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Aufgeopfert und es reicht nicht

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Ich nehme an, wie du ja auch sagst, dass sie demnächst wieder schwer bei dir auf der Matte stehen wird. Ihre Beziehung ist ja unerträglich und sie erträgt sie nur, solange sie immer wieder zu dir flüchten kann. Dich liebt sie aber nicht so sehr wie ihn, ich das hat sie im Prinzip gesagt. Du bist ihr Held, kurzfristig, aber dann will sie eben wieder das andere. Ich glaube, eine Beziehung zwischen euch wäre nicht möglich. Vielleicht würde ihr langweilig, vielleicht würde sie ihre dunkle Seite auch in eurer Beziehung ausleben. Vielleicht würde deine aktuell gerne gesehene Hilfe, z.b. emailkontrolle (Sorry, das ist mir auch irgendwie too much, dass du das machen solltest/wolltest) irgendwann ebenfalls in Kontrolle umschlagen, oder plötzlich so empfunden werden. Ich persönlich glaube nicht, dass ihr eine big Romance Leben könntet. Menschen wiederholen sich gerne in ihren Themen, sie ja offensichtlich auch.
Interessant finde ich auch deine kurze Einleitung mit einer anderen Frau. Die nicht mit dir wohnen konnte, weil es zu weit weg von zuhause war. Puh, schon ein spezieller Typus Frau, den du dir da suchst. Ich glaube, das helfersyndrom ist echt auch eine Sache, an der man arbeiten sollte

04.12.2018 19:49 • x 1 #31


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Zitat von Animo-ody:

wenn dem so ist, dann ist das die eigentlich interessante Frage


So extrem ist es nicht. Mit meiner ersten richtigen Freundin war ich 8,5 Jahre zusammen. Ich hätte sie auch geheiratet und Kinder mit ihr, wenn ich mich nicht falsch verhalten hätte. Diese Frau war normal.

Ob ich jetzt an dem Helfersyndrom leide, glaube ich nicht aber ich habe leichte Ansätze davon, da gebe ich euch recht.
Ich will jetzt nicht die Dramaqueen spielen aber ich kann euch ja mal etwas aus meinem Leben erzählen um das ganze mal zu vertiefen. Tut gut sich damit auseinander zu setzen. Ist auch wieder die Slim-Variante. Sonst Buch!

Ich habe einen kleinen Bruder. Wir liegen vier Jahre auseinander.

Ich musste damals irgendwie immer alles alleine regeln. Wenn ich etwas in der Schule nicht konnte, hatte ich Pech. Meine Eltern haben zwar dafür gesorgt, dass ich immer vernünftige Klamotten und Geld für etwas zu essen hatte, das war es dann aber auch schon. Mein Bruder hingegen wurde von vorne bis hinten verwöhnt. Wenn er etwas nicht konnte, gab es Nachhilfe (nur um mal zu zeigen in welche Richtung das ging). Wenn ich Kacke gebaut habe, gab es eine Ohrfeige (zumindest als ich noch jung war), mein Bruder bekam immer ein Du du du. Emotional waren meine Eltern sehr schwierig. Mein Papa war ein kleiner Choleriker und meine Mama oftmals einfach ein Stein. Ich musste mir irgendwie immer alles selbst beibringen - nur gab es damals das Internet noch nicht. Ich konnte gut mit meinem Papa reden, wenn er zum Fussball mal 2-3 B. getrunken hat, da war er gut drauf, das waren tolle Gespräche und ehrliche aber das war eher selten.

Ich kann euch gar nicht sagen, wo und wie ich das gelernt habe, aber ich habe ein sehr großes Empathie-Empfinden. Und ich finde auch ein ausgesprochen gutes Sozialverhalten. Wirklich. Wenn es meiner Mama z.B mal schlecht ging und sie geweint hat, bin ich ganz frühen Jahren schon zu ihr gegangen und habe sie getröstet. Umgekehrt gab es sowas eigentlich nicht. Das gleiche auch bei Freunden. Ich weiß noch, als mein bester Freund seine Freundin verloren hat - mein Gott was hat er gejammert (ja ich auch, ich weiß^^) und geweint... Ich habe ihn abgelenkt, viel mit ihm geredet - ist neu vergeben und im Himmel 7.

Ich musste mit ab 14, bis ich ausgezogen bin auch immer schön Geld abdrücken, wenn mal wieder der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand weil mal wieder etwas nicht bezahlt wurde. Ich musste also schon sehr früh Verantwortung für etwas übernehmen, was in meinem Alter einfach nicht sein sollte.

Ich habe dann auch aufgedeckt, dass meine Mama eine Affäre hatte (in der Phase, habe ich mein Fach-Abi gemacht und auch geschafft). Leider ist mein Papa zur 2000er Wende schwer erkrankt und konnte nur noch bedingt am Leben teilnehmen (Lunge). Das hat es für mich natürlich sehr schwer gemacht. Ich konnte meinen Papa das nicht sagen, weil er daran zerbrochen wäre. Ich habe sie dann einfach nur gebeten, dass sie sich um Papa kümmert, bis er stirbt oder eben wieder gesund wird (was eigentlich ausgeschlossen war). Im Gegenzug habe ich meinem Papa das nicht gesagt. Ich bin nämlich auch direkt mit 18 ausgezogen - war auch gut so. Endlich Freiheit! Ja, auf jeden Fall hat meine Mutter meinen Papa dann nach einigen Wochen einfach verlassen und mir das per SMS mitgeteilt. Ist nicht so cool - egal wie alt man ist, seinen Papa durchgeweint zu sehen und in den Arm nehmen zu müssen. Mein Papa ist dann auch einige Jahre später vor meinen Augen im Krankenhaus gestorben, während meine Mutter mit ihrem neuen Macker im Urlaub war. Durfte mich dann auch um meinen Bruder kümmern weil der gar nicht mehr klar kam.

Ich weiß gar nicht, ob das Züge von Helfersyndrom ist, aber als großer Bruder muss ich ja auf meinen kleinen Bruder irgendwie aufpassen. Mein kleiner Bruder ist übrigens ein Pflegefall. 25, keine Ahnung, wieviel Ausbildungen er abgebrochen hat, Arbeitslos, wohnt bei unserer Oma (weil die Schufa so schlecht ist das er keine Wohnung bekommt), hat einen Sohn, den er 1x die Woche sehen darf, die Mutter hat ihn während der Schwangerschaft verlassen - yeppa.

Ich möchte einfach, dass es den Menschen die mir am Herzen liegen auch gut geht. Und manchmal kann ich meinen Beitrag dazu leisten. Manchmal aber natürlich auch nicht. Es gibt auch nicht so viele Menschen die mir so sehr am Herzen liegen. Ich habe da schon gut aussortiert. Ich muss echt viel aushalten und bei Menschen, die nur nehmen und nicht geben sind für mich Ballast und sollten weggeschmissen werden (ja, ich weiß, hätte ich bei Marta auch so machen MÜSSEN). Für meinen Bruder z.B mache ich gar nichts mehr. Ich habe ihm so viel Geld gegeben, so viel Hilfestellungen, er kriegt es trotzdem nicht hin - habe ich aufgegeben. Mein Bruder bleibt es trotdzem.

Das ist jetzt echt die Slim-Variante.
Schaut, als mein Papa gestorben ist, durfte ich das allen mitteilen.
Beerdigung - ich musste alles entscheiden weil meine Mutter überfordert war
Um meinen Bruder kümmern - dürfte ich. War meine Mutter mit überfordert

Und nebenbei muss ich ganz beiläufig noch mein Einzelunternehmen leiten. Ich denke, wäre ich normaler Angestellter mit normalen Arbeitszeiten (das soll nicht abwertend gemeint sein) schon ziemlich abgenutzt. Ich kann mir ab und zu (wie gestern und heute) mal Tage gönnen, wo ich nicht so viel mache.

Und Marta hat mich in vielen Punkten an meine Kindheit erinnert. Dazu hat sie mir noch etwas bedeutet und ich bin der Meinung, für seine liebsten macht man halt Dinge, die man nicht für jeden macht. Ja ich weiß, die 11 Monate waren mehr als zu viel. Das ist mir bewusst. Ich dachte wirklich, ich kann sie retten und mit ihr glücklich werden. Fail. Draus gelernt. Passiert mir nicht nochmal.

Ich glaube, Marta hat mich in vielen Punkten an meine erste Freundin erinnert. Das macht es wohl so schwer für mich.
Also, dass ich nur kaputte Frauen kennenlerne habe ich damit entkräftigt.

Ich muss gestehen, dass ich vor einigen Jahren auch mal bei einem Psychotherapeuten war, der hat mich nach... 20 Minuten aber wieder weggeschickt und meinte, dass ich definitiv keine Hilfe brauche und mein Leben sehr gut im Griff habe und er die Zeit lieber für Leute nutzt, die wirklich Hilfe brauchen.

Diese Story bzw. die ganze kennen eigentlich nur sehr wenige Menschen. Und die, die sie kennen, stellen mir immer die Frage, wie ich bei so einem Leben so normal werden konnte.

Ich denke auch, dass Marta eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat. Sie wechselt ihre Launen und Ziele ja wie ihren String.

Vielleicht habe ich selbst gemerkt, was ein Mensch alles aushalten kann und verlange dann, dass es andere Menschen auch können. Es kann aber nun mal nicht jeder Mensch. Und troztdem habe ich meine Phasen momentan wo ich den abkacker hoch 10 bekomme.

04.12.2018 20:18 • x 2 #32


A


Aufgeopfert und es reicht nicht

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P
Daumen hoch! Du bist ein cooler Typ! Das schaffst du schon. Ich find's auch hart, dass sie dich so hat hängen lassen. Und ich finde einen Versuch ist es ja auch wert. Aber es hat halt nicht geklappt. Jetzt musst du das so akzeptieren

04.12.2018 20:41 • x 1 #33


Traveller
Zitat von Psychomantis:
Ich denke auch, dass Marta eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat. Sie wechselt ihre Launen und Ziele ja wie ihren String.

Könnte sein. Könnte aber auch nur eine schwere Form von PTBS sein. Bipolar usw.

Ich denke du siehst das schon richtig: deine Geschichte macht dich wohl eben auch anfällig für ein solches Verhalten.
Würde das jetzt aber nicht mit dem Argument abtun, dass es bisher ja auch anders war.
Oft kommen einem manche Sachen eben erst nach Jahren und holen einen wieder ein.

Es schadet nicht sich damit auseinanderzusetzen. In deiner Beziehung zu Marta hast du jedenfalls das volle Helfersyndromverhalten gezeigt. (Womit ich dir das natürlich nicht unterstellen will, wobei ich sagen muss: bei mir kam das auch nur bei einer Person zum Vorschein und ich nehme es sehr ernst).
Das Ende einer solch dramareichen Beziehung ist jedenfalls ein guter Anlass sich ernsthaft mit solchen Fragen auseinanderzusetzen und ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen. Irgendwo muss ja auch ein Teil in dir dieses Drama anziehend gefunden haben. Sonst hättest du es sicher nicht so lange mitgemacht.

04.12.2018 20:45 • x 3 #34


P
Zitat von Traveller:
Das Ende einer solch dramareichen Beziehung ist jedenfalls ein guter Anlass sich ernsthaft mit solchen Fragen auseinanderzusetzen und ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen. Irgendwo muss ja auch ein Teil in dir dieses Drama anziehend gefunden haben. Sonst hättest du es sicher nicht so lange mitgemacht.


Ich setze mich gerade sogar sehr intensiv damit auseinander. Und vorsichtiger werde ich definitiv sein.

Wenn sie bei mir war, war es meistens wirklich schön - aber auch nur, weil ich die Angst, dass sie doch wieder zurückgeht unterdrückt habe. Sie hat sich, wenn es gut lief ja auch sehr bemüht. Das hat natürlich auch nicht immer geklappt. Und ich dachte halt, dass wenn ich diese Angst nicht mehr haben muss (weil sie den Absprung geschafft hat), alles einfach schöner wird. Völlige Utopie. Aber das einzusehen ist ja schon mal gut, auch wenn es viel zu lange gedauert hat.

Im Nachhinein betrachtet finde ich das schon krass, dass ich das überhaupt ausblenden konnte. Aber ich muss es ausgeblendet haben, weil sonst hält das ja kein Mensch aus. Ich glaube, wenn ein Freund mit so einer Story kommen würde, würde ich ihm beim zweiten mal den Vogel zeigen und fragen ob der noch alle Tassen im Schrank hat.

Was für Blickwinkel sich ergeben, wenn man das mal mit euren Augen betrachtet ist schon ... beachtlich. Ich DANKE euch!

04.12.2018 20:57 • #35


Scheol
Zitat von Psychomantis:
.

Wenn sie bei mir war, war es meistens wirklich schön - aber auch nur, weil ich die Angst, dass sie doch wieder zurückgeht unterdrückt habe.

Was für Blickwinkel sich ergeben, wenn man das mal mit euren Augen betrachtet ist schon ... beachtlich. Ich DANKE euch!



Verlustangst auch ein Thema.


Du wir haben alle mal eine andere Sichtweise gehabt und kennen auch das zum Teil aus deiner Situation. Mehr oder weniger.

04.12.2018 21:22 • x 2 #36


P
Morgens ist es wirklich wirklich übel! Oh man. Aua

05.12.2018 09:27 • #37


R
Zitat von Psychomantis:
Morgens ist es wirklich wirklich übel! Oh man. Aua

Das Schlimmste hast Du hinter Dir. Es wird noch was dauern, bis Du es ganz verarbeitet hast; aber der Weg stimmt schon mal. Und kleinere Rückschläge gehören zum Verarbeitungsprozess dazu. Lass Dich davon nicht entmutigen.

05.12.2018 09:31 • x 1 #38


P
Zitat von regenbogen05:
Das Schlimmste hast Du hinter Dir.


Fühlt sich leider gar nicht so an.
Es ist wirklich heftig.

Mich trifft keine Schuld.
Ich habe alles versucht.
Sie ist nicht zu retten.

Warum rastet mein Herz so aus?
Warum sieht es nicht ein, dass es das BESTE ist, sie zu vergessen.
Unfair

05.12.2018 10:57 • #39


M
Zitat von Psychomantis:
Ich habe alles versucht.
Sie ist nicht zu retten.

Man kann nur sich helfen. Man kann anderen zeigen, wo man Hilfe findet, den Weg müssen diejenigen aber auch gehen wollen, selbst bestimmt - aktiv.

Dein Herz will nicht wahr haben, das alles nur Worte waren, dahin gesagt. Ein Herz hofft, wo es kaum noch Hoffnung gibt. Und es sieht zurück, sieht nur das Schöne, Warme.
Dummes Ding, dieses Herz

05.12.2018 11:04 • x 1 #40


G
Guten Tag,
manchmal ist es tatsächich so,daß die aussichtslosesten Beziehungen uns am meisten fesseln.Es gibt keine wirkliche Entwicklung, man landet immer wieder am Anfang...und versucht alles um es endlich einen Schritt weiter zu schaffen.So wie sich Deine Geschichte liest hättest Du auch mit noch mehr Zugeständnissen oder Duldungen nichts weiter erreicht als das sie immer wieder ( zu ihm) zurück geht.
An Deiner Stelle würde ich von dem Karussell absteigen,Grenzen ziehen und diese Therapeuthenrolle ablegen.Mit Beziehung hat euer *Verhältnis* nichts zu tun.
Lass Dich nicht weiterhin ( be ) -ausnutzen und lebe DEIN Leben.
Alles Gute Dir.

05.12.2018 12:45 • x 1 #41


P
Ich weiß. Danke euch.
Heute morgen kamen einfach zu viele Gedanken und stelle mir zu viele Fragen

warum macht sie das
was was macht sie
wie geht es ihr
vermisst sie mich
bereut sie es

Ich versuche sie mir aber nicht zu beantworten, weil ich auf manche Fragen (Warum macht sie das macht) eine Antwort habe und auf die anderen keine Antwort habe und auch nicht haben möchte. Dann geht man wieder alles durch und merkt dann nach einigen Stunden, dass das Leben weiter geht. Mein Leben.

Dennoch - jetzt schon Panik vor morgen früh

05.12.2018 13:26 • #42


Traveller
Zitat von Psychomantis:
Dennoch - jetzt schon Panik vor morgen früh

Oh ja ich erinnere mich noch daran wie ich damals jeden Tag aufgewacht bin und als erstes feststellen musste, dass das Alles leider kein übler Albtraum war.
Echt auch fies, dass das Gehirn einen da ständig dran erinnern muss.
Die Organe checken es wohl als Letzte, aber Hauptsache du bist dir im klaren was du willst.
Und zum Glück wird es über den Tag ja auch besser.

Vlt legst du dir ein schönes Morgenritual zu, was es für dich erträglicher macht?

05.12.2018 18:35 • x 1 #43


P
Heute morgen ging es eigentlich ganz gut. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass mein bester Freund bei mir geschlafen hat oder einfach, weil ich akzeptiert habe, wie es ist und ich daran nichts ändern kann (und auch nie was ändern konnte) und ja eigentlich auch die ganze Zeit irgendwie damit gerechnet habe. Aber egal, Hauptsache es wird besser - und das wird es.

Klar, gibts immer wieder ein paar Sekunden wo ich denke, mein Magen platzt und ich muss mich übergeben, aber das geht ja auch weg. Weiter gehts!

06.12.2018 10:42 • #44


P
Heute wieder ein ganz übler Tag. Wusste heute Morgen nach dem aufstehen nicht, ob ich mich lieber übergeben oder weinen soll.
Ich liege auf der Couch und denke nach, auch wenn ich das nicht will.

11 Monate habe ich mir das gegeben. Sie gefühlt 10x zurückgenommen - und dann tauschst sie mich erneut ein, gegen die Hölle, aus der sie immer entfliehen wollte - mit mir. Muss man nicht verstehen.

Aber Hauptsache mir erzählen wollen (Dienstag), man liebe mich, vermisst mich, dachte nicht, dass es so schwer wird bla bla bla.

Ach brechen wir es einfach runter, der Tag heute ist rotze.
Hoffentlich ist es morgen besser

09.12.2018 15:53 • #45


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