Hallo Community.
Ich möchte gerne mal meine Geschichte aufschreiben. Ich möchte sie mir einfach von der Seele reden. Ich traue mich nicht, mit meinen Freunden darüber zu reden, da ich mich einfach so unendlich, unendlich schäme.
Aber von vorn.
Vor einem Jahr lernte ich einen Mann über eine einschlägige Singlebörse kennen. Wir schrieben, und waren uns auf Anhieb sympathisch. Beim ersten Telefonat merkten wir dann, dass wir uns von der Uni her kennen dass wir vor 25 Jahren schon mal in der Cafeteria zusammen saßen, dass wir zusammen auf einigen Studenten-Partys waren. Wow dachte ich, das muss Schicksal sein.
Wir verabredeten uns und verbrachten einen wundervollen Tag zusammen. So ein Wiedersehen, nach 25 Jahren wie schön Wir swaren auf einer Wellenlänge, hatten die gleichen Themen, die gleichen Interessen.
In derselben Woche trafen wir uns noch mal. Er erzählte mir dann seine teils rührende, teils dramatische Geschichte: Seine erste Frau hat ihn mit seinem besten Kumpel betrogen. Er hat sie inflagranti erwischt.
Die Frau, mit der er danach zusammen war, ist bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Er selbst hat diesen Autounfall knapp überlebt. Hat aber lange gebraucht, um über ihren Tod hinwegzukommen.
Mir tat das unendlich leid, ich habe da schon viele Empathie-Tränen vergossen Über den Autounfall sprach er nicht gerne, aber mich hat das schwer beschäftigt. Wie traumatisiert muss ein Mensch sein, der so etwas erlebt, überlebt hat?
Na ja. Das war seine Vorgeschichte, damit hat er begründet, warum er vorsichtig ist, wenn es um Gefühle, um Beziehungen geht.
Wir trafen uns weiter, telefonierten, mailten, schrieben. Jedoch: Nie am Wochenende. Immer in meiner Wohnung. Er hat nie bei mir übernachtet.
Meine Freundinnen meinten natürlich: Da stimmt was nicht. Sicher, dass er nicht verheiratet ist? Doch ich war sicher, zumindest redete ich es mir ein. Denn immerhin schrieb er mir ständig, und ich konnte ihn auch immer anrufen, auch abends.
Nur an Wochenenden, da wurde es schwierig Er schickte mir auch immer Fotos von sich, was er macht, wo er gerade ist Ich hatte zwar ein komisches Bauchgefühl, sagte mir jedoch: Er ist mal schwer verletzt worden, ich muss einfach geduldig sein und nicht so viel hinterfragen.
Doch mein Gefühl wurde immer komischer. Irgendetwas stimmte nicht, das fühlt man ja
Und unsere Beziehung wurde immer komplizierter. Er wollte sich nicht festlegen, meinte, auch er will mich nicht verletzten. Wir haben eine Menge Hin- und Her durchgemacht, mit Kontaktabbrüchen, Kontakt wieder aufnehmen Wirklich, ein ewiges On-Off.
Die längste Kontaktpause betrug 7 Wochen. In diesen 7 Wochen hatte ich auch übelsten Liebeskummer. Ich lag blank, es fühlte sich an wie eine Wurzelentzündung der Seele, alles tat weh.
Aber nach und nach ging es mir besser, wie das mit Liebeskummer nun mal so ist.
Jedenfalls, als ich dann fast geheilt war, fing ich an zu googeln.
Über seinen dramatischen Autounfall (ich kannte das Datum und den Ort) konnte ich nichts finden. Komisch dachte ich, solche dramatischen Geschichten stehen immer irgendwo in einer Zeitung.
Dann: Seine Schwester. Angeblich Neurologin in einer Stadt in Bayern (wo er oft hinfuhr, um seine Wochenenden dort zu verbringen, weshalb er sie nicht mit mir verbringen konnte).
Ja, diese Neurologin gibt es auch, sie sieht ihm sogar ähnlich, wird vermutlich wirklich seine Schwester sein aber sie praktiziert in seiner Heimatstadt in NRW, und nicht in Bayern.
Ich habe ihn damit nicht konfrontiert. Stattdessen hab ich ihn zum wiederholten Male gefragt, ob er verheiratet sei.
Seine Antwort war natürlich: Nein, aber er spürt, dass er mich verletzt und schlägt mal wieder eine Kontaktpause vor.
Nun gut. Das Ganze ist nun vier Wochen her. Ich habe seitdem mehrere, andere Indizien gesammelt. Nachrichten inspiziert, die wir im vergangenen Jahr ausgetauscht haben, die mir damals schon komisch vorkamen, ich aber mein Alarm-Gefühl ausgeblendet habe. Indizien dafür, dass er verheiratet ist oder halt doch jemand anderen hat. Vermutlich in Bayern.
Mittlerweile schreibt er mir wieder, will sich mit mir treffen und ich bin nur noch angeekelt.
IAngeekelt und ich schäme mich halt. Vor ihm, vor meinen Freunden, vor mir selbst. Wie konnte ich so naiv sein. Wie konnte ich so blauäugig sein. NIE hätte ich gedacht, dass ein Mann, den ich seit 25 Jahre kenne, mich dermaßen hintergeht. Wir haben sogar noch einige gemeinsame Bekannte, zu denen wir unabhängig voneinander noch sporadischen Kontakt haben. WIE konnte er da dermaßen gelassen bleiben?
Jedenfalls, er meldet sich halt wieder, und ich antworte auch. Ich versuche, ihn in Sicherheit zu wiegen ich weiß nicht genau wofür. Warte ich auf einen Showdown? Hoffe ich, dass ich mich vielleicht doch irre, dass ich nicht so hintergangen worden bin?
Ich habe ja nach wie vor keine Beweise, dass er eine andere hat, und sie auch schon vor mir hatte. Es ist nur mein Bauchgefühl, und eine Menge Indizien halt
Das, was ich momentane fühle, ist vorrangig Scham.
Ich weiß absolut nicht, wie ich damit umgehen soll, wie ich mir selbst wieder in die Augen blicken kann. Hört sich jetzt dramatisch an, aber wirklich: jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, lache ich mich aus. Und denke: Du Naivchen. Mit deinen 45 Jahren so dumm zu sein. Man man man, selbst schuld, geschieht dir recht.
So. Das zu meiner Geschichte. Ich erwarte kein Mitleid, weil wirklich: Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen. Ich möchte nur diese
07.02.2020 10:21 •
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