Hallo,
nachdem ich hier jetzt seit einer Woche mitlese, möchte ich mich und meine Geschichte auch kurz vorstellen: ich wurde von meinem Mann (wir waren nicht verheiratet, aber über 16 Jahre zusammen da spricht man nicht mehr von Freund und in meinem Alter schon mal gar nicht) verlassen. Ich habe zwei, zum Glück, erwachsene Kinder, die jedoch nicht seine sind. Wir besitzen zusammen ein Haus, in dem ich weiterhin wohne zunächst ohne zeitliche Begrenzung, jedoch werde ich auch das Thema Umzug irgendwann angehen müssen, das ist aber nicht das dringlichste Problem.
Er hat kurz hintereinander zwei Damen kennengelernt und bei Facebook bzw. Threema geadded und sich dann über das Schreiben online verliebt und nach eigenen Aussagen nicht damit gerechnet, dass er noch einmal so starke Gefühle entwickeln kann. Das alles hat seit Jahresbeginn mein Leben total durcheinander gewirbelt, es spielten sich einige kleinere Dramen ab (zumal ich ihm das auch nur stückchenweise aus der Nase ziehen konnte), er war verzweifelt (wahrlich nicht wegen mir, sondern weil er nicht wusste, wie es mit der aktuellen Dame weiter gehen soll), ich war verzweifelt und alles in Allem war es eine sehr unschöne Zeit, die jedoch rückblickend für mich auch sehr lehrreich war und immer noch ist.
Viele Dinge, viele Drehungen, die er vollzieht, lassen mich ihn nicht wieder erkennen, oder ich habe tatsächlich in den vielen Jahren einiges übersehen an ihm. Distanz, Kühle und Vorgehensweise haben mich anfangs erst drei Wochen fassungslos daneben stehen lassen und führen inzwischen dazu, dass ich immer mehr den Respekt und die Achtung vor ihm verliere. Das wiederum hilft mir ungemein, Abstand zu gewinnen.
Zunächst hatten wir das ist wohl die übliche Vorgehensweise und Phase beschlossen, gemeinsam weiterhin in unserem Haus zu wohnen. Dadurch, dass er sehr viel auf Dienstreise ist, schien mir das ein gangbarer Weg. Ist natürlich totaler Quatsch, war eine reine Anker-Maßnahme, denn man fühlt sich ja zunächst einer Angst vor dem Alleinsein gegenüber gestellt, die man nicht erwartet hat. Ich hatte Angst davor, dass er nun gar nicht mehr nach Hause kommt und ich dieses schöne Gefühl des harmonischen Zusammenseins nicht mehr haben kann, wenn er da ist. Über die Wochen ist mir allerdings klar geworden, dass das nicht geht, dass wir zu angespannt sind in den Situationen des Aufeinandertreffens und wie absurd es ist, wenn wir abends gemeinsam im Haus (er in seinem Zimmer, ich auf dem Sofa) sind. Ein gemeinsamer Abend auf dem Sofa war noch abstruser.
Inzwischen hat er sich auf mein Drängen eine Wohnung gesucht (er wäre auch gern noch länger in der WG-Situation verharrt inzwischen weiß ich, dass es nicht wegen mir war, sondern weil noch nicht klar war, was mit seiner derzeitigen großen Liebe läuft) und ist vor drei Wochen ausgezogen. Ich war bereits in den letzten Jahren durch seine Dienstreisen viel alleine, so dass das keine neue Situation ist für mich ist, abends alleine zu sein oder Termine im Freundeskreis ohne ihn wahrzunehmen. Ich bin wenn ich die Geschichten hier so lese noch relativ weich gefallen. Keine kleinen Kinder, ein eigenes Einkommen, Wohnsituation geklärt, Abende allein und Organisation des Alltags im Alleingang gewohnt. Er war lediglich die Sicherheit, mein Anker, mein Selbstverständnis und meine Eigenpositionierung im Hintergrund und wie ich dachte - meine große Liebe, die von Vertrauen und Respekt geprägt war.
Natürlich gibt es Stunden und Tage (ich merke es schon morgens beim Aufwachen), die in totaler Traurigkeit ablaufen. Aber auch hier habe ich analysiert, dass das eher das verletzte und zurückgewiesene Ego ist, das sich in Selbstmitleid suhlt, als die Tatsache, dass ich ihn jederzeit zurück nehmen würde. Das möchte ich nämlich nicht. Nur mein verdammtes Herz muss das noch begreifen. Ich habe natürlich auch stets ein schlechtes Gefühl im Magen und wie alle hier in der Phase auch ordentlich Gewicht gelassen (netter Effekt). Mein Anker sind meine Freunde, mein Lauftraining und ich habe mir bereits zwei Reisen gebucht, die ich im Laufe des nächsten halben Jahres antreten werde. Zudem sind meine Wochenenden vollgepackt mit Aktivitäten, so dass ein Freizeitloch nicht unbedingt auftreten kann. Die Abende in der Woche halte ich mir allerdings weitestgehend frei, um auch die Trauer um den nun mehr abzuschließenden Lebensabschnitt zuzulassen.
Hier im Forum habe ich gemerkt, dass viele Geschichten gleich ablaufen mit den gleichen Phasen der Ablösung. Ich finde das sehr hilfreich und möchte auch meine Gedanken mit dem ein oder anderen austauschen, zumal es bei der Neuordnung des Lebens hilft. Ich habe auch bemerkt, dass sich die Menschen hier in einer sehr schwierigen Lebenssituation super unterstützen und möchte meinen Teil dazu beitragen (und auch Unterstützung in schwachen Zeiten bekommen klar).
Ich habe vor 11 Tagen eine Kontaktsperre ausgesprochen, die jedoch gestern von ihm gebrochen werden musste, um einige organisatorische Dinge zu klären. Nun ist alles geklärt und ich habe noch einmal darauf verwiesen, vier Wochen nicht von ihm angeschrieben zu werden. Das hilft mir. Denn schreiben möchte ich nicht mit ihm, sehen möchte ich ihn schon mal gar nicht. Das macht mich dann doch sehr traurig.
So jetzt ist der Text sehr lang geworden, aber ich fand es notwendig, kurz anzureißen, was mich hierher gebracht hat. Danke, dass es das Forum gibt und danke für die Aufnahme unter gleichgesinnten!
01.03.2018 08:42 •
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