Zitat von Animo-ody:
wenn dem so ist, dann ist das die eigentlich interessante Frage
So extrem ist es nicht. Mit meiner ersten richtigen Freundin war ich 8,5 Jahre zusammen. Ich hätte sie auch geheiratet und Kinder mit ihr, wenn ich mich nicht falsch verhalten hätte. Diese Frau war normal.
Ob ich jetzt an dem Helfersyndrom leide, glaube ich nicht aber ich habe leichte Ansätze davon, da gebe ich euch recht.
Ich will jetzt nicht die Dramaqueen spielen aber ich kann euch ja mal etwas aus meinem Leben erzählen um das ganze mal zu vertiefen. Tut gut sich damit auseinander zu setzen. Ist auch wieder die Slim-Variante. Sonst Buch!
Ich habe einen kleinen Bruder. Wir liegen vier Jahre auseinander.
Ich musste damals irgendwie immer alles alleine regeln. Wenn ich etwas in der Schule nicht konnte, hatte ich Pech. Meine Eltern haben zwar dafür gesorgt, dass ich immer vernünftige Klamotten und Geld für etwas zu essen hatte, das war es dann aber auch schon. Mein Bruder hingegen wurde von vorne bis hinten verwöhnt. Wenn er etwas nicht konnte, gab es Nachhilfe (nur um mal zu zeigen in welche Richtung das ging). Wenn ich Kacke gebaut habe, gab es eine Ohrfeige (zumindest als ich noch jung war), mein Bruder bekam immer ein Du du du. Emotional waren meine Eltern sehr schwierig. Mein Papa war ein kleiner Choleriker und meine Mama oftmals einfach ein Stein. Ich musste mir irgendwie immer alles selbst beibringen - nur gab es damals das Internet noch nicht. Ich konnte gut mit meinem Papa reden, wenn er zum Fussball mal 2-3 B. getrunken hat, da war er gut drauf, das waren tolle Gespräche und ehrliche aber das war eher selten.
Ich kann euch gar nicht sagen, wo und wie ich das gelernt habe, aber ich habe ein sehr großes Empathie-Empfinden. Und ich finde auch ein ausgesprochen gutes Sozialverhalten. Wirklich. Wenn es meiner Mama z.B mal schlecht ging und sie geweint hat, bin ich ganz frühen Jahren schon zu ihr gegangen und habe sie getröstet. Umgekehrt gab es sowas eigentlich nicht. Das gleiche auch bei Freunden. Ich weiß noch, als mein bester Freund seine Freundin verloren hat - mein Gott was hat er gejammert (ja ich auch, ich weiß^^) und geweint... Ich habe ihn abgelenkt, viel mit ihm geredet - ist neu vergeben und im Himmel 7.
Ich musste mit ab 14, bis ich ausgezogen bin auch immer schön Geld abdrücken, wenn mal wieder der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand weil mal wieder etwas nicht bezahlt wurde. Ich musste also schon sehr früh Verantwortung für etwas übernehmen, was in meinem Alter einfach nicht sein sollte.
Ich habe dann auch aufgedeckt, dass meine Mama eine Affäre hatte (in der Phase, habe ich mein Fach-Abi gemacht und auch geschafft). Leider ist mein Papa zur 2000er Wende schwer erkrankt und konnte nur noch bedingt am Leben teilnehmen (Lunge). Das hat es für mich natürlich sehr schwer gemacht. Ich konnte meinen Papa das nicht sagen, weil er daran zerbrochen wäre. Ich habe sie dann einfach nur gebeten, dass sie sich um Papa kümmert, bis er stirbt oder eben wieder gesund wird (was eigentlich ausgeschlossen war). Im Gegenzug habe ich meinem Papa das nicht gesagt. Ich bin nämlich auch direkt mit 18 ausgezogen - war auch gut so. Endlich Freiheit! Ja, auf jeden Fall hat meine Mutter meinen Papa dann nach einigen Wochen einfach verlassen und mir das per SMS mitgeteilt. Ist nicht so cool - egal wie alt man ist, seinen Papa durchgeweint zu sehen und in den Arm nehmen zu müssen. Mein Papa ist dann auch einige Jahre später vor meinen Augen im Krankenhaus gestorben, während meine Mutter mit ihrem neuen Macker im Urlaub war. Durfte mich dann auch um meinen Bruder kümmern weil der gar nicht mehr klar kam.
Ich weiß gar nicht, ob das Züge von Helfersyndrom ist, aber als großer Bruder muss ich ja auf meinen kleinen Bruder irgendwie aufpassen. Mein kleiner Bruder ist übrigens ein Pflegefall. 25, keine Ahnung, wieviel Ausbildungen er abgebrochen hat, Arbeitslos, wohnt bei unserer Oma (weil die Schufa so schlecht ist das er keine Wohnung bekommt), hat einen Sohn, den er 1x die Woche sehen darf, die Mutter hat ihn während der Schwangerschaft verlassen - yeppa.
Ich möchte einfach, dass es den Menschen die mir am Herzen liegen auch gut geht. Und manchmal kann ich meinen Beitrag dazu leisten. Manchmal aber natürlich auch nicht. Es gibt auch nicht so viele Menschen die mir so sehr am Herzen liegen. Ich habe da schon gut aussortiert. Ich muss echt viel aushalten und bei Menschen, die nur nehmen und nicht geben sind für mich Ballast und sollten weggeschmissen werden (ja, ich weiß, hätte ich bei Marta auch so machen MÜSSEN). Für meinen Bruder z.B mache ich gar nichts mehr. Ich habe ihm so viel Geld gegeben, so viel Hilfestellungen, er kriegt es trotzdem nicht hin - habe ich aufgegeben. Mein Bruder bleibt es trotdzem.
Das ist jetzt echt die Slim-Variante.
Schaut, als mein Papa gestorben ist, durfte ich das allen mitteilen.
Beerdigung - ich musste alles entscheiden weil meine Mutter überfordert war
Um meinen Bruder kümmern - dürfte ich. War meine Mutter mit überfordert
Und nebenbei muss ich ganz beiläufig noch mein Einzelunternehmen leiten. Ich denke, wäre ich normaler Angestellter mit normalen Arbeitszeiten (das soll nicht abwertend gemeint sein) schon ziemlich abgenutzt. Ich kann mir ab und zu (wie gestern und heute) mal Tage gönnen, wo ich nicht so viel mache.
Und Marta hat mich in vielen Punkten an meine Kindheit erinnert. Dazu hat sie mir noch etwas bedeutet und ich bin der Meinung, für seine liebsten macht man halt Dinge, die man nicht für jeden macht. Ja ich weiß, die 11 Monate waren mehr als zu viel. Das ist mir bewusst. Ich dachte wirklich, ich kann sie retten und mit ihr glücklich werden. Fail. Draus gelernt. Passiert mir nicht nochmal.
Ich glaube, Marta hat mich in vielen Punkten an meine erste Freundin erinnert. Das macht es wohl so schwer für mich.
Also, dass ich nur kaputte Frauen kennenlerne habe ich damit entkräftigt.
Ich muss gestehen, dass ich vor einigen Jahren auch mal bei einem Psychotherapeuten war, der hat mich nach... 20 Minuten aber wieder weggeschickt und meinte, dass ich definitiv keine Hilfe brauche und mein Leben sehr gut im Griff habe und er die Zeit lieber für Leute nutzt, die wirklich Hilfe brauchen.
Diese Story bzw. die ganze kennen eigentlich nur sehr wenige Menschen. Und die, die sie kennen, stellen mir immer die Frage, wie ich bei so einem Leben so normal werden konnte.
Ich denke auch, dass Marta eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat. Sie wechselt ihre Launen und Ziele ja wie ihren String.
Vielleicht habe ich selbst gemerkt, was ein Mensch alles aushalten kann und verlange dann, dass es andere Menschen auch können. Es kann aber nun mal nicht jeder Mensch. Und troztdem habe ich meine Phasen momentan wo ich den abkacker hoch 10 bekomme.