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Auflösungserscheinung Familie

Spreefee
Hallo

Ich habe gerade das Gefühl mir so sehr selbst im Wege zu stehen und habe es sehr schwer durch den Tag zu schaffen. Durch Familienstreitigkeiten löst sich irgendwie gerade unsere Familie auf. Diese Erfahrung habe ich das erste Mal nach der Wende gemacht, wo es um das Erben ging und andere Befindlichkeiten.

Es ist sehr schwer, wenn sich Kinder von den Eltern entfernen und man fragt sich selbst, was man falsch gemacht hat. Man war immer für sie da und in der schwersten Not stand man einander bei.

War man zu viel für sie da?

Meinem Mann und mir fällt es sehr schwer darüber zu sprechen. Ich bemerke nur, dass er sehr viel stiller wird, und manchmal verirrt sich eine Träne bei ihm, was ich in all den Jahren nie kannte. Ich weiß gar nicht, wie ich richtig mit ihm umgehen soll. Ich lasse ihm viel Raum. Manchmal nehme ich nur seine Hand und er drückt sie sehr fest.

Ich weiß, dass jetzt Geduld sehr wichtig ist. Jedes zugehen auf unsere Kinder mehr Druck ist. Sie müssen es für sich selbst entscheiden, wann sie wieder auf uns zukommen möchten und welcher Umgang irgendwann wieder möglich ist.

Es entfernt uns zugleich von unseren Enkelkindern. Wir vermissen sie sehr.

Ich fühle mich gerade sehr handlungsunfähig in jeglicher Hinsicht. Auch zu verstehen, warum es so geschah, wie es geschah ist für mich sehr schwer nachzuvollziehen. Ich denke, man hat zu wenig miteinander gesprochen.

Ich bin froh, dass zumindest ein kleiner Kontakt von unseren Kindern zu mir gesucht wird. Mal eine kleine Nachricht per WA oder ein Bild. Oft macht mich das selbst aber eher noch trauriger.

Ich bin sicher stark und fand bisher für alles irgendwie einen Weg. Doch gerade jetzt, fühle ich mich selbst aus der Bahn geworfen und kann mich gerade nicht selbst aufrichten.

Ich denke, dass ist es, was ich hier gerade suche. Jemand, der mir hilft, wieder das Positive im Leben zu sehen.

04.09.2018 11:27 • x 3 #1


Rinah
Liebe Spreefee,

fühl Dich erstmal gedrückt! Das ist sicherlich sehr schwer. Meine Tochter ist noch jung, allerdings kann ich mir ansatzweise das Gefühl vorstellen...

Kannst Du sagen, was das für Streitigkeiten waren, die da so einen Keil zwischen Euch getrieben haben?

Ich kann von mir aus sagen: darüber reden oder hier schreiben hilft! Also lass alles raus, hier sind viele sehr verständnisvolle Mitmenschen unterwegs, die Dir gern auf die Füße helfen

04.09.2018 11:36 • x 3 #2


A


Auflösungserscheinung Familie

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Spreefee
das ist es ja, keiner weiß noch genau wieso, weshalb und warum. Ich denke, dass in viel Gesagtem irgendwie zu viel interpretiert wurde. Um es aufklären zu können, müsste man miteinander reden können. Das ist nun leider nicht möglich. Ich versuchte es ja herauszufinden. Doch scheinen alle Seiten so ziemlich verletzt und überfordert zu sein.

Alles was ich hier darüber schreiben würde, würden Vermutungen sein. Also eine reale Sicht auf die Dinge verwässern, da ich sie selbst irgendwie nicht fassen kann.

Ich war auch schon bei einem Therapeuten und gehe dort jetzt regelmäßig hin. Auch wenn mein Mann das als Schwachsinn ausmacht. Der Therapeut sagte zu mir, dass ich wohl die Einzige sein, die sich um Aufklärung bemüht. Nur leider geht das nicht, wenn nicht alle daran ein echtes Interesse haben.

Ich frage mich auch, geht es mir dabei zu sehr um mich selbst? Und was habe ich vom Leben bisher verstanden?

04.09.2018 11:42 • x 1 #3


Rinah
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Situation sicherlich noch viele weitere Fragen aufwirft und auch noch aufwerfen wird, gerade auch in der Therapie. Damit bist Du allerdings auf einem guten Weg, ich finde es klasse, dass Du Dir da Hilfe suchst!

Deine Sicht der Dinge ist die, die uns hier interessiert bzw. die uns hilft, Dir zu helfen. Dass das alles subjektiv ist und z.B. seitens der Kinder anders gesehen wird ist glaube ich verständlich. Aber hier geht es um Dich. Und das darf es auch.

04.09.2018 11:44 • x 2 #4


Ayaka
Liebe Spreefee,

dein Beitrag macht mich ganz furchtbar traurig - ich bin so ein Kind, dass sich von seinen Eltern wegen Streitereien entfernt hat und kann dir daher sagen, dass so eine Situation auch für die Kinder die sich abwenden ganz furchtbar schwierig ist - vielleicht ist das etwas tröstlich für dich.

Mir hat ein Brief meiner Mutter- endlich ohne Vorwürfe, ohne Anschuldigungen, nicht von dem Streitthema redend sondern nur fragend wie es mir geht - ein halbes Jahr nach dem Zerwürfnis geholfen wieder zurückzufinden. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, vielleicht kann man den Streit beiseite legen und das Verbindende wieder in den Vordergrund stellen.

tausch dich doch mit deinem Mann aus - auch wenn ihr nicht darüber reden wollt, so trauert ihr doch aus demselben grund jeder für sich alleine dahin - gerade jetzt könnt ihr euch wunderbar gegenseitig stützen.

glg

aya

04.09.2018 11:45 • x 4 #5


M
Solange die Kinder klein sind, gibt man Ihnen Wurzeln, wenn sie größer sind, gibt man ihnen Flügeln. Von Goethe glaub.

Nun fliegen sie in ihr eigenes Leben. Und man bleibt zurück. Kinder streiten auch und ihre neuen dazugehörigen Partner stellen sich am Besten auf dessen Seiten, und wenn sich Zuviel gestritten wird, verhärten sich die Fronten. Als Eltern steht man oft daneben, Kopf ungläubig schüttelnd, es gibt zwei Möglichkeiten.

A.) zu vermitteln
oder
B.) Abzuwarten

Als langjährige Eltern wisst ihr am Besten was, wann zu tun ist. Für die Zwischenzeit empfehle ich Euch beiden, wieder mehr Zeit zu zweit zu genießen, am Strand spazieren gehen bei der Ostsee oder eine Woche nach irgendwo hin fahren, nur ihr zwei. Sich als Paar wieder finden, nach dem Trubel, den Kopf frei pusten und abwarten, ob danach beim Heimkommen, die Kinder sich immer noch spinne feind sind.

04.09.2018 11:52 • x 2 #6


Spreefee
danke lieben dank und meine Tränen laufen gerade ohne sie aufhalten zu können. Lieben Dank für deine Worte.

Ich weiß gar nicht, wie ich das für mich sortieren soll, wo anfangen und wo enden. Irgendwie ist der Kopf leer, weil es nur noch aua ist und ich nach außen stark sein möchte für meinen Mann. Ich habe sehr große Angst, dass diese gesamte Situation uns beide zu sehr belastet. Wir haben gemeinsam schon so viel durchgestanden. Nur das jetzt?

Für mich war der Sinn des Lebens immer eine Familie. Mann, Kinder und Enkel. Für sie da zu sein. Nein, nicht deren Leben zu leben, sondern eher als Leitplanke. Innen zur Seite zu stehen, wenn sie nicht weiter wissen und sie ihre Entscheidungen finden lassen. Ich konnte sie ziehen lassen, als sich sich in alle Himmelsrichtungen verteilten. Ohne Wehmut.

Nur dieses Mal ? Unsere Beziehung leidet ebenso schmerzlich darunter. Nach außen trage ich ständigen Optimismus. Denn das Leben lehrte mich, dass die Zeit und das Leben es schon wieder richten werden.

Nur gerade jetzt, fehlt mir die Geduld.

Ja, DANKE es darf auch um mich gehen. Vielleicht sollte es mehr um mich gehen? Das war ähnlich, wie es mir der Therapeut sagte. Und vielleicht ist es daher gut, wenn ich hier nur schreibe, wie es mir geht. Es loslassen zu können und Worte zu lesen, wie von dir.

Ich denke mir geht es vielleicht genau darum, mich eben nicht mit dem was da war auseinanderzusetzen, weil ich es nicht aufklären kann, sondern eher, damit umzugehen.

04.09.2018 11:56 • x 1 #7


VictoriaSiempre
Es scheint eine sehr verfahrene Situation bei Euch zu sein, das tut mir sehr leid für Dich. Weißt Du, wie es so weit kommen konnte?

Oft passiert sowas, wenn nicht mit- sondern übereinander geredet wird. Und meistens tragen alle Beteiligten ihren Anteil, wenn auch nur dadurch, das etwas, was gesagt oder einem zugetragen wurde, als ungerechtfertigt empfunden wird und man gekränkt oder beleidigt darauf reagiert. Oder schweigt und den Groll in sich hineinfrisst, um irgendwann zu ex- oder implodieren.

Ich nehme mal an, dass es nicht möglich ist, alle an einen Tisch zu bekommen!? Es stimmt schon: Einer allein kann die Probleme nicht lösen, da müssen schon alle mitziehen.

Du schreibst, dass es losging mit Erbstreitigkeiten nach der Wende. Die ist fast 30 Jahre her, da können die Kinder doch noch keine Rolle gespielt haben? Und der Schwiegersohn hätte belogen und betrogen - aber Deine Kinder haben sich da mit reinziehen lassen? Wie war denn bei Euch die Eltern-Kind-Beziehung, bevor der Knabe aufgetaucht ist?

Ich finde es furchtbar traurig, wenn die Bindung zu den Kindern/den Eltern verloren geht. Ich hab mich mit meinem Kind auch öfters mal in der Wolle (wir haben leider das gleiche Temperament ); dann ist mal ein paar Tage Funkstille und dann isses wieder gut. Persönlich kann ich mir nichts vorstellen, was dazu führen könnte, es aufzugeben oder fallen zu lassen. Aber das ist natürlich keine Einbahnstraße, das muss auch von beiden gewollt werden.

Ich wünsche Dir alles Gute!

04.09.2018 11:59 • x 3 #8


M
Wenn man immer stark war, genügt ein Tropfen zum Überlaufen. Lass es zu, muss raus, bahnt sich sein Weg noch auf gesunden Pfaden

04.09.2018 12:01 • x 2 #9


Spreefee
Zitat von Ayaka:
Mir hat ein Brief meiner Mutter- endlich ohne Vorwürfe, ohne Anschuldigungen, nicht von dem Streitthema redend sondern nur fragend wie es mir geht - ein halbes Jahr nach dem Zerwürfnis geholfen wieder zurückzufinden. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, vielleicht kann man den Streit beiseite legen und das Verbindende wieder in den Vordergrund stellen.


Eine sehr gute Idee, danke dafür. , vielleicht auch eine kleine Art Tagebuch für jedes Kind / Enkel? hm . . .

04.09.2018 12:02 • x 1 #10


M
Zitat von Spreefee:

Eine sehr gute Idee, danke dafür. , vielleicht auch eine kleine Art Tagebuch für jedes Kind / Enkel? hm . . .

Was dir gut tut

04.09.2018 12:03 • x 2 #11


Spreefee
Zitat von VictoriaSiempre:
Du schreibst, dass es losging mit Erbstreitigkeiten nach der Wende.


nein, das war zu einer Zeit, da waren die kleinen gerade erst im Kindergarten/Schule. Es hatte nichts damit zu tun. Ich schrieb im Eingang, dass mir derartige Situationen von früher bekannt sind.

04.09.2018 12:03 • x 1 #12


Rinah
Leider ist es oft so dass wir mit Situationen konfrontiert werden, mit denen wir den Umgang lernen müssen. Ich glaube, das hast Du auch schon richtig erkannt. Du kannst nicht mehr ändern, was da passiert ist, aber Du kannst darauf schauen und für Dich überlegen, was das mit Dir nun macht, ob es noch weitere Fragen aufwirft etc.
Es ist wahnsinnig traurig wenn das passiert, ich glaube auch nicht, dass sowas an den Kindern spurlos vorbei geht.

Lass etwas Zeit verstreichen und schau dann nochmal auf die Situation. Und rede mit Deinem Mann. Ihr braucht Euch jetzt, auch wenn er das gar nicht zugeben möchte. Vielleicht musst Du ihn da erstmal mitziehen.

04.09.2018 12:04 • x 2 #13


Spreefee
Zitat von Rinah:
Es ist wahnsinnig traurig wenn das passiert, ich glaube auch nicht, dass sowas an den Kindern spurlos vorbei geht.


Das ist glaube ich, die Sichtweise, die mir fehlt. Weil ich habe das als Kind nie so erlebt. Als Erwachsene bekam ich mit, wie sich meine Eltern mit meiner Großmutter und meinem Onkel auseinandersetzten, wegen Vermögen das nach der Wende zurück übertragen wurde.

Meine Mutter war immer sehr berechnend, wenn es um Vermögen ging, erfuhr ich letztlich von meinem Onkel. So ist seine Sicht auf seine Schwägerin, meine Mutter. Ich hielt mich da damals raus, obwohl es mich belastete. Ich war immer der Familie meines Vaters sehr verbunden und konnte vieles gar nicht einordnen. Meine Großmutter ist schon verstorben.

Meine Mutter selbst differenziert uns Kinder sehr. Sie ist nun schon über 80 und krank und ja, ich fühlte mich oft verletzt von ihr und zurückgesetzt. Genau das wollte ich bei meinen Kindern vermeiden.

Letztens fragte ich sie, ob sie nicht weiß, wie lieb ich sie hab. Als Antwort bekam ich: Manchmal weiß ich das nicht.

Auch das macht mich traurig, irgendwie.

04.09.2018 12:12 • x 1 #14


M
Jeder kennt das, sie sind eben auch durch ihre Generation und Geschichte gewandert, haben Dinge hingenommen, die sie nicht verstanden und daraus und dadurch auch ihrerseits Fehler gemacht, die sich jetzt im hohen Alter auch nicht mehr korrigieren lassen. Meine Eltern waren im Krieg, deine auch, vermutlich. Flucht, Vertreibung, Hunger und andere Dinge haben sich festgesetzt, auch wurde da seinerzeit eben nicht alles stehen und liegengelassen, was heute bei vielen Gang und gebe ist. Vieles wurde auch nie richtig verarbeitet, wurde Verdrängt.
Wir werden es nie wissen, was unsere Eltern in dieser Zeit alles erlebten. Ich erfuhr auch erst bei der Totenfeier meines Vaters, dass er noch in Dienst gestellt wurde, in den letzten Tagen und als sein Zug entgleiste, er zu Fuß, fahnenflüchtig nach Hause durchschlug.

Dies ist keine Entschuldigung, macht aber das Verständnis leichter, wenn deine Mutter es eben nicht weiß. Ich leide an der Entfremdung zu meinem Bruder, das ist von seiner Frau aber so gewünscht. Und ich weiß nicht ob er es ebenso wie sie empfindet.

Wir sind alle Eltern und gleichzeitig auch immer noch Kinder. Nur als Denkanstoss gedacht

04.09.2018 12:23 • x 3 #15


A


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