Also zu allererst: Kauf Dir mal ne Tüte Satzzeichen.
Dann... natürlich liegt es daran, dass Emotionen über alles gesetzt werden. Das passiert doch im Moment nicht nur in Beziehungen. Du siehst das doch überall. Das Postfaktische, die alternativen Fakten, Fake News, die Mir egal, ich glaube das was ich will-Einstellung sind doch im Moment einhergehend. Von diesem Schlag gab es immer Menschen, aber im Moment ist es gesellschaftlich chic alles irgendwie so zu handhaben.
Das ging doch sogar soweit, dass z.b. in texanischen Staten Evolutionstheorie nicht gelehrt werden sollte, sondern der Kreationismus, der uns weiß machen will, wir stammten alle von Adam und Eva ab. Auch so eine Entwicklung, die sich nur deshalb begibt, weil wir grundlegend keine wirklichen Probleme mehr haben. Uns mangelt es an nichts außer an Verteilung von Luxusgütern. Die jetzige Generation macht sich nunmal keinen Eindruck mehr davon wie es ist Krieg zu haben, zu hungern etc. Und das ist per se eine gute Sache, leider geht damit meist eine Bequemlichkeit einher, von der sich niemand freisprechen kann. Und die wandert irgendwann von den Gemütern in den Kopf.
Wir sind mittlerweile in einer Zeit angekommen, in der es in erster Linie um Emotionen geht. Als man nach dem Krieg langsam wieder alles aufbaute, waren viele Glaubensideen vorerst mal ad acta gelegt. Institutionen wie die Kirche waren zwar wichtig, aber der Blick auf das Leben war wichtiger. Da hat man eben viel auf Wissenschaft gegeben, weil 1. die Verbreitung recht eindeutig war und 2. vieles neu entwickelt wurde. Jetzt haben wir eine Entwicklung, die auf bereits vorliegenden Erkenntnissen basiert, sich oft nur im Kleinen abspielt und wenig hochtrabende Neuentwicklungen bietet. Neue Smartphones etc. sind letztlich nur die Weiterentwicklung des Computers und nichts Bahnbrechendes mehr.
Du wirst also mit der Technik zu einer bequemen Generation getrieben. Auch das ist nichts Schlechtes, so lange Du nicht ausschließlich konsumierst. Durch die Verbreitung von Wissen, was natürlich durch diverse Medien immer weiter voranschritt, sind auch küchenphilosophische Ansichten, Glaubensideen und Ideologien immer weiter verbreitet. Da sich eben diese Medien in den 1990er Jahren in der westlichen Welt immer mehr auf Emotionen und Reaktionismus (Hier in seiner ursprünglichen Form zu verstehen) versteiften, weil man damit eindeutig Geld machen konnte (s. Quengelstudie, Talkshows etc.), entwickelte sich irgendwann ein ganz normales Verständnis für überzogene, hochtrabende Emotionen. Das siehst Du allein daran, dass heute immer mehr TV-Formate nur noch darauf ausgelegt sind, Drama zu kreieren, am besten soweit, dass es zu einer heftigen Eskalation kommt. Die Idee dahinter ist zweierlei. Einmal die Emotionen erleben zu lassen, die man sonst nicht erlebt, zum anderen die Abgrenzung von den heftigen Emotionen, indem man sich darüber stellt. (ergo: Eskapismus gepaart mit Erlebnistendenzen vs. Negierung und Abspalten vom Rezipient).
Da dies natürlich auch Einfluss auf den Rest nahm. Und gerade bei Liebe eine romantisierte Form schon im 18 Jhd. vorlag, weil meist depressive oder meinetwegen melancholische Schreiberlinge ihren Herzschmerz niederschrieben, der letztlich nur das perfide Gedusel von priviligierten Leuten war, hat eben dieses Verlangen nach mehr schon frühzeitig Einzug in unser aller Leben gehabt. Und da der Mensch ja sehr auf Traditionen baut, wurde das wohl selten hinterfragt, sondern eher in Popkultur übernommen. Die Märchenstunde der alles umfassenden Liebe, die gottgleich auf einen einwirkt und jeden Alltag überlebt, ist eben nichts Weiteres als die Sehnsucht der Melancholischen nach einem Liebe mich, das sie natürlich nur aus sich selbst erfahren könnten, stattdessen aber propagiert haben, es müsse jemand von außen kommen, der das übernehme.
Und da wir mittlerweile in einer Gesellschaft leben, wo Emotionen jetzt eben über allem stehen, weil das Erleben nur noch im Vordergrund steht (Ich meine, es gibt mittlerweile offene Folterhäuser in den USA, in denen man die Torturen in Kriegssituationen erleben kann. Da rasieren sie Dir zur Not sogar die Augenbrauen ab und misshandeln Dich.), entwickelt sich nichts mehr nach logischem Denken, sondern nur noch nach tagtäglichem Blödsinn, der sich wandeln kann wie Du gerade Schokolade isst. Leute, die es nicht verstehen ihren Serotonin Spiegel zu decken, die es nicht verstehen mit ihren Endorphinen hauszuhalten, die glauben, der Kick müsse jeden Tag auf sie einwirken, sind ebenso abhängig wie jeder Raucher (was wir beliebig auf diverse andere Dro. ausweiten können). Das Gros findet keine Befriedigung mehr in sich selbst, dabei ist exakt DAS, sogar was selbst der Kreationismus in seinen Büchern von Bibel bis Tora predigt.
Irgendwann wird dieses Extrem auch wieder abflachen. Aber im Moment sind wir halt auf einem Höhepunkt bei dem Fakten klar negiert werden, weil man eben - wie gesagt küchenphilosophisch - alles in Frage stellen kann. Das ist vielleicht der Reiz derjenigen, die glauben, sie seien nicht intelligent genug, sich selbst zu positionieren mit einem Ich habs Dir ja gesagt, sich so einen anderen Stellenwert zu verschaffen. Der Punkt dahinter ist jedoch eine Form von Minderwertigkeit, die sich stets nur in übermäßigem Demut äußert. Und um dieser Spirale zu entgehen, entkräftet man das bestehende System mit einer alternativen Welt, in der man selbst seine eigene Ohnmacht nicht sieht bzw. sehen muss. Das Problem ist nur: Wenn man sich nie mit seiner eigenen Ohnmacht auseinander setzt, dann sucht man vergebens über Jahrzehnte hinweg nach der Allmacht von außen. Und die schlägt sich dann auch in Liebe nieder. Ein Irrglaube, der seit Jahrhunderten Leute in den Wahnsinn treibt.
Vielleicht ist ja jetzt die Zeit des Aufwachens, denn ab jetzt wird es wichtiger denn je mit sich selbst im Reinen zu sein. Und das nicht aufgrund von Yogi-CDs oder halbmystischen Büchern, sondern in der Tat einem inneren Verständnis, das Spiritualität und Wissenschaft miteinander vereint. Da werden einige hinten rüber fallen. Vermutlich ist das auch gut so.
08.02.2018 08:33 •
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