Hallo liebe Forenmitglieder, ich bin neu hier und wollte mal meine Seite der Affären Betrüger Betrogenen Geschichte erzählen.
Ich war vor etwas mehr als einem Jahr die Betrügerin, die sich in eine Affäre mit einem verheirateten Mann stürzte (wissentlich, jawohl). Auch ich bin verheiratet.
Auf den Tag genau vier Monate dauerte diese Außenbeziehung, bevor seine Ehefrau dahinterkam - und er sich auch in weniger als einer Sekunde für sie entschieden hat. Das war keine Überraschung, er hatte nie davon gesprochen, jemals eine echte Beziehung mit mir eingehen zu wollen. Und ich habe mich auch am Anfang bewusst auf das eingelassen. Das nur S., ein Abenteuer. Das klingt gemein und widerlich, den Partnern gegenüber?
Stimmt. So ist es. Aber ich wollte nie jemanden verletzen, ich war der verrückten Auffassung, niemand würde jemals davon erfahren, ich würde niemandem schaden, weder meinem Mann (mit dem ich als wunderbares Team funktionierte, aber kein verliebtes Paar mehr war ich weiß, das klingt klischéehaft und wie die Standard-Rechtfertigung für Betrüger, soll es aber an dieser Stelle nicht sein, ich will an dieser Stelle keine Absolution erheischen) noch der anderen Frau noch meiner oder seiner Familie. Absolut irr? In der Tat. Aber so dachte ich mir damals zurecht.
Allerdings war es nach sechs Wochen Affäre sowieso total anders: ich hatte mich bis über beide Ohren verliebt. Das aber mir selbst gegenüber nie zugegeben. Das tat ich erst, als die Affäre ans Licht kam. Und habe fürchterlich darunter gelitten, dass er nicht einen winzigen Augenblick darüber nachgedacht hat, ob nicht vielleicht doch ich? Geschieht mir recht, sagt der geneigte Leser jetzt? Stimmt. Ja. Tut es. Aber wehgetan hat es trotzdem. Unglaublich weh getan. Liebeskummer (auch moralisch nicht gerechtfertigter) ist mit fast 40 genauso schlimm wie mit 15.
Klingt nach narzisstischer Persönlichkeit und mangelnder Empathie für die Menschen, denen ich furchtbar weh getan habe meinem Mann und der Frau meiner Affäre? Nein, so würde ich mich ungern bezeichnen. Ich weiß, wie weh es den beiden getan hat. Immer noch tut. Auch wenn fast ein Jahr vergangen ist. Wir kennen uns alle, wir leben auf dem Land in einem sehr kleinen Ort. Man läuft sich zwangsläufig dann und wann über den Weg. Ich drehe bis heute Extra-Runden im Supermarkt um ihr aus dem Weg zu gehen oder stehe minutenlang sinnlos vor dem Müsliregal bis sie vorbei ist. Der Dorf-Funk funktioniert natürlich auch blendend, so dass ein paar Leute die Wahrheit sehr schnell erkannt haben und neben unschönen anonymen Briefen eines Tages auch Der Hexenhammer als Leseprobe in meinem Briefkasten lag.
Am Anfang dachten wir alle vier noch wir kriegen das nach außen alles mit Vernunft zugedeckt. Er und ich hatten vor der Affäre recht erfolgreich an mehreren sozialen Projekten gearbeitet und wollten beide (mit vehementer Zustimmung unserer Partner, die damals der Meinung waren, sie schaffen das) daran weiterarbeiten. Um den guten Schein zu wahren. Ging natürlich schief. Der Vertrauensbruch war zu groß. Wir können nicht mehr zusammen arbeiten, auch nicht im Team mit mehreren. Der schale Beigeschmack und die Verletzung für unsere Partner standen dazu in keinem Verhältnis.
Am schlimmsten ist für die Betrogenen wohl der Vertrauensbruch. Es hat lang gedauert, bis mein Mann nicht mehr sämtliche WhatsApps gelesen hat und mich mindestens zwei Mal angerufen hat, sobald ich allein aus dem Haus war.
Die Frau des anderen und mein Mann hatten nach der Affäre noch Kontakt und so weiß ich, dass es dieser nach außen so stolzen, selbstsicheren und sehr attraktiven Frau, die diese Geschichte augenscheinlich viel schneller wecksteckte als mein Mann, doch nicht immer so gut geht, wie es scheint. Das wiederum bringt mein schlechtes Gewissen immer wieder dazu Purzelbäume zu schlagen. Auch zu recht. Ja.
Vielleicht als kleines Fazit aus meiner Geschichte: eine Außenbeziehung muss, meiner Ansicht nach, nicht das Ende einer Beziehung darstellen. Natürlich fand ich mich am Ende meiner Affäre mitten in einem Meer aus ungeklärten Gefühlen. Habe dann aber erkannt, wie sehr ich meinen Mann doch brauche. Wir kämpfen beide bis heute um unsere Beziehung. Wir hatten eine Paartherapie zusammen, reden unendlich viel gemeinsam über die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft, S. (was wir früher nie getan haben). Das ist anstrengend, aber auch unerlässlich.
Das Vertrauen, nein, das ist noch nicht wieder zu 100 Prozent hergestellt, vielleicht wird es das auch nie wieder. Es gibt gute Tage und schlechte, oh, und ganz schlechte auch. Eine Szene im Sonntag-Abendkrimi, in der eine Frau ihren Mann betrügt und wir sind wieder auf 0. Zwar übergießt mein Mann das ganze inzwischen mit sarkastischen Bemerkungen, aber natürlich brechen die Wunden schnell wieder auf.
So, das war meine Geschichte in Kürze, ich hätte noch doppelt so viel schreiben können Vielleicht ist sie für den einen oder anderen interessant. Über Kommentare und Kritik freue ich mich!
02.08.2017 10:08 •
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