß, dass dort Notstand herrscht. Ebenso wie in dem Bereich, in dem ich arbeite: der Pflege. Nur dass Erzieherinnen rund 1000 Euro mehr verdienen als examinierte Pfleger. Und ich rede ja noch nichtmal von Nachtschichten, die in meinem Beruf alltäglich sind. Also was genau regt dich auf?

03.05.2024 14:36 • x 1 #68


S
Zitat von Kampfschnake:
So alt bist Du jetzt auch wieder nicht.

Nö, bin 1964 geboren. Aber meine Eltern waren schon recht alt bei meiner Geburt. Ich wurde erzogen, wie es in den 50ern üblich war: Autoritär und rollenspezifisch.

03.05.2024 14:39 • #69


Kampfschnake
@Shedia_

Hier ist nicht der Ort, um Dir zu erklären, was mich aufregt. Es gibt irgendwo einen Thread mit dem Titel Was kannst Du nicht leiden oder so ähnlich. Dort können wir das Thema sehr gerne vertiefen.

03.05.2024 17:23 • x 1 #70


Philinea
@DieSeherin
Zitat von DieSeherin:
kannst du mit der gerade laufenden diskussion eigentlich was anfangen, oder möchtest du eher input für die derzeitige und künftige lebenssituation?



Doch, sehr viel, die Diskussion ist toll! Bin ganz überwältigt von den vielen Rückmeldungen. Ich komme nur leider tagsüber meist nicht zum schreiben, allenfalls zum drüberlesen. Arbeit, Kinder, Haushalt Meist erst (spät)abends kann ich mich in Ruhe vors Notebook setzen, solange müsst ihr euch gedulden, sorry!

03.05.2024 17:47 • x 4 #71


H
Zitat von Philinea:
Und ich habe daraus gelernt, never ever werde ich mich je wieder auf einen gebundenen Mann einlassen. Da bleibe ich wirklich lieber allein. Was ich ja jetzt auch schon eine ganze Weile und tatsächlich erstmals im Leben bin, und es ist nicht alles Ponyhof, aber es geht erstaunlich gut.

Vielleicht kommst du noch auf den Geschmack, Unverbindlichkeit, Du datest nur um Spaß zu haben, ansonsten ziehst du dein Ding durch.
Ich freue mich für dich, dass du als Single gut zurecht kommst, weiter so, das läuft .

03.05.2024 18:54 • x 1 #72


darkenrahl
Zitat von Philinea:
Und abschließend eins noch: mir ist schon klar, dass sich hier einige allein durch die Erwähnung des Wortes Affäre getriggert fühlen und womöglich hier wieder die ewiggleichen Diskussionen losbrechen. Das kann ich nicht verbieten oder verhindern, aber ich hoffe, dass es nicht nur darum gehen wird, denn das ist nicht mein Thema. Für mich ist die Sache abgeschlossen. Sie war ein Nebenschauplatz, ein Auslöser, ein Symptom, aber nicht die Ursache für das Scheitern meiner Ehe, aber auch nicht im Geringsten. Das ist vorbei, der Mann ist ein unreifes A. und ich bin letztlich froh, ihn los zu sein. Und ich habe daraus gelernt, never ever werde ich mich je wieder auf einen gebundenen Mann einlassen. Da bleibe ich wirklich lieber allein. Was ich ja jetzt auch schon eine ganze Weile und tatsächlich erstmals im Leben bin, und es ist nicht alles Ponyhof, aber es geht erstaunlich gut.

Danke, ein Klassebeitrag und wird vielen hier guttun.
Was hier natürlich auch schön ist, es gab keinen Rosenkrieg, sondern eine Seite hat die Konsequenzen gezogen in einer Parternschaft, die kaum mehr zu kitten war.
Dass die Affäre kam, war da voraus zu sehen, aber nicht der Grund der Trennung.
Das unterscheidet sich von den meisten Threads hier und trotz dem ich Affären nicht beführworte, kann ich dich verstehen und drücke dir die Daumen.
Was ich von dir da gelesen habe nach der Geburt der Kinder erinnert mich an unsere Zeit, nur im umgekehrten Sinn.
Aber im Gegensatz zu deiner Geschichte sind wir immer noch zusammen, war aber nicht einfach.
Heute bereue ich es nicht mehr, aber es gab diese Zeit schon.

03.05.2024 19:55 • x 1 #73


Philinea
Zitat von brokenforever:
Angst ist der allerschlechteste Begleiter. Größter Treiber von Miskommunikation. Hättest du wirklich gedacht, dein Mann trennt sich von dir, wenn du dich ihm öffnest? Hattest du gar kein Vertrauen mehr in eure Liebe?





Mit Angst kenne ich mich aus, das kannst du mir glauben. Angst ist nicht unbedingt ein schlechter Begleiter - man kann viele Dinge trotz oder mit Angst tun. Man kann dadurch die Angst überwinden, und man fühlt sich dann sehr mutig. Aber ja, wenn man sich ihr hingibt, ist man wie gelähmt.

Ich hatte nicht Angst davor, dass er sich trennt, weil ich mich öffne. Sondern ich hatte Angst, dass dann etwas angestoßen wird. Dass ich es aus ihm herauskriegen müssen würde, wenn ich einmal angefangen hätte, wenn ich das Fass einmal aufgemacht hätte. Dass er mir dann sagen würde müssen, dass er mich eigentlich nicht mehr wirklich liebt. Dass er ausspricht, was ich vermutete.

Zitat von brokenforever:
Das ist sehr traurig.
Wie sah es denn in seinem Innersten aus? Fehlende Gefühle? Psychische Gesundheit? Oder war er eben einer von der Sorte, die niemalsnie über seine emotionalen Befindlichkeiten gesprochen hat?


Er ist was sein Innenleben betrifft ein sehr introvertierter Typ. Jedenfalls was seine negativen Gefühle angeht - darüber spricht er nie. Er ist extrem harmoniebedürftig. Er hasst offene Konflikte, geht ihnen aus dem Weg. Wenn ihm etwas missfällt, wenn er genervt ist, gestresst, enttäuscht, verletzt, verärgert - dann schweigt er. Er wird dann ganz still. Manchmal wusste ich den Grund, manchmal nicht, und letzteres hat mich dann ganz wahnsinnig gemacht. Ich hab dann immer versucht, es aus ihm rauszukriegen (in der Regel war ich dann der Grund, hatte ich einen Fehler gemacht, und ich wollte wissen, welchen).

Ich glaube eigentlich, er hätte sich sogar nie getrennt. Das kommt daher, wie er aufgewachsen ist. Seine Eltern haben ihn relativ spät bekommen, sie sind noch aus einer anderen Zeit. Seine Mutter aus einer pietistischen Familie, Hausfrau, nur für Kind und Haushalt da. Hat sich ihrem Mann in jeder Hinsicht angepasst und untergeordnet, jegliche eigenen Wünsche unterdrückt. Das ist bis heute so. Sie hat selber mal gesagt, dass es nicht die große Liebe zwischen ihnen beiden gewesen sei. Dass sie aber ein gutes Team seien. Eine Zweckgemeinschaft (diese Einordnung kommt von mir). Ich weiß auch, dass es bei ihm zu Hause nie offene Konflikte gab. Meine Schwiegermutter hat mir mal erzählt, dass sie sich tagelang angeschwiegen hätten, wenn es irgendein Ärgernis gab. Mein Mann fand es normal, dass eine Beziehung irgendwann abflaut und man mehr oder weniger zum Team wird. Dass der S. in den Hintergrund tritt.

Also eigentlich hatte ich vor allem Angst davor, dass er aussprechen würde, was ich befürchtete - dass er mich nicht mehr liebt. Sich nicht mehr hingezogen fühlt zu mir. Oder noch schlimmer: dazu schweigen würde. Dass meine Angst zur Wahrheit werden würde. Denn dann stünde ich da, vor den Trümmern. Wie hätte ich dann weitermachen sollen?

Insofern - nein, ich hatte kein Vertrauen mehr. Ich versuchte, nicht daran zu rühren und mich im Alltag möglichst anzustrengen, damit ich zumindest als Teammitglied wertvoll für ihn bleibe.

Zitat von brokenforever:
Es muss seltsam sein, gar nicht zu wissen, ob dieser Mann dich überhaupt jemals geliebt hat. Wie kommt er denn zurecht, denkst du, er hat Liebeskummer empfunden - oder bloß die Not plötzlich alleine dazustehen? Leidet er noch sehr? Oder sieht er die Trennung mittlerweile auch als Chance, sich neu zu verwirklichen?


Ich denke schon, dass er mich mal geliebt hat. Zu Beginn unserer Beziehung waren wir sehr verliebt. Aber zuletzt? Nein, da war nichts mehr. Es gab ein Gespräch, einige Wochen vor der Trennung - da hab ich mich getraut, alles auszusprechen. Da hab ich ihm auf den Kopf zugesagt, dass ich nicht mehr wüsste, ob er mich noch liebt. Dass er es nie sagen würde. Mich nie von sich aus in den Arm nehmen würde. Und da hat er es nicht abgestritten. Er hat überhaupt in diesen Gesprächen vor und bei der Trennung kein einziges Mal gesagt: bleib! geh nicht! ich will dich! ich will uns! Ich kann es wirklich nicht sagen, ob das nochmal was geändert hätte, aber ich will es nicht ausschließen. Es hat mich jedenfalls verstört, dass da so gar nichts kam. Er war ganz kalt, ganz hart.

Insofern weiß ich auch nicht, ob er wirklich Liebeskummer empfunden hat. Nach den 2 oder 3 Trennungsgesprächen wollte er nie wieder reden. Ich will es nicht ausschließen, es kann ja sein, dass er seine ganzen Gefühle ganz tief in sich vergraben hat. Aber ich denke eigentlich, dass für ihn vor allem der Zusammenbruch unseres Lebenskonstruktes sehr schlimm war. Das Auseinanderreißen unserer Familie. Der Schmerz unserer Kinder - und natürlich auch die Tatsache, dass er sie jetzt nur noch die Hälfte der Zeit sieht. Und auch der Schock für seine alten Eltern, das war auch schlimm.

Ich habe nicht das Gefühl, dass er aktuell noch sehr leidet, aber das ist ja alles relativ. Er kommt zurecht, aber sicherlich ist er weiterhin unglücklich mit der Situation. Unser Umgang miteinander wird aber zunehmend entspannter, wir ziehen als Eltern an einem Strang. Wir sind weiterhin ein gutes Team, was das betrifft...

Ich hoffe sehr für ihn, dass er sich persönlich weiterentwickeln kann. Dass er reflektieren kann. Ich bin nicht ganz sicher - gemeinsamen Freunden hat er gesagt, dass ich mich für und wegen des anderen Mannes getrennt hätte. Wenn er weiterhin dieser Meinung ist, dann wird er fürchte ich nicht wirklich weiterkommen. Aber ich weiß es letztlich nicht. Er trifft sich häufig mit Freunden, da wird es mit Sicherheit Gelegenheit für Gespräche geben.
Ich wünsche ihm auch von Herzen, dass irgendwann eine neue Partnerin in sein Leben tritt, die besser zu ihm passt als ich. Ich bin nicht die richtige Frau für ihn.

03.05.2024 23:44 • x 2 #74


Philinea
Zitat von aequum:
Für mich sind in Deinem EP sehr viele nachvollziebare Gründe oder Begründungen aufgeführt.

Leider lese ich auch heraus, dass mehr oder weniger andere, vorwiegend Dein Ex-Mann die Schuld daran hat, dass Du diesen Weg gehen musstest.

Sorry aber mir fehlt da dann doch die Selbstreflektion. Was hast Du denn getan um herauszufinden, was Du verkehrt gemacht hast, um in eine solche Gefühlslage zu geraten?

Letztendlich war es allein Deine Entscheidung aufgrund Deiner ganz persönlichen Gefühle, Deine Familie (Ehemann und Kinder) in eine extreme Krise zu führen.

Das sind lediglich meine Gedanken zu dem von Dir geschriebenen EP.
Es kann durchaus sein, dass es von mir einfach nur falsch verstanden, bzw. aufgefasst wurde


Vielleicht wird es aus meinem Post auch einfach nicht so richtig deutlich:

Keineswegs gebe ich alleine meinem Mann die Schuld am Scheitern unserer Beziehung. Ich habe auch meinen Anteil daran. Es ist ja auch eine gewisse Dynamik entstanden.

Was ich getan habe, um meinen Anteil, meine Fehler herauszufinden? Du musst wohl eher fragen, was ich tue. Ich grübele jeden Tag darüber nach. Drum lese und schreibe ich ja auch hier. Ich gehe auch alle vier Wochen zu einer Therapeutin. Ich rede mit Freunden.

Ein wesentlicher Punkt ist da zum Beispiel ein gewaltiges Selbstwertproblem bei mir und damit zusammenhängend auch, wie ich aufgewachsen bin. Meine Eltern waren zwar etwas moderner als seine - so hat meine Mutter etwa (nicht zuletzt auf das Bestreben meines Vaters hin) immer Teilzeit gearbeitet, auch als wir ganz klein waren, wir waren sehr früh fremdbetreut. Aber letztlich war es auch eine sehr klassische Rollenverteilung - und ähnlich wie die Mutter meines Mannes hat auch meine Mutter sich meinem Vater komplett untergeordnet, ihr eigenes Leben völlig aufgegeben, sich in jeder Hinsicht ihm angepasst. Überhaupt einen Mann zu haben, geheiratet worden zu sein, das war für beide Frauen das Wichtigste überhaupt. Und so habe ich es auch gemacht. Als ich mit meinem Mann zusammenkam, hab ich meine Freunde bald ziemlich vernachlässigt. Freizeitaktivitäten habe ich an ihn angepasst. Hinzu kam, dass er seinerseits an vielem, was mich interessierte bzw. mir wichtig war, eher desinteressiert war. Das fing mit meinen Freunden an. Da hatte er nie so richtig Lust, hat sich nie wirklich drauf eingelassen. Es war immer ein Krampf. Gleiches gilt für Freizeit, Kunst und Kultur. Also hab ich das alles nach und nach aufgegeben. Nicht falsch verstehen - ich wollte das auch so. Aber es hat mir letztlich nicht gutgetan. Ich habe damit auch mich aufgegeben.

Aber das hab ich nicht nur gemacht, weil es mir von meinen Eltern so vorgelebt wurde, sondern auch, weil ich einfach geliebt werden wollte. Ich wollte alles richtig, alles recht machen, ich hatte immer diese Angst im Hinterkopf, verlassen zu werden, allein dazustehen. Ich habe mir ein Leben alleine, ohne Partner nicht zugetraut. Und ich war mir selbst nichts wert, hab mich selbst nicht geliebt, drum hab ich immer Liebe und Bestätigung bei anderen gesucht. Das hat natürlich auch mit meinen Eltern und meiner Beziehung zu ihnen bzw. ihrer Beziehung zu mir zu tun.

Es war natürlich total falsch, mich so anzupassen, mich so zu verstellen. Aber ich habe es nicht besser gewusst. Ich war so jung, als ich mit meinem Mann zusammenkam. Quasi aus dem Elternhaus zu ihm. Ich wusste nicht, wie eine Beziehung auf Augenhöhe funktioniert, diese Erkenntnis gewinne ich erst heute so langsam, jetzt wo ich aufgewacht bin, wo ich mich auch anderen endlich öffne und mir ihre Geschichten anhöre. Ich würde so vieles anders machen, rückblickend. Diese Sache mit der Kommunikation - alle schreiben, das ist der Anfang vom Ende, wenns daran fehlt. Sie haben so recht. Aber ich kann nicht in die Vergangenheit zurückreisen. Und ich weiß auch letztlich gar nicht, ob wir dann länger zusammengeblieben wären. Ob wir eine Familie gegründet hätten. Ich denke heute, dass wir eigentlich gar nicht so gut zusammengepasst haben. Dass ich eben auch nicht DIE Frau für ihn bin. Andererseits bin ich so dankbar und glücklich für und über unsere Kinder. Und ich kann mir keinen besseren Vater für sie vorstellen. Er ist ihnen gegenüber sehr zugewandt und fürsorglich.

04.05.2024 00:13 • x 6 #75


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