Nun bin ich wieder hier und schreibe. Um das Geschehene zu verarbeiten, um meine Gedanken zu sortieren und um endlich loslassen zu können.
Nach einem Abend, an dem ich vollkommen allein war und meine Gedanken nur um die Trennung kreisten (das tun sie sowieso den ganzen Tag) spielen meine Gefühle vollkommen verrückt. Ich fühle Endgültigkeit, Hoffnung, Trauer, Wut, Unverständnis, Verständnis, Stärke, Schwäche und Zuversicht, das Ganze bald zu überstehen. Ich bin völlig durcheinander, funktioniere sozial nicht mehr (z.B. unter Kollegen) und meine Gedanken kreisen immer noch nur um ein Thema. Aber im Gegensatz zu den letzten Tagen habe ich meine Strukur verloren und irre nur so durchs Leben.
Nach der Arbeit daheim angekommen, habe ich mich erstmal damit auseinandergesetzt, dass ich im Whatsapp ihren Status ständig checke. Ist sie online und wenn ja, wie verhält sie sich? Ich habe im Laufe des Tages gemerkt, wie schlecht mir das tut und damit abgeschlossen, dass dies der einzige Weg ist auf dem wir noch verbunden sind bzw. uns wahrnehmen. Es macht einen fertig sich anhand des online-Verhaltens des Anderen irgendwas zu interpretieren. Sie ist nicht mehr da und das Beobachten des Chats ändert daran nichts. Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass sie sich nicht meldet. Wieso aufs Telefon schauen, wenn eh nichts passiert. Falls sie mir schreibt, bekomme ich das auch so mit, da brauche ich nicht ständig zu schauen, ob es in den letzten 20 Sekunden passiert ist.
Als ich mir das klar machte, übermannte mich die Traurigkeit und ich begann zu weinen. Sie ist weg und sie wird auch nicht wieder in mein Leben kommen. Ich habe folgende Worte an sie gerichtet (natürlich nur in dem Forum, an sie habe ich nicht geschrieben): Du hast mich vor drei Tagen unerwartet von heute auf morgen sitzen gelassen und den Kontakt eingestellt. Du bist auch nicht mehr in meiner Nähe. Du fehlst mir so sehr, wieso tust du mir das an? Das ist so unfair und brutal von dir. Du bist einfach gegangen.
Ich war traurig. Sie hat mir so gefehlt. Das Wissen, dass ich nie wieder ihre Nähe/Wärme/Geborgenheit/ihr Wesen spüren würde, hat mich fertig gemacht und treibt mir auch jetzt Tränen in die Augen.
Dann überkamen mich seltsame Gedanken. Es kamen immer wieder Situationen aus unserer Beziehung und vor allem aus den letzten Wochen. Und siehe da, es waren plötzlich so viele Anzeichen da, dass es diesen Weg geben könnte. Vor allem ab der Zeit vor zwei Wochen, als sich ihr Ex meldete. Sie sagte einmal nicht mehr 'ich liebe dich' als ich es sagte und meinte, wir hätten uns von Anfang an anders entwickelt. Und das Liebe für sie nicht mehr dasselbe ist, seitdem ihr Mann es sagte, obwohl er mit einer anderen schlief. Ihr missfielen plötzlich Kleinigkeiten an mir, die vorher keine Rolle spielten. Sie war beim S. abgelenkt und konnte sich nicht fallen lassen (kann aber auch an anderen Dingen liegen: Vorhautbändchen gerissen und beide voller Blut nach S. oder der Situation, als wir dachten schwanger zu sein oder der Umstellung auf die Pille (vielleicht Hormonprobleme)), sie drehte sich beim Einschlafen weg. Nach diesen Situationen, in denen wir (teilweise) darüber sprachen, war zwar wieder alles normal (mit Kuss- und Herzsmileys in jeder Nachricht und vielen, vielen Liebesbekundungen), aber das hätte mir ein Signal sein müssen. Kann man sowas mit rosaroter Brille überhaupt sehen? Hätte ich es erkennen und sie darauf ansprechen müssen?
Die Schlussfolgerung ist wohl die, dass sie mich doch nicht so bis zum Schluss liebte wie ich dachte und ihr irgendwann durch irgendwas abhanden gekommen war.
Mir fiel auch ein, wie wir nach zwei Monaten in Amsterdam waren und wie anders und melancholich sie da war. Aber dafür habe ich noch keine Erklärung gefunden.
Dann ereilten mich immer wieder Situationen aus der Beziehung in denen ich dachte: Oh man, wieso hast du so gehandelt?
Ich habe mir nie die Zeit genommen mich mal in Ruhe hinzusetzen um alles objektiv zu reflektieren. Kann man das überhaupt? Ich bin einfach schnurschracks auf Wolke 7 in die Zukunft geschwebt und habe nie was hinterfragt, ihr Verhalten eingeschätzt und geschaut wo es eigentlich hingeht. Ich lebte in meiner Welt und genoss es in vollen Zügen. Auch ohne Sicht auf mein eigenes.
Grundsätzlich haben wir auch vollkommen andere Voraussetzungen in die Beziehung mitgebracht. Sie hatte seit sie 15 ist eine Beziehung, war nie Single und hat auch nie so gedacht. Spricht, sie ist beziehungstechnisch irgendwo bei einer Reife von 25 Jahren. Ich war immer Single und hatte erst eine (kurze und auch unverarbeitete Beziehung). Ich suchte mein ganzes Leben nach der Frau, die mich lieben kann und hab, als sie dann da war, maßlos übertrieben. Wir haben uns verhalten wie 17-jährige. Überall und immer geknutscht und gefummelt, von Anfang an Herzen und Küsse hin und her geschickt und nach ca. sechs Wochen uns ständig 'ich liebe dich' gesagt. Falls mal von ihr nichts kam, hab ich es vermisst und es nicht verstanden und sie beinahe schon sofort in diese Richtung gedrängt (sie aber auch). Ich habe sie mit meiner Liebe erdrückt. Jetzt sehe ich, dass eine Beziehung Zeit braucht sich zu entwickeln, dass man zwar Kompromisse suchen muss sich aber nicht grundsätzlich für den anderen ändert (habe ich wohl auch, aber bei Sachen die sie mir aufzeigte, die mich aber störten und wie ich nicht sein wollte) und das weniger manchmal viel mehr ist.
Also zusammengefasst habe ich die Realität angenommen, geweint, sie vermisst und erste Konsequenzen gezogen. Das ist gut, aber jetzt kommt ein neues Gefühl dazu: Ich habe dazu gelernt und muss das Gespräch mit ihr suchen um ihr das zu sagen. Vielleicht können wir an der Stelle weitermachen und aus unseren Fehlern lernen? Das Bedürfnis ist gerade ziemlich gross bei mir. Auf der anderen Seite kann ich ihr nicht einfach schreiben. Ich habe die Notwendigkeit der Kontaktsperre gelernt und respektiere sie auch. Dieser Zwiespalt wühlt mich sehr auf.
Eine Möglichkeit, die ich sehe: Ein Kollege von ihr und ziemlich guter Freund von uns beiden (durch ihn kennen wir uns) geht mit mir nächste Woche ein B. trinken und will über alles reden. Vielleicht kann ich ihn davon überzeugen (durch meine Einstellung zum Thema und wie ich damit umgehe, nicht durch Aufforderung), dass er ihr sagt, sie solle nochmal den Kontakt zu mir suchen. Einfach für ein (letztes?) Gespräch, an dem man nochmal gemeinsam die Zeit aufarbeitet und darüber spricht. Das würde ich jetzt sehr gern haben, noch ein Gespräch.
Nun gut, es tat mal wieder gut durch das Schreiben seine Gedanken zu ordnen. Danke an das Forum