Nun sind es exakt zwei Wochen her seitdem meine Exfreundin mich verlassen hat. In dieser Zeit habe ich viele Phasen der Verarbeitung durchlebt und musste lernen, dass es kein geradliniger Prozess ist, sondern Sprünge in alle Richtungen jederzeit möglich sind.
Nun habe ich wieder einen Rückschlag zu verarbeiten. Dank der Userin Fuchsi bin ich auf ein sehr gutes Buch von Doris Wolf gestossen, welches sich mit dem Verarbeitungsprozess befasst und neben dem Beschreiben von Zusammenhängen des Prozesses auch viele praktische Tipps enthält. Ich kann allen, die ebenfalls eine solche Phase durchleben, dieses Buch nur ans Herz legen.
Als ich begonnen hatte das Buch zu lesen, habe ich viele Seiten lang keine neuen Erkenntnisse entdeckt. Vieles, was dort beschrieben wurde, habe ich bereits durch das Forum erfahren bzw. selbst durchlebt. Bis mich in der Beschreibung der Phase I (wohl alle hier kennen die vier Phasen der Trennungsverarbeitung) auf einen elementaren Missstand in meiner Verarbeitung stieß. Als allererste Maßnahme auf dem Schritt zum Gipfel, was Frau Wolf als Sinnbild des schweren Weges beschreibt, ist der Punkt alle Hoffnung aufzugeben. Ich habe das erstmal so hingenommen und bis in Phase III hinein nichts weiter neues entdeckt. Als ich das Buch dann erst einmal weglegte fingen meine Gedanken an zu arbeiten. Ich habe noch Hoffnung und es gibt so viele Ansatzpunkte, die mir Grund dazu geben (dazu gleich mehr). Kann ich mich denn mit meiner Verarbeitung schon so weit befinden, wenn ich noch nicht einmal den ersten Schritt komplett gegangen bin? Dieser Gedanke hat mich nicht losgelassen und den ganzen gestrigen Tag beschäftigt. Vorbei die Zeit, in der ich mein Leben lebte und neu aufbaute, ich war wieder den ganzen Tag in meinem Gedankenkarussell. Versteht mich nicht falsch, ich habe trotzdem einen Blick auf mein Leben und die ganzen gedanklichen Errungenschaften, die ich diesbezüglich gewann, sind trotzdem noch da und ich weiche auch nicht von meinem Plan bezüglich meines eigenen Lebens ab. Aber wie passt diese Dissonanz in das Gesamtbild?
Daher habe ich erst einmal geschaut, was mir denn Hoffnung gibt. In meinem letzten Post hatte ich ja erwähnt, dass ich mit unserem gemeinsamen Freund mich über die Situation unterhalten hatte. Und wir waren uns einig, dass der Scheidungsbrief in ihr ein starkes emotionales Erdbeben auslöste. Vieles was sie tut passt logisch nicht und wir sind uns ebenfalls einig, dass es eine Kurzschlussreaktion war und wahrscheinlich unbewusst nicht so gewollt. Ich bin mir im Klaren, dass das von aussen betrachtet zusammengesponnen aufgefasst werden wird. Aber wenn man die Person kennt und uns in der Zeit beobachtet hat, passt die sehr schnell gefasste Entscheidung nicht ins Bild. Er erzählte auch, dass sei seitdem nicht wiederzuerkennen ist. Sie ist sehr ängstlich, es wirkt als hätte sie eine riesige Schutzmauer um sich. Sie redet mit niemanden und wirkt, als würde sie in ihrer inneren Welt gefangen sein. Sie hat sich auch charakterlich von ihrem eigentlichen Wesen entfernt und sich zumindest mir gegenüber sehr gefühlskalt und emotionslos gezeigt. Eigenschaften, die man bei dieser Person nicht erwartet hätte. Kurz und knapp, sie ist gerade nicht sie und komplett aus der Spur geraten. Daher kann ich nur schlussfolgern (was anderes kann ich nicht, da ich ja nur sehr beschränkte Informationen zu ihren Motiven, Gedanken und Gefühlen habe), dass sie das Schlussmachen eventuell nicht wollte und sich irgendwann, wenn sie wieder sie selbst ist, es bereuen wird. Und genau das gibt mir Hoffnung und lässt mich wieder warten, dass sie sich meldet. Sicher ist das ein kleines Fünkchen und selbst wenn sie sich meldet, heißt das noch lange nicht, dass es wieder wie einst werden könnte. Aber es besteht Hoffnung und die sollte ich eigentlich nicht haben.
Nun weiß ich, dass ich nichts ausrichten kann und davon abhängig bin, dass sie den ersten Schritt geht. Ich habe gestern Abend versucht mir einzuhämmern, dass sie freiwillig gegangen ist und auf meine Nachricht gefühlskalt reagiert hat. Dass sie derzeit andere Sorgen als mich hat und ich für sie wahrscheinlich nur am Rande existiere. Ich habe versucht alles rational einzuordnen um mir selbst die Hoffnung zu nehmen. Aber letztendlich kam ich immer wieder zu dem gleichen Punkt. Sie wird sich irgendwann bewusst werden, dass es wahrscheinlich falsch war von heute auf morgen alles hinzuschmeißen und eventuell wieder den Kontakt suchen. Sie hat derzeit eine Art von Wahrnehmungsstörung und sieht um sich herum nichts. Diesen Punkt kann ich einfach nicht ausblenden und somit auch die Hoffnung nicht. Damit schaffe ich es in der Folge nicht sie loslassen zu können.
Dazu passend hatte ich einen Traum heute Nacht. Ich träumte, dass wir uns wieder zusammen gefunden hatten und mit Freunden von mir feiern waren. Als wir dann nach Hause wollten, sind wir alle fünf ins Taxi gestiegen. Danach gab es einen Break in der Handlung und ich sah mich in einer mir unbekannten Umgebung in der Stadt umherirren. Ich habe versucht mich zu orientieren und gleichzeitig sie gesucht. Irgendwann kam ich an eine Art Touristengruppe die eine Brauerei besichtigt hatten und die sagten mir, ich wäre nördlich von meiner Stadt in einem Aussenbezirk (wir sind im Osten ins Taxi gestiegen). Sie boten mir an, dass ihr Reisebus mich nach Hause fahren könne. Danach gab es wieder einen Break. Ich erwachte in meinem Bett (seltsamerweise in meiner alten Wohnung) und suchte nach ihr. Hatte ich alles geträumt oder war es war. Plötzlich sah ich vor meinem Bett zwei Paar ihrer Schuhe, ein schwarzes und ein weißes (was ich immer noch nicht deuten kann). Ich rannte verzweifelt durch die ganze Wohnung und suchte sie und rief nach ihr. Dann entdeckte ich einen Zettel, eine Art Bekennerschreiben. Irgendjemand hätte meine Freundin entführt und ich sollte mit einem Auto an den Ort kommen, an dem ich vorher herumirrte. Ich habe mich entschieden nicht zu gehen und wachte plötzlich auf.
Erst hatte ich den Traum am Stück gesehen bis ich nochmal in Frau Wolfs Buch nachlies. Dort war etwas zu Träumen während der Trennung beschrieben. Man durchlebt in den Phasen drei Arten von Träumen: 1. Man sucht das Verlorene 2. Man findet es und verliert es wieder und 3. Man findet es und lässt es bewußt gehen. Danach wurde mir klar, dass ich beide Varianten in meinen Träumen hatte, daher auch der Break. Erst habe ich sie wiedergefunden. Dann war sie weg und ich habe sie gesucht und letztendlich war sie weg und ich habe sie bewußt nicht gesucht. Ich weiß nicht, ob das nur den Zustand beschrieb der mich derzeit gefangen hält oder ob ich aus dem Traum schon eine Richtung erkennen kann.
Naja, jedenfalls bin ich derzeit hin und hergerissen und solange ich nicht weiß, ob sie nicht wiederkommt, wird es mir wohl schwer fallen alle Hoffnung aufzugeben und sie komplett loszulassen. Bis ich darauf eine Antwort habe, werde ich mein Leben weiterleben und aufpassen, dass ich weiter an mir und den gewonnenen Erkenntnissen arbeite. Ich hoffe, es wird sich bald irgendeine Richtung andeuten.