Lieber T25, eigentlich würde ich dir empfehlen deinen eigenen Thread aufzumachen aber du machst es mir und den anderen sehr leicht mit deinen spezifischen Fragen zu antworten - so gebe ich einen ersten Hinweis den andere vielleicht vervollständigen, mit ihren, ganz persönlichen Erfahrungen wohlgemerkt
Zunächst ist die Frage ganz wichtig wie es gekommen ist, dass ausgerechnet du in eine wie auch immer benannte, destruktive Beziehung geraten bist. Andere und die meisten um uns haben ja keine solche Beziehungen, würden diese auch nicht für sich akzeptieren. Ich habe von Anbeginn gemerkt, dass mir die Beziehung nicht gut tun wird, habe immer wieder die diese fiesen Erniedrigungen ertragen und auf Besserung gehofft. Diese hoffnungsvolle Erwartung muss man aufgeben lernen. Loslassen. Dieses ist ein Loslassschmerz den du jetzt spürst. Erst rückblickend merke ich das erst mit dem loslassen der Schmerz vergeht.
Dabei gilt es viel mehr loszulassen als nur die Aspekte der vergangenen Beziehung. Bei mir - auch berufsbezogen - galt es zu akzeptieren helfe dir selbst, dann hilft dir Gott wobei Gott als Synonym für eigenes Wohlbefinden, Selbstkontrolle, schlussendlich echte Selbstliebe steht. Das hinkt natürlich sehr, weil es am Ende gerade viel egoistischer ist als es dem christlichen Gedanken gemein ist aber der Satz dient nur zur Anschauung, vielleicht wählst du deinen eigenen Wahlspruch
Dann fragst du nach der Dauer des loslassens bzw Loslassschmerz. Nach 12 Monaten on/off habe ich 6 Monate eine Akutphase heftiger Entzugerscheinungen gehabt, das deckt sich mit anderen Angaben, also 50% der Beziehungsdauer als Zeitangabe für die Kompensation, sprich, Verarbeitung. Das ist natürlich sehr individuell und hängt auch sehr davon ab wie man diese verbringt und wie einem wirklich professionell geholfen wird. Ich hatte einen sehr guten, sehr (auch Lebens-)erfahrenen Therapeuten, anfangs 3× wöchentlich (für drei Wochen), dann 2× wöchentlich für 6 Wochen und dann 1× wöchentlich als Therapieausschleichphase für weitere 4 Wochen.
In der letzten Phase habe ich Kontakt mit meinem Ex gehabt, wenn man so will virtuell und professionell begleiteten Kontakt
Für MICH! war und ist das eine wichtige Erfahrung diesen Kontakt gehabt zu haben. Hierüber gibt es - berechtigt - unterschiedliche Meinungen und dieses wurde auch hier diskutiert ob das gut ist. Wohl nicht für jeden, ABER es ist für MICH! eine Form für MICH! mit der Aufarbeitung umzugehen.
Mein Ex und ich sind heute befreundet wie gute Kollegen. Will heißen, wir sprechen blabla und sehr respektvoll mit- und übereinander wobei wir VÖLLIG! unsere Themen, unsere Erkenntnisse außen vor lassen. Ich will ihm absolut keine Gelegenheit geben in meine Seele zu schauen, ich gebe ihm absolut keine Chance mich zu manipulieren. Das braucht viel Stärke, die habe ich gewonnen. Aber, nochmal, mein Weg jeder muss das für sich entscheiden, ich verstehe gut wenn man es anders macht, so wie meisten, eben totaler Abbruch aller Kontakte. Für mich wäre das Loch zu groß, ich glaube auch dass sich mein Leiden verlängert hätte. Mag Theorie sein.
Ganz wichtig, keine engeren Kontakte als über die Oberfläche hinaus, keine persönlichen Verabredungen mit Aktivitäten was natürlich - und das ist das schwerste von allem - auch keine intimen Kontakte zum Ex (weil der S wirklich toll war...)
Ich habe nach 4 Monaten eine neue Beziehung begonnen. Ein gesunder Mann, alles ist etwas weniger aufregend, auch die Intimität und siehe da: Es stellt sich Geborgenheit ein. Ein Gefühl was ich mit meinem Ex NIE hatte, immer diese Angst vor seinen Ausbrüchen, seinen Erniedrigungen, seiner Wut und diesem niemals ihm recht machen können. All das letztere ist weg und ich bin glücklich
Rückblickend: Ich habe viel über mich gelernt, mir ist mein Ex egal, mir ist egal dass ich eines Tages eher an seinem Grab stehe als umgekehrt, ich will ihn nicht mehr retten, mir ist egal was er mit anderen macht. Es geht nur um mich, helfe ich mir selbst so hilft mir mein jetziger Freund und er macht es umgekehrt genauso, so, wie es glückliche Paare eben machen.
Ich habe weder mit meinem jetzigen Partner intensiv über den Ex bzw über die Beziehung mit meinem Ex gesprochen und schon garnicht - wie erwähnt - mit meinem Ex über mich und meine jetzige Beziehung heute. Meine Entwicklung gehört mir alleine, ich teile sie hier anonym und mit sonst kaum jemanden... kaum jemand (auch Therapeuten) der es nicht selber erlebt hat versteht einen, und noch weniger wollen es überhaupt verstehen, ja es war eine destruktive Zeit die ich hinter mich gebracht habe. Geblieben ist Dankbarkeit für meine eigenen Erkenntnisse, aber selbst diese Dankbarkeit habe ich meinem Ex nicht gezeigt, denn sonst würde ich sein Verhalten rechtfertigen.... trotz allem niemals will ich das je wiederhaben
Alles Gute, nimm dir Zeit, alleine und gut begleitet, auch durch Freunde, gebe dich aber nicht als Opfer sondern pack dein eigenes Leben an den Hörnern und schaffe dir was eigenes wofür du keine Bühne anderer brauchst. Lieben Gruß
24.11.2015 11:14 •
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