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Auflösungserscheinung Familie

K
Hm ... auch ich habe seit mehr als zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu meinem Vater (zu meiner Mutter infolgedessen nur recht zähen). Die ganze Situation ist schwierig und belastend.

Es gibt Literatur über und von verlassenen Eltern, die oft die Welt nicht mehr verstehen. Vielleicht ist da etwas für Dich dabei.

In meinem Fall kann ich sagen, dass es so viele Grenzverletzungen gegeben hat, dass es mir jetzt ohne meine Eltern besser geht und ich dennoch furchtbar unter der Situation leide, denn die Trennung tut der Liebe ja keinen Abbruch.

Das Problem ist, der einzige Weg zurück zueinander ist der, diese Grenzverletzungen wieder zuzugestehen, weil sie (insb. er) sich nicht ändern werden.

Soviel ich gelesen habe, verstehen Eltern oft nicht, warum Kinder gehen, da aus ihrer Sicht alles (zumindest ausreichend) in Ordnung war, während Kinder nicht verstehen können, warum bei ihren Eltern einfach nicht ankommt, dass vieles ganz und gar nicht okay für sie ist.

Ich für meinen Teil kann sagen, ich habe mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden versucht, meinen Eltern deutlich zu machen, was für mich nicht geht. Da hat es sicher nicht am Reden sondern am Zuhörenkönnen und Reagieren gehapert. Irgendwann blieb für mich nur, es weiter auszuhalten oder zu gehen. So sehr ich meine Eltern liebe, so sehr konnte ich durchatmen, als ich ging. Dieses Gefühl, als ich akzeptierte, dass wir keine Beziehung führen können, die auch mir ausreichend gerecht wird, war so befreiend wie niemals zuvor irgendetwas, obwohl ich um viele Konsequenzen wusste, wie um ihre Erschütterung, ihre einstürzende Sicht auf unsere heile Familie, meine Rolle als undankbare Tochter und schwarzes Schaf, meine Verluste, unsere Schmerzen und Traurigkeit, die Belastung aller (auch der darüber hinaus gehenden Familienmitgliedet) usw.

Was will ich sagen? Diese Dinge passieren in der Regel nicht einfach so. Oft haben sie einen langen Vorlauf an Verletzungen, die von der jeweils anderen Seite gar nicht so wahrgenommen werden, bis es dann eben das Tröpfchen zu viel ist und es eskaliert.

Ich wünsche Dir, dass in Deinem Fall der Rauch verweht und Ihr für alle Seiten verträglich wieder zueinander findet.

Mir wünsche ich das auch. Vielleicht fällt ja noch eine Erleuchtung vom Himmel.

04.09.2018 18:16 • x 5 #16


E
Liebe Spreefee,

sehr traurig das Ganze. Ich will gar nicht so tun, als ob ich wüsste, wie Du Dich fühlst.

Eine Sache ist mir jedoch beim Lesen Deiner Beiträge aufgefallen: Du schreibst, die Familie sei für Dich Sinn des Lebens. Das finde ich heftig. Dein Leben hat doch auch ohne Deine Rolle als Mutter/Oma Wert und Sinn?!

Ich sehe hier zwei mögliche Ansatzpunkte: Dein Schmerz und vielleicht auch der Deines Mannes könnten vielleicht etwas gemildert werden (ganz geht er dadurch sicher nicht weg), wenn Ihr Euer Leben auch mit anderem Sinn füllt. Manche haben ja z.B. geschrieben, ihr könntet bei Eurer Paarbeziehung anfangen.

Zweitens: manchmal ist es Kindern (oder auch Partnern) emotional eine große Last, wenn sie für jemand anderen so eine große Rolle spielen. Sie denken dann, sie wären für Dein Glück verantwortlich und schaffen das nicht. Vielleicht magst Du dieses Thema ja mal mit in die Therapie nehmen (Therapie halte ich hier eh für gut.)?

Viel Kraft!

05.09.2018 20:35 • x 2 #17


A


Auflösungserscheinung Familie

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Spreefee
Um so mehr ich darüber nachdenke,wie es irgendwie zustande kam, weil wir nicht ihre Erwartungen erfüllt haben. Weil wir nicht die Enkelkinder so zu uns nahmen, wie sie es wollten, sondern eher so wie wir Zeit hatten, zum Beispiel. Also, weil wir auch da mehr an uns dachten, als an unsere Kinder. Es sind nicht mal die Kinder selbst, sondern eher die Schwiegerkinder. Beide Schwiegerkinder hatten keine richtige Familie in der sie groß geworden sind, bzw. sehr traurige Umstände in denen sie erwachsen wurden. Wir wollten Großeltern sein, wie wir es für uns selbst verstanden haben. Nicht ausgenutzt oder benutzt, Großeltern sein ohne Bedingungen. Nicht unser Leben nach ihnen ausrichten. Also das war zumindest ein Teil von den Geschehnissen, wie ich sie so langsam verstehe beim vielen Grübeln, um dafür Worte zu finden.

Zumindest ist so unser Empfinden.

Nein, sie waren nicht die Hauptrolle in unserem Leben. Aber Kinder zu bekommen und Enkelkinder, ist das nicht der Sinn des Lebens? Okay, es ist nicht DER SINN des Lebens allein. Zumindest doch ein Teil.

Sie gar nicht mehr zu sehen oder von ihnen zu hören, es schmerzt sehr.

06.09.2018 18:01 • x 2 #18


Spreefee
Ich stelle für mich selbst fest, dass es mir gut tut hier zu schreiben. Ich habe nach Büchern gesucht und hm... ich weiß nicht recht, gibt es mir eine Antwort auf meine Fragen? Ich weiß nicht.

Gestern lief mir meine Tochter in der Stadt über den Weg. Als sie mich sah wurde sie weiß wie ein Pfahl. Wir hatten uns gut 14 Tage nicht gesehen. Sie wurde weiß wie eine Wand. Drückt mich dennoch kurz und sagte, dass sie mich lieb hat. Ich glaube, es wäre für uns beide besser gewesen uns nicht über den Weg zu laufen. Punktum ging es mir auch gleich schlechter.

Heute wünschte ich mir nach dem Aufwachen, lieber kein Mensch mit Verstand zu sein. Tiere gehen nicht so miteinander um. Tiere haben keine Erwartungen. Im Tierreich geht es nicht darum was einer hat und einer ist. Ihre Art zu leben ist daraus ausgelegt den Nachwuchs durchzubringen und zu überleben.

Was macht der Mensch nur daraus.

Ich möchte wieder in den Tag und in das Leben zurück. Ich suche Möglichkeiten meinen Tag zu gestalten und doch stehe ich mir so unsäglich selbst im Weg. Ich sehe das so. Und wenn ich hier das so für mich schreibe, sehe ich für mich etwas klarer. Ich habe eigentlich viel zu tun und es ist für mich wie Zeitlupe irgendetwas anzugehen. Es fehlt die Lust daran. Ich frage mich, ob ich depressiv bin. Ist so etwas krankhaft? Ich kenne so etwas nicht, wie es mir jetzt geht, so ein ständiges down. Das Alltägliche meistere ich schon, doch alles irgendwie schleppend. Hat jemand vielleicht einen kleinen Tipp, wie man sich selbst überlisten kann? Ich möchte zumindest irgendwie mich zurück. Mein Mann findet mich schon seltsam.

Wie komme ich da raus?

07.09.2018 09:42 • x 1 #19


M
Spreefee, es gibt pflanzliche Wirkstoffe die einem da auf die Sprünge helfen, zum Beispiel Johanniskraut (Vorsicht mit Sonnenlicht) oder auch Rotklee, frag mal einen Heilpraktiker

07.09.2018 09:54 • x 2 #20


Rinah
Ich glaube, dass depressive Verstimmungen, also diese Antriebslosigkeit in solchen Situationen normal sind.

Ich kenne selbst auch dieses Bedürfnis, nicht so intensiv fühlen zu wollen. Aber hey, es ist eigentlich eine Gabe Emotionen zu empfinden. Es tut manchmal weh, dieses Leben, es ist manchmal schwer, unfair und man versteht es nicht. Aber es hat auch tausend schöne Facetten. Man sieht sie nicht, weil man zu ist. Es braucht Zeit, damit Verletzungen heilen.

Ich glaube, Deiner Tochter fällt das auch alles nicht leicht. Reflektiere weiterhin die Sache für Dich, damit Du, wenn Ihr dann mal sprecht, sachlich und konstruktiv sprechen kannst. Ich glaube nicht, dass ihr Euch für immer aus dem Weg gehen werdet.

07.09.2018 10:12 • x 4 #21


Spreefee
Zitat von Rinah:
Ich glaube nicht, dass ihr Euch für immer aus dem Weg gehen werdet.


ja, daran möchte ich glauben, dass beide nie uns aus Dauer aus dem Weg gehen werden. Dankeschön für diese Sicht, die ich selbst gerade nicht sehen kann. Ich habe da ja schon in jüngeren Jahren meine Erfahrungen gemacht. Irgendwie ging es dann ja nach ungefähr 2 Jahren wieder aufwärts, auch wenn es nie wieder so wurde wie es war.

Zitat von mcteapot:
Spreefee, es gibt pflanzliche Wirkstoffe die einem da auf die Sprünge helfen, zum Beispiel Johanniskraut (Vorsicht mit Sonnenlicht) oder auch Rotklee, frag mal einen Heilpraktiker


Kennen sie da sich in der Apotheke nicht auch gut damit aus? Ich habe eine sehr gute Apotheke die eher immer Homöopathisches empfehlen. Hat mir mit einem Blasenproblem sehr geholfen. Da mache ich mich dann mal gleich auf den Weg, ich muss nur einen großen Anlauf nehmen. Von Johanniskraut habe ich schon hier und da mal was gelesen. Bleibe ich damit trotzdem ich. Also ich will nichts, was mich noch mehr in Watte packt oder so. Ich möchte gerne meinen klaren Kopf behalten. Rotklee, davon habe ich noch nichts gehört.

Was passiert mit mir, wenn ich so etwas nehme? Hat das viele Nebenwirkungen?

07.09.2018 10:31 • x 1 #22


M
du bleibst du, keine Angst

07.09.2018 10:31 • x 2 #23


Spreefee
Wie lange dauert es, bis es hilft? Gibt es etwas, dass es etwas schneller geht?

07.09.2018 10:33 • x 1 #24


Rinah
Zitat von Spreefee:
ja, daran möchte ich glauben, dass beide nie uns aus Dauer aus dem Weg gehen werden. Dankeschön für diese Sicht, die ich selbst gerade nicht sehen kann. Ich habe da ja schon in jüngeren Jahren meine Erfahrungen gemacht.


Dann glaube daran, arbeite darauf hin. Deine Kinder lieben Dich, immer noch, auch wenn gerade Dinge zwischen Euch stehen.
Meine Schwägerin hatte viele Konflikte mit Ihrer Mutter. Die Eltern hatten sich getrennt, die Mutter hat sich gegenüber den Töchtern sehr unfair und verletzend verhalten. Das ging lange Jahre so, die Kinder hatten sehr viel Kummer. Die Mutter meiner Schwägerin wollte es auch nicht sehen. Sie hat irgendwann auch den Kontakt aufgegeben. Und sie hat so sehr darunter gelitten. Mama ist Mama, auch wenn man sich nicht immer einig ist. Deine Kinder lieben Dich. Hab Geduld, arbeite an Dir, lass Dir Zeit.

07.09.2018 10:45 • x 2 #25


K
Ich habe nie den Sinn meines Lebens darin gesehen, mich fortzupflanzen - eben weil ich keine Menschen kaputt machen wollte, obwohl man doch nur ihr Bestes will. Ich hatte auch einfach nie einen Kinderwunsch.

Man kann es also durchaus auch anders sehen.

Mein Vater glaubte sein Leben lang,
seine Kinder gehören ihm und hätten eine Verpflichtung zu seiner Vorstellung der Repräsentation einer heilen Familie nach außen, weil?

Ich weiß es nicht. Ergebnis: weder mein Bruder und ich haben eigene Familien gegründet. In meinem Fall, weil ich erlebt habe, wie gut man es meinen und wie wenig bedarfsgerecht man es dennoch machen kann. Ein Fehler, den ich nie begehen wollte.

Das kann man als feige, als zu kopfgesteuert, als egoistisch (wenn man denn meint, der Sinn des Lebens bestünde in der eigenen Fortpflanzung), als schlau, als dumm, als gestört, als was auch immer betrachten. Auf jeden Fall durchaus unterschiedlich.

Ich wollte auch nie, dass meine Eltern durch mich ihr Leben leben, denn sie haben eine eigene Verantwortung dafür. Ich sehe da meinerseits keine Zuständigkeit. Ein gutes Verhältnis wäre schön, aber doch bitte jeder in seinem Tanzbereich.

Wenn man erstmal in dem gleichen betroffenen Tonfall jemanden fragt

'Sag mal, wieso hast du eigentlich Kinder?'

wie man selbst immer gefragt wird

'Sag mal, wieso hast du eigentlich keine Kinder?'

macht es Spaß, denn die Frage ist so lattenbescheuert und im Falle ungewollter Kinderlosigkeit auch verletzend, dass ich sie geradezu unverschämt finde. Der Sinn des Lebens besteht nun mal nicht für alle Menschen in Kindern und für manche, bei denen er darin besteht, erfüllt er sich nicht.

07.09.2018 12:54 • x 6 #26


Ayaka
tolle Worte KBR! sprechen mir aus der Seele

ich finde es richtig gut, dass dich deine Tochter umarmt hat und dir sogar gesagt hat, dass sie dich lieb hat... ich denke euch fehlt nur der Weg zueinander

ich vermute die Stimmung zwischen deinem Mann und den Kindern ist eine viel schlechtere - etwas in die Richtung hast du ja angedeutet - vielleicht kannst du deinen Kindern auch wieder näher kommen wenn du die Beziehung zu deinen Kindern und Enkelkindern losgelöst von deinem Mann wieder aufbaust? Vielleicht wäre es eine Idee noch eine Nachricht an deine Tochter zu schreiben, dass du ihr für die Umarmung und die lieben Worte dankst und sie auch sehr lieb hast - oder was dir eben am Herzen liegt... dieses spontane Treffen vielleicht nicht ganz so losgelöst mit einer wackeligen Umarmung stehen lassen

ich finde sie ist da viel auf dich zugegangen - jetzt könntest du ihr auch die Hand reichen

07.09.2018 13:01 • x 2 #27


N
Zitat von Spreefee:
Ich denke, dass ist es, was ich hier gerade suche. Jemand, der mir hilft, wieder das Positive im Leben zu sehen.


Das ist schrecklich. Aber weißt du was. Schau mal auf den Spruch den du in deinem Avatarbild hast !

Ich bin an einem Punkt wo ich das Alte das Alte sein lasse. Ich habe und mache gerade meinen Seelenfrieden, mit vielen alten Freunden / Kumples. Lange nicht gesehen, verstritten...Sorry das ich das schreibe, zum größen Teil haben die Frauen es auseinandergetrieben ! jetzt wo diese Altlasten vom Tisch sind..............begegnet man sich wieder, und das im Reinen.

Wer das nicht kann, wird am Ende ganz bitter weinen ! Das schwöre ich !

14.08.2019 11:25 • x 1 #28


E
Das Thema kennen wohl viele. Wenn Kinder sich von den Eltern zurück ziehen, dann machen die das nicht ohne Grund. Meist hat es schwerwiegende Probleme und Verletzungen gegeben, die dazu geführt haben. Ich kenne das selber, meine Mutter war eine Hexe.
Grundsätzlich leiden alle Seiten und ich denke, im Allgemeinen, ist es nie zu spät noch einmal ins Gespräch zu kommen, auch wenn man selber über den eigenen Schatten springen muss. Manchmal hilft auch schon ein Brief.

Wäre das nicht was für euch?

14.08.2019 11:32 • x 2 #29


E
Zitat von Spreefee:
Um so mehr ich darüber nachdenke,wie es irgendwie zustande kam, weil wir nicht ihre Erwartungen erfüllt haben. Weil wir nicht die Enkelkinder so zu uns nahmen, wie sie es wollten, sondern eher so wie wir Zeit hatten, zum Beispiel. Also, weil wir auch da mehr an uns dachten, als an unsere Kinder. Es sind nicht mal die Kinder selbst, sondern eher die Schwiegerkinder. Beide Schwiegerkinder hatten keine richtige Familie in der sie groß geworden sind, bzw. sehr traurige Umstände in denen sie erwachsen wurden. Wir wollten Großeltern sein, wie wir es für uns selbst verstanden haben. Nicht ausgenutzt oder benutzt, Großeltern sein ohne Bedingungen. Nicht unser Leben nach ihnen ausrichten. Also das war zumindest ein Teil von den Geschehnissen, wie ich sie so langsam verstehe beim vielen Grübeln, um dafür Worte zu finden.

Zumindest ist so unser Empfinden.

Nein, sie waren nicht die Hauptrolle in unserem Leben. Aber Kinder zu bekommen und Enkelkinder, ist das nicht der Sinn des Lebens? Okay, es ist nicht DER SINN des Lebens allein. Zumindest doch ein Teil.

Sie gar nicht mehr zu sehen oder von ihnen zu hören, es schmerzt sehr.


Das Problem kenne ich auch, die Erwartunghaltung der Kinder, die enttäuscht sind dass Oma und Opa nicht so zur Verfügung stehen, wie sie es wünschen.
Ich kenne aber auch die andere Seite, als jetzt inzwischen Oma und dem Gedanken, dass ich wenig Lust habe meine Enkelkinder zu hüten.
Nur allzu bekannt.

Da muss sich doch ein Kompromiss finden lassen, mit dem beide Seiten glücklich sind und wenn man den Kindern erklärt, dass man sein Leben lang Kinder gehütet hat und jetzt einfach deine Lust mehr dazu hat, dann sollten erwachsene Kinder da auch ein wenig Verständnis zeigen.
Ehrlichkeit ist Pflicht, von beiden Seiten.
Da gibt es doch sicher einen Kompromiss und eine Person, die parteienlos mal mit euch zusammen ein Gespräch führt.

14.08.2019 11:40 • x 2 #30


A


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