Hallo Silvia,
ob eine aufgewärmte Beziehung eine Chance hat oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, die wohl nur du benennen kannst. Außerdem gehören ja immer zwei Menschen dazu, die einen Neuversuch starten wollen. Und wenn Beide dazu bereit sind, ist die Frage, inwiefern man dem anderen gegenüber mehr Verständnis aufbringen kann und in der Lage ist seine eigenen Erwartungen evtl. zu überdenken und anzupassen.
Meine Freundin und ich sind auch nach der zweiten Trennung seit kurzem wieder zusammen. In der Zeit (drei Monate), in der ich allein war, habe ich sehr viel über mich und über unsere Beziehung nachgedacht. Was ist aus meiner Sicht falsch gelaufen und was habe ich falsch gemacht? Dieselben Gedanken hat sich auch meine Freundin gemacht.
Sind die Fehler, die da passiert sind, wirklich so schlimm gewesen? Haben wir uns getrennt, weil ich mit einigen Macken meines Partners nicht klarkomme? Oder kann ich mit ihren Eigenschaften leben? Inwieweit ist sie dazu bereit, einige Dinge zu ändern?
Fragen über Fragen, die man mit sich zunächst einmal klären sollte. Wenn die andere Seite auch einen Neuanfang möchte, sollte man offen und ehrlich über alles reden, was einen gestört hat.
Letztenendes zählt aber auch noch das Gefühl. Ich hatte noch sehr viel für meine Freundin empfunden, was mir durch den Abstand noch deutlicher wurde.
Klar, wenn man sich getrennt hat und den anderen vermisst, glaubt man zunächst, man könne alles akzeptieren, damit es zu einem Neuversuch kommt. Die Gefahr ist groß, dass auf einmal wieder alles beim alten ist und die Gefühle und Gedanken, die man kurz vor der Trennung hatte, wieder aufkeimen.
Wir haben uns für einen Neuanfang entschieden. Aber wir haben uns auch bewusst gemacht, dass unsere Beziehung jetzt anders aussehen muss. Viele Dinge, die mich früher gestört haben, kann ich nun leichter akzeptieren. Denn ich habe früher vieles sehr engstirnig gesehen, was ich nicht hätte tun dürfen.
Ich erwarte auch nicht mehr soviel von meiner Freundin, wie ich es vorher getan habe. Meine Erwartungen waren in einigen Dingen wirklich zu hoch angesetzt und vergifteten die Beziehung. Ich gewöhne mir an, mehr mit ihr zu reden, wenn mich etwas belastet oder stört, was man evtl. ändern kann.
Wir wissen natürlich auch nicht, ob wir es schaffen werden. Erfahrungsgemäß geht es ja oft doch wieder auseinander, weil man sehr schnell wieder in seine alten Bahnen verfällt. Aber wenn einem dies bewusst ist, kann man es schaffen. Es ist ein harter, steiniger Weg. Ich merke an mir, dass ich in vielen Dingen jetzt anders reagiere. Zumindest gehe ich jetzt viel bewusster an die Sache heran und denke drüber nach.
Unsere Trennung wurde dadurch verursacht, dass wir beide überwiegend Probleme mit sich selbst haben, die jeder in erster Linie auch für sich selbst lösen muss. Ich will damit sagen, dass diese Probleme wenig mit der Beziehung selbst zu tun hatten. Ein Stichwort wäre da z.B. Angst vor Nähe, die oft wieder hoch kam und die Krise ausgelöst hat. Wir wagen trotzdem eine Fortsetzung unserer Beziehung, da diese Probleme nun bekannt sind und man nun damit ganz anders umgehen kann.
Ich liebe meine Freundin zu sehr, als dass ich nichts unversucht lassen möchte. Da auch sie sehr viel für mich empfindet, haben wir diese Chance genutzt. Ich denke, selbst wenn es wieder scheitern sollte, haben sich am Ende doch beide weiter entwickelt. Und dann ist vielleicht auch die Gewissheit da, dass es dann wirklich keinen Sinn mehr macht. Aber soweit will ich jetzt gar nicht denken, denn dafür bin ich zu optimistisch ;D!
Ich möchte jetzt keine Ratschläge geben. Am Ende musst allein du es wissen, was du möchtest. Ich kann dir nur beschreiben, wie es für mich war. Vielleicht hilft es dir ja schon. Und wenn du eine Entscheidung fällst, ist sie nie eine falsche Entscheidung, wenn du überzeugt bist.
Ich hoffe, ich habe verständlich formuliert. Wenn nicht, bitte melden 8)!
Liebe Grüße
Tutangus
21.08.2003 15:09 •
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