Hallo zusammen,
einige von Euch kennen mich vielleicht noch von der Zeit meiner ersten Trennung. Das war im Sommer 2001.
Seit Ende Mai diesen Jahres ist der sog. Neuanfang, von dem ich heute weiß, daß es gar kein Neuanfang war, gescheitert. Ich bin dann Ende Juli in eine eigene Wohnung gezogen, die mir auch gut gefällt.
Ich habe der Trennung rein kopfmäßig im Mai absolut zugestimmt. Meine Frau sagte, daß sie sich zu diesem Zeitpunkt gar nicht trennen wollte, sondern lediglich ein Gespräch über unsere Beziehung führen wollte. Ich habe auf diesen Gesprächsversuch nur mit einem: OK, ich will mich auch trennen, geantwortet, weil mich das, was wir zusammen gelebt haben überhaupt nicht zufrieden gemacht hat, von Glück will ich gar nicht reden.
Ich habe in der Anfangsphase der Trennung oft Aufbruchstimmung verspührt. Daneben hatte ich aber auch die üblichen Zukunfts- und Verlustängste. Aber immerhin habe ich manchmal mit einer gewissen Neugier auf meine positive Zukunft gesetzt.
Was mich nun wundert, ist der Umstand, daß ich seit einer Woche schlechter mit der Trennung umgehen kann, als zuvor. Der Schmerz nimmt eher zu als ab. Dabei achte ich schon sehr darauf, daß ich mir Gutes tue: ich halte mein Geld zusammen, pflege mein Äußeres und halte die Wohnung gut in Schuß. Ich habe mir teuren Tee geleistet, von dem ich in ritueller Art und Weise täglich ein Kännchen einnehme. ich kaufe mir wöchentlich Blumen, die ich mir in die Wohnung stelle, ich betrinke mich nicht sinnlos. Kurz: ich versuche, mein Leben in gute Bahnen zu bekommen. Ich gehe hin und wieder aus, nehme mir aber auch meine Auszeiten. Das, was ich tue, gefällt mir.
Und trotzdem gehe ich gerade den Bach runter.
Wir haben zwei gemeinsame Kinder, die mich alle 2 Wochen für 4 Tage besuchen. Aus diesem Grund ist eine totale Kontaktsperre nicht zu halten. Allerdings beschränkt sich unser Kontakt auf e-mails. Das ist auch gut so. Ich vertrage den direkten Kontakt zu ihr (bei Kinderübergabe) nämlich nicht gut.
In den e-mails beschränken wir uns auch im wesentlichen auf Organisatorisches. Nur ab und zu tauchen auch persönliche Befindlichkeiten auf. Und die machen mir immer zu schaffen. Es ist die komplette Ablehnung meiner Person, die so schwer zu ertragen ist. Sätze wie: ich will und muß dich aus meinem System herauskriegen. Mit deiner Familie will ich auch nichts mehr zu tun haben.
Sie ist in einen anderen Mann verliebt. Die beiden führen wahrscheinlich auch eine wie auch immer gestaltete Beziehung. Er wohnt nur ziemlich weit weg (ca. 400 km). Mit dieser Vorstellung tue ich mich auch ziemlich schwer. Dabei habe ich selbst eine Beziehung zu einer ebenfalls frisch getrennten, deutlich jüngeren Frau, begonnen, der ich sehr zugeneigt bin, in die ich aber nicht richtig verliebt bin. Also mache ich hier etwas, was ich meiner Frau nicht zugestehe: um jeden Preis versuchen, wegzukommen. Wie sich diese Beziehung entwickeln wird, weiß ich nicht. Darüber mache ich mir auch nicht so viele Gedanken. Ich bin ehrlich zu ihr und mehr kann man doch nicht erwarten, oder?
Aber mein Gefühlschaos wird mir zunehmend unverständlicher. Je größer die Distanz zu meiner Frau wird, desto mehr tut es mir weh. Die Phasen, in denen ich denke, vielleicht wird es in der Zukunft mit uns beiden ja doch noch mal was, werden länger und intensiver. Dabei ist zum jetzigen Zeitpunkt an so etwas überhaupt nicht zu denken, denn ich fühle mich in Ihrer Nähe eigentlich viel schwächer, als ich wirklich bin und insoweit fühle ich mich gar nicht wohl in ihrer Nähe. Außerdem habe ich ja auch Phasen, in denen ich sie nicht zurück haben möchte, in denen ich die Trennung von ihr als Öffnung für etwas Neues empfinde. Schließlich hatten wir ja unsere Chancen.
Ich bin mir auch bis jetzt nicht sicher, ob ich wirklich sie vermisse oder nur die Gewohnheit, Vertrautheit und die lange gemeinsame Vergangenheit und vor allem das familiäre Zusammensein.
Allmählich verstehe ich bei mir nur noch Bahnhof.
Für jeden Hinweis, der mir hilft, Ordnung hier hineinzubekommen bin ich sehr dankbar.
LG, Bente64
An meine Frau: ich gehe zunächst davon aus, daß ich mich hier in einem geschützten Bereich befinde. Solltest du wider Erwarten ebenfalls wieder diese Seiten besuchen, laß mich das bitte wissen.
08.09.2003 11:11 •
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