Hallo ihr Lieben,
ich bin erst kürzlich auf dieses Forum gestoßen und es hilft mir von euren Erfahrungen zu lesen und zu erkennen, dass ich mit meinen Gefühlen nicht alleine bin. Nun habe ich mich angemeldet und möchte euch meine Geschichte erzählen, zum einen um alles einmal los zu werden, u zum anderen in der Hoffnung auf Verständnis und vielleicht sogar den ein oder anderen Rat.
2007 kam ich mit meinem jetzigen Mann zusammen. Wir waren super glücklich, es war wirklich alles einfach nur schön. Nach etwa einem Jahr zog ich, damals aus meinem Elternhaus, zu ihm.
Nach einigen Jahren nahm unser S. stark ab (nur noch alle paar Monate mal). Im Nachhinein gab es hier die ersten Warnzeichen, diese habe ich damals aber nicht als solche gesehen, habe nie an der Beziehung gezweifelt, hatte höchstens Angst, dass er es nicht ganz so ernst meint wie ich. Darauf angesprochen sagte er einmal, dass er etwas „S.“ wäre, es aber nichts mit zu tun hätte und er es sehr schön findet, wenn wir miteinander schlafen. Ich versuchte verführerisch zu sein und ihn zu mehr S. zu motivieren, allerdings mit wenig Erfolg. Alles andere lief aber weiterhin toll, gemeinsam suchten wir nach einem Haus, welches wir dann 2012 kauften und dort einzogen. Es war immer klar, dass wir heiraten und Kinder wollten, auf den Antrag wartete ich lange sehnsüchtig (typisch Kleinmädchentraum war mir damals wichtig, dass er von ihm kam.)
Anfang 2014 kam dann der langersehnte Heiratsantrag und im Oktober folgte unsere Traumhochzeit. Sie S. aber hielt an. In meiner Naivität war ich mir sicher, dass nach der Hochzeit alles besser werden würde, da wir dann aktiv daran arbeiten wollten Eltern zu werden. Der S. blieb in der Hochzeitsnacht und in den Flitterwochen aus. Ich bestimmte regelmäßig meinen Eisprung, um dann den wenigen S. zumindest zum richtigen Zeitpunkt zu haben. Schließlich wurde ich schwanger und wir freuten uns sehr. 2016 wurde unser erster Sohn geboren.
Da wir beide nicht wirklich gut darin sind über unsere Gefühle zu sprechen, schrieb ich ihm irgendwann einen langen Brief, in dem ich schilderte wie unglücklich ich darüber war, dass wir nicht miteinander schliefen und dass ich mich dadurch unattraktiv fühlte usw. Er versicherte mir, dass er mich sehr attraktiv findet und ebenfalls gern mehr GV hätte, ich lies mich dadurch beruhigen.
Der nächste GV fand aber erst statt als es an die Planung von Kind zwei ging, wieder nur zum Eisprung. 2018 wurde unser zweiter Sohn geboren. Seit dessen Zeugung hatten wir keinen S. mehr.
Zunächst war klar, mit zwei kleinen Kindern ist es einfach schwierig. Rückblickend habe ich gefühlt die Phasen der Trauer durchlaufen, ich habe es geleugnet (weil normal), ich habe gekämpft und gefühlt alles was ich konnte versucht, ich habe getrauert und nächtelang geweint und es irgendwann akzeptiert. Ich fühlte mich immer irgendwie schuldig und hatte das Gefühl „aber sonst ist doch alles gut, ich darf mich wirklich nicht beschweren, er tut so viel und ist ein guter Vater“. Trotzdem war ich sehr, sehr unglücklich.
Ein weiteres Level an Unglücklich sein habe ich dann vor etwas über einem Jahr erreicht. Ich habe einen sehr engen Kollegen (ich bin Lehrerin) mit dem auch gut befreundet bin und für den sich ein paar Gefühle entwickelt haben, die sicherlich nicht sein sollten. Es ist aber nie etwas zwischen uns passiert und er ist ebenfalls vergeben. Er hat mich auf eine Klassenreise begleitet. Und diese Woche war einfach nur schön, aus mehreren Gründen. Die Klasse war toll, sehr lieb, so dass wirklich recht entspannt war. Ich habe meinen Mann überhaupt gar nicht vermisst und es genossen ohne ihn zu sein. Gleichzeitig war der Alltag dort mit meinem Kollegen (auch hier ist rein gar nichts verwerfliches passiert) so entspannt und angenehm, dass es sich mehr nach einer Beziehung anfühlte als mit meinem Mann. Ich kam von dieser Reise wieder mit dem Gefühl, dass so eine Beziehung haben möchte und nicht so eine wie ich aktuell habe. Ich dachte sehr viel für mich nach und zog das erste mal eine Trennung in Betracht.
Kurz nach Silvester diesen Jahres fasste ich mir endlich ein Herz und sagte meinem Mann, dass ich unglücklich bin und fragte ihn, ob uns vielleicht eine Eheberatung oder Therapie helfen könne. Darauf sagte er „Wenn du meinst“ Ich war und bin über die Kälte dieser Antwort entsetzt. Ich fragte ihn ob er denn glücklich sei, so wie es ist. Darauf sagt er „manchmal“. Ich fragte ihn, was wohl anders wäre, wenn wir nicht zusammen wären, sondern nur zusammen wohnen würden. „Wahrscheinlich nichts.“ Es war ein frustrierendes Gespräch. In den Wochen danach nahm er mich häufiger mal aus heiterem Himmel fest in den Arm, wohl in dem Versuch, dass wir uns wieder etwas näher kommen. Es fühlte sich aber immer nur komisch und nicht wohlig an. Seit dem leben wir nun weiterhin in unserer Art WG halten den Schein einer heilen Familie aufrecht. Wir sprechen kaum noch miteinander, er erzählt irgendwie sowieso Nix, spricht auch über etwas größere Anschaffungen wie z.B. Rasenmäher, Toilette, Grill kein Wort sondern macht einfach. Ich habe aufgehört zu kämpfen und erzähle auch kaum noch etwas, weil ich denke es interessiert ihn eh nicht. Wir unternehmen hauptsächlich getrennt etwas. Jeder lebt sein Leben, außer Familienfeiern und ab und zu ein flüchtiger Abschieds- oder Begrüßungskuss deutet nichts auf eine Beziehung hin.
Vor ein paar Tagen habe ich auf seinem Schreibtisch nach einem Tacker gesucht und dabei zufällig ein Arztschreiben gefunden, aus dem hervor ging, dass er sich vor knapp einem Jahr zu einer Vasektomie hat beraten lassen? Sollte man über so etwas nicht sprechen? Und wozu überhaupt, wenn es eh seit knapp 7 Jahren kein S. gab? Seitdem frage ich mich was er mir wohl noch alles verheimlicht und wie weit ich ihm überhaupt noch vertrauen kann.
Jetzt so aufgeschrieben und zusammen gefasst würde ich mir selbst wahrscheinlich zu einer Trennung raten, aber so leicht ist es einfach nicht so eine Entscheidung treffen noch dazu mit zwei Kindern (6+8) und Haus.
Ich habe versucht mich kurz zu fassen, trotzdem ist es ein halber Roman geworden Danke an alle, die bis hier durchgehalten haben. Gibt es jemanden, mich versteht? Gibt es eine Möglichkeit alles irgendwie einfacher und erträglicher zu machen? Was mache ich bloß?
15.09.2024 10:01 •
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